Traumhafter Lauf in Remscheid
Verfasst: 31.10.2005, 10:46
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Prolog
Röngenlauf ist, wenn es regnet und stürmt. 2005 war es anders. Bei sommerlichen Temperaturen und im sommerlichen Dress standen wir beim Start. Jedes Jahr laufen mehr beim Röntgenlauf, die meisten Halbmarathon, viele Staffel, ein paar Marathon. Die ganz unentwegten laufen den kompletten Röntgenweg und kommen am Ende nach 63 km wieder beim Start an. Über zwei Minuten habe ich bis zur piepsenden Matte gebraucht, länger als in Münster. Schon beim ersten Anstieg nach wenigen Metern sah man keuchende, wandernde Gestalten.
Bis zum Halbmarathon
Die ersten 5 km führen durch eine Runde durch das Örtchen mit schönen Fachwerkhäusern und schon einigen Hochs- und Runters. Es ging nun zurück zum Start und weiter aus der Stadt heraus. Nach 7-8 km hatte sich der Pulk dann etwas aufgelöst, so dass ich mein Tempo laufen konnte. Das Wetter war traumhaft. Die Strecke ging über Wirtschaftswege oder durch herbstlich verfärbte Wälder, ab und an durch Dörfer oder an einzelnen Höfen vorbei. Obwohl ich das erste Drittel als nicht so schön in Erinnerung hatte, da hier noch so viele Läufer unterwegs sind, habe ich diesmal die Schönheit der Strecke genießen können. Beim Halbmarathon konnte dann das erste Drittel abgehakt werden.
Bis zum Marathon
Dann wurde es ein bißchen einsamer auf der Strecke, jetzt konnte man das Landschaftslauf-Feeling erleben. Trotzdem war man nicht allein. Mal lief man einige Kilometer mit dem einen, mal mit dem anderen. Worte wurde nicht viele gewechselt, da es doch ständig bergauf und bergab ging und man seine Puste lieber in Geschwindigkeit als in weise Worte investierte. Der Mittelteil ist der schönste. Allein das Laufen unter der Müngstener Brücke, der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, ist beeindruckend (obwohl der Kiosk mit den bergischen Zwiebäcken nicht ausfindig zu machen war). Da ich bis zum Marathon bereits zum 5. Mal hier gelaufen bin, kannte ich eingentlich jede Steigung und jedes Gefälle, was mir die Kräfteeinteilung sehr erleichterte. Das Marathonziel in einem Freibad nahte und das zweite Drittel war vorbei.
Mehr als Marathon
Am Anfang des letzten Drittels mussten nun noch einige gemeine kurze und langezogene Steigungen bewältigt werden. Beim Aufstieg zu einer Staumauer habe ich dann meine erste Geheinlage eingelegt. Ein Wurzelweg lud einfach dazu ein. Schnell war km 45 erreicht, hier erfuhr ich meine derzeitige Platzierung: 6. Frau. In Ordnung, so wie letztes Jahr, obwohl ich einige Minuten schneller unterwegs war. Vor mir keine Frau, hinter mir keine, also einfach weiterlaufen, um mein Ziel sub 6, wenn möglich etwas schneller als im Vorjahr, zu erreichen. Hier habe ich den Lauf nochmals so richtig genossen, denn ich habe keinerlei Stress verspürt, irgendeine Zeit (die sub 6 waren hier schon mehr oder weniger machbar) noch irgendeine Platzierung erreichen zu wollen. Ich hatte zwar Musik dabei, aber ich wollte einfach die Natur und den Lauf genießen.
