mein erster wettkampf - biel 2006
Verfasst: 12.06.2006, 11:41
hier nun auch mein bericht
ich kann nicht besonders gut schreiben, möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten.
unternehmen biel - mein kleiner bericht
donnerstag 08.06.06 - starte ich ca. 10:30 richtung biel (genauer weil am rhein) wo ich bei bekannten übernachten kann.
ich komme auch tatsächlich so gegen abend an, ohne mich verfahren zu haben oder sonstige probleme zu bekommen.
natürlich gibt es viel zu erzählen und ca. 01:30 (nach einigen bierchen) lege ich mich auf mein provisorisch errichtetes nachtlager
und schlafe umgehend ein.
nachdem ich dann am nächsten morgen ausgiebig gefrühstückt habe, lasse ich den wohnungsschlüssel zurück und ziehe die tür hinter mir zu.
an dieser stelle nochmal danke an meine bekannten (die mich eigentlich garnicht so richtig kannten).
etwas frustrierend war natürlich die tatsache, dass man in der schweiz 27€ für die benutzung der straße bezahlen muß
(egal ob man nur wie ich einmal 80km rein und dann wieder rausfahren will) du kriegst eine jahreskarte.
sehr lustig, wenn man das z.b. mit einem kino vergleicht - du willst mal einen film schauen und mußt gleich eine jahreskarte kaufen.
ich glaube wir deutschen können uns da noch etwas abgucken.
mit dem 95er sprit sah das dann schon besser aus, ich konnte bei den eidgenossen für umgerechnet 1.15€ tanken.
in biel treffe ich ca. 13:30 ein und suche ungefähr 30min nach dem eissportstadion, wo der start des laufes ist.
natürlich hatte ich mir unter biel ein dorf vorgestellt - die realität belehrte mich (wie so oft) eines besseren.
nachdem ich die lokalitäten gefunden hatte, stellte ich endlich mein auto ab und begab mich auf erkundungstour.
an der eissporthalle lernte ich dann auch noch einen netten deutschen kennen, der aus dem hohen norden kam und
(nach 21 jahren laufpraxis) diesmal die 10 stunden marke knacken wollte.
also nicht meine liga, denn das war auch so ein richtiger läufertyp, ungefähr doppelt so groß wie ich und extrem schlank.
wir tauschten unsere email-addis aus und verabredeten uns für den start.
die restlichen stunden verflogen wie im wind und ich fand mich 21:15 wieder bei meinem fahrbaren untersatz ein,
um nun die letzten vorbereitungen zu treffen.
auf einer großen video-leinwand konnte ich vorher noch das eröffnungsspiel der WM sehen, was ich aber beim stand von 3:1 verließ.
pünktlich 21:45 stand ich dann im startkanal und traf auch tatsächlich meinen bekannten wieder.
wenn du da so 10min vor dem start stehst gehen dir so viele gedanken durch den kopf - völlig unbeschreiblich.
dann knallt der startschuß und die masse aus läufern setzt sich in bewegung.
für mich besonders eindrucksvoll, da es ja mein erster wettkampf überhaupt war.
jetzt begann der (für mich) schönste teil des laufs - der weg durch die nächtliche hell beleuchtete stadt,
links und rechts ein spalier von begeisterten menschen, die die läufer anfeuern.
das ist eines der wenigen gefühle, die man mit worten nicht annähernd beschreiben kann.
mehrfach hatte man mich gewarnt zu schnell anzugehen (gruß harry) , aber das nützt dir nix - es geht einfach zu schnell los.
