18. Rothseetriathlon (sehr lang)
Verfasst: 26.06.2006, 18:38
Hi Folks!
Wir sind wieder zurück aus Roth. Vorneweg: Es war eine logistische Meisterleistung – vor allem von meiner Frau, die beide Jungs und mich jederzeit sicher im Griff hatte. Danke! Hier wie versprochen nun mein ausführlicher Bericht:
Vorgeplänkel
Am Samstagvormittag ging’s schon gut los, als ich feststellen musste, dass über die Modelljahre die Dachreling der A4 inkompatibel zu meinem Universaldachträger geworden ist. Im Kofferraum war wegen Kinderwaagen und sonstigem Zeugs kein Platz mehr fürs Rad. Also schnell los und noch einen Grundträger geholt. Wenigstens passte der Radträger noch.
Nach knapp 3h Fahrt inkl. Mittagspause waren wir gut am Rothsee angekommen und hatten unsere Ferienwohnung direkt am Rothsee bezogen. Mit Blick und 100m Fußmarsch zum See. Einfach traumhaft.
Samstagabend bin ich zur Kreissportanlage in Roth um mir meine Startunterlagen abzuholen. Außerdem wollte ich mich dort mit Andreas (Reldedo) und Kai (aus 3athlon.info) treffen. Andreas habe ich leider verpasst, aber mit Kai hat’s geklappt und wir haben zusammen noch etwas Kohlehydrate vom Nudelbuffet geschaufelt. Außerdem konnte ich mir noch ein paar Tipps von einem erfahrenen Athleten abholen.
Am Sonntag sollte es dann also losgehen: Meine erste Olympische Distanz und mein zweiter Triathlon überhaupt nach 13 Monaten ernsthaft Ausdauersport. Die Nervosität am Sonntagmorgen war unerträglich. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon mal morgens beim Zähneputzen mit Würgereflexen meines Körpers rumschlagen musste. Immer wieder kamen mir Zweifel ob ich mich nicht übernommen habe mit diesem Vorhaben. Zu allem Überfluss erzählte mir die Eigentümerin der Ferienwohnungen beim Frühstück noch, dass es letztes Jahr beim Schwimmen bei der Challenge wohl eine Tote gegeben hätte. Vielen Dank für diese gute Nachricht zum richtigen Zeitpunkt. Als 40ig Jähriger mit 2 kleinen Kindern und Herzinfarktvorbelastung in der Familie macht man sich so seine Gedanken über so was.
Als ich aber dann das Rad wieder aufs Auto montierte und mich meine Frau beim Segelzentrum an der Schwimm/Rad Wechselzone absetzte, war die Unsicherheit weg. Nur noch etwas Nervosität – aber das scheint vielen so zu gehen.
Die WZ und das Organisatorische fürs Check-In waren vorbildlich. Für jedes Problem gab es eine Lösung und einen eigenen „Schalter“ (Tisch mit Schirm) der sich genau um die entsprechende Fragestellung kümmerte. Z.B. waren die Startnummernaufkleber fürs Rad falsch gefertigt, so dass der bedruckte Teil der Aufkleber nicht klebte. Es gab aber dafür einen „Schalter“, an dem man sich neue, richtig gefertigte Aufkleber abholen konnte. Außerdem konnte man scheinbar fragen wen man wollte – jeder wusste über alles Bescheid.
Ich hatte Startnummer 701 – das war schön, denn die Radständer waren in meinem Block ab 701 aufgestellt, so dass ich quasi mein eigenes Schild hatte. Schön. Man kann sich selbst als Anfänger nicht so blöde anstellen, hier einen Fehler zu machen. Für alles ist gesorgt.
