Ein richtig toller Einbruch: (oder wie genial ein Marathon über 5h Std. sein kann)
Verfasst: 27.09.2005, 09:49
Hallo,
Es ist geschafft. Wir sind zurück aus Berlin, wo wir ein tolles Wochenende mit allen Höhen und Tiefen erlebt haben. Ich werde dieses Wochenende auf jeden Fall nicht vergessen.
Da meine Freundin und ich beide Marathon laufen, jedoch noch nie gleichzeitig über das Ziel gerannt sind, habe ich mich entschlossen, den Pacer für meine Freundin zu spielen.
Ihre bisherige PB lag bei 4:37 in Hamburg, wo sie locker und entspannt gelaufen ist. Da sie 10km in 51 locker geschafft hat, haben wir beschlossen, eine Zeit unter 4:20h anzugehen. Meine Freundin war super vorbereitet, unsere Unterstützung war am Feld postiert. (Unterstützer spielten unsere Eltern, die sich auch an diesem WE das erste Mal trafen! War spannend aber letztlich doch locker).
Wir wussten vorher, dass meine Freundin ab und an beim Laufen Herzrasen bekommt, cardiologisch abgecheckt brauchten wir uns gesundheitlich keinerlei Gedanken machen, allerdings, sollte es beim Marathon auftreten, kann das das ganze Rennen kaputt und sehr sehr schwer werden.
Da diese Herzbeschwerden normalerweise vorhersehbar waren, hatte Maike, also meine Freundin, alles unternommen, dass nichts passieren konnte.
So gingen wir am Morgen des 25.9.2005 gut gelaunt an den Anfang des letzten Blockes H in die Reihen der Starter. Es war schon jetzt eine tolle Athmosphäre. Begleitet wurden wir von einer Freundin, die schon vor zwei Jahren in Berlin mitgelaufen war und eine ähnliche Zeit wie wir laufen wollten. Eine kleine Aerobic- Einheit auf nem großen Podest, ließ den Läufern keine Chance kalt zu werden. Alles funktionierte hervorragend, es waren sogar so viele DIXIes vorhanden, dass keine Schlangen zu sehen waren.
Gänsehaut- Feeling, als der Startschuss viel. Gut gelaunt rückten wir nach vorne und kurz nach dem letzten Startschuss ging es auf zum Marathon.
Alles lief nach Plan, die ersten 2 Km ein wenig langsamer, war ja ganz schön voll, genau wie meine Blase, (die ich kurz noch an einem naheliegenden Baum entleerte).
Nach zwei km hatten wir aber genung Platz, einen gemütlichen 6km Schnitt zu laufen. Klappte hervorragend. Genau 2km. "Scheisse" hörte ich meine Freundin bei km 4 keuchen. "Das Herz." Sie guckte mich gequält an und iich wusste, dass das nichts gutes bedeutete. Ihr Puls stieg auf gute 90- 95% HFMAX an. Dennoch schaffte sie es, die ersten 10 km in 1:03 zu bewältigen. Unsere Freundin schickten wir dann aber, ihr Tempo zu laufen, da wir wußten, dass wir ihr Tempo nicht halten würden.
Kilometer für Kilometer wurden wir immer langsamer. Maike hoffte, ihre Herzfrequenz könne sich normalisieren. Allerdings sah es nicht so aus. Sie fluchte keuchend vor sich hin und war richtig verzweifelt. Da hat sie 12 Wochen super trainiert, bei keinem langen Lauf hat sie diese Probleme diesmal gehabt, dann so was.
Man konnte ihr die Verzweiflung ansehen und ich versuchte nur, meine Freundin ein wenig aufzuheitern. Maike quälte sich von km zu km. bei km 15 hatte sie sich entschlossen, auf jeden Fall bis km 24 weiter zu laufen, da sollten wir auf ihre Eltern und Schwester treffen. Die Option stand, auf jeden Fall dort eine Gehpause einzulegen, und evtl. die Qual abzubrechen. Die Bestzeit war eh schon in weite Ferne gerückt und sie war völlig am Ende.
Am km20 trafen wir auf meine Eltern, die später berichteten, dass sie Maike am liebsten dort schon aus dem Rennen geholt hatten. Hier hatten wir die erste Gehpause eingelegt.
