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Risiko Vorfußlaufen
Verfasst: 25.08.2006, 10:29
von joachim1971
Hallo!
Laufe jetzt nach 2-jähriger Verletzungspause wieder (Plantarsehne... siehe auch meinen thread von vor ein paar Tagen:
http://www.laufen-aktuell.de/laufen-akt ... ml?t=22309)
Fersenlauf kommt nicht mehr in Frage. Stattdessen Nike Free, aktiver, sauberer Laufstil usw., aber nicht ganz auf dem Vorfuß, eher so auf dem Mittelfuß. Meine Rumpfmuskulatur ist sehr gut trainiert, Fuß und Wadenmuskulatur auch. Laufen geht jetzt wieder schmerzfrei.
Frage mich nun, ob ich nicht ganz auf Vorfußlauf umstellen soll. Habe aber den klassichen Spreizfuß. Kennt sich jemand damit aus? Oft wird der Spreizfuß als Gegenanzeige beim Vorfußlauf genannt. Wo genau liegt das Risiko? Gibt es da schon Erfahrungswerte? (Beim Googlen finde ich immer nur ganz vage Hinweise zum Thema...)
Verfasst: 25.08.2006, 10:33
von Steif
Es gibt nichts, was beim Langstreckenlauf für einen reinen Vorfußlauf spricht. Wenn Du als Mittelfußläufer bei hohen Geschwindigkeiten beginnst nur vorne aufzusetzen ist das okay, aber beim langsamen Jogging sehe ich da ehrlich gesagt keinen Sinn drin, da Du mit diesem Laufstil ganz bestimmte Muskeln und Bänder mehr als notwendig belastest.
Verfasst: 25.08.2006, 11:02
von joachim1971
Naja, das ist jetzt aber oldschool-Lauf-Philosophie!!!
Es ist ja seit längerem bekannt und zieht immer weitere Kreise, dass aktives, "natürliches" Laufen eine hervorragende Verletzungsprophylaxe ist, und dass die übertriebene Dämpfung, die für den Fersenlauf entwickelt wurde, zahlreiche Muskeln zur Passivität und Verkümmerung verdammt.
Will hier keine Grundsatzdebatte anfangen, sondern nur wissen, ob jemand was konkretes zum Thema "Vorfußlauf mit Spreizfuß" zu sagen hat...
Gruß, Jo
Verfasst: 25.08.2006, 11:06
von Kathy
Hi Joachim,
ich sehe bei Dir keinen Anlaß, den Fußaufsatz noch weiter in Richtung Vorfuß zu verlagern.
Du läufst mit dem Nike Free schmerzfrei, hast einen aktiven Laufstil mit Mittelfußaufsatz - was will man mehr? - Das ist wirklich prima.
Weiß nicht, welche Vorteile Du Dir durch einen noch vorfußbetonteren Fußaufsatz versprichst. Ich finde, es gibt diesbezüglich keinen wesentlichen Unterschied zwischen Mittel- und Vorfußlauf (fasse daher diese beiden Stile gerne als "Nicht-Fersenlauf" zusammen). Der Vorfußlauf ist im Vergleich zum Mittelfußlauf aber halt doch noch 'ne Ecke anstrengender und u.U. belastender, was bei vielen, die ihn ausprobiert haben, zu Verletzungen geführt hat.
Die Umstellung auf Vorfußlauf hätte in meinen Augen nur 'nen "kosmetischen", nicht aber einen wirklich gesundheitlichen Nutzen.
Daher freu' Dich, daß es im Moment so gut läuft, trage weiter den Free, pflege die gute Muskulatur und den aktiven Laufstil mit dem flachen Fußaufsatz und alles ist bestens
Liebe Grüße
Kathy,
irgendwas zwischen Vor- und Mittelfußläuferin,
oder einfach
Nicht-Fersenläuferin 
kl. Ergänzung: Vorfußlauf mit Spreizfuß sollte am besten nur in Schuhen ohne Vorfußdämpfung erfolgen. Dann muß man schauen, ob man es verträgt, ich glaube, das ist von Läufer zu Läufer unterschiedlich.