Der Wettkampf
Vor dem Start habe ich noch kurz Florian Stelzle aus meinem Schwimmverein getroffen, mit Kai habe ich noch ein paar Worte gewechselt und siehe da – den kennste doch, der hat einen TriMichels Einteiler an: Genau - das ist toronto21. Auch mit Ihm noch ein bisschen geplaudert und dann zur Einschwimmzone und den Neo angezogen. Zu diesem Zeitpunkt muss es ungefähr gewesen sein, dass mir zum ersten Mal ein leises F**k über die Lippen kam: Mensch ist das weit raus bis zur ersten Boje und dann auch noch ein ganzes Stück quer zur Zweiten und dann das Zeug auch wieder zurück. Schluck! Das sollt Du alles kraulen? Wie war das noch mal mit der Toten bei der Challenge? Anyway … Ich habe dann die Startgruppen vor mir etwas beobachtet und bin zum Schluss gekommen, mich rechts außen aufzustellen.
So Helmut, jetzt gilt’s. Nachdem ich bisher ja nur zwei Wettkämpfe (1x HM und 1x Jedermann) überhaupt gemacht hatte und bei Beiden mit mir gehadert hatte, weil ich mein Potential überhaupt nicht ausgeschöpft hatte, wollte ich diesmal alles geben: Pain goes glory stays forever. Ich möchte voll reinhalten. Mehr als platzen kann ich nicht. Werd’ schon irgendwie ankommen. Also: Sieg oder Sarg!
Schwimmen
„Noch 10 Sekunden …. Noch 5 Sekunden … Peng“ Ich bin ruhig ins Wasser und habe auch nur einen Ellbogen auf die Schläfe und einen Beinschlag irgendwo auf den Kopf bekommen. Die ersten Meter liefen bei weitem nicht so gut wie beim Einschwimmen. Nach kurzer Zeit aber wurde das Wasser ruhiger und ich konnte meinen Rhythmus finden. 2er Zug. So schwamm ich vor mich hin – Wasserschatten war da leider keiner. Mist, alles muss man alleine machen. Ich hatte auch überhaupt nicht das Gefühl, dass ich die Strecke im Freistil schaffe. Ohje … da wird wohl Hausfrauenbrust fällig werden dachte ich mir.
Irgendwie fiel mir dann doch ein, dass man sich im Freiwasser auch mal orientieren muss, dass tat ich dann auch und wusste warum da alles ruhig und kein Wasserschatten war: Ich war vieeel zu weit rechts – auf der anderen Seite der durch die Bojen markierten Linie. Das war so ca. bei 200-300m. Ich bin dann wieder nach links rüber geschwommen, da die 600m Boje ja links im Uhrzeigersinn umschwommen werden musste. Kurz vor der Boje war ich dann auch wieder im Feld drin und bin gleich rechts um die Boje rum. Naja – viele Wege führen nach Rom.
Auf den 300m bis zur zweiten Wendeboje lief’s dann besser und zum ersten mal dachte ich: Das schaffst Du, ich fand dann auch einen Wasserschatten für 150m, der mir aber zu langsam war und ich bin dann wieder alleine geschwommen. Als ich dann auch noch ein zwei oder drei Schwimmer aus der Startgruppe vor mir überholte, war ich recht zuversichtlich. Die 600m zurück liefen dann normal und ich hatte das Thema Orientierung auch im Griff.
Ich bin dann irgendwo im 1. Drittel meine Startgruppe aus dem Wasser, völlig locker, ohne einen einzigen Brustarmzug gemacht zu haben und mit einer Zeit, die ungefähr das war was ich mir vorgestellt (30min) hatte: 31:14 Damit bin ich sehr zufrieden, vor allem wen ich sehe, dass so Cracks wie toronto21 auch nur ne Minute schneller waren. Letztlich wäre beim Schwimmen wohl noch was gegangen, vor allem wen man sieht wo ich geschwommen bin. Schwimmen sollte an diesem Tage die einzige Disziplin sein, bei der ich nicht am Anschlag war.