Die Zeit? Total egal.
Aber Maike wollte weiter. Wenigstens bis zu ihren Eltern. 4 km weiter und gut 30 min später trafen wir auf Maikes Eltern. Maike konnte sich nicht mehr zurückhalten, viel ihren Eltern in die Arme und die Tränen liefen. Wir nicht mehr. Ich hatte mich schon fast darauf eingerichtet, wollte die Nr. abnehmen und vielleicht noch Moni anfeuern. Aber so kam es nicht.
Sie wollte sich nicht damit abfinden. Sie wollte es noch mal versuchen.
Ok, wir sollten ihre Eltern noch bei km 30 treffen und dann weiter entscheiden. Wir entschieden uns 2km langsam weiter zu laufen und dann eine Gehpause einzulegen, Daraus wurde dann unser weiterer Rhythmus.
"Und wenn ich 5 std. laufe. Ich will durch das Brandenburger Tor laufen schimpfte sie."
Sie war hier schon absolut platt. Völlig am Ende. Bei km 26. Sie hatte keine Schmerzen, keine Kreislaufprobleme. Völlig kaputt halt. Aber sie lief weiter. Ich konnte es nicht glauben und irgendwie machte mich das unglaublich stolz. Ich bekam sowas, wie einen Runners High. Ich freute mich so darüber, wie man so eine Willenskraft haben kann.
Meine Euphorie führte dazu, dass ich dass Publikum anfeuerte, Maike anzufeuern. Und sie feuerten uns an, und wie!!
Das half und langsam aber stetig, bewegten wir uns im letzten Viertel des Feldes nach vorne.
Km30 schlürfte an uns vorbei. Ich strahlte meine vielleicht zukünftigen Schwiegereltern an. Maike dachte nicht daran, hier aufzuhören. Das machte mich stolz, wir liefen weiter.
Bei km36 sollten wir meine Eltern wiedertreffen. "Wenn wir da angekommen sind, dann hör ich erst recht nicht mehr auf." Sie wirkte so entschlossen.
Ich nahm es ihr ab.
Es vergingen gut 45min, als wir dort ankamen. Die Zuschauer standen immer noch zahlreich, und wir waren nicht die einzigen, die mit einem Durchschnittstempo von 7-8min/km die Strecke entlangschlichen. Einige liefen konstant in diesem Tempo. Andere liefen und machten Gehpausen. Wiederum andere liefen und setzten sich, oder stützten sich an Bäume, um ihre verkrampften Muskeln zu dehnen. Nöchmal andere lagen auf den jetzt auftauchenden Massageliegen und liessen sich ihre Muskeln lockern.
Bei meinen Eltern wollte Maike nicht stehen bleiben, sie war zu sehr den Tränen nahe und wollte jetzt nicht schon wieder weinen. Wir wurden super von ihnen angefeuert und Maike....SIE KÄMPFTE WEITER.
Immer noch standen die Zuschauer an der Strecke. Ich kommunizierte mit ihnen, annimierte sie, uns anzufeuern, und sie reagierten. Es war so klasse. Meine Freundin hatte eine unglaubliche Willenskraft.
Das alles zusammen euphorisierte mich TOTAL. Allerdings war mir ihre Gesundheit am wichtigsten und wir wandten uns auch einmal an eine der medizinischen Versorgungsstellen. Sie boten an, ein EKG zu machen, da lief sie schon wieder. Der Sani rief mir mit bösem Blick hinterher "PAss bloß auf sie auf."
Klar, hab ich auch gemacht. Wenn ich gemerkt hätte, dass sie kippt, also Herzschmerzen oder Kreislaufschwierigkeiten bekommt, ich hätte sie, wenn notwendig auf die Tragen gelegt und gefesselt.
Dem war aber nicht so. Sie hörte auf ihren verrückten Körper und ihr ebenso verrücktes Herz, legte immer mehr Gehpausen ein. Lief immer langsamer, aber sie lief... und wie!!
Bei km 37 treffen wir auf ein gehendes, völlig verzweifeltes Mädchen, welches von ihrem Freund getröstet wird. Meine völlig platte Freundin hält bei ihr an, tröstet sie, und flüstert ihr zu "Du schaffst es, du brauchst nicht weinen. Komm, wir laufen wieder an. Komm."
