Nach Kurzvorstellung: mein Weg zum Laufen und der allererste Wettkampf
Verfasst: 26.09.2005, 12:41
Moin,
nach der Kurzvorstellung im entsprechenden Forum hier ein etwas längerer Bericht, wie und warum ich mit dem Laufen angefangen habe und wie es mir bisher erging.
Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch im Forum!
Vergangenheit
Was habe ich es früher gehasst – Laufen. OK, Sportcrack war ich ohnehin nie, doch Schwimmen, Tennis, ein bisschen Fußball, das habe ich zwar nicht gut (bis aufs Schwimmen), aber immerhin gern gemacht. Laufen hingegen war das Steckenpferd aller meiner Sportlehrer; vielleicht, weil sie es sich so schön einfach machen konnten: alle laufen volle Pulle, und irgendwann ist die Stunde rum. Null Didaktik. Logischerweise dann immer eine frustrierende Angelegenheit für die weniger Talentierten, die halbwegs mitzuhalten versuchten und ganz schnell mit den Kräften am Ende waren.
Zeitsprung
Frühjahr 2005. Ich, 36 Jahre alt, 1.81 Meter und mittlerweile 85 kg. Kein richtiger Sport seit mindestens 10 Jahren. Laufen? Ja, da ist man unabhängig, muss keine Kurse machen und spezielle Techniken lernen – und perfekte Strecken liegen direkt vor der Tür.
Also erst mal vernünftige Schuhe gekauft, einen Pulmesser dazu und ein bisschen eingelesen. Aha: langsam, leicht, locker, lang. 20 – 30 Minuten ohne Gehpausen funktionieren eigentlich von Anfang an, obwohl mich wohl jede Walking-Oma überholen könnte. Dann langsam gesteigert, innerhalb von zwei Monaten bis auf 60 Minuten. Streckenlänge? Keine Ahnung. Puls meist so zwischen 125 und 145; langsamer Trainingseffekt: ich darf ein bisschen höher gehen im Puls.
Erstes Schlüsselerlebnis
Irgendwann im Sommer: An einem Sonntag möchte ich etwa 70 Minuten laufen. Doch ach: Das norddeutsche Tiefland kann tückisch sein – ich verlaufe mich. Aber angehalten wird nicht, bloß weiter, und tatsächlich, irgendwann kommt es mir wieder bekannt vor. Die 70 Minuten sind gelaufen, zu Hause bin ich aber noch lange nicht. Dafür hat es schon 10 Minuten nach dem Start angefangen zu regnen. Keine Spaziergänger, keine Radfahrer. Nur ich und mein Körper. Na, einen kleinen Sprint zwischendurch? Das geht, und wie – fühlt sich klasse an. Nach 90 Minuten bin ich nass und glücklich zu Hause.
Die Wettkampfvorbereitung
Früher oder später muss mal ein Wettkampf sein. Training ist nicht dasselbe; außerdem sind meine Laufstrecken nicht vermessen, ich habe also keine Ahnung über mein wirkliches Leistungsvermögen. Und gerade, wenn ich langfristig mal auf die wirklich langen Strecken will, muss mal ein 10er zum Austarieren her. Also zum 10-km-Lauf in meiner alten Heimatstadt angemeldet. Und in den letzten Wochen tatsächlich noch ein paar Tempoeinheiten (Steigerungsläufe, Fahrtspiel) ins Training aufgenommen, dafür nicht mehr so viele längere Läufe. Und relativ disziplinierte Ernährung (immerhin -5 kg in drei Monaten): sehr wenig Alkohol, wenig Fett, sehr viel Gemüse, die letzte Woche kein Kaffee mehr, früh ins Bett. Dann noch ein bisschen Training für Bauch- und Rückenmuskulatur – kommt der Haltung zugute.
