Hallo Acki,
ich habe ein Laufband zu Hause stehen und möchte es nicht mehr missen. Im Schnitt spule ich darauf jede Woche zwischen 10 und 35 km ab, mit wechselnden Geschwindigkeiten/Steigungen/Streckenlängen. Langweilig? Keine Spur. Ich empfinde es als großen Vorteil, dass ich beim Laufen geistig abschalten kann, ohne auf den Weg und etwaige Hindernisse achten zu müssen. Dafür brauche ich keinen Fernseher und kein Radio, ich laufe völlig ohne mediale Beschallung - und das bis zu zwei Stunden lang.
Ich laufe natürlich trotzdem auch gerne im Freien, aber das Laufband benutze ich trotzdem das ganze Jahr über. Es hat sowohl im Sommer bei großer Hitze als auch im Winter bei großer Kälte entscheidende Vorteile. Und das allerbeste: ich kann mich währenddessen auch mit meiner Frau (absolute Nichtläuferin) unterhalten und komme so nicht in den Konflikt, dass ich mich zeitlich zwischen Familie und Privatvergnügen entscheiden müsste.
Worauf du allerdings bei einem Laufband
unbedingt achten musst:
- Die Lauffläche muss groß sein. Alles unter 40x130 cm ist höchstens zum Gehen geeignet, bei höheren Geschwindigkeiten ist die Gefahr des Danebentretens viel zu groß. Generell gilt: je größer desto besser.
- Der Motor braucht eine vernünftige Dauerleistung. Viele Hersteller werben gerne mit der Maximalleistung, die aber in der Praxis eher irrelevant ist, da man ja mit langfristigen Belastungen arbeitet. Hier empfehle ich dir mindestens 2-3 PS Dauerleistung.
- Die Höchstgeschwindigkeit sollte deutlich höher sein als dein normales Lauftempo. Wenn dein Fuß beim Laufen auf das Band auftrifft, entstehen hohe dynamische Kräfte, die der Laufrichtung des Bandes entgegenwirken. Das kann dann bei Maximalgeschwindigkeit dazu führen, dass das Band bei jedem Auftreten für den Bruchteil einer Sekunde abstoppt, weil die Motorleistung nicht mehr ausreicht - und das ruckelt sehr unangenehm! Meiner Meinung nach sollte das Band schon mindestens 18 km/h schaffen, damit du auch mal Intervalle absolvieren kannst.
- Eine elektrische (d.h. motorische) Steigungsverstellung ist ausgesprochen praktisch, nicht nur für Bergläufe. Da beim Laufen der Gegenwind fehlt (und die Belastung durch die Dämpfung auch geringer ist als im Freien) laufe ich immer mit einer leichten Steigung von etwa 1-2 Prozent, um das wieder auszugleichen. Mein Laufband hat sogar eine negative Steigung, d.h. ich kann nicht nur bergauf sondern auch bergab trainieren (bergab allerdings nur mit geringerer Geschwindigkeit, aus Sicherheitsgründen).
Alle weiteren Eigenschaften sind je nach persönlichen Ansprüchen sinnvoll oder nicht. Das Band sollte vernünftige Handläufe und breite Seitenflächen haben, außerdem einen Notschalter bzw. Schlüssel, falls du mal ins Stolpern kommst. Eine Herzfrequenzmessung per Brustgurt ist eigentlich Standard, alle anderen Varianten (Handpulssensoren oder Ohrclip) sind Schwachsinn und zum Laufen nicht geeignet. Praktisch ist es, wenn das Band klappbar ist, dann braucht es zur Aufbewahrung nicht so viel Platz. (Allerdings sind die nicht klappbaren Bänder etwas stabiler in der Rahmenkonstruktion.) Schön sind Schnellwahltasten für Geschwindigkeit und Steigung, es geht aber auch ohne (d.h. mit einfachen Plus-Minus-Wahltasten). Gespeicherte Trainingsprofile sind ein nettes Feature, man kann auch ohne sie leben. Für die Dämpfung hat jeder Hersteller einen eigenen tollen Phantasienamen entwickelt, gut gedämpft sind (fast) alle - zumindest in einer vernünftigen Preisklasse.
Zum Thema "vernünftige Preisklasse": IMHO sind Laufbänder in der Klasse bis 800 Euro für einen Läufer ungeeignet, es sei denn, man will das Band nur einmal im Jahr zum Gehen benutzen. Halbwegs gute Bänder beginnen etwa bei 1500-Euro, nach oben sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Mein Laufband (Tunturi J9F) hat damals rund 3500,- Euro gekostet.
Eine schöne Übersicht über die Laufbänder einiger bekannter Marken findest du z.B.
hier. Da kannst du mal in Ruhe stöbern und dich über Vor- und Nachteile einzelner Modelle informieren. Ich würde dir aber beim Laufbandkauf das Gleiche empfehlen wie beim Laufschuhkauf: Erst im Laden ausprobieren! Wenn du dir ein teures Band in die Wohnung stellst und nicht damit zurechtkommst, ist es rausgeschmissenes Geld. (Zumal das Laufgefühl auf einem Laufband sowieso deutlich anders ist als in der freien Natur - viele Läufer können auf dem Band gar nicht laufen.)
Viele Worte - aber ich hoffe, es hilft dir bei deiner Entscheidung.
Viele Grüße
Hans-Peter
VLXter hat geschrieben:Als Nachteil empfinde ich, dass man darauf sich nicht so sehr anstrengen muss, da der "Boden" quasi selbst läuft und man sein Gewicht nicht voran treiben muss.
Darüber scheiden sich die Meinungen aber gewaltig. Viele empfinden das Laufbandlaufen sogar als anstrengender als in der freien Natur - darüber hatten wir hier auch schon ein paar Diskussionen. Aber wie gesagt: das muss jeder individuell für sich selbst entscheiden!