1km-5min 2km-10min 3km-15min ... also spätestens jetzt siegte bei mir die vernunft und ich ließ die meute vorbeiziehen
und lief mit gewalt langsamer.
nachdem wir nun am ortsausgang von biel waren, gab es noch die eine oder andere kurze steigung und auch gefällestrecken.
letztere nutze ich um volles rohr den berg runterzudüsen und so ein paar dutzend läufer zu überholen.
ich wollte nicht schon zu beginn des laufes bergrunter bremsen.
das 10km schild hab ich dann glatt überlaufen, so dass ich da auch keine zeit liefern kann.
jetzt ging es raus aus biel und gleichzeitig war das der moment, mal meine kopflampe zu testen.
obwohl es sich um ein absolutes billigmodell handelte, versah das teil doch wirklich sehr gut seinen dienst und ich bemerkte,
dass auch andere läufer (ohne lampe) nicht ganz böse waren, neben mir zu laufen.
jetzt war auch der moment, wo mich eine ganze reihe von läufern überholten - naja man sieht sich im leben oft 2mal *grins*
der mond schien auch sehr hell und die temperaturen waren absolut spitze zum laufen.
endlich liefen wir nun bei kilometer 17,5 in aarberg ein (das ist der ort mit der berühmten holzbrücke)
und es ist noch viel schöner wie alle beschreibungen, die ich je gelesen habe.
adrenalin ohne ende - unbeschreiblich.
es ist auch völlig unmöglich dort langsam durchzulaufen, weil einen das wirklich bis zum anschlag motiviert,
durch das applaudierende spalier von menschen zu laufen.
an den verpflegungsständen nahm ich so bis km 25 nur wasser zu mir.
jetzt kam ein sehr trostloser streckenabschnitt und wir wurden jetzt auch von sehr schnellen läufern überholt.
das waren die marathonläufer, die eine halbe stunde nach uns gestartet waren und teilweise gesellten sich dann auch die staffelläufer dazu.
naja, jedenfalls sorgten die mal für etwas auflockerung.
in oberamsern war dann für die marathonis schluß und für die staffelläufer wechselzone.
für den rest mußte das highlight reichen, nun schon 38,5 von 100 wegzuhaben.
immer mal wieder hängte ich mich jetzt an einen läufer ran und umgekehrt, um einige kilometer zu machen.
aber jetzt hatte der moralische tiefpunkt des laufes begonnen, das langsame ausströmen der energie sozusagen.
es war nacht und ich lief mit der masse mit.
ich erkundigte mich zwischendurch mal, wann denn nun das 50km-schild kommen würde und mußte zur kenntnis nehmen,
dass ich es verpaßt hatte.
ok es ging weiter und ich mußte nun feststellen, dass es jetzt doch sehr ruhig im feld geworden war.
hatte man vor einiger zeit noch hier und da ein gespräch gehört, war jetzt doch eher das große schweigen angesagt.
irgendwann kam ich auf einen großen hellen platz und lief über eine matte, wo es pieps machte - naja .. kurz was essen und dann weiter.
ich hatte soeben kirchberg passiert und hielt mich nicht weiter auf.
es ging jetzt über so eine art betriebsgelände und dann ging es auch schon in den wald.
das konnte eigentlich nur dieser emmendamm sein (ho-chi-minh-pfad) und dann sah ich links den fluß.
fakt war, das es zu diesem zeitpunkt noch dunkel war und meine lampe war wieder ganz schnell auf dem kopf.
jetzt folgte für mich der erfolgreichste streckenabschnitt und es kam mir auch sehr kurzweilig vor, weil ich ständig bis in die letzte faser
konzentriert sein mußte, um nicht zu stürzen oder umzuknicken.
ich konnte auf dem gesamten streckenabschnitt sehr viele leidensgenossen überholen.
ohne lampe wäre das eine totale luftnummer gewesen.
also unbedingt lampe mitnehmen.
am ende dieses abschnittes warteten wieder jede menge radfahrer auf ihre läufer.
jetzt setzte auch so langsam die morgendämmerung ein und in meinem linken unteren schienbein meldete sich ein leichter schmerz.
jetzt ging es wieder raus auf die straße und die sonne ging auf.
leider brachte mir die aufgehende sonne keinerlei glückshormone und der schmerz in meinem linken unterschenkel
wurde langsam aber sicher stärker.
ich suchte mir ein päärchen (läufer-fahrrad) aus und blieb an denen dran - nachdenken fiel mir jetzt schon sehr schwer.
in bibern bei kilometer 78 ging es nochmal einen sehr steilen anstieg hoch, den ich nach oben humpelte.