Mittlerweile habe ich schon meine Beine gut gespürt, aber das ist nach mehr als Marathon wahrscheinlich normal. Kurz vor der 50 km Marke sah ich dann 100 m vor mir zwei Zöpfe laufen. Aha, eine Frau! Über mehrere km kam ich langsam näher. Tatsächlich, da war kurz dahinter noch eine. Langsam kam ich näher, die nicht bezöpfte Frau konnte ich überholen, ich habe aber nicht geschaut, ob es eine Staffelläuferin oder Ultraläuferin war, was man an den Startnummern erkennen konnte. Egal. Die bezöpfte Frau war eindeutig eine Ultraläuferin und über viele km liefen wir etwa die gleiche Geschwindigkeit. Auf flacheren Abschnitten sie, auf Steigungen und Gefällen ich vorne. Jetzt ging es über einige km eine flache Passage an einer Talsperre entlang und meine Konkurrentin legte Meter um Meter vor. Ich habe es akzeptiert und eigentlich war ich jetzt so platt, dass ich nur noch den Wunsch hatte, ins Ziel zu kommen.
Die letzten Kilometer
Auf km 60 dann die letze Getränkestation. Hier habe ich mir Zeit gelassen, trotzdem ich platt war, wurde ich doch auch etwas sentimental, da der Lauf sich dem Ende näherte. Ein richtiger Zwiespalt war in mir. Einerseits, die letzte gemeine Steigung hinter sich bringen, war eine Erleichterung, andereseits war klar: Jetzt nur noch ein kleiner Hügel hoch, einer runter, einmal links abbiegen und in den Zielkanal – und der Röntgenlauf 2005 ist vorbei. Ein Helfer oder Zuschauer rief mir noch meine derzeitige Platzierung zu: 4.Frau. Wie jetzt, ich habe doch nur eine überholt, irgendwer hat nicht richtig gezählt. Ist ja auch egal, 4. oder 5, mein Ziel sub 6 und schneller als im Vorjahr war erreicht. Ha, jetzt hörte ich Regina, Regina hört man immer gut heraus, und sah einige der laufen-aktuell-Truppe. Ich hampelte wieder kräftig, ist ja irgendwie schön, wenn man bejubelt wird. Tatsächlich wurde ich dann als 4. Frau im Ziel angesagt. Wow!
Epilog
Leider hatten Greenie und Regina das ganze warme Wasser verbraucht, so dass ich mein Schweiß mit kaltem Wasser entfernen musste, was mir so einige Krämpfe eintrug. Nach einiger Zeit wurde es mir dann aber wohlig warm und Kaffee und Kuchen in netter laufen-aktuell Runde im Festsaal rundete den Nachmittag ab. Beim Kuchenholen habe ich noch einen kurzen Blick auf die Ergebnisliste geworfen. Oh, ich war doch tatsächlich 3. Frau der Zeit nach, obwohl ich ja erst als 4. Frau eingelaufen war. Zwar eine kleine Genugtuung, aber ich ersparte mir das Siegertreppchen, da ja (eigentlich) die Platzierung nach Zieleinlauf gewertet wird – so dachte ich. Als ich gerade mit meinem Kuchen sehr beschäftigt war, hörte ich gerade nur ein laufen-aktuell im Hintergrund vom Moderator, da stieß mich Jo heftig an, dass mir der Bissen fast von der Gabel flog. He, Du bist gemeint. Wie, was? Ich? Oh je, ich muß noch vorne, ich bin aber doch nur 4. Dies diskutierte ich dann auf der Bühne mit der Organisation. Die Kaffeerunde gluckste vor Lachen - muss komisch ausgesehen haben. Nein, wurde mir bestätigt, hier zählt die Netto-Zeit und basta. Nun gut, so habe ich von der Bürgermeisterin eine Urkunde und einen „Pokal“ in Form einer Schiefertafel (das ist bergisch) erhalten, habe noch diesem und jenem und den anderen Gewinnern die Hand geschüttelt. Hach, war irgendwie schon nett, so eine Platzierung. Greenie musste sich tatsächlich ein Tränchen aus den Augen wischen und ich habe ein kleines Dauergrinsen im Gesicht gehabt.
Dies war meine erste Platzierung in einem Ultramarathon und dass es gerade beim Röntgenlauf war, bei dem ich sowohl mein Marathon- als auch mein Ultramarathoneinstand gefeiert habe, war nochmal so schön.
