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2. Tui-Marathon: Die "Wunderläufer" waren dabei!

Verfasst: 26.10.2005, 16:21
von Indy
Gregor vom Team Wunderläufer (http://www.wunderlaeufer.de) berichtet über den heissen Marathon auf der spanischen Urlauberiunsel

Palma de Mallorca, 23.10.2005

”Ein Wunder Gregor läuft”

Ich möchte ein wenig über meinen Lauf schreiben – es wird hoffentlich nicht der einzige Bericht bleiben.

Wie es auf den Wunderläufermottoshirts so schön heißt: „ein Wunder Gregor läuft“ – und wie er das tut! (diese grammatikalische Meisterleistung haben wir unserem Trikotbeflocker zu verdanken :nene: )

Es ist warm und die Schlange vor dem spanischen Boxi-Häuschen (ein Dixi mit „Gangschaltung“/Spülung) wird immer länger. Selbst Ramona Drews reiht sich brav ein. „Onkel Jürgen“ versucht sich unweit von uns Wunderläufern zu verstecken – der Trubel ist wohl doch zu groß.

Wir "Wunderläufer" nehmen das alles mit Humor – wir heißt in diesem Fall: Andrea „Easy“, Bibi, Melanie, Kai, Karlchen (Michael K.), Theo und ich.

Jeder hat heute ganz eigene Ziele und Vorstellungen von diesem Lauf. Ich beschränke mich darauf, dass ich als Hase für Bibis ersten Halbmarathon fungiere und danach werde ich schauen, was aus meinem persönlichen Lauf mache.

Die Sonne erwärmt das Starterfeld und ich bin auf die nächsten Stunden gespannt.

Aus den Lautsprechern wird gleich mehrsprachig anmoderiert. Wie immer wird der Countdown gezählt und es geht raus in den schläfrigen Westen von Palma da Mallorca.

Die Sonne strahlt, die Luft ist früh morgens schon ein wenig dick und fühlt sich an, als trinke man sie, anstatt sie zu atmen. Eine alte Dame schlendert als eine der wenigen Zuschauer auf dem Gehsteig, begleitet von ihrem Hund im Handtaschenformat, liest Zeitung und beachtet die Läufer(innen) kaum, obwohl einige Promis gerade passieren: Antonia aus Tirol und der selbsternannte König von Mallorca machen hier noch eine gute Figur. Und wir?

Wir sind viel zu schnell unterwegs, aber es läuft halt gut. Ich achte darauf, da wir beide genug trinken und versuche das Tempo gleichmäßig zu gestalten.

Auf km 9 ungefähr kommt uns Easy entgegen, die an km 3 noch auf dem zweiten Platz der Damen lag, zeigt mir kurz an, dass es gar nicht nach Plan läuft – schade, denn hier hätte Easy Chancen aufs Treppchen gehabt!

Wo die Strecke nun in die Altstadt dieser herrlichen Metropole führt, beginnt der Genießerteil er Strecke. Die kleinen Gässchen und die urigen Untergründe lassen einen fast vergessen, dass es hier um Sport geht. Immer wieder geht mein prüfender Blick auf Bibi. Sie atmet teilweise schwer aber scheint sich gut zu fühlen. Sie trinkt widerwillig und ab km 13 geht es fast mit der Dame durch und ich muß sie arg bremsen. Wir sprechen nicht viel – brauchen wir nicht – es läuft besser als ursprünglich geplant für uns!

Immer verwinkelter wird die Strecke und ab und an hat man den Einblick auf die nachfolgenden Läufer(innen) - einen erkenne ich: „THEO!!!!“ brülle ich – er hört nicht: sein MP3-Player dröhnt wohl zu laut!

Die Kilometer verfliegen geradezu und da verlassen wir auch schon die nette Innenstadt – km 20 naht: der Trennpunkt von Halbmarathon und der Marathonstrecke: nun muß ich eine Entscheidung treffen: soll ich mit abdrehen zum Halbmarathonziel oder doch meinem Runners-Knee (welches seit Biel nur Probleme bereitet) die gewaltige Belastung eines Marathonlaufes zumuten? Bisher hatte ich kaum Probleme mit der Sehne am Knie – also riskiere ich es und ab geht es in Richtung El Arenal. Vorher verabschiede ich mich von Bibi, die sicher unter 2h bleiben wird – beim ersten Halbmarathon eine magische Zeit!

Ich ärgere mich schwarz: auf der Halbmarathonmarke sticht das Knie auf einmal ganz gewaltig – ich fluche vor mich hin! Eine Flasche Wasser auf das Knie zur Kühlung, Dehnübungen, das muß reichen!
Die folgenden zwei Kilometer ziehen sich für mich wie Kaugummi, aber dann gibt die Sehne endlich Ruhe und ich kann wieder einen Rhythmus durchlaufen. Ich lerne viele neue Läufer kennen und insgesamt herrscht eine gute Stimmung auf dem Weg zur Hochburg vergnügungssüchtiger Deutscher Urlauber. Der Weg zum BAllermann ist allerdings trist und öde – vorbei an Kraftwerken, dem Flughafen, öden Feldern bevor die Hotelreihen und der Strand mit der hübschen Promenade sich dem Läuferauge erschließen.