jetzt kam eine lange gefällestrecke und es war schon sehr ärgerlich bei jedem zweiten schritt diese schmerzen zu spüren.
bergablaufen war jetzt tatsächlich viel schlimmer als auf ebener oder leicht ansteigender strecke und ich war glücklich
als ich endlich unten ankam.
nun verlief die strecke links neben der aare, ein wirklich wunderschöner streckenabschnitt.
nur leider hatte ich absolut keinen nerv mehr für die schönheiten der natur, denn ich mußte die zähne zusammenbeißen und irgendwie
meinem schädel einhämmern, dass es jetzt keine 20km mehr bis ins ziel waren.
diese läppischen 20km war ich hundertmal im training gelaufen und jetzt bitte, bitte nur noch ein einziges mal.
mitunter erwischte ich mich jetzt auch dabei wie ich stehenblieb und mich einfach nur hinlegen wollte, aber ich mußte weiter.
schließlich lief ich am 85km schild vorbei und die sonne drückte jetzt auch schon ganzschön von oben.
in büren bei ca. 88km nochmal eine verpflegungsstelle und wieder kippte ich mir 2 cola rein und nahm ein paar stückchen banane.
ich lief mittlerweile ein sehr einsames rennen und wurde nur hin und wieder mal von einem läufer überholt.
umgedreht wäre mir das lieber gewesen.
kilometer 90 lag nun hinter mir und ich versuchte mir immer wieder begreiflich zu machen,
dass ja die letzten 5 kilometer einzeln ausgeschildert waren.
zu allem übel ging es jetzt wieder einen langen berg runter (ja auch 500m können verdammt lang sein)
und irgendwann erreichte ich das ersehnte 95km schild.
noch 4 - noch 3 - noch 2 kilometer und jetzt hatte ich auf einmal wieder motivation.
ich steigerte wieder das tempo und jetzt war mir alles egal und ich spürte auch keine schmerzen mehr.
wenn man nicht mehr gehen kann, ist es dennoch möglich über 2 kilometer einen unwiederstehlichen schlußspurt hinzulegen.
das sind erfahrungen im absoluten grenzbereich, die man wohl auf herkömmliche art und weise nie gemacht hätte.
im zielkanal verfiel ich dann in eine art schwebezustand und bekam wohl alles nur noch im unterbewußtsein mit.
irgendjemand hängte mir dann eine medaille um und trennte ein stück von meiner startnummer ab und dann war es geschafft.
11:24:35
gehen war jetzt nur noch sehr bedingt möglich und ich setzte mich erstmal auf den fußboden und machte mir den chip vom schnürsenkel ab.
wollte ich doch noch schnell mein finisher-shirt und die urkunde holen.
also rein in die sporthalle und an der schlange angestellt.
plötzlich begann sich alles um mich zu drehen und mir war klar, dass ich jetzt sofort handeln mußte.
als es nach ein paar tiefen atemzügen nicht besser wurde lößte ich mich taumelnd aus der schlange
und setzte mich erstmal in einen ecke auf den boden.
ich änderte nun meinen plan und schleppte mich erstmal bis zum auto.
wielange ich für die ca. 600m gebraucht habe weiß ich nichtmehr, aber irgendwann saß ich drin und mir war sehr schlecht.
an die nächsten 3 stunden kann ich mich nicht errinnern, aber danach begab ich mich dann noch zum duschen
und konnte auch noch meinen chip gegen das begehrte shirt und die urkunde eintauschen.
auch das bier schmeckte dann am nachmittag wieder und das war ein untrügerisches zeichen dafür, keinen schaden genommen zu haben.
nachdem ich mir dann noch 2 leckere bratwürste und einen großen teller spaghetti eingeworfen hatte, konnte ich dann sogar wieder über
mein immer noch stark schmerzendes bein lächeln.
insgesamt ein riesen erlebnis, was meine kühnsten erwartungen noch um welten übertroffen hat.
hatte ich bei kilometer 95 noch gedanken, ob ich nicht vielleicht doch in eine geschlossene anstalt gehöre,
bin ich mir jetzt mit 2 tagen abstand sicher, dass ich nicht zum letzten mal in biel war.