Radfahren
Also raus aus’m Wasser und das IPTA Band über die Zeitnahme gezogen. Dann sofort Kappe und Brille runter und den Neo hinten aufgemacht. Die WZ ging bergauf (ein Zeichen für den gesamten Tag), den Beutel geschnappt und ins Wechselzelt. Dort waren Helfer, die mich auch dabei unterstützten aus dem Neo zu kommen. Dann der erste Schock: Krampf im rechten Waden – genau da, wo ich vor zwei Wochen schon einen recht schlimmen hatte. Der Betreuer dehnte mir dann den Krampf raus und nach kurzer Zeit ging’s auch wieder. Also zum Rad, Schuhe an, Startnummer um, Brille auf Helm auf und ab durch die WZ – natürlich leicht bergauf.
Die Hitzeschlacht ist es Gott sei Dank nicht geworden: Angekündigt waren 33 Grad. Weil es aber bedeckt war, kletterte das Thermometer auf max. 26-27 Grad. Normalerweise reicht mir 1l auf’m Rad. Ich nahm aber 2l mit – die ich auch brauchte. Meinem Magen waren 2 Liter aber Scheins zuviel. Irgendwo auf der Strecke musste ich mich kurz übergeben. Während der Fahrt muss man nur aufpassen, dass nix am Trikot hängen bleibt.
Wie vorgenommen pushte ich von Anfang an. Aber die Radstrecke war schwer. Es gab wahrscheinlich keine 2km die flach waren. Immer nur auf und ab. Ähnlich wie Erding im Hinterland, nur in Erding sind die Wellen smooth, hier sind sie eher giftig. Als ich dann am höchsten Punkt der Strecke war, hatte ich irgendwas um den 28er Schnitt auf’m Tacho. Genial dachte ich – den 30er Schnitt schaffst du – wenigstens etwas. An mein Minimalradziel 31er Schnitt glaubte ich nicht mehr. An manchen Passagen stand auch der Wind noch vorne drauf. Es fiel mir richtig schwer zu pushen. Aber trotzdem: immer weiter …. immer weiter … nicht aufhören. Die Abfahrten gelangen mir für meine Verhältnisse gut. Hab mich so gut es ging und ich mich traute rein gehauen.
Bei km37 - der Wind war wieder drauf und es steig gaaaanz leicht, sagte mein Tacho zu mir: 28,x. Wie jetzt? Ich trete doch was ich kann? Sind die Bremsen an? Der falsche Gang? Zu diesem Zeitpunkt gab es das zweite mal an diesem Tage das Wort aus meinem Munde: F**k! Mir war klar: Die Beine sind fast leer. Da geht nicht mehr viel. Also immer locker bleiben und schön rund kurbeln. Ein Powergel verzischte wie der Tropfen auf dem heissen Stein. Hier kamen mir auch zum ersten Mal Gedanken an’s Laufen. Mental war ich aber noch gut drauf: Immer weiter … immer weiter … nicht aufhören zu treten.
Letztlich an der Wechselzone Rad/Lauf angekommen – die natürlich bergauf ging – zeigte mein Radtacho eine Zeit von 1:21h was einem 31,1er Schnitt entspricht. Damit war ich auf den schweren 42km schneller im Schnitt als auf den flachen 20km in München vor 4 Wochen. Ich hatte eine durchschnittliche HF von 93% und eine maximale HF von 101%(!). Muss meinen Radcomputer wohl neu einstellen.
Laufen
Durch die Wechselzone an der Zeitnahme vorbei auf die Laufstrecke. Die ersten 2km konnte ich den 5min/km Schnitt noch halten. Dann war der Ofen aus. Sowohl körperlich als auch mental. Die Laufstrecke war m.E. dermaßen schwer – nur rauf und runter. Das war der absolute Hammer. Ich dachte nur: „Schon wieder ein Berg …. schon wieder … schon wieder …. schon wieder …“ Ab km2 wollte ich gehen. Ich wollte nicht mehr und konnte nicht mehr. Ende Gelände. Hab ich aber Gott sei Dank nicht gemacht. Ich hab mich durchgebissen und bin ins Ziel gejogged. Meine Zielzeit ging total flöten: sub50min wollte ich - 58:12 habe ich erreicht. 14min über meiner 10km PB. Die km Markierungen wollten und wollten nicht kommen und dann schon wieder ein Berg. Das war wohl ein klassischer Einbruch der allerersten Güte. Wohl etwas überzockt beim Radfahren. Aber was soll’s.