Der Wettkampf
Morgens um 10, das ist eine gute Startzeit. Sonne, kaum Wind. Etwa 300 Läufer am Start, darunter eine deutsche WM-Teilnehmerin (sie wird in 35 Minuten finishen, der schnellste Mann in 30 Minuten). Ich reihe mich im hinteren Viertel ein. Vorhaben: Nach Gefühl und Puls laufen, Richtwert ca. 175. Geht ganz ordentlich auf den ersten zwei Kilometern, pendelt aber schon Richtung 180. Km-Schnitt etwa 5:20 – huch, so schnell? Nach 3-4 Kilometern erste Zweifel: kann ich das Tempo halten? Puls rutscht knapp über 180, ich nehme Tempo raus. Die Sonne knallt ziemlich; hallo? Norddeutschland, Ende September, was soll das? Nach 4 km nehme ich doch einen Becher Wasser; ein bisschen gelangt auch in den Magen. Auf einem kurzen Stück Deichkrone (Gras!) laufen, dann die Kehre. Hier biegen auch die Marathonis ab, die 15 Minuten nach uns gestartet sind. Die zwei Schnellsten überholen mich gerade noch vor der Kehre. Zisch!
Ab ca. 6 km bringt es eigentlich keinen Spaß mehr. Der Kohlenhydratspeicher scheint schon leer zu sein(?), nun ja, für irgendwas muss das Fettstoffwechseltraining ja gut sein. Puls fällt nicht mehr unter 180, das Tempo sinkt dafür rapide. Bei 5 km ca. 30 Minuten. Dann die Innenstadt, hier auch viele Zuschauer. Erster Zieldurchlauf bei 7,5 km. Eigentlich könnte jetzt Schluss sein. Immerhin, einmal Winken für die Familie ist noch drin. Sehr viele Läufer sind schon mit der zweiten, kürzeren Runde durch und im Ziel. Jetzt wieder weniger Menschen, dafür kaum noch Überholende – viele sind wohl nicht mehr hinter mir. Immerhin: kein Krampf, keine Seitenstiche und der Magen-Darm-Trakt spielt auch mit. Fehlt mir nur das Selbstquäl-Gen? Was geht noch? Ankommen hat oberste Priorität, also jetzt lieber nicht schneller werden. Ein Senior läuft in meinem Bereich; obwohl er zwischendurch Gehpausen macht, bin ich nicht schneller. Aber durchlaufen will ich – ob ich nach Gehpausen noch wieder anlaufen könnte, weiß ich nicht. Endlich, die Innenstadt wieder. Jetzt noch ein kleiner Anstieg, und dann noch 400 Meter. Es reicht tatsächlich für eine Art Schlusssprint. Hätte ich wohl etwas früher anziehen können, aber ich wollte nicht auf der Zielgerade eingehen. Immerhin dürfte der Schlusskilometer der einzige sein, der nicht langsamer war als der vorige. Den Senior kaufe ich mir noch und auch den Läufer mit dem „Wiesenhof“-Shirt. Es werden die zwei einzigen männlichen Finisher sein, die hinter mir liegen – Platz 278 insgesamt. Der Zieleinlauf ist klasse. Und die Zeit? 1:07:23, netto 1:07:02. Durchschnittspuls 182. Na gut, drei Minimalziele erreicht: Ankommen, keine Gehpausen, unter 1:10. Die Stunde, auf die ich geschielt hatte, ist weit weg. Die 175 Durchschnittspuls waren zu hoch angesetzt. Bei 170 hätte ich vielleicht gleichmäßig durchlaufen können; was wäre drin gewesen? Vielleicht 1:03, 1:04.
Die Perspektive
Ich bin kein geborener Läufer. Aber natürlich geht’s weiter. Die Stundengrenze sollte sich nächstes Jahr knacken lassen, vielleicht reicht es bis Herbst zu einem Halbmarathon, wenn ich auch den Winter gut durchlaufe. Die Tempoeinheiten sind vorerst gestrichen; Grundlagenausdauer ist angesagt.