Die Urlaubssaison ist vorbei und das sieht man nun am Streckenpublikum: Rentner säumen den Wegesrand und feuern die Läufern an. Endlich – da ist der Wendepunkt bei der bekannten Discotheque „Riu Palace“.

Nur noch zurück: das Knie schmerzt alle 4-5 Kilometer, aber damit habe ich mich abgefunden. Mein Physiotherapeut riet mir, den Schmerz manuell nochmals auszulösen und auf die bestimmte Stellen zu drücken bis der Schmerz nachlässt: das funktioniert aber nicht so einfach auf km 34: da bleibt der Schmerz!

Okay, kämpfen: zurück muß ich so oder so. Also wechsele ich Gehpausen mit Laufeinheiten ab. Nur ab km 37 geht nix mehr! Ich werde den Rest wohl wandern müssen – nochmals eine größere Gehpause…“Ich glaub das ja nicht! Lauf, komm..ist nicht mehr weit!“ Mein Freund Theo ist das! Ich habe schon länger darauf gehofft, dass er mich einholt – nun ist er aber da und ich überschreite meine Schmerzgrenze und jogge mit. Theos Knie geht auch nicht mehr so wie am Anfang des Laufes, aber wir beiden machen das Beste draus! Nach dem nächsten Verpflegungsstand folgt eine kurze Dehnpause: wir spannen eine harmlose Passantin ein, ein Photo zu schießen. Gut sehen wir trotz der Qualen aus!

Wir scherzen, wechseln die Seiten mehrmals, um die richtigen Hintergründe für unsere Photos zu erwischen.

Die Unterhaltung und die Bildermacherei lenken uns beide ab und so rückt die Kathedrale von Palma immer näher!

Ein Ordner mit einem Wasserschlauch verspricht eine letzte Erfrischung vor dem Ziel und die nehme ich dankend an! Ganz zum Leidwesen meiner Rudyprojectbrille, die ich mir vom Geburtstagsgeschenkgutschein meiner Wunderläufertruppe gekauft habe. Ich bekomme diese Brille nicht schlierenfrei trocken und so quatsche ich einen armen Passenten an, ob ich „mal kurz“ meine Brille an seinem Bayern-München-Shirt abtrocknen dürfte – ich darf und bedanke ich mich artig für die Hilfe!

Auch Theo hat noch was zu erledigen: ein Busch muß für das nötigste herhalten! Der dritte Passant wird für ein Photo (mit der Kathedrale als Hintergrund) eingespannt und schon kann es weiter zum Ziel gehen: Das kommt nun immer näher und es ist aufregend auf das historische Bauwerk zuzulaufen. Musik und viele Passanten sind im Zielbereich versammelt – Gänsehautatmosphäre!

Noch ein paar Schritte und schon ist es geschafft!!!! 42,195km mit 29 Grad Celsius, Sonnenschein, mehrere Blasen am Fuß, ein ausfallender Zehennagel das sind nur die nackten Fakten dieses Laufes.

Im Zielbereich warten Bibi mit Photoapparat, Andrea und Karlchen auf Theo und mich.

Nun heißt es: ab zum Erdingerstand, ein paar Küchlein reingeschoben und bei der Massage angestellt – das ist die wahre Nachbereitung.

Nach der heilenden Massage sehen wir nun auch Melanie und Kai einlaufen: nach der Erzählung der beiden ist bei Melanie so gut wie alles schief gelaufen, was schief laufen kann, aber sie trägt es mit Fassung und Humor.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meinem Lauf und dem Ergebnis. Leider lief es nicht für alle so gut wie für mich, aber trotzdem können alle hochauf zufrieden sein, den Lauf überstanden zu haben.

Vielleicht auf ein Neues im nächsten Jahr!

Der Schmerz geht, der Frust bleibt!

Verfasst: 27.10.2005, 14:39
von Mathias1
Hallo Gregor,

Herzlichen Glückwunsch zu deinen Lauf in Palma!