Insgesamt habe ich mir ja einen Zielkorridor von 2:40-2:50 gesetzt. Das zu erreichen wäre super gewesen. Geworden sind’s dann mit den Wechseln 2:56:33. Ich bin nicht wirklich böse darüber. No risk no fun!
Fazit
Es war aber Alles in Allem echt geil! Ich habe keinen einzigen Brustschwimmzug gemacht und bin keinen einzigen Schritt gegangen – nicht mal in den WZs. Ich habe richtig wett gekämpft und bin an meine Grenze gegangen. Ich habe nur einen Krampf gehabt, nicht zu stark vom Schwimmkurs abgekommen und ich habe nur einmal ein klein wenig gekotzt und bin nur von einem Ellenbogen und einem Beinschlag getroffen worden. Herz was willst Du mehr: Ein toller Wettkampf.
Im Ziel hat Kai noch auf mich gewartet und mich beim Trinken unterstützt. Ich konnte nicht soviel Becher halten wie ich brauchte. Danke!
Für meine nächste OD suche ich mir aber eine leichtere Strecke. Für so was wie Rothsee muss ich noch mehr trainieren. An dieser Stelle ziehe ich meinen Hut vor Andreas (Realdedo), der mit 2:31 eine super Zeit hingelegt hat – auch in seiner ersten OD.
Da ich 2007 auch gerne wieder dabei wäre, heißt das – die nächste OD kommt noch vor Rothsee. Bilder kommen auch noch – meine Frau hat ein paar gute geschossen.
Der Wettkampf ist für Athleten toll organisiert. Im Bereich Zuschauerinfo muss aber noch was gemacht werden. Da sind die Infos vor allem über Strecke und Sperrungen im Radteil zu wenig für nicht Ortskundige. Vor allem wenn die Ortskundige dann auch noch zwei kleine Kinder rumschleppen muss.
Grüße Helmut, der sich jetzt auch wie ein Triathlet fühlt
Wir sind wieder zurück aus Roth. Vorneweg: Es war eine logistische Meisterleistung – vor allem von meiner Frau, die beide Jungs und mich jederzeit sicher im Griff hatte. Danke! Hier wie versprochen nun mein ausführlicher Bericht:
Vorgeplänkel
Am Samstagvormittag ging’s schon gut los, als ich feststellen musste, dass über die Modelljahre die Dachreling der A4 inkompatibel zu meinem Universaldachträger geworden ist. Im Kofferraum war wegen Kinderwaagen und sonstigem Zeugs kein Platz mehr fürs Rad. Also schnell los und noch einen Grundträger geholt. Wenigstens passte der Radträger noch.
Nach knapp 3h Fahrt inkl. Mittagspause waren wir gut am Rothsee angekommen und hatten unsere Ferienwohnung direkt am Rothsee bezogen. Mit Blick und 100m Fußmarsch zum See. Einfach traumhaft.
Samstagabend bin ich zur Kreissportanlage in Roth um mir meine Startunterlagen abzuholen. Außerdem wollte ich mich dort mit Andreas (Reldedo) und Kai (aus 3athlon.info) treffen. Andreas habe ich leider verpasst, aber mit Kai hat’s geklappt und wir haben zusammen noch etwas Kohlehydrate vom Nudelbuffet geschaufelt. Außerdem konnte ich mir noch ein paar Tipps von einem erfahrenen Athleten abholen.
Am Sonntag sollte es dann also losgehen: Meine erste Olympische Distanz und mein zweiter Triathlon überhaupt nach 13 Monaten ernsthaft Ausdauersport. Die Nervosität am Sonntagmorgen war unerträglich. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich schon mal morgens beim Zähneputzen mit Würgereflexen meines Körpers rumschlagen musste. Immer wieder kamen mir Zweifel ob ich mich nicht übernommen habe mit diesem Vorhaben. Zu allem Überfluss erzählte mir die Eigentümerin der Ferienwohnungen beim Frühstück noch, dass es letztes Jahr beim Schwimmen bei der Challenge wohl eine Tote gegeben hätte. Vielen Dank für diese gute Nachricht zum richtigen Zeitpunkt. Als 40ig Jähriger mit 2 kleinen Kindern und Herzinfarktvorbelastung in der Familie macht man sich so seine Gedanken über so was.
