Holzwurm hat geschrieben:Ich versuche ja, das Thema zu hinterfragen, und mache gerade einen Anfang.
Aber das ist zeitintensiv, weil man sich erstmal gute Quellen, am besten aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, suchen muß.
Und das ist in Zeiten wie heute einerseits einfacher als früher, weil Infos leichter zugänglich sind und andererseits schwieriger, weil die Informationen viel mehr geworden sind. Die Güte einer Quelle zu beurteilen ist dann noch eine andere Sache. Gerde in wirtschaftlichen/politischen Fragen kann man doch im Grunde fast jede Zahl hinterfragen und im eigenen Sinne uminterpretieren. Ich denke da nur mal an die letzten Arbeitslosenzahlen, die ja fast gefeiert wurden.
Holzwurm hat geschrieben: Wenn man diese Literatursammlung dann durchgearbeitet und sich eine Meinung gebildet hat, kommt garantiert wieder jemand daher und wirft einem vor, sich nicht richtig informiert zu haben, weil man diese und jene Studie ja gar nicht in seine Überlegungen mit einbezogen hat.
So ist das wohl. Man muss sich wohl mit relativer Unvollkommenheit abfinden, weil selten jemand vollständiges Hintergrundwissen hat. Da in der Politik dann noch "Glaubensfragen" - oder sagen wir besser "Denkschulen" - aufeinandertreffen wird es hier noch problematischer.
Holzwurm hat geschrieben: Die Aussage "die Regierungen der letzten 20 Jahre hat alles falsch gemacht", ist genauso unhinterfragt und pauschalisierend panikverbreitend. Was hat sie denn konkret falsch gemacht?
Klar, dass ich es auch nur ganz verkürzt ansprechen kann - wobei ich aber z. B. oben im Text durchaus einzelne, konkrete Punkte zum Thema Panikmache in Sachen Generationenvertrag genannt habe.
Frage dich doch einfach mal selber, was die Politik der letzten Jahre - ich denke jetzt bis inkl. Kohl zurück - mit ihrer angebotsorientierten Politik erreicht hat? Ich sehe da insgesamt kaum Verbesserungen, eigentlich nur den immerwährenden Versuch des Abbaus eines Sozialstaates und das alles vor dem Hintergrund von Begründungen, die mir allzuhäufig etwas einseitig erscheinen und bei denen mir vor allem volskwirtschaftliche Begründungen fehlen, bzw. falsch zu sein scheinen.
Wir sind in diesen Jahren in die Situation geraten, in der wir versuchen die Probleme letztendlich dadurch zu lösen, dass wir uns sozusagen totsparen, das ganze begleitet vom Abbau des Sozialstaates, dem teilweisen Verfall der Infrastruktur, sinkenden Reallöhnen, einer Umverteilung der Vermögen und vor allem steigender Arbeitslosigkeit. Was waren die Rezepte der Politik seit Kohl (inkl. SPD)? Was hat sich eigentlich verbessert? Statt wenigstens den Versuch zu unternehmen die brachliegenden Produktionskapazitäten durch entsprechende Konjunkturprogramme im Sinne keynesianischen Denkens ("Keynes" ist ebenfalls ein ganz böses Wort heutzutage) zu aktivieren, um vor allem die Arbeitslosigkeit zu beseitigen, statt die Stärken der deutschen Wirtschaft herauszuarbeiten und posititve und hoffnungsvolle Stimmung zu verbreiten wird vor allem Angst verbreitet mit der Folge, dass es der Konjunktur noch schlechter geht, weil aus Zukunftsangst niemand mehr etwas kauft. Ein paar "böse" Stichworte: Globalisierung, alternde Bevölkerung, Arbeit muss billiger werden, böse Gewerkschaften, böse Singles ... Da planen die Damen und Herren Reformen, die sich auf die nächsten 30-50 Jahre beziehen, um nach kürzester Zeit festzustellen, das funktioniert nicht und reformieren die Reform. Wo haben die bloß ihr Handwerk gelernt?
Holzwurm hat geschrieben:Gerade merke ich aber, daß tiefschürfende Diskussionen im Internet nichts für mich sind. Ich habe nämlich keine Lust, seitenweise zu schreiben, nur um nicht eventuell mißverstanden zu werden.
Keine Angst, hier will dir keiner was - letztendlich sind wir doch alle höchstens halbwissend

Missverständnisse sind doch normal, im Netz natürlich häufiger, aber die kann man ja ausräumen.
Holzwurm hat geschrieben:Ich werde das Methusalemkomplott trotz der Warnungen lesen, mich dann nach weiteren Quellen umschauen, und dann lieber im real-life darüber diskutieren.
Ähm, das ist hier doch irgendwie real-life. Klar kannst du das lesen, aber es gehört zu den Büchern, die die Stimmungsmache des "halbvollen Glases" der letzten Jahre in Deutschland aufgreift. Lies lieber "Der Schwarm" von Schätzing, ist spannender und gibt es seit geraumer Zeit auch als Taschenbuch (obwohl die entsprechende Tasche dick sein muss).

Ich habe noch ein ähnlich nerviges und wohl sehr einseitiges Buch vor mir liegen "Ist Deutschland noch zu retten" von Hans Werner Sinn - seines Zeichens Präses des ifo-Institutes, einer ausgewisenen Angebotstheoretikers. Mir graut es schon, aber anlesen werde ich es wohl trotzdem.
Aber nicht einfach hier verschwinden ...