Wenn meine Kerle denn mal pünktlich gewesen wären...
Verfasst: 07.05.2006, 20:57
Sonntag, 7. Mai: Um 5 geht der Wecker und ich hatte erstaunlich gut geschlafen. Die zwei Nächte davor wurde ich vor Aufregung immer wieder wach, aber die letzte Nacht vor dem Marathon war sehr ruhig und erholsam. Um 6 stand ich unten auf der Strasse und wurde vom TTT-Mobil (Totos-Tussen-Taxi) abgeholt. SarahBoo und Hajka sassen schon drin, und natürlich unser Chauffeur und „Der immer ein Glückliches Händchen bei der Parkplatzsuche hat“-Toto. Wir kamen wunderbar durch bis Düsseldorf, fanden den perfekten Parkplatz und hatten so mehr als eine Stunde Zeit, Bananen zu futtern, Wasser und anderes Gesöff in uns rein zu schütten, Pipi zu machen und für Sarah eine neue Startnummer abzuholen, da sie ihre eigentliche zu Hause liegen gelassen hatte. Nachdem wir uns dann aufmachten zum Foritreffen, wurde Sarah klar, dass sie ja nun auch eine andere Nummer auf ihren Kleiderbeutel haben muss, da ihr Startnummer nun ja auch eine andere ist. Also nochmal zur Startnummernausgabe gepilgert das Ganze geändert.
Am Foritreffen waren dann doch ein paar bekannte und auch ein paar unbekannte Gesichter zu sehen. Schnell wurden noch die neusten zu erwartenden Höchsttemperaturen durchgegeben – bei dem Teil habe ich mir die Ohren zu gehalten – und wir haben gemeinsam geseufzt. Dann aber ab zur Kleiderbeutelabgabe und zum Start.
Ich war sowas von nervös, das gibbet gar nicht. Meno, ich war voller Adrenalin und ein Nervenbündel. Marcel-aldente lenkte mich mit ein paar netten Bemerkungen und Fragen etwas ab, aber meine Aufregung wurde nicht weniger. Endlich ging es los ... mein Verderben ...
Schon auf dem ersten KM merkte ich, dass das nix wird. Da ich aber oft erst nach 5 KM gut anlaufe, wollte ich das noch austesten. Und es wurde nicht besser. Ich war ab dem ersten KM leidend und mir sicher, dass ich das Ding nicht schmeiße. Da war der Wurm drin. Da ich mir aber ganz viele positive Gedanken bereit gelegt und 12 Wochen ausgesprochen erfolgreiches Training hinter mir hatte, schob ich den Gedanken an Aufgeben vor mich hin. Heißt: Schon ab KM 1 dachte ich ans Aufgeben. Tolle Sache das ... das kann ja noch heiter werden. Und es wurde heiter, aber sowas von heiter! Pralle Sonne, Hitze ohne Ende, kaum Schatten, lange Strecken über müde und schon fast desinteressiert wirkende Zuschauer/innen. Bis 10 bin ich noch so mehr oder weniger in meinem geplanten Marathontempo gekommen, dann wollte ich nur noch den Halben voll machen, weil da meine vier Lieblingskerle stehen sollten. Mich also bis KM 21 quälen, um da auszusteigen. Einfach abgehen und eine Runde heulen.
Zwischenzeitlich wurde ich von Toto mit Hajka als Pacemakerin überholt, sie wollten mich noch mitnehmen, das ging nur einen KM lang, dann blieb ich zurück. Ich sollte mich an Sarah dran hängen, rief mir Toto noch zu. Wenige Minuten später zog dann Sarah an mir vorbei und ich ließ sie gehen. Der Ofen war längst aus ... Bei KM 21 dann suchte ich meine Kerle. Aber da standen sie nicht! Ich war so fertig, ging von der Strecke ab, verzog mich in einen Hauseingang und flennte mal eine Runde. Nach fünf Minuten war der Druck soweit von mir ab, dass ich beschloss, zum nächsten vereinbarten Treffpunkt doch noch zu laufen. Kaum war ich wieder auf der Strecke, passierte ich schon die 22 KM und da dachte ich mir: Scheiß drauf, die 20 KM schaffe ich auch noch! Ich werde zwar weit über 4 Stunden brauchen, aber ich werde ankommen! Ich will ankommen, ich habe so viel Energie rein gesteckt in mein Training, ich will nicht heute Abend zu Hause sitzen und mich ärgern.