Verfasst: 25.08.2006, 11:17
von Steif
joachim1971 hat geschrieben:Will hier keine Grundsatzdebatte anfangen, sondern nur wissen, ob jemand was konkretes zum Thema "Vorfußlauf mit Spreizfuß" zu sagen hat...
Ich laufe seit mittlerweile mehreren Jahren nahezu beschwerdefrei auf dem Mittel- bis Vorfuß, mich brauchst Du insofern von nichts überzeugen. Einzig eine seinerzeit wegen Ungeduld nicht ganz ausgeheilte Sprunggelenkverletzung macht mir immer mal wieder zu schaffen.
Ich wollte mit meiner Reaktion im Post #2 eigentlich nur zum Ausdruck bringen, daß ich von einer radikalen Umstellung vom einen Extrem zum anderen nicht viel halte. Ich probierte das in meinen Laufanfängen und scheiterte. Als Resultat geblieben ist ein Mittelfußaufsatz mit Tendenz zum Vorfuss. Wohl durch diese nicht ausgeheilte Sprunggelenkverletzung auch noch ein unterscheidlicher Aufsatz beider Füße.
Für mehr Infos hast Du Dich sicher schon mal im Downloadbereich der Marquard-Seite umgesehen, oder?
http://www.matthias-marquardt.de/
Verfasst: 25.08.2006, 11:29
von joachim1971
Vielen Dank für eure Postings!
Als Lauf-Maniac kenne ich die Marquardt-Seite "natürlich"!:-)
Rein theoretisch betrachtet kommen mir die Argumente pro Barfuß-/ Vorfuß-/ "natürlichem" Lauf sehr plausibel vor. Und Fersenlauf geht wie gesagt definitiv nicht mehr - wegen der Sehne. Deshalb mein Interesse. Auf der anderen Seite schrecken mich die Risiken ab, von denen man oft hört. Also z.B. Spreizfuß als Gegenanzeige, Probleme mit Achilles-Sehne usf.
Trainiert ihr als NichtfersenläuferInnen jenseits der Lauferei gezielt eure Bein- und Fußmuskulatur? Laut Marquardt ist das ja eine notwendige Voraussetzung des "aktiven Laufens". Und er empfiehlt den Gang in eine Mucki-Bude, zur Nutzung entsprechnder Gerätschaften zur Optimierung des Aufbau-Trainings...
Lieben Gruß, Jo
Verfasst: 25.08.2006, 11:41
von kitty
joachim1971 hat geschrieben:Trainiert ihr als NichtfersenläuferInnen jenseits der Lauferei gezielt eure Bein- und Fußmuskulatur? Laut Marquardt ist das ja eine notwendige Voraussetzung des "aktiven Laufens". Und er empfiehlt den Gang in eine Mucki-Bude, zur Nutzung entsprechnder Gerätschaften zur Optimierung des Aufbau-Trainings...
Lieben Gruß, Jo
das hab ich nie gemacht. bei entsprechend langsamer umstellung ist es auch nicht nötig.
ich hab insgesamt über 1 jahr gebraucht um vom fersenlauf völlig auf mittelfuss/vorfusslaufen umzustellen.
im übrigen stimme ich kathy zu. wenn du jetzt beschwerdefrei bist, ist eine weitere umstellung nicht notwendig. und bei schnelleren tempi wirst du ohnehin automatisch mehr auf dem vorfuss landen.
Verfasst: 25.08.2006, 11:56
von Kathy
Hi Jo,
meine Fuß- und Beinmuskulatur sowie den Rumpf trainiere ich - sofern ich mich dazu aufraffen kann
Allerdings gehe ich nicht ins Studio, denn das ist mir einfach zu teuer. Zu Hause auf der Gymnastikmatte führe ich einige
dieser Übungen durch. Zusätzlich balanciere ich ganz gerne auf meinem selbstgebauten *stolz* Kippelbrett und trage im Alltag fast nur den Nike Free oder meine MBT-Schuhe.