ich kann nicht besonders gut schreiben, möchte ich euch dennoch nicht vorenthalten.
unternehmen biel - mein kleiner bericht
donnerstag 08.06.06 - starte ich ca. 10:30 richtung biel (genauer weil am rhein) wo ich bei bekannten übernachten kann.
ich komme auch tatsächlich so gegen abend an, ohne mich verfahren zu haben oder sonstige probleme zu bekommen.
natürlich gibt es viel zu erzählen und ca. 01:30 (nach einigen bierchen) lege ich mich auf mein provisorisch errichtetes nachtlager
und schlafe umgehend ein.
nachdem ich dann am nächsten morgen ausgiebig gefrühstückt habe, lasse ich den wohnungsschlüssel zurück und ziehe die tür hinter mir zu.
an dieser stelle nochmal danke an meine bekannten (die mich eigentlich garnicht so richtig kannten).
etwas frustrierend war natürlich die tatsache, dass man in der schweiz 27€ für die benutzung der straße bezahlen muß
(egal ob man nur wie ich einmal 80km rein und dann wieder rausfahren will) du kriegst eine jahreskarte.
sehr lustig, wenn man das z.b. mit einem kino vergleicht - du willst mal einen film schauen und mußt gleich eine jahreskarte kaufen.
ich glaube wir deutschen können uns da noch etwas abgucken.
mit dem 95er sprit sah das dann schon besser aus, ich konnte bei den eidgenossen für umgerechnet 1.15€ tanken.
in biel treffe ich ca. 13:30 ein und suche ungefähr 30min nach dem eissportstadion, wo der start des laufes ist.
natürlich hatte ich mir unter biel ein dorf vorgestellt - die realität belehrte mich (wie so oft) eines besseren.
nachdem ich die lokalitäten gefunden hatte, stellte ich endlich mein auto ab und begab mich auf erkundungstour.
an der eissporthalle lernte ich dann auch noch einen netten deutschen kennen, der aus dem hohen norden kam und
(nach 21 jahren laufpraxis) diesmal die 10 stunden marke knacken wollte.
also nicht meine liga, denn das war auch so ein richtiger läufertyp, ungefähr doppelt so groß wie ich und extrem schlank.
wir tauschten unsere email-addis aus und verabredeten uns für den start.
die restlichen stunden verflogen wie im wind und ich fand mich 21:15 wieder bei meinem fahrbaren untersatz ein,
um nun die letzten vorbereitungen zu treffen.
auf einer großen video-leinwand konnte ich vorher noch das eröffnungsspiel der WM sehen, was ich aber beim stand von 3:1 verließ.
pünktlich 21:45 stand ich dann im startkanal und traf auch tatsächlich meinen bekannten wieder.
wenn du da so 10min vor dem start stehst gehen dir so viele gedanken durch den kopf - völlig unbeschreiblich.
dann knallt der startschuß und die masse aus läufern setzt sich in bewegung.
für mich besonders eindrucksvoll, da es ja mein erster wettkampf überhaupt war.
jetzt begann der (für mich) schönste teil des laufs - der weg durch die nächtliche hell beleuchtete stadt,
links und rechts ein spalier von begeisterten menschen, die die läufer anfeuern.
das ist eines der wenigen gefühle, die man mit worten nicht annähernd beschreiben kann.
mehrfach hatte man mich gewarnt zu schnell anzugehen (gruß harry) , aber das nützt dir nix - es geht einfach zu schnell los.