Prolog
Röngenlauf ist, wenn es regnet und stürmt. 2005 war es anders. Bei sommerlichen Temperaturen und im sommerlichen Dress standen wir beim Start. Jedes Jahr laufen mehr beim Röntgenlauf, die meisten Halbmarathon, viele Staffel, ein paar Marathon. Die ganz unentwegten laufen den kompletten Röntgenweg und kommen am Ende nach 63 km wieder beim Start an. Über zwei Minuten habe ich bis zur piepsenden Matte gebraucht, länger als in Münster. Schon beim ersten Anstieg nach wenigen Metern sah man keuchende, wandernde Gestalten.
Bis zum Halbmarathon
Die ersten 5 km führen durch eine Runde durch das Örtchen mit schönen Fachwerkhäusern und schon einigen Hochs- und Runters. Es ging nun zurück zum Start und weiter aus der Stadt heraus. Nach 7-8 km hatte sich der Pulk dann etwas aufgelöst, so dass ich mein Tempo laufen konnte. Das Wetter war traumhaft. Die Strecke ging über Wirtschaftswege oder durch herbstlich verfärbte Wälder, ab und an durch Dörfer oder an einzelnen Höfen vorbei. Obwohl ich das erste Drittel als nicht so schön in Erinnerung hatte, da hier noch so viele Läufer unterwegs sind, habe ich diesmal die Schönheit der Strecke genießen können. Beim Halbmarathon konnte dann das erste Drittel abgehakt werden.
Bis zum Marathon
Dann wurde es ein bißchen einsamer auf der Strecke, jetzt konnte man das Landschaftslauf-Feeling erleben. Trotzdem war man nicht allein. Mal lief man einige Kilometer mit dem einen, mal mit dem anderen. Worte wurde nicht viele gewechselt, da es doch ständig bergauf und bergab ging und man seine Puste lieber in Geschwindigkeit als in weise Worte investierte. Der Mittelteil ist der schönste. Allein das Laufen unter der Müngstener Brücke, der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, ist beeindruckend (obwohl der Kiosk mit den bergischen Zwiebäcken nicht ausfindig zu machen war). Da ich bis zum Marathon bereits zum 5. Mal hier gelaufen bin, kannte ich eingentlich jede Steigung und jedes Gefälle, was mir die Kräfteeinteilung sehr erleichterte. Das Marathonziel in einem Freibad nahte und das zweite Drittel war vorbei.
Mehr als Marathon
Am Anfang des letzten Drittels mussten nun noch einige gemeine kurze und langezogene Steigungen bewältigt werden. Beim Aufstieg zu einer Staumauer habe ich dann meine erste Geheinlage eingelegt. Ein Wurzelweg lud einfach dazu ein. Schnell war km 45 erreicht, hier erfuhr ich meine derzeitige Platzierung: 6. Frau. In Ordnung, so wie letztes Jahr, obwohl ich einige Minuten schneller unterwegs war. Vor mir keine Frau, hinter mir keine, also einfach weiterlaufen, um mein Ziel sub 6, wenn möglich etwas schneller als im Vorjahr, zu erreichen. Hier habe ich den Lauf nochmals so richtig genossen, denn ich habe keinerlei Stress verspürt, irgendeine Zeit (die sub 6 waren hier schon mehr oder weniger machbar) noch irgendeine Platzierung erreichen zu wollen. Ich hatte zwar Musik dabei, aber ich wollte einfach die Natur und den Lauf genießen.