Besonders weitergebracht hat mich aber das Einbauen von Alternativsportarten in mein Sportprogramm. Besonders durch das Schwimmen läßt sich hervorragend die Rumpfmuskulatur trainieren. Außerdem nehme ich gerne mal die Inline-Skates, neuerdings das Mountainbike und selten mal die Nordic-Walking-Stöcke.
Außerdem gehe ich nun gelegentlich mal auf die Bahn und bemühe mich darum, mit Sprints noch 'nen besseren Abdruck zu schulen. Barfußläufe auf dem Rasen und ein bißchen Lauf-ABC-Gehopse kommen dann auch hinzu.
Mit diesem erweiterten Sportprogramm bin ich bisher verletzungsfrei. Vorher hatte ich praktisch immer was - jetzt zwicken nur gelegentlich meine sehr empfindlichen Schienbeine. Ich laufe zwar im Gegensatz zu früher eher weniger, dafür aber viel lockerer und sogar ein bißchen schneller (was nicht viel heißen will, denn wirklich schnell bin ich nicht).
Kann daher nur jedem empfehlen, zusätzlich zum Laufen
irgendwas zu machen - ob nun Krafttraining, Lauf-ABC, oder Alternativsportarten. Ich denke, so kann man sich sehr effektiv vor Überlastungs-Verletzungen schützen - denn von denen ist man als Nicht-Fersenläufer durch die erhöhte Muskelbelastung besonders leicht betroffen.
Liebe Grüße
Kathy
Verfasst: 25.08.2006, 12:14
von Steif
joachim1971 hat geschrieben:Trainiert ihr als NichtfersenläuferInnen jenseits der Lauferei gezielt eure Bein- und Fußmuskulatur? Laut Marquardt ist das ja eine notwendige Voraussetzung des "aktiven Laufens". Und er empfiehlt den Gang in eine Mucki-Bude, zur Nutzung entsprechnder Gerätschaften zur Optimierung des Aufbau-Trainings...
Lieben Gruß, Jo
Vorweg, und das hätte ich vielleicht schon weiter oben/unten schreiben sollen: Ich habe Senk-/Spreizfüße, mit anderen Worten breite Plattfüße und laufe seit Ende 2000. Anfangs hatte ich mit dieser Ausgangslage schwer zu kämpfen: pronationsgestützte Schuhe, orthopädische Einlagen nachdem einige Kniesehnen muckten und eine fette Entzündung im Mittelfuß (ausgelöst durch das nicht mehr vorhandene Fuß-/Quergewölbe) mich quälten. Auch die von Dir angesprochene Plantarsehenenfascillitis kenne ich von meinen Stampfern her. Das volle Programm also. 2002/2003 dann die Umknickverletzung.
In den letzten zwei Jahren habe ich durch den mittelfußaktiven Laufstil festgestellt, daß ich auch ohne Einlagen das ein oder andere Läufchen machen kann. Stück für Stück und mit viel Geduld ließ ich mehr und mehr die Einlagen weg, bei den ungestützten Schuhen bin ich noch vorsichtig. Immer wenn ich mit Freunden auf der Bahn laufe wird im Anschluß Barfuss gelaufen.
Ich denke das Barfusslauf ist das beste Training, da kommt auch der Free nicht mit, denn auch er hat eine Sprengung von 2:1 (Höhenunterschied 12 mm Ferse zu Vorfuss). Ansonsten mache ich nicht viel, außer gelegentlichen Bergaufläufen, bei denen man die für den Nichtfersenlauf benötigte Muskulatur verstärkt trainiert.
Sinnvoll ist IMHO zur Förderung des Nichtfersenlaufes gelegentlich Lauf-ABC-Übungen zu machen und auch im Heimbereich immer barfuss unterwegs zu sein und keine Schuhe zu tragen.