Sie lief wieder an. Tränen liefen runter, aber sie beruhigte sich.
Wir liefen mit ihr und ihrem Freund kurz zusammen, beim letzten Getränkestand verloren wir uns.
Ich konnte es nicht glauben, meine Freundin ist völlig am Ende und hilft dann noch anderen. ICH LIEBE SIE. ICH BIN UNGLAUBLICH STOLZ.
Klasse. Bei km 38 sehen wir das erste Mal das BRandeburger Tor. Was für eine Motivation! Bei km 39 treffen wir noch mal auf Maikes Eltern. Ob sie schon wissen, dass ich ihre Tochter mal heiraten werde? Ich bin seit mittlerweile 12km auf einem totalen emotionalen Hoch. Wie auf Drogen. Der Lauf, mein Stolz mit so einer Kämpferin zu Laufen
Die Zeit? Wir wissen längst, dass wir nicht mehr unter 5 std. laufen können.
Hier hinten halten alle zusammen. Und die Zuschauer stehen immer noch am Rand und feuern uns an. Wahnsinn.
Bei Km 40 biegen wir auf die Zielgerade ein, in der Ferne sehe ich die Flamme rouge. Der letzte Kilometer, Maike ist völlig am Ende. Sie keucht, aber kämpft. Ich feuere die Zuschauer an, schrei ins Publikum, Jubele jetzt schon, das Publikum geht mit und das hilft Maike.
Eine Frau fragt uns keuchend, ob das das Ziel sei. "nein, du hast noch einen Kilometer. Der wird der schönste das sage ich dir!" antworte ich ihr und strahle sie an. "Glube ich nicht. Meine Beine spür ich nicht mehr, die laufen selbständig", "Umso besser!!" kann ich da nur sagen!
Ach ja. Kurz vorher, bei km 40, laufen wir an einer Sambatruppe vorbei. Leichtbekleidete Frauen. Da wird meine Freundin wach. " Guck weg!!" Das war eindeutig. Dafür hat sie noch Kraft. Sie lächelt.
Bei km 41 stehen ihre Eltern noch mal. Klasse.
Es geht durchs Brandenburger Tor. Wir laufen Hand in Hand durch. Euphorie bei mir und auch noch mal bei Maike
Maike erzählt nachher, dass sie es so gemein fand, dass es dann immer noch 200 Meter bis zum Ziel sind.
Ich hüpfe die letzten 200 Meter. Es sind immer noch total viele Leute auf der Tribüne. Ich sporn eine Welle an. Bedanke mich lautstark für ihre Ausdauer, jubele, zeig auf Maike. Das Publikum macht mit. Wir werden bejubelt wie die ersten!! GEIL!!!
Auf der Ziellinie halten wir an und küssen uns. Hoffentlich kriegen wir das Foto.
Das war eine Spitzenleistung. 5:10 h. an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Maike hat es geschafft.
Der Frust über die langsame Zeit kam auch. Logisch. So lange trainiert. Sie weiss, dass sie so schnell laufen kann. dann so was.
Aber sie weiss um die Umstände und da ist es genial, dass wir durchgekommen sind.
Für mich war es einmalig. Alle Finisher sind Helden. Erst recht die Leute, die im hinteren Feld ankommen. Das ist eine verdammt geile Leistung!!
An alle, die sich im so beliebten Thread ausgelassen haben über die über 5h- Läufer. Es kann so viel passieren. Ihr kriegt von denen dahinten doch überhaupt nichts mit. Also spart euch eure Meckerei. Ach, und die diejenigen schnellen, die die Medaille wegwerfen, weil die langsamen hinten die gleiche kriegen. Vielen Dank, mit Euch wollen wir dieses Erlebnis auch wirklich nicht teilen.
ALLEN, ABER WIRKLICH ALLEN LÄUFERN, DIE GEKÄMPFT UND GEFIGHTET HABEN, DIE IHRE PB GESCHAFFT HABEN ODER AUCH NICHT, DIE MIT EINEN LACHEN ODER WEINEN INS ZIEL GEKOMMEN SIND
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
Und Maike, ich liebe dich!!