Bei KM 27 standen sie dann endlich: Meine vier Kerle. Das tat sooo gut! Der Kleinste (2 Jahre) sass bei meinem Mann auf den Schultern und hatte das breiteste Grinsen drauf, was ich je an ihm gesehen habe. Meine beiden Großen, 5 und fast 7 Jahre, standen freudig und auch irgendwie andächtig da und und winkten mir zu. Der Lange rief mir den Schlüsselsatz – hatte ich ihm vorher bereit gelegt – zu „Barbara, du siehst gut aus!“ Das wollte ich hören. ;-) Ich rief ihnen zu, dass es beschissen läuft, dass ich aber ins Ziel einlaufen werde. Und weiter ging es. Kurz darauf, bei KM 29, stand dann mein Hase für die letzten KM. Die letzten sind die härtesten? Wer sagt denn sowas?! Ab da ging es mir so viel besser. Drops hat mich wunderbar motiviert, mich mit Komplimenten überschüttet, kleine Unwahrheiten – oder sagen wir geschönte Wahrheiten? - erzählt und mich so wunderbar motiviert. Danke Micha!
Über die Brücke war es höllisch heiß. Der Boden glühte und ich sehnte eine Dusche herbei. Zum Glück gab es tatsächlich ab und zu eine Dusche auf dem Weg. Außerdem schüttete mir Micha nach jeder Verpflegungsstation sicher 4-5 Becher eiskaltes Wasser über Rücken und Nacken. Das tat gut!
Ganz schwierig fand ich jedoch über die ganzen 42 KM das Gleichgewicht zu finden zwischen genug trinken und nicht zu viel trinken. Ich war immer leicht im Zuviel drin, hatte aber trotzdem dauernd Durst. Es ist sehr unangenehm, einen vollen Bauch zu und trotzdem Durst zu haben. Zwischenzeitlich machte ich es wie beim Bergsteigen: nur einen Schluck nehmen, Mund durchspülen und ausspucken. So konnte ich verhindern, dass ich noch mehr Blubberbauch bekamt.
Als wir dann endlich wieder an der heißen Brücke waren, war das Ende in absehbar. Nur noch 3 KM bis zum Ziel, keine Frage, die nehme ich noch mit. Die letzten 2 KM waren dann wirklich noch eine Steigerung: sengende Hitze, nicht ein Quäntchen Schatten, es war wie gegen eine Wand laufen. Als wir zum Rheinufer kamen, mit Ziel vor Augen, wurde es wieder etwas frischer, einen Endspurt sparte ich mir aber, eine Zielzeit wie meine erfordert keinen Endspurt mehr ...
Im Ziel gab es einen dicken Knuddler von Micha und schon sah ich sie wieder: Meine vier Kerle. Die hatten es tatsächlich in den Zielbereich geschafft und ich wurde ganz toll empfangen. Mit umgelegter Medaille und 6 Bechern Wasser im Bauch gingen wir dann nach hinten. Leider waren bei der Massage zu viele Leute, so dass ich mich nicht anstellen wollte. Mir wurde doch etwas kalt danach, da ich ja komplett durchgenässt war durch die Duschen und die vielen Becher Wasser, die ich mir und Micha mir über den Rücken geschüttet haben.
Nun ja, ich war also doch angekommen.
Und das, obschon ich ab dem Überschreiten der Startlinie schon ans Aufgeben dachte. Ich kann schwer erklären, woran es lag. Es war dieses Gefühl, dass es nicht klappen wird und irgendwie habe ich das Gefühl noch immer, dass es nicht geklappt hat. Obschon ich gefinisht habe. Im ersten Moment war ich gut gelaunt im Ziel, doch schnell holte mich das Gefühl der Enttäuschung ein. Ich hatte fast eine halbe Stunde länger Gebraucht als ich geplant hatte und was bei 10 Grad weniger absolut realistisch gewesen wäre. Der Meinung bin ich noch immer. Die ganzen drei Monate hatte ich bei kühler Witterung trainiert, die ersten heißen Tage fielen schon ins Tapering, mein Körper hatte mir vom Start an gesagt, das wird nichts. Nun fühle ich ambivalent: Es ist geworden, aber was ist geworden. Eine 4:18 handgestoppt. Wahrscheinlich bin ich zu eitel. Fünf Krankenwagen haben mich mit Blaulicht überholt, es haben Unmengen an Läufer/innen abgebrochen, selbst auf den letzten 500 Metern gingen viele zu Fuß, weil sie nicht mehr konnten. Und das sagte mir auch die ganzen lieben KLR, die Foris und mein Partner danach in der „Zicke“, wo wir noch Pfannkuchen aßen. Trotzdem .. *hach, na ja, ich muss wohl drüber schlafen. Die Medaille liegt hier und wegschmeißen werde ich sie sicher nicht. ;-)
Was mir aber ein super gutes Gefühl gibt ist der Rückblick über die 12 Wochen Training. Es waren gute 12 Wochen, ich hatte viel Spaß und bin auch ziemlich stolz darauf, dass ich es schon fast akribisch durchgezogen habe, obschon ich drei kleine Kerle zu Hause habe, die ich unter der Woche größtenteils allein erziehe, da mein Partner pro Woche 3-5 Tage komplett außer Haus ist.