Als ich aber dann das Rad wieder aufs Auto montierte und mich meine Frau beim Segelzentrum an der Schwimm/Rad Wechselzone absetzte, war die Unsicherheit weg. Nur noch etwas Nervosität – aber das scheint vielen so zu gehen.
Die WZ und das Organisatorische fürs Check-In waren vorbildlich. Für jedes Problem gab es eine Lösung und einen eigenen „Schalter“ (Tisch mit Schirm) der sich genau um die entsprechende Fragestellung kümmerte. Z.B. waren die Startnummernaufkleber fürs Rad falsch gefertigt, so dass der bedruckte Teil der Aufkleber nicht klebte. Es gab aber dafür einen „Schalter“, an dem man sich neue, richtig gefertigte Aufkleber abholen konnte. Außerdem konnte man scheinbar fragen wen man wollte – jeder wusste über alles Bescheid.
Ich hatte Startnummer 701 – das war schön, denn die Radständer waren in meinem Block ab 701 aufgestellt, so dass ich quasi mein eigenes Schild hatte. Schön. Man kann sich selbst als Anfänger nicht so blöde anstellen, hier einen Fehler zu machen. Für alles ist gesorgt.
Der Wettkampf
Vor dem Start habe ich noch kurz Florian Stelzle aus meinem Schwimmverein getroffen, mit Kai habe ich noch ein paar Worte gewechselt und siehe da – den kennste doch, der hat einen TriMichels Einteiler an: Genau - das ist toronto21. Auch mit Ihm noch ein bisschen geplaudert und dann zur Einschwimmzone und den Neo angezogen. Zu diesem Zeitpunkt muss es ungefähr gewesen sein, dass mir zum ersten Mal ein leises F**k über die Lippen kam: Mensch ist das weit raus bis zur ersten Boje und dann auch noch ein ganzes Stück quer zur Zweiten und dann das Zeug auch wieder zurück. Schluck! Das sollt Du alles kraulen? Wie war das noch mal mit der Toten bei der Challenge? Anyway … Ich habe dann die Startgruppen vor mir etwas beobachtet und bin zum Schluss gekommen, mich rechts außen aufzustellen.
So Helmut, jetzt gilt’s. Nachdem ich bisher ja nur zwei Wettkämpfe (1x HM und 1x Jedermann) überhaupt gemacht hatte und bei Beiden mit mir gehadert hatte, weil ich mein Potential überhaupt nicht ausgeschöpft hatte, wollte ich diesmal alles geben: Pain goes glory stays forever. Ich möchte voll reinhalten. Mehr als platzen kann ich nicht. Werd’ schon irgendwie ankommen. Also: Sieg oder Sarg!
Schwimmen
„Noch 10 Sekunden …. Noch 5 Sekunden … Peng“ Ich bin ruhig ins Wasser und habe auch nur einen Ellbogen auf die Schläfe und einen Beinschlag irgendwo auf den Kopf bekommen. Die ersten Meter liefen bei weitem nicht so gut wie beim Einschwimmen. Nach kurzer Zeit aber wurde das Wasser ruhiger und ich konnte meinen Rhythmus finden. 2er Zug. So schwamm ich vor mich hin – Wasserschatten war da leider keiner. Mist, alles muss man alleine machen. Ich hatte auch überhaupt nicht das Gefühl, dass ich die Strecke im Freistil schaffe. Ohje … da wird wohl Hausfrauenbrust fällig werden dachte ich mir.
