Nagutichschreibjaschon .....
Tja, da war es nun da, mein allererstes Marathonwochenende, unausweichlich. So sehr sich auch Körper und Geist bemühten, mir noch rechtzeitig eine mittelprächtige Erkrankung vorzugaukeln, es half einfach nichts, jetzt musste ich da durch, hatte es mir ja schliesslich selbst rausgesucht.
Also, Samstag Nachmittag hochgefahren, Matratze belegt, dann gleich als erstes Lizzy über den Weg gelaufen. Kleiner Fotobummel durch die Stadt (Bilder geht ja leider nicht ...) und relativ bald hingelegt. Nacht war durchwachsen, kein Wunder. Um 5:30 war ich hellwach, schlafen ging einfach nicht mehr, na gut, dafür hatte ich die Dusche für mich alleine.
Zum Matratzenlager gab es ein Frühstück, 2 Brötchen, Käse, Wurst, Marmelade und Kaffee, dann war es Zeit, so langsam an den Start zu gehen.
Klar, dass es nicht so ganz ohne Chaos abgehen kann, wenn schon, dann tue ich selbstverständlich alles, um meine Nervosität nur ja gut zu unterstützen. In diesem Fall hieß das, dass mir ca. 15 min. vor dem Start und kurz bevor ich dort war, endlich eingefallen ist, dass ich ja eigentlich einen Pulsgurt bräuchte. Wenn schon nicht um den Puls zu messen (eh egal), dann doch zumindest damit die Uhr mich nicht alle Minute mit gepiepse daran erinnert, dass ich ihn vergesen habe.
Macht ja nix, mir sind ja trainiert, so ein kleines Läufchen vor dem Lauf ist ja eh gut zum aufwärmen ....
Fünf Minuten vor dem Start stehe ich also endlich an der Startline, schalte die Uhr ein und erlebe den dritten Absturz der Software, seit ich das Ding habe....

Hektisches Reset, Sprache? Keine Zeit, dann spricht sie halt heute Englisch mit mir, Uhrzeit, Datum ach egal, es geht eh gleich los. Ich will mich sowieso an der Laufzeit orientieren, nicht an der Tageszeit.
Klar, dass ich jetzt so richtig 'aufgewärmt' an den Start gehe, der Motor läuft quasi wie bei einem Formel 1 Boliden vor dem Start, Frequenz irgendwo zwischen 140 und 150 im stehen .....
Dann der Startschuss, das Feld (na ja, die 35 Starter) zieht davon, erwarte ich zumindest, aber irgendwie scheinen die anderen das heute eher etwas ruhig anzugehen, selbst der eine, den ich von den Testwalks her als besonders schnell kenne, bleibt im Pulk.
'Nö, wenn das so langsam weitergeht, dass is nix.' Also versuch ich mich ein wenig nach vorne durchzumogeln und finde mich irgendwie neben einem jungen Walker mit Trinkrucksack wieder, von dem ich die nächsten vier km allerhand über Geocaching lernen werde.
Irgendwie ist mir dabei der erste km abhanden gekommen, ich wollte doch die Zwischenzeit nehmen, der Uhr glaub ich nämlich jetzt erst mal nichts mehr, wir spazieren da in ganz entspannt durch die Gegend und das dumme Ding zeigt mir ständig 'ne 8 an erster Stelle. Dann der zweite km, jetzt drück ich aber drauf und tatsächlich, die ersten zwei km im Schnitt in 8:16, das ist über eine Minute schneller, als ich geplant hatte.
Egal, es fühlt sich gut an, esfühlt sich auch bei km 4 bis 6 noch gut an, als es schon die erste der zwei großen Steigungen hoch geht. Selbst die steile Strecke messe ich mit 9:20, ich beginne zu glauben, dass die 6:30 wirklich zu schaffen sind. Inzwischen sind die ersten Walker an der Verpflegungsstelle etwas zurückgefallen, die Spitzengruppe ist davongezogen, ich bi nun tatsächlich allein im Wald. Anders als befürchtet geniesse ich aber die Ruhe, ich kann mein Tempo gehen und weiss, solange ich niemend sehe, sind nur die fünf oder sechs der ersten Gruppe vor mir.
Immer wieder bieten sich jetzt schöne Ausblicke aus dem Wald, zuerst nach Coburg hinüber, dann hinunter in's Maintal, zum Zielort. Km 10, die Uhr stoppt bei 1:24:53, neue 10 km PB, ich spiel mit dem Gedaken an 6:25 ....