Gruß, Michael
Es ist geschafft. Wir sind zurück aus Berlin, wo wir ein tolles Wochenende mit allen Höhen und Tiefen erlebt haben. Ich werde dieses Wochenende auf jeden Fall nicht vergessen.
Da meine Freundin und ich beide Marathon laufen, jedoch noch nie gleichzeitig über das Ziel gerannt sind, habe ich mich entschlossen, den Pacer für meine Freundin zu spielen.
Ihre bisherige PB lag bei 4:37 in Hamburg, wo sie locker und entspannt gelaufen ist. Da sie 10km in 51 locker geschafft hat, haben wir beschlossen, eine Zeit unter 4:20h anzugehen. Meine Freundin war super vorbereitet, unsere Unterstützung war am Feld postiert. (Unterstützer spielten unsere Eltern, die sich auch an diesem WE das erste Mal trafen! War spannend aber letztlich doch locker).
Wir wussten vorher, dass meine Freundin ab und an beim Laufen Herzrasen bekommt, cardiologisch abgecheckt brauchten wir uns gesundheitlich keinerlei Gedanken machen, allerdings, sollte es beim Marathon auftreten, kann das das ganze Rennen kaputt und sehr sehr schwer werden.
Da diese Herzbeschwerden normalerweise vorhersehbar waren, hatte Maike, also meine Freundin, alles unternommen, dass nichts passieren konnte.
So gingen wir am Morgen des 25.9.2005 gut gelaunt an den Anfang des letzten Blockes H in die Reihen der Starter. Es war schon jetzt eine tolle Athmosphäre. Begleitet wurden wir von einer Freundin, die schon vor zwei Jahren in Berlin mitgelaufen war und eine ähnliche Zeit wie wir laufen wollten. Eine kleine Aerobic- Einheit auf nem großen Podest, ließ den Läufern keine Chance kalt zu werden. Alles funktionierte hervorragend, es waren sogar so viele DIXIes vorhanden, dass keine Schlangen zu sehen waren.
Gänsehaut- Feeling, als der Startschuss viel. Gut gelaunt rückten wir nach vorne und kurz nach dem letzten Startschuss ging es auf zum Marathon.
Alles lief nach Plan, die ersten 2 Km ein wenig langsamer, war ja ganz schön voll, genau wie meine Blase, (die ich kurz noch an einem naheliegenden Baum entleerte).
Nach zwei km hatten wir aber genung Platz, einen gemütlichen 6km Schnitt zu laufen. Klappte hervorragend. Genau 2km. "Scheisse" hörte ich meine Freundin bei km 4 keuchen. "Das Herz." Sie guckte mich gequält an und iich wusste, dass das nichts gutes bedeutete. Ihr Puls stieg auf gute 90- 95% HFMAX an. Dennoch schaffte sie es, die ersten 10 km in 1:03 zu bewältigen. Unsere Freundin schickten wir dann aber, ihr Tempo zu laufen, da wir wußten, dass wir ihr Tempo nicht halten würden.
Kilometer für Kilometer wurden wir immer langsamer. Maike hoffte, ihre Herzfrequenz könne sich normalisieren. Allerdings sah es nicht so aus. Sie fluchte keuchend vor sich hin und war richtig verzweifelt. Da hat sie 12 Wochen super trainiert, bei keinem langen Lauf hat sie diese Probleme diesmal gehabt, dann so was.
Man konnte ihr die Verzweiflung ansehen und ich versuchte nur, meine Freundin ein wenig aufzuheitern. Maike quälte sich von km zu km. bei km 15 hatte sie sich entschlossen, auf jeden Fall bis km 24 weiter zu laufen, da sollten wir auf ihre Eltern und Schwester treffen. Die Option stand, auf jeden Fall dort eine Gehpause einzulegen, und evtl. die Qual abzubrechen. Die Bestzeit war eh schon in weite Ferne gerückt und sie war völlig am Ende.
Am km20 trafen wir auf meine Eltern, die später berichteten, dass sie Maike am liebsten dort schon aus dem Rennen geholt hatten. Hier hatten wir die erste Gehpause eingelegt.
Die Zeit? Total egal.