Wären meine vier Lieblingskerle bei KM 21 gestanden, hätte ich ganz einfach aufgegeben. Aber die standen ja nicht da, so dass ich weiter musste bis KM 27 und nun sind sie schuld, dass ich wider Erwarten seit heute eine Marathoni geworden bin. ;-)
Am Foritreffen waren dann doch ein paar bekannte und auch ein paar unbekannte Gesichter zu sehen. Schnell wurden noch die neusten zu erwartenden Höchsttemperaturen durchgegeben – bei dem Teil habe ich mir die Ohren zu gehalten – und wir haben gemeinsam geseufzt. Dann aber ab zur Kleiderbeutelabgabe und zum Start.
Ich war sowas von nervös, das gibbet gar nicht. Meno, ich war voller Adrenalin und ein Nervenbündel. Marcel-aldente lenkte mich mit ein paar netten Bemerkungen und Fragen etwas ab, aber meine Aufregung wurde nicht weniger. Endlich ging es los ... mein Verderben ...
Schon auf dem ersten KM merkte ich, dass das nix wird. Da ich aber oft erst nach 5 KM gut anlaufe, wollte ich das noch austesten. Und es wurde nicht besser. Ich war ab dem ersten KM leidend und mir sicher, dass ich das Ding nicht schmeiße. Da war der Wurm drin. Da ich mir aber ganz viele positive Gedanken bereit gelegt und 12 Wochen ausgesprochen erfolgreiches Training hinter mir hatte, schob ich den Gedanken an Aufgeben vor mich hin. Heißt: Schon ab KM 1 dachte ich ans Aufgeben. Tolle Sache das ... das kann ja noch heiter werden. Und es wurde heiter, aber sowas von heiter! Pralle Sonne, Hitze ohne Ende, kaum Schatten, lange Strecken über müde und schon fast desinteressiert wirkende Zuschauer/innen. Bis 10 bin ich noch so mehr oder weniger in meinem geplanten Marathontempo gekommen, dann wollte ich nur noch den Halben voll machen, weil da meine vier Lieblingskerle stehen sollten. Mich also bis KM 21 quälen, um da auszusteigen. Einfach abgehen und eine Runde heulen.
Zwischenzeitlich wurde ich von Toto mit Hajka als Pacemakerin überholt, sie wollten mich noch mitnehmen, das ging nur einen KM lang, dann blieb ich zurück. Ich sollte mich an Sarah dran hängen, rief mir Toto noch zu. Wenige Minuten später zog dann Sarah an mir vorbei und ich ließ sie gehen. Der Ofen war längst aus ... Bei KM 21 dann suchte ich meine Kerle. Aber da standen sie nicht! Ich war so fertig, ging von der Strecke ab, verzog mich in einen Hauseingang und flennte mal eine Runde. Nach fünf Minuten war der Druck soweit von mir ab, dass ich beschloss, zum nächsten vereinbarten Treffpunkt doch noch zu laufen. Kaum war ich wieder auf der Strecke, passierte ich schon die 22 KM und da dachte ich mir: Scheiß drauf, die 20 KM schaffe ich auch noch! Ich werde zwar weit über 4 Stunden brauchen, aber ich werde ankommen! Ich will ankommen, ich habe so viel Energie rein gesteckt in mein Training, ich will nicht heute Abend zu Hause sitzen und mich ärgern.
Bei KM 27 standen sie dann endlich: Meine vier Kerle. Das tat sooo gut! Der Kleinste (2 Jahre) sass bei meinem Mann auf den Schultern und hatte das breiteste Grinsen drauf, was ich je an ihm gesehen habe. Meine beiden Großen, 5 und fast 7 Jahre, standen freudig und auch irgendwie andächtig da und und winkten mir zu. Der Lange rief mir den Schlüsselsatz – hatte ich ihm vorher bereit gelegt – zu „Barbara, du siehst gut aus!“ Das wollte ich hören. ;-) Ich rief ihnen zu, dass es beschissen läuft, dass ich aber ins Ziel einlaufen werde. Und weiter ging es. Kurz darauf, bei KM 29, stand dann mein Hase für die letzten KM. Die letzten sind die härtesten? Wer sagt denn sowas?! Ab da ging es mir so viel besser. Drops hat mich wunderbar motiviert, mich mit Komplimenten überschüttet, kleine Unwahrheiten – oder sagen wir geschönte Wahrheiten? - erzählt und mich so wunderbar motiviert. Danke Micha!