Bei Kloster Banz, wo gestern noch die Prominenz der Bayerischen Regierung getagt hatte, trifft die walking Strecke dann auf die der Marathon Läufer. Wie schon gedacht natürlich kein Läufer weit und breit, also alleine weiter ... alleine? wieso klappert es da eigentlich seit einiger Zeit hinter mir? Langsamer geworden bin ich nicht, seltsam. Ein Walker schliesst zu mir auf und geht einige Zeit neben mir her, - dann des Rätsels Lösung, er verabschiedet sich mit den Worten 'ich lauf dann mal ein wenig' und fängt an zu joggen....
Nun bin ich doch ein weing angesäuert, dies wird allerdings etwas gemildert, als neben dem Weg mal wieder eine blaue Tafel auftaucht (da standen ab und an einige aufmunternde Sprüche drauf) und ich da meinen Namen lese...
in der Tat, ein Dankeschön für die Berichte über die Testwalks hier bei NWA!
An dem Weg runter von Banz in's Tal kommen dann noch 4 weiter Nordic-"walker" von hinten angejoggt. Bei den letzten Beiden reisst mir dann doch etwas die Geduld, laufen kann ich ja inzwischen auch ein wenig, denke ich ..... also kurzer Sprint um die alten Verhältnisse wieder herzustellen ... na ja, das mit dem laufen, das war letztes Jahr, vielleicht war die Idee doch nicht so wirklich gut ..... den nächsten km hindurch bezahl ich jedenfalls heftig dafür.
Inzwischen geht es über den Main, dann quer durch das das Tal Richtung HM in Wolfsdorf. KM 21, leider ist der HM selbst nicht ausgeschildert aber 2:57:02 bedeuten auf alle Fälle, dass ich ca. 8 Minuten schneller bin, als beim flachen HM letztes Jahr.
Kurz vor Vierzehnheiligen dann der Besenwagen der Läufer, der eine ältere Teilnehmerin begleitet, die gestern erst den Kyffhäuser Lauf gelaufen und dort kräftig gestürzt ist. Leider konnte sie nicht mehr rechtzeitig auf Walking ummelden und musste deshalb mit den Läufern starten. Der Berg dort ist hart, im oberen Teil des Anstiegs spüre ich ein unangenehmes Gefühl in Oberschenkel und Wade links. Ganz leichte Anzeichen sich anbahnender Krämpfe? Ich werde vorsichtshalber etwas langsamer, komme aber mit 9:48 drüber weg, bislang waren nur die beiden großen Anstiege über 9 Minuten/km, vielleicht ist sogar eine Zeit um 6 h 15 möglich?
Jetzt kommt eine leicht wellige Strecke zum Ausruhen, bevor es dann zum Schlussanstieg auf den Staffelberg geht. Auf halbem Weg kommt mir Lizzy entgegen, sie ist also schon drüber über die Berge. Der Staffelberganstieg selber ist anstrengend, ich habe das Gefühl, nicht mehr vom Fleck zu kommen, fast 10 Minuten für den letzten km, aber ab jetzt geht es nur noch bergab.
Insgesamt fühle ich mich noch recht gut, deshalb beschliesse ich, den nun folgenden Abstieg nach Loffeld nicht zu vorsichtig anzugehen und das Gefälle auszunutzen, fast geht es dann prompt in's Auge, ich fädele ein und kann mich grade noch vor einem Sturz retten. Egal, weiter, es läuft richtig gut, drei km jeweils deutlich unter 8 Minuten. Km 32, noch zehn km, ich überschlage, wie ich unterwegs bin und stelle verblüfft fest, es kommt nahe an die 6 Stunden glatt ran, wenn da nicht noch die 200 Meter wären.
Bei Loffeld holt Lizzy, die ja die längere Strecke vom Staffelberg runter hatte mich wieder ein und begleitet mich für zwei km, dann geht es auch schon die letzte kleine Steigung hoch, jetzt nur noch flach, um beide Seen herum, durch den Kurpark unter der Bahn durch, - ganz wird es nicht für sub 6 reichen aber egal, nicht nachgeben -, dann das Stadion, eine unglaublich lange dreiviertel Runde, und das Ziel ......
06:03:16!
Zu den Rahmenbedingungen noch, es war nicht zu kalt, geregnet hat es höchstens 15 Tropfen, eigentlich fast Ideal. Die Strecke war gut ausgeschildert, Verpflegung reichlich vorhanden und jede Menge Saniätsdienste immer in Reichweite.
So, ist etwas lang geworden, aber ihr habt es ja unbedingt wissen wollen ....