1km-5min 2km-10min 3km-15min ... also spätestens jetzt siegte bei mir die vernunft und ich ließ die meute vorbeiziehen
und lief mit gewalt langsamer.
nachdem wir nun am ortsausgang von biel waren, gab es noch die eine oder andere kurze steigung und auch gefällestrecken.
letztere nutze ich um volles rohr den berg runterzudüsen und so ein paar dutzend läufer zu überholen.
ich wollte nicht schon zu beginn des laufes bergrunter bremsen.
das 10km schild hab ich dann glatt überlaufen, so dass ich da auch keine zeit liefern kann.
jetzt ging es raus aus biel und gleichzeitig war das der moment, mal meine kopflampe zu testen.
obwohl es sich um ein absolutes billigmodell handelte, versah das teil doch wirklich sehr gut seinen dienst und ich bemerkte,
dass auch andere läufer (ohne lampe) nicht ganz böse waren, neben mir zu laufen.
jetzt war auch der moment, wo mich eine ganze reihe von läufern überholten - naja man sieht sich im leben oft 2mal *grins*
der mond schien auch sehr hell und die temperaturen waren absolut spitze zum laufen.
endlich liefen wir nun bei kilometer 17,5 in aarberg ein (das ist der ort mit der berühmten holzbrücke)
und es ist noch viel schöner wie alle beschreibungen, die ich je gelesen habe.
adrenalin ohne ende - unbeschreiblich.
es ist auch völlig unmöglich dort langsam durchzulaufen, weil einen das wirklich bis zum anschlag motiviert,
durch das applaudierende spalier von menschen zu laufen.
an den verpflegungsständen nahm ich so bis km 25 nur wasser zu mir.
jetzt kam ein sehr trostloser streckenabschnitt und wir wurden jetzt auch von sehr schnellen läufern überholt.
das waren die marathonläufer, die eine halbe stunde nach uns gestartet waren und teilweise gesellten sich dann auch die staffelläufer dazu.
naja, jedenfalls sorgten die mal für etwas auflockerung.
in oberamsern war dann für die marathonis schluß und für die staffelläufer wechselzone.
für den rest mußte das highlight reichen, nun schon 38,5 von 100 wegzuhaben.
immer mal wieder hängte ich mich jetzt an einen läufer ran und umgekehrt, um einige kilometer zu machen.
aber jetzt hatte der moralische tiefpunkt des laufes begonnen, das langsame ausströmen der energie sozusagen.
es war nacht und ich lief mit der masse mit.
ich erkundigte mich zwischendurch mal, wann denn nun das 50km-schild kommen würde und mußte zur kenntnis nehmen,
dass ich es verpaßt hatte.
ok es ging weiter und ich mußte nun feststellen, dass es jetzt doch sehr ruhig im feld geworden war.
hatte man vor einiger zeit noch hier und da ein gespräch gehört, war jetzt doch eher das große schweigen angesagt.
irgendwann kam ich auf einen großen hellen platz und lief über eine matte, wo es pieps machte - naja .. kurz was essen und dann weiter.
ich hatte soeben kirchberg passiert und hielt mich nicht weiter auf.
es ging jetzt über so eine art betriebsgelände und dann ging es auch schon in den wald.
das konnte eigentlich nur dieser emmendamm sein (ho-chi-minh-pfad) und dann sah ich links den fluß.
fakt war, das es zu diesem zeitpunkt noch dunkel war und meine lampe war wieder ganz schnell auf dem kopf.
jetzt folgte für mich der erfolgreichste streckenabschnitt und es kam mir auch sehr kurzweilig vor, weil ich ständig bis in die letzte faser
konzentriert sein mußte, um nicht zu stürzen oder umzuknicken.
ich konnte auf dem gesamten streckenabschnitt sehr viele leidensgenossen überholen.
ohne lampe wäre das eine totale luftnummer gewesen.
also unbedingt lampe mitnehmen.
am ende dieses abschnittes warteten wieder jede menge radfahrer auf ihre läufer.
jetzt setzte auch so langsam die morgendämmerung ein und in meinem linken unteren schienbein meldete sich ein leichter schmerz.
jetzt ging es wieder raus auf die straße und die sonne ging auf.
leider brachte mir die aufgehende sonne keinerlei glückshormone und der schmerz in meinem linken unterschenkel
wurde langsam aber sicher stärker.
ich suchte mir ein päärchen (läufer-fahrrad) aus und blieb an denen dran - nachdenken fiel mir jetzt schon sehr schwer.
in bibern bei kilometer 78 ging es nochmal einen sehr steilen anstieg hoch, den ich nach oben humpelte.