Man wird das breitgestampfte Fußgewölbe nicht mehr aufrichten können, das ist klar, aber man kann es so wie es ist stärken und auch gut damit leben. So viele Senkfüße wie es gibt, frage ich mich mittlerweile, 'was ist schon ein normaler Fuß?'.
Verfasst: 25.08.2006, 12:19
von Gueng
Hi Joachim,
ich habe bereits zu Beginn meiner "Läuferkarriere" (Sommer 2003) angefangen, auf Vorfuß umzustellen. Es hat ca. 1,5 Jahre gedauert, bis mir das in Fleisch und Blut übergegangen war, was wohl auch daran lag, daß ich zunächst mal geeignete (flach gebaute) Laufschuhe finden mußte. Da bei mir die Druckbelastung im Vorfußbereich hauptsächlich unter den mittleren Zehengrundgelenken liegt, gelte ich wohl im Sinne der klassischen Orthopädie als "Spreizfüßler". Daher hatte ich anfangs die Befürchtung, irgendwann Probleme mit dem Vorfußlaufen zu bekommen. Bisher ist das aber nicht passiert, und da ich nicht beabsichtige, meine Laufumfänge (ca. 1500 km/Jahr) noch wesentlich zu steigern, sind meine diesbezüglichen Befürchtungen nun weitgehend zerstreut. Auch meine Achillessehnen halten den Belastungen bisher problemlos stand. Dazu muß ich allerdings sagen, daß ich keine "extreme" Vorfußlauftechnik habe, d.h. die Ferse berührt während der Standphase durchaus noch (sanft) den Boden.
Ich denke, daß Barfußlaufen auf Rasen (z.B. im Stadion) oder Sand ein gutes Vorfußlauftraining darstellt. Aber auch dafür gilt: mit kurzen Strecken und geringen Geschwindigkeiten beginnen, sonst drohen Überlastungen.
Natürlich laufende Grüße,
Martin
Verfasst: 25.08.2006, 12:21
von Stormbringer
joachim1971 hat geschrieben:Naja, das ist jetzt aber oldschool-Lauf-Philosophie!!!
Es ist ja seit längerem bekannt und zieht immer weitere Kreise, dass aktives, "natürliches" Laufen eine hervorragende Verletzungsprophylaxe ist, und dass die übertriebene Dämpfung, die für den Fersenlauf entwickelt wurde, zahlreiche Muskeln zur Passivität und Verkümmerung verdammt.
Nur weil MM das schreibt muss das Fersenlaufen doch nicht mit old-School abqualifiziert werden!

Ich dachte auch immer Mittelfuss zu laufen. Auf Filmaufnahmen sehe ich aber, dass ich den flachen Fuss noch leicht auf der Ferse aufsetze. Dennoch habe ich einen aktiven Laufstil: Ich hebe die Knie an, lass die Unterschenkel passiv herunterfallen, setze recht flach auf, habe die Unterschenkel beim Auftreffen angewinkelt und drücke mich aus dem Sprunggelenk ab und ferse gut an. Das fühlt sich mittlerweile bei mittleren bis schnellem Tempo sehr locker an. Warum Du also den Aufsatz des Fusses als Kriterium für aktives oder passives Laufen siehst, erschliesst sich mir nicht.
Achte vielleicht auch mal auf Marathons im Fernsehen oder schaue Dir mal Fotos von Spitzenläufern an. Dort sieht man kaum Vorfussläufer. Alles Passivläufer? Ich bin da ganz nah bei Herbert Steffny, der die Vor- und auch Nachteile der Laufstile sieht und diese ja nach Bedingungen einsetzt. So ist das bei mir auch. Bergauf laufe ich sicherlich eher Vor- oder Mittelfuss, Bergab eher Fersen. Bei kurzen schnellen Sachen auf der Bahn oder kurze Strecken eher Vorfuss, bei längeren 15-M Kanten eher flachen Fersenaufsatz.