Aber Maike wollte weiter. Wenigstens bis zu ihren Eltern. 4 km weiter und gut 30 min später trafen wir auf Maikes Eltern. Maike konnte sich nicht mehr zurückhalten, viel ihren Eltern in die Arme und die Tränen liefen. Wir nicht mehr. Ich hatte mich schon fast darauf eingerichtet, wollte die Nr. abnehmen und vielleicht noch Moni anfeuern. Aber so kam es nicht.
Sie wollte sich nicht damit abfinden. Sie wollte es noch mal versuchen.
Ok, wir sollten ihre Eltern noch bei km 30 treffen und dann weiter entscheiden. Wir entschieden uns 2km langsam weiter zu laufen und dann eine Gehpause einzulegen, Daraus wurde dann unser weiterer Rhythmus.
"Und wenn ich 5 std. laufe. Ich will durch das Brandenburger Tor laufen schimpfte sie."
Sie war hier schon absolut platt. Völlig am Ende. Bei km 26. Sie hatte keine Schmerzen, keine Kreislaufprobleme. Völlig kaputt halt. Aber sie lief weiter. Ich konnte es nicht glauben und irgendwie machte mich das unglaublich stolz. Ich bekam sowas, wie einen Runners High. Ich freute mich so darüber, wie man so eine Willenskraft haben kann.
Meine Euphorie führte dazu, dass ich dass Publikum anfeuerte, Maike anzufeuern. Und sie feuerten uns an, und wie!!
Das half und langsam aber stetig, bewegten wir uns im letzten Viertel des Feldes nach vorne.
Km30 schlürfte an uns vorbei. Ich strahlte meine vielleicht zukünftigen Schwiegereltern an. Maike dachte nicht daran, hier aufzuhören. Das machte mich stolz, wir liefen weiter.
Bei km36 sollten wir meine Eltern wiedertreffen. "Wenn wir da angekommen sind, dann hör ich erst recht nicht mehr auf." Sie wirkte so entschlossen.
Ich nahm es ihr ab.
Es vergingen gut 45min, als wir dort ankamen. Die Zuschauer standen immer noch zahlreich, und wir waren nicht die einzigen, die mit einem Durchschnittstempo von 7-8min/km die Strecke entlangschlichen. Einige liefen konstant in diesem Tempo. Andere liefen und machten Gehpausen. Wiederum andere liefen und setzten sich, oder stützten sich an Bäume, um ihre verkrampften Muskeln zu dehnen. Nöchmal andere lagen auf den jetzt auftauchenden Massageliegen und liessen sich ihre Muskeln lockern.
Bei meinen Eltern wollte Maike nicht stehen bleiben, sie war zu sehr den Tränen nahe und wollte jetzt nicht schon wieder weinen. Wir wurden super von ihnen angefeuert und Maike....SIE KÄMPFTE WEITER.
Immer noch standen die Zuschauer an der Strecke. Ich kommunizierte mit ihnen, annimierte sie, uns anzufeuern, und sie reagierten. Es war so klasse. Meine Freundin hatte eine unglaubliche Willenskraft.
Das alles zusammen euphorisierte mich TOTAL. Allerdings war mir ihre Gesundheit am wichtigsten und wir wandten uns auch einmal an eine der medizinischen Versorgungsstellen. Sie boten an, ein EKG zu machen, da lief sie schon wieder. Der Sani rief mir mit bösem Blick hinterher "PAss bloß auf sie auf."
Klar, hab ich auch gemacht. Wenn ich gemerkt hätte, dass sie kippt, also Herzschmerzen oder Kreislaufschwierigkeiten bekommt, ich hätte sie, wenn notwendig auf die Tragen gelegt und gefesselt.
Dem war aber nicht so. Sie hörte auf ihren verrückten Körper und ihr ebenso verrücktes Herz, legte immer mehr Gehpausen ein. Lief immer langsamer, aber sie lief... und wie!!
Bei km 37 treffen wir auf ein gehendes, völlig verzweifeltes Mädchen, welches von ihrem Freund getröstet wird. Meine völlig platte Freundin hält bei ihr an, tröstet sie, und flüstert ihr zu "Du schaffst es, du brauchst nicht weinen. Komm, wir laufen wieder an. Komm."