jetzt kam eine lange gefällestrecke und es war schon sehr ärgerlich bei jedem zweiten schritt diese schmerzen zu spüren.
bergablaufen war jetzt tatsächlich viel schlimmer als auf ebener oder leicht ansteigender strecke und ich war glücklich
als ich endlich unten ankam.
nun verlief die strecke links neben der aare, ein wirklich wunderschöner streckenabschnitt.
nur leider hatte ich absolut keinen nerv mehr für die schönheiten der natur, denn ich mußte die zähne zusammenbeißen und irgendwie
meinem schädel einhämmern, dass es jetzt keine 20km mehr bis ins ziel waren.
diese läppischen 20km war ich hundertmal im training gelaufen und jetzt bitte, bitte nur noch ein einziges mal.
mitunter erwischte ich mich jetzt auch dabei wie ich stehenblieb und mich einfach nur hinlegen wollte, aber ich mußte weiter.
schließlich lief ich am 85km schild vorbei und die sonne drückte jetzt auch schon ganzschön von oben.
in büren bei ca. 88km nochmal eine verpflegungsstelle und wieder kippte ich mir 2 cola rein und nahm ein paar stückchen banane.
ich lief mittlerweile ein sehr einsames rennen und wurde nur hin und wieder mal von einem läufer überholt.
umgedreht wäre mir das lieber gewesen.
kilometer 90 lag nun hinter mir und ich versuchte mir immer wieder begreiflich zu machen,
dass ja die letzten 5 kilometer einzeln ausgeschildert waren.
zu allem übel ging es jetzt wieder einen langen berg runter (ja auch 500m können verdammt lang sein)
und irgendwann erreichte ich das ersehnte 95km schild.
noch 4 - noch 3 - noch 2 kilometer und jetzt hatte ich auf einmal wieder motivation.
ich steigerte wieder das tempo und jetzt war mir alles egal und ich spürte auch keine schmerzen mehr.
wenn man nicht mehr gehen kann, ist es dennoch möglich über 2 kilometer einen unwiederstehlichen schlußspurt hinzulegen.
das sind erfahrungen im absoluten grenzbereich, die man wohl auf herkömmliche art und weise nie gemacht hätte.
im zielkanal verfiel ich dann in eine art schwebezustand und bekam wohl alles nur noch im unterbewußtsein mit.
irgendjemand hängte mir dann eine medaille um und trennte ein stück von meiner startnummer ab und dann war es geschafft.
11:24:35
gehen war jetzt nur noch sehr bedingt möglich und ich setzte mich erstmal auf den fußboden und machte mir den chip vom schnürsenkel ab.
wollte ich doch noch schnell mein finisher-shirt und die urkunde holen.
also rein in die sporthalle und an der schlange angestellt.
plötzlich begann sich alles um mich zu drehen und mir war klar, dass ich jetzt sofort handeln mußte.
als es nach ein paar tiefen atemzügen nicht besser wurde lößte ich mich taumelnd aus der schlange
und setzte mich erstmal in einen ecke auf den boden.
ich änderte nun meinen plan und schleppte mich erstmal bis zum auto.
wielange ich für die ca. 600m gebraucht habe weiß ich nichtmehr, aber irgendwann saß ich drin und mir war sehr schlecht.
an die nächsten 3 stunden kann ich mich nicht errinnern, aber danach begab ich mich dann noch zum duschen
und konnte auch noch meinen chip gegen das begehrte shirt und die urkunde eintauschen.
auch das bier schmeckte dann am nachmittag wieder und das war ein untrügerisches zeichen dafür, keinen schaden genommen zu haben.
nachdem ich mir dann noch 2 leckere bratwürste und einen großen teller spaghetti eingeworfen hatte, konnte ich dann sogar wieder über
mein immer noch stark schmerzendes bein lächeln.
insgesamt ein riesen erlebnis, was meine kühnsten erwartungen noch um welten übertroffen hat.
hatte ich bei kilometer 95 noch gedanken, ob ich nicht vielleicht doch in eine geschlossene anstalt gehöre,
bin ich mir jetzt mit 2 tagen abstand sicher, dass ich nicht zum letzten mal in biel war.