Irgendwie fiel mir dann doch ein, dass man sich im Freiwasser auch mal orientieren muss, dass tat ich dann auch und wusste warum da alles ruhig und kein Wasserschatten war: Ich war vieeel zu weit rechts – auf der anderen Seite der durch die Bojen markierten Linie. Das war so ca. bei 200-300m. Ich bin dann wieder nach links rüber geschwommen, da die 600m Boje ja links im Uhrzeigersinn umschwommen werden musste. Kurz vor der Boje war ich dann auch wieder im Feld drin und bin gleich rechts um die Boje rum. Naja – viele Wege führen nach Rom.
Auf den 300m bis zur zweiten Wendeboje lief’s dann besser und zum ersten mal dachte ich: Das schaffst Du, ich fand dann auch einen Wasserschatten für 150m, der mir aber zu langsam war und ich bin dann wieder alleine geschwommen. Als ich dann auch noch ein zwei oder drei Schwimmer aus der Startgruppe vor mir überholte, war ich recht zuversichtlich. Die 600m zurück liefen dann normal und ich hatte das Thema Orientierung auch im Griff.
Ich bin dann irgendwo im 1. Drittel meine Startgruppe aus dem Wasser, völlig locker, ohne einen einzigen Brustarmzug gemacht zu haben und mit einer Zeit, die ungefähr das war was ich mir vorgestellt (30min) hatte: 31:14 Damit bin ich sehr zufrieden, vor allem wen ich sehe, dass so Cracks wie toronto21 auch nur ne Minute schneller waren. Letztlich wäre beim Schwimmen wohl noch was gegangen, vor allem wen man sieht wo ich geschwommen bin. Schwimmen sollte an diesem Tage die einzige Disziplin sein, bei der ich nicht am Anschlag war.
Radfahren
Also raus aus’m Wasser und das IPTA Band über die Zeitnahme gezogen. Dann sofort Kappe und Brille runter und den Neo hinten aufgemacht. Die WZ ging bergauf (ein Zeichen für den gesamten Tag), den Beutel geschnappt und ins Wechselzelt. Dort waren Helfer, die mich auch dabei unterstützten aus dem Neo zu kommen. Dann der erste Schock: Krampf im rechten Waden – genau da, wo ich vor zwei Wochen schon einen recht schlimmen hatte. Der Betreuer dehnte mir dann den Krampf raus und nach kurzer Zeit ging’s auch wieder. Also zum Rad, Schuhe an, Startnummer um, Brille auf Helm auf und ab durch die WZ – natürlich leicht bergauf.
Die Hitzeschlacht ist es Gott sei Dank nicht geworden: Angekündigt waren 33 Grad. Weil es aber bedeckt war, kletterte das Thermometer auf max. 26-27 Grad. Normalerweise reicht mir 1l auf’m Rad. Ich nahm aber 2l mit – die ich auch brauchte. Meinem Magen waren 2 Liter aber Scheins zuviel. Irgendwo auf der Strecke musste ich mich kurz übergeben. Während der Fahrt muss man nur aufpassen, dass nix am Trikot hängen bleibt.
Wie vorgenommen pushte ich von Anfang an. Aber die Radstrecke war schwer. Es gab wahrscheinlich keine 2km die flach waren. Immer nur auf und ab. Ähnlich wie Erding im Hinterland, nur in Erding sind die Wellen smooth, hier sind sie eher giftig. Als ich dann am höchsten Punkt der Strecke war, hatte ich irgendwas um den 28er Schnitt auf’m Tacho. Genial dachte ich – den 30er Schnitt schaffst du – wenigstens etwas. An mein Minimalradziel 31er Schnitt glaubte ich nicht mehr. An manchen Passagen stand auch der Wind noch vorne drauf. Es fiel mir richtig schwer zu pushen. Aber trotzdem: immer weiter …. immer weiter … nicht aufhören. Die Abfahrten gelangen mir für meine Verhältnisse gut. Hab mich so gut es ging und ich mich traute rein gehauen.