Über die Brücke war es höllisch heiß. Der Boden glühte und ich sehnte eine Dusche herbei. Zum Glück gab es tatsächlich ab und zu eine Dusche auf dem Weg. Außerdem schüttete mir Micha nach jeder Verpflegungsstation sicher 4-5 Becher eiskaltes Wasser über Rücken und Nacken. Das tat gut!
Ganz schwierig fand ich jedoch über die ganzen 42 KM das Gleichgewicht zu finden zwischen genug trinken und nicht zu viel trinken. Ich war immer leicht im Zuviel drin, hatte aber trotzdem dauernd Durst. Es ist sehr unangenehm, einen vollen Bauch zu und trotzdem Durst zu haben. Zwischenzeitlich machte ich es wie beim Bergsteigen: nur einen Schluck nehmen, Mund durchspülen und ausspucken. So konnte ich verhindern, dass ich noch mehr Blubberbauch bekamt.
Als wir dann endlich wieder an der heißen Brücke waren, war das Ende in absehbar. Nur noch 3 KM bis zum Ziel, keine Frage, die nehme ich noch mit. Die letzten 2 KM waren dann wirklich noch eine Steigerung: sengende Hitze, nicht ein Quäntchen Schatten, es war wie gegen eine Wand laufen. Als wir zum Rheinufer kamen, mit Ziel vor Augen, wurde es wieder etwas frischer, einen Endspurt sparte ich mir aber, eine Zielzeit wie meine erfordert keinen Endspurt mehr ...
Im Ziel gab es einen dicken Knuddler von Micha und schon sah ich sie wieder: Meine vier Kerle. Die hatten es tatsächlich in den Zielbereich geschafft und ich wurde ganz toll empfangen. Mit umgelegter Medaille und 6 Bechern Wasser im Bauch gingen wir dann nach hinten. Leider waren bei der Massage zu viele Leute, so dass ich mich nicht anstellen wollte. Mir wurde doch etwas kalt danach, da ich ja komplett durchgenässt war durch die Duschen und die vielen Becher Wasser, die ich mir und Micha mir über den Rücken geschüttet haben.
Nun ja, ich war also doch angekommen.
Und das, obschon ich ab dem Überschreiten der Startlinie schon ans Aufgeben dachte. Ich kann schwer erklären, woran es lag. Es war dieses Gefühl, dass es nicht klappen wird und irgendwie habe ich das Gefühl noch immer, dass es nicht geklappt hat. Obschon ich gefinisht habe. Im ersten Moment war ich gut gelaunt im Ziel, doch schnell holte mich das Gefühl der Enttäuschung ein. Ich hatte fast eine halbe Stunde länger Gebraucht als ich geplant hatte und was bei 10 Grad weniger absolut realistisch gewesen wäre. Der Meinung bin ich noch immer. Die ganzen drei Monate hatte ich bei kühler Witterung trainiert, die ersten heißen Tage fielen schon ins Tapering, mein Körper hatte mir vom Start an gesagt, das wird nichts. Nun fühle ich ambivalent: Es ist geworden, aber was ist geworden. Eine 4:18 handgestoppt. Wahrscheinlich bin ich zu eitel. Fünf Krankenwagen haben mich mit Blaulicht überholt, es haben Unmengen an Läufer/innen abgebrochen, selbst auf den letzten 500 Metern gingen viele zu Fuß, weil sie nicht mehr konnten. Und das sagte mir auch die ganzen lieben KLR, die Foris und mein Partner danach in der „Zicke“, wo wir noch Pfannkuchen aßen. Trotzdem .. *hach, na ja, ich muss wohl drüber schlafen. Die Medaille liegt hier und wegschmeißen werde ich sie sicher nicht. ;-)
Was mir aber ein super gutes Gefühl gibt ist der Rückblick über die 12 Wochen Training. Es waren gute 12 Wochen, ich hatte viel Spaß und bin auch ziemlich stolz darauf, dass ich es schon fast akribisch durchgezogen habe, obschon ich drei kleine Kerle zu Hause habe, die ich unter der Woche größtenteils allein erziehe, da mein Partner pro Woche 3-5 Tage komplett außer Haus ist.
Wären meine vier Lieblingskerle bei KM 21 gestanden, hätte ich ganz einfach aufgegeben. Aber die standen ja nicht da, so dass ich weiter musste bis KM 27 und nun sind sie schuld, dass ich wider Erwarten seit heute eine Marathoni geworden bin. ;-)