Und nächstes Wochenende gibt es erst mal 3-Sterne-Küche mit der Gattin.
Gruß,
Guido
nach der Kurzvorstellung im entsprechenden Forum hier ein etwas längerer Bericht, wie und warum ich mit dem Laufen angefangen habe und wie es mir bisher erging.
Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch im Forum!
Vergangenheit
Was habe ich es früher gehasst – Laufen. OK, Sportcrack war ich ohnehin nie, doch Schwimmen, Tennis, ein bisschen Fußball, das habe ich zwar nicht gut (bis aufs Schwimmen), aber immerhin gern gemacht. Laufen hingegen war das Steckenpferd aller meiner Sportlehrer; vielleicht, weil sie es sich so schön einfach machen konnten: alle laufen volle Pulle, und irgendwann ist die Stunde rum. Null Didaktik. Logischerweise dann immer eine frustrierende Angelegenheit für die weniger Talentierten, die halbwegs mitzuhalten versuchten und ganz schnell mit den Kräften am Ende waren.
Zeitsprung
Frühjahr 2005. Ich, 36 Jahre alt, 1.81 Meter und mittlerweile 85 kg. Kein richtiger Sport seit mindestens 10 Jahren. Laufen? Ja, da ist man unabhängig, muss keine Kurse machen und spezielle Techniken lernen – und perfekte Strecken liegen direkt vor der Tür.
Also erst mal vernünftige Schuhe gekauft, einen Pulmesser dazu und ein bisschen eingelesen. Aha: langsam, leicht, locker, lang. 20 – 30 Minuten ohne Gehpausen funktionieren eigentlich von Anfang an, obwohl mich wohl jede Walking-Oma überholen könnte. Dann langsam gesteigert, innerhalb von zwei Monaten bis auf 60 Minuten. Streckenlänge? Keine Ahnung. Puls meist so zwischen 125 und 145; langsamer Trainingseffekt: ich darf ein bisschen höher gehen im Puls.
Erstes Schlüsselerlebnis
Irgendwann im Sommer: An einem Sonntag möchte ich etwa 70 Minuten laufen. Doch ach: Das norddeutsche Tiefland kann tückisch sein – ich verlaufe mich. Aber angehalten wird nicht, bloß weiter, und tatsächlich, irgendwann kommt es mir wieder bekannt vor. Die 70 Minuten sind gelaufen, zu Hause bin ich aber noch lange nicht. Dafür hat es schon 10 Minuten nach dem Start angefangen zu regnen. Keine Spaziergänger, keine Radfahrer. Nur ich und mein Körper. Na, einen kleinen Sprint zwischendurch? Das geht, und wie – fühlt sich klasse an. Nach 90 Minuten bin ich nass und glücklich zu Hause.
Die Wettkampfvorbereitung
Früher oder später muss mal ein Wettkampf sein. Training ist nicht dasselbe; außerdem sind meine Laufstrecken nicht vermessen, ich habe also keine Ahnung über mein wirkliches Leistungsvermögen. Und gerade, wenn ich langfristig mal auf die wirklich langen Strecken will, muss mal ein 10er zum Austarieren her. Also zum 10-km-Lauf in meiner alten Heimatstadt angemeldet. Und in den letzten Wochen tatsächlich noch ein paar Tempoeinheiten (Steigerungsläufe, Fahrtspiel) ins Training aufgenommen, dafür nicht mehr so viele längere Läufe. Und relativ disziplinierte Ernährung (immerhin -5 kg in drei Monaten): sehr wenig Alkohol, wenig Fett, sehr viel Gemüse, die letzte Woche kein Kaffee mehr, früh ins Bett. Dann noch ein bisschen Training für Bauch- und Rückenmuskulatur – kommt der Haltung zugute.