Bei km37 - der Wind war wieder drauf und es steig gaaaanz leicht, sagte mein Tacho zu mir: 28,x. Wie jetzt? Ich trete doch was ich kann? Sind die Bremsen an? Der falsche Gang? Zu diesem Zeitpunkt gab es das zweite mal an diesem Tage das Wort aus meinem Munde: F**k! Mir war klar: Die Beine sind fast leer. Da geht nicht mehr viel. Also immer locker bleiben und schön rund kurbeln. Ein Powergel verzischte wie der Tropfen auf dem heissen Stein. Hier kamen mir auch zum ersten Mal Gedanken an’s Laufen. Mental war ich aber noch gut drauf: Immer weiter … immer weiter … nicht aufhören zu treten.
Letztlich an der Wechselzone Rad/Lauf angekommen – die natürlich bergauf ging – zeigte mein Radtacho eine Zeit von 1:21h was einem 31,1er Schnitt entspricht. Damit war ich auf den schweren 42km schneller im Schnitt als auf den flachen 20km in München vor 4 Wochen. Ich hatte eine durchschnittliche HF von 93% und eine maximale HF von 101%(!). Muss meinen Radcomputer wohl neu einstellen.
Laufen
Durch die Wechselzone an der Zeitnahme vorbei auf die Laufstrecke. Die ersten 2km konnte ich den 5min/km Schnitt noch halten. Dann war der Ofen aus. Sowohl körperlich als auch mental. Die Laufstrecke war m.E. dermaßen schwer – nur rauf und runter. Das war der absolute Hammer. Ich dachte nur: „Schon wieder ein Berg …. schon wieder … schon wieder …. schon wieder …“ Ab km2 wollte ich gehen. Ich wollte nicht mehr und konnte nicht mehr. Ende Gelände. Hab ich aber Gott sei Dank nicht gemacht. Ich hab mich durchgebissen und bin ins Ziel gejogged. Meine Zielzeit ging total flöten: sub50min wollte ich - 58:12 habe ich erreicht. 14min über meiner 10km PB. Die km Markierungen wollten und wollten nicht kommen und dann schon wieder ein Berg. Das war wohl ein klassischer Einbruch der allerersten Güte. Wohl etwas überzockt beim Radfahren. Aber was soll’s.
Insgesamt habe ich mir ja einen Zielkorridor von 2:40-2:50 gesetzt. Das zu erreichen wäre super gewesen. Geworden sind’s dann mit den Wechseln 2:56:33. Ich bin nicht wirklich böse darüber. No risk no fun!
Fazit
Es war aber Alles in Allem echt geil! Ich habe keinen einzigen Brustschwimmzug gemacht und bin keinen einzigen Schritt gegangen – nicht mal in den WZs. Ich habe richtig wett gekämpft und bin an meine Grenze gegangen. Ich habe nur einen Krampf gehabt, nicht zu stark vom Schwimmkurs abgekommen und ich habe nur einmal ein klein wenig gekotzt und bin nur von einem Ellenbogen und einem Beinschlag getroffen worden. Herz was willst Du mehr: Ein toller Wettkampf.
Im Ziel hat Kai noch auf mich gewartet und mich beim Trinken unterstützt. Ich konnte nicht soviel Becher halten wie ich brauchte. Danke!
Für meine nächste OD suche ich mir aber eine leichtere Strecke. Für so was wie Rothsee muss ich noch mehr trainieren. An dieser Stelle ziehe ich meinen Hut vor Andreas (Realdedo), der mit 2:31 eine super Zeit hingelegt hat – auch in seiner ersten OD.
Da ich 2007 auch gerne wieder dabei wäre, heißt das – die nächste OD kommt noch vor Rothsee. Bilder kommen auch noch – meine Frau hat ein paar gute geschossen.
Der Wettkampf ist für Athleten toll organisiert. Im Bereich Zuschauerinfo muss aber noch was gemacht werden. Da sind die Infos vor allem über Strecke und Sperrungen im Radteil zu wenig für nicht Ortskundige. Vor allem wenn die Ortskundige dann auch noch zwei kleine Kinder rumschleppen muss.
Grüße Helmut, der sich jetzt auch wie ein Triathlet fühlt