Mittlerweile habe ich schon meine Beine gut gespürt, aber das ist nach mehr als Marathon wahrscheinlich normal. Kurz vor der 50 km Marke sah ich dann 100 m vor mir zwei Zöpfe laufen. Aha, eine Frau! Über mehrere km kam ich langsam näher. Tatsächlich, da war kurz dahinter noch eine. Langsam kam ich näher, die nicht bezöpfte Frau konnte ich überholen, ich habe aber nicht geschaut, ob es eine Staffelläuferin oder Ultraläuferin war, was man an den Startnummern erkennen konnte. Egal. Die bezöpfte Frau war eindeutig eine Ultraläuferin und über viele km liefen wir etwa die gleiche Geschwindigkeit. Auf flacheren Abschnitten sie, auf Steigungen und Gefällen ich vorne. Jetzt ging es über einige km eine flache Passage an einer Talsperre entlang und meine Konkurrentin legte Meter um Meter vor. Ich habe es akzeptiert und eigentlich war ich jetzt so platt, dass ich nur noch den Wunsch hatte, ins Ziel zu kommen.
Die letzten Kilometer
Auf km 60 dann die letze Getränkestation. Hier habe ich mir Zeit gelassen, trotzdem ich platt war, wurde ich doch auch etwas sentimental, da der Lauf sich dem Ende näherte. Ein richtiger Zwiespalt war in mir. Einerseits, die letzte gemeine Steigung hinter sich bringen, war eine Erleichterung, andereseits war klar: Jetzt nur noch ein kleiner Hügel hoch, einer runter, einmal links abbiegen und in den Zielkanal – und der Röntgenlauf 2005 ist vorbei. Ein Helfer oder Zuschauer rief mir noch meine derzeitige Platzierung zu: 4.Frau. Wie jetzt, ich habe doch nur eine überholt, irgendwer hat nicht richtig gezählt. Ist ja auch egal, 4. oder 5, mein Ziel sub 6 und schneller als im Vorjahr war erreicht. Ha, jetzt hörte ich Regina, Regina hört man immer gut heraus, und sah einige der laufen-aktuell-Truppe. Ich hampelte wieder kräftig, ist ja irgendwie schön, wenn man bejubelt wird. Tatsächlich wurde ich dann als 4. Frau im Ziel angesagt. Wow!
Epilog
Leider hatten Greenie und Regina das ganze warme Wasser verbraucht, so dass ich mein Schweiß mit kaltem Wasser entfernen musste, was mir so einige Krämpfe eintrug. Nach einiger Zeit wurde es mir dann aber wohlig warm und Kaffee und Kuchen in netter laufen-aktuell Runde im Festsaal rundete den Nachmittag ab. Beim Kuchenholen habe ich noch einen kurzen Blick auf die Ergebnisliste geworfen. Oh, ich war doch tatsächlich 3. Frau der Zeit nach, obwohl ich ja erst als 4. Frau eingelaufen war. Zwar eine kleine Genugtuung, aber ich ersparte mir das Siegertreppchen, da ja (eigentlich) die Platzierung nach Zieleinlauf gewertet wird – so dachte ich. Als ich gerade mit meinem Kuchen sehr beschäftigt war, hörte ich gerade nur ein laufen-aktuell im Hintergrund vom Moderator, da stieß mich Jo heftig an, dass mir der Bissen fast von der Gabel flog. He, Du bist gemeint. Wie, was? Ich? Oh je, ich muß noch vorne, ich bin aber doch nur 4. Dies diskutierte ich dann auf der Bühne mit der Organisation. Die Kaffeerunde gluckste vor Lachen - muss komisch ausgesehen haben. Nein, wurde mir bestätigt, hier zählt die Netto-Zeit und basta. Nun gut, so habe ich von der Bürgermeisterin eine Urkunde und einen „Pokal“ in Form einer Schiefertafel (das ist bergisch) erhalten, habe noch diesem und jenem und den anderen Gewinnern die Hand geschüttelt. Hach, war irgendwie schon nett, so eine Platzierung. Greenie musste sich tatsächlich ein Tränchen aus den Augen wischen und ich habe ein kleines Dauergrinsen im Gesicht gehabt.
Dies war meine erste Platzierung in einem Ultramarathon und dass es gerade beim Röntgenlauf war, bei dem ich sowohl mein Marathon- als auch mein Ultramarathoneinstand gefeiert habe, war nochmal so schön.