Der Wettkampf
Morgens um 10, das ist eine gute Startzeit. Sonne, kaum Wind. Etwa 300 Läufer am Start, darunter eine deutsche WM-Teilnehmerin (sie wird in 35 Minuten finishen, der schnellste Mann in 30 Minuten). Ich reihe mich im hinteren Viertel ein. Vorhaben: Nach Gefühl und Puls laufen, Richtwert ca. 175. Geht ganz ordentlich auf den ersten zwei Kilometern, pendelt aber schon Richtung 180. Km-Schnitt etwa 5:20 – huch, so schnell? Nach 3-4 Kilometern erste Zweifel: kann ich das Tempo halten? Puls rutscht knapp über 180, ich nehme Tempo raus. Die Sonne knallt ziemlich; hallo? Norddeutschland, Ende September, was soll das? Nach 4 km nehme ich doch einen Becher Wasser; ein bisschen gelangt auch in den Magen. Auf einem kurzen Stück Deichkrone (Gras!) laufen, dann die Kehre. Hier biegen auch die Marathonis ab, die 15 Minuten nach uns gestartet sind. Die zwei Schnellsten überholen mich gerade noch vor der Kehre. Zisch!
Ab ca. 6 km bringt es eigentlich keinen Spaß mehr. Der Kohlenhydratspeicher scheint schon leer zu sein(?), nun ja, für irgendwas muss das Fettstoffwechseltraining ja gut sein. Puls fällt nicht mehr unter 180, das Tempo sinkt dafür rapide. Bei 5 km ca. 30 Minuten. Dann die Innenstadt, hier auch viele Zuschauer. Erster Zieldurchlauf bei 7,5 km. Eigentlich könnte jetzt Schluss sein. Immerhin, einmal Winken für die Familie ist noch drin. Sehr viele Läufer sind schon mit der zweiten, kürzeren Runde durch und im Ziel. Jetzt wieder weniger Menschen, dafür kaum noch Überholende – viele sind wohl nicht mehr hinter mir. Immerhin: kein Krampf, keine Seitenstiche und der Magen-Darm-Trakt spielt auch mit. Fehlt mir nur das Selbstquäl-Gen? Was geht noch? Ankommen hat oberste Priorität, also jetzt lieber nicht schneller werden. Ein Senior läuft in meinem Bereich; obwohl er zwischendurch Gehpausen macht, bin ich nicht schneller. Aber durchlaufen will ich – ob ich nach Gehpausen noch wieder anlaufen könnte, weiß ich nicht. Endlich, die Innenstadt wieder. Jetzt noch ein kleiner Anstieg, und dann noch 400 Meter. Es reicht tatsächlich für eine Art Schlusssprint. Hätte ich wohl etwas früher anziehen können, aber ich wollte nicht auf der Zielgerade eingehen. Immerhin dürfte der Schlusskilometer der einzige sein, der nicht langsamer war als der vorige. Den Senior kaufe ich mir noch und auch den Läufer mit dem „Wiesenhof“-Shirt. Es werden die zwei einzigen männlichen Finisher sein, die hinter mir liegen – Platz 278 insgesamt. Der Zieleinlauf ist klasse. Und die Zeit? 1:07:23, netto 1:07:02. Durchschnittspuls 182. Na gut, drei Minimalziele erreicht: Ankommen, keine Gehpausen, unter 1:10. Die Stunde, auf die ich geschielt hatte, ist weit weg. Die 175 Durchschnittspuls waren zu hoch angesetzt. Bei 170 hätte ich vielleicht gleichmäßig durchlaufen können; was wäre drin gewesen? Vielleicht 1:03, 1:04.
Die Perspektive
Ich bin kein geborener Läufer. Aber natürlich geht’s weiter. Die Stundengrenze sollte sich nächstes Jahr knacken lassen, vielleicht reicht es bis Herbst zu einem Halbmarathon, wenn ich auch den Winter gut durchlaufe. Die Tempoeinheiten sind vorerst gestrichen; Grundlagenausdauer ist angesagt.
Und nächstes Wochenende gibt es erst mal 3-Sterne-Küche mit der Gattin.
Gruß,
Guido