Sie lief wieder an. Tränen liefen runter, aber sie beruhigte sich.
Wir liefen mit ihr und ihrem Freund kurz zusammen, beim letzten Getränkestand verloren wir uns.
Ich konnte es nicht glauben, meine Freundin ist völlig am Ende und hilft dann noch anderen. ICH LIEBE SIE. ICH BIN UNGLAUBLICH STOLZ.
Klasse. Bei km 38 sehen wir das erste Mal das BRandeburger Tor. Was für eine Motivation! Bei km 39 treffen wir noch mal auf Maikes Eltern. Ob sie schon wissen, dass ich ihre Tochter mal heiraten werde? Ich bin seit mittlerweile 12km auf einem totalen emotionalen Hoch. Wie auf Drogen. Der Lauf, mein Stolz mit so einer Kämpferin zu Laufen
Die Zeit? Wir wissen längst, dass wir nicht mehr unter 5 std. laufen können.
Hier hinten halten alle zusammen. Und die Zuschauer stehen immer noch am Rand und feuern uns an. Wahnsinn.
Bei Km 40 biegen wir auf die Zielgerade ein, in der Ferne sehe ich die Flamme rouge. Der letzte Kilometer, Maike ist völlig am Ende. Sie keucht, aber kämpft. Ich feuere die Zuschauer an, schrei ins Publikum, Jubele jetzt schon, das Publikum geht mit und das hilft Maike.
Eine Frau fragt uns keuchend, ob das das Ziel sei. "nein, du hast noch einen Kilometer. Der wird der schönste das sage ich dir!" antworte ich ihr und strahle sie an. "Glube ich nicht. Meine Beine spür ich nicht mehr, die laufen selbständig", "Umso besser!!" kann ich da nur sagen!
Ach ja. Kurz vorher, bei km 40, laufen wir an einer Sambatruppe vorbei. Leichtbekleidete Frauen. Da wird meine Freundin wach. " Guck weg!!" Das war eindeutig. Dafür hat sie noch Kraft. Sie lächelt.
Bei km 41 stehen ihre Eltern noch mal. Klasse.
Es geht durchs Brandenburger Tor. Wir laufen Hand in Hand durch. Euphorie bei mir und auch noch mal bei Maike
Maike erzählt nachher, dass sie es so gemein fand, dass es dann immer noch 200 Meter bis zum Ziel sind.
Ich hüpfe die letzten 200 Meter. Es sind immer noch total viele Leute auf der Tribüne. Ich sporn eine Welle an. Bedanke mich lautstark für ihre Ausdauer, jubele, zeig auf Maike. Das Publikum macht mit. Wir werden bejubelt wie die ersten!! GEIL!!!
Auf der Ziellinie halten wir an und küssen uns. Hoffentlich kriegen wir das Foto.
Das war eine Spitzenleistung. 5:10 h. an der Grenze der Leistungsfähigkeit. Maike hat es geschafft.
Der Frust über die langsame Zeit kam auch. Logisch. So lange trainiert. Sie weiss, dass sie so schnell laufen kann. dann so was.
Aber sie weiss um die Umstände und da ist es genial, dass wir durchgekommen sind.
Für mich war es einmalig. Alle Finisher sind Helden. Erst recht die Leute, die im hinteren Feld ankommen. Das ist eine verdammt geile Leistung!!
An alle, die sich im so beliebten Thread ausgelassen haben über die über 5h- Läufer. Es kann so viel passieren. Ihr kriegt von denen dahinten doch überhaupt nichts mit. Also spart euch eure Meckerei. Ach, und die diejenigen schnellen, die die Medaille wegwerfen, weil die langsamen hinten die gleiche kriegen. Vielen Dank, mit Euch wollen wir dieses Erlebnis auch wirklich nicht teilen.
ALLEN, ABER WIRKLICH ALLEN LÄUFERN, DIE GEKÄMPFT UND GEFIGHTET HABEN, DIE IHRE PB GESCHAFFT HABEN ODER AUCH NICHT, DIE MIT EINEN LACHEN ODER WEINEN INS ZIEL GEKOMMEN SIND
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH
Und Maike, ich liebe dich!!
Gruß, Michael