Das finde ich wichtiger als ideologisch einen einzigen Stil zu unterstützen. Ach ja: Ich mache auch Kräftigungsübungen für die Füsse, und laufe nach Intervallen barfuss über den Rasen.
Was Du sagst zu Dämpfung etc. mag ja stimmen. Ich laufe mittlerweile auch lieber mit Lightweights ohne oder mit wenig Dämpfung. Die Diskussion über den natürlichen Laufstil hatten wir hier schon. Das kann man so oder so sehen. MM sieht das auf seine Weise, andere anders. Mittlerweile lese ich immer mehr von Studien, die schreiben, dass man durch Vorfusslaufen nur in andere Verletzungen hereinläuft als beim Fersenlaufen. OldSchool?
Gruß
Andre
Verfasst: 25.08.2006, 12:37
von Lars
Hallo Joachim,
ich beschreibe einfach mal, was ich mache. Letztes Jahr habe ich aufgrund von Spreizfuß-, Schienbein- und leichten Knieproblemen angefangen auch auf dem Vorfuß zu laufen. Das hat so gut funktioniert, dass ich bald 27Km durchlaufen konnte (Muskelkater inklusive

).
Beim Bremer Marathon habe ich gemerkt, dass ich doch nocht so weit bin und bin die letzten 8Km wieder auf der Ferse gelaufen. Im Nachhinein weis ich, dass ich aber auch die falschen Schuhe für das Vorfußlaufen an hatte.
Danach habe ich angefangen zu Variieren. Nicht nach Geschwindigkeit, sondern wie es kommt. Ich war mir nicht sicher, was ich machen will und womit ich am besten zurecht komme. Das ging etwa 6-7 Monate so.
Nach dem ich mich endlich mal getraut hatte einen langen 30er gemütlich & vorfüßig in minimalistischen Wettkampfschuhen zu laufen, bin ich komplett auf Rennpuschen umgestiegen. Das war's für's Erste. Danach bin ich zwar den Hannover Marathon aus Unsicherheit auf der Ferse gelaufen. Danach bin ich keinen Kilometer mehr auf der Ferse gelaufen.
Was mein Körpergewicht (75Kg) und meine Geschwindigkeit (10er:45, HM:1:40, M:3:30) betrifft, würde mir keine das Vorfußlaufen geschweige denn Wettkampfschuhe für das Training empfehlen.
Meiner Meinung nach ist vieles Blödsinn, was allgemein behauptet & geschrieben wird. Am besten ist es, wenn jeder seinen eigenen Weg findet. Ohne einen bestimmten Bewegungsablauf von vorne herein schlecht zu reden oder als gefährlich einzustufen.
Meine Spreizfußprobleme sind mit harten Wettkampfschuhen und Vorfußlaufen komplett weg gegangen! Die Knie meckern nur noch sehr selten und auch nur, wenn ich wieder mal überteibe. Und meine sensiblen Schienbeine finden das jetzt auch viel besser.
Gut, was bei mir so ist, muss bei Dir nicht auch so sein. Aber ich kann Dir empfehlen es einfach mal auszuprobieren. Dann siehst Du, was passiert. Und keine Angst. Großartig passieren wird Dir nix. Beim Vorfußlaufen belastest Du primär Bänder, Sehnen & Muskulatur. Die allesamt besser regenerierbar als Gelenke.
Viel Spaß beim Herausfinden

!
Verfasst: 25.08.2006, 12:43
von Kathy
@ André
Du hast völlig Recht, ein aktiver Laufstil ist nicht gleichzusetzen mit Mittel- oder Vorfußaufsatz. Deine Beschreibung zeigt, daß aktives Laufen auch bei eher fersenbetontem Fußaufsatz möglich ist.