Ich bin in Plama meinen ersten Marathon gelaufen. OK – ich habe mit 3:55:11 mein Ziel (Sub 4) letzendlich souverän erreicht, bin mir allerdings nicht ganz darüber im Klaren, ob der Stolz oder die Enttäuschung überwiegen und ob ich mich jemals noch einmal für einen Ganzen anmelde…

aber schön der Reihe nach:
unser Hotel auf Mallorca lag absolut „zentral“: Strand 100m, „Ballermann 6“ 150m, 30km Wendepunkt 150m. Das Wetter war angenehm warm und sogar im Meer konnte man noch baden. Zum Glück waren nicht mehr allzu viele Gäste in den Betonburgen, so dass es in den Restaurants und am Strand nicht voll war. In unserem Hotel waren 100 Läufer untergebracht, die man auch immer an den Shirts von diversen Veranstaltungen erkannte.
Als wir am Freitag am Strand lagen näherte sich von der Straße her plötzlich eine Schar von Journalisten. In deren Mitte befanden sich 2 Kenianer und Jürgen Drews(!), der am Sonntag auch seinen ersten Marathon gelaufen ist. (5:08) Bei den Kenianer handelte es sich um den schnellsten blinden Marathonläufer und seinen Begleitläufer. Christofs Verabschiedung von dem Kenianer „See you tomorrow!“ Sorgte für einiges Gelächter unter uns.
Die Pasta-Party fand zwar in einem tollen Ambiente (Innenhof direkt bei der Kathedrale) statt, war aber vom Niveau sehr schlecht – aber welche Pasta-Party taugt etwas? (Jürgen D. war übrigens auch wieder dabei. Überhaupt muß man sagen, dass er sich auch sonst (z.B. beim Start) überraschend normal verhalten hat.)
Beim Start waren wir unsere Laufgruppe zusammen, was sehr schön war. Ich habe mich gut gefühlt und bin in einem 5er Schnitt los, obwohl ich eigentlich auch (viel) langsamer laufen wollte – aber was interessieren mich meine Gedanken von vor dem Lauf, die Tipps der erfahrenen Läufer bzw. die Warnhinweise der Laufbücher! Von km 10 bis 20 ging es durch die Altstadt von Palma. Schöne enge Gässchen z.T. mit Platten und Pflasterbelag, enge Kurven, Steigungen und Gefälle. Aber ich habe es genossen. Bei km 19 war die Marathonweiche und ab dann waren nur noch wenige Läufer um einen herum und es ging in einen langweiligeren Streckenteil Richtung Hotel. Meine HM Zeit von ca. 1:47 hat mich dann schon etwas schockiert – aber ich fühlte mich gut. (Ich habe vor 4 Wochen meine PB von 1:46 auf 1:38 verbessert) Hatte allerdings schon schwerste Bedenken, was den zweiten Teil anging. Ich nahm etwas das Tempo raus. Ab km 15 habe ich alle 5km mich mit Gel u.a. zusätzlich versorgt. Bei km 26 war der erste Hänger aber recht harmlos im Vergleich zu dem was noch kommen sollte. Beim Wendepunkt km 30 (Ballermann 6) war noch einmal riesig Stimmung. Ab km 32 musste ich dann immer öfters Gehpausen einlegen. Zuerst nur an den reichlichen Verpflegungsstellen und später bin ich immer an den km Schildern etwas gegangen. Ich bin mir nicht sicher ob es nur meine „Renntaktik“, die schmerzende linke Fußsohle oder auch die zunehmende Hitze waren, die mir zugesetzt haben. Beruhigt hat mich allerdings, dass es den Läufern um mich herum nicht anders ging. Man hat immer wieder die Gleichen überholt bzw. wurde von ihnen überholt, da jeder Gehpausen einlegen musste.
Aber irgendwie habe ich das Ziel dann doch noch erreicht!

Im Ziel gab es reichlich Erdinger Weizen (alkoholfrei) und eine Massage. Den Abend haben wir in einer Tapas-Bar mit anschließendem Umtrunk in der Hotel-Bar ausklingen lassen.

Fazit: es war ein toller Ausflug, wenn ich nur am Sonntagmorgen nicht so unvernünftig gewesen wäre!

Mathias (25.10.2005)

Verfasst: 27.10.2005, 15:25
von Indy
das hört sich doch alles prima an für den ersten Marathon! :daumen: Ich fand Onkel Jürgen auch recht sympathisch - sein image ist zwar unter aller Kanone :tocktock: , aber privat scheint er ein ganz lockerer Typ zu sein :D

Glückwunsch nochmal zur unterbotenen 4h-Marke....ich habe damals dafür 5 Marathon(an)läufe gebraucht :nene: :motz: :sauer: :hihi:

Einen Bericht über die "allgemeine Fahrt" findest Du auf hier

bye

Indy

Verfasst: 27.10.2005, 15:45
von Hammer1968
LoL,

besser als "ein wunder Gregor läuft"!!

Verfasst: 28.10.2005, 11:12
von Mathias1
Ein prima Bericht über Mallorca, mit vielen Bildern vom Lauf und der Strecke, findet man bei www.Marathon4you.de
Die Enttäuschung ist inzwischen dem Stolz doch etwas gewichen und ich werde auch wieder die Marathon-Strecke laufen - aber bitte noch nicht meiner Frau sagen! (Trotzdem sollte bei einer HM Zeit von 1:38 etwas mehr drin sein)