Ich denke, ein Knackpunkt, der passives und aktives Fersenlaufen voneinander unterscheidet, ist der von Dir beschriebene flache Fußaufsatz. Anstatt mit durchgestrecktem Knie spitz auf die Ferse draufzuknallen läßt Du Dein Knie leicht gebeugt und kannst mit Deiner aktivierten Muskulatur den Aufprall dämpfen. Wenn die Knie gestreckt sind, funktioniert das Dämpfen mit der Muskulatur nicht mehr und die Knorpel im Knie kriegen ganz schön was ab.
Beim passiven Fersenlauf läßt man sich also richtig schön in den Schritt reinfallen, beim aktiven Stil landet man vielleicht zuerst auf der Ferse, dafür aber flach und nicht spitz mit hochgezogener Fußspitze und erbringt den Großteil der Dämpfungsarbeit selbst.
Ich denke, was Jo mit "Old School" gemeint hat, ist die Tatsache, daß Nicht-Fersenlauf oft pauschal mit Verletzungen und "Ideologie" gleichgesetzt wird. Damit sollte man sich genauso zurückhalten wie mit der Feststellung, daß Fersenlauf = Passivlauf ist.
Liebe Grüße
Kathy
Verfasst: 25.08.2006, 12:47
von Athabaske
MidnightRunner hat geschrieben:...Das finde ich wichtiger als ideologisch einen einzigen Stil zu unterstützen....
Jörg
Verfasst: 25.08.2006, 14:33
von [Uli]
Es spricht beim entsprechend schnellen Langstreckenlauf alles dafür, was auch beim Sprint dafür spricht. Es ist ganz einfach ab einer bestimmten, individuellen Geschwindigkeit die ökonomischste Art des Laufens, die der Mensch auch ganz einfach und unbewußt wählt, wenn er nicht durch irgendwelche schlauen Bücher und sonstiges zum Nachdenken darüber gebracht wird.
Dass ein Vorfußlaufen keinen positiven Einfluss auf einen Spreißfuß hat, ist wohl einsichtig - eine bewußte Umstellung würde ich daher nie empfehlen, wenn keine gewichtigen Gründe dafür sprechen und da sehe ich im konkreten Fall nicht ansatzweise welche genannt.
Die Achillessehne des Menschen ist übrigens durchaus für die Belastungen des Vorfußlaufens gemacht, sie funktioniert dafür sogar ganz ausgezeichnet - sicher nicht bei jedem (primär würde ich mal Übergewicht nennen wollen).
Videoaufnahmen sind nur sehr beding geeignet zur Feststellung ob jemand Fersenläufer ist oder nicht - entscheidend sind die auftretenden Kräfte und die sieht man unmal nicht - wer zuerst mit der Ferse den Boden berührt ist noch lange nicht alleine deswegen Fersenläufer!
Grüße - Uli -
Verfasst: 25.08.2006, 15:09
von Bruce
MidnightRunner hat geschrieben:Ich dachte auch immer Mittelfuss zu laufen. Auf Filmaufnahmen sehe ich aber, dass ich den flachen Fuss noch leicht auf der Ferse aufsetze.
Beim
"Asics-Shoe-Advisor" findet man eine Animation des Mittelfußlaufens (wenn man sich mit "Weiter" durch die ersten Fragen durchgeklickt hat). Danach ist der flache Aufsatz mit der Ferse unmittelbar bevor der Vorfuß den Boden berührt Teil des Mittelfußlaufens.
Also: Ferse zuerst auf dem Boden heißt nicht, dass man nicht Mittelfußläufer ist. Entscheidend für das Fersenlaufen ist vielmehr die Streckung des Knies im Zeitpunkt des Fußaufsatzes auf der Ferse.
Kurz gesagt: M. E. bist Du nach Deiner Beschreibung Mittelfußläufer!
Merci!
Verfasst: 26.08.2006, 12:39
von joachim1971
Vielen Dank für die diversen Hinweise, Tipps, Infos und Erfahrungsberichte!!!
Sehr symphatisch finde ich, dass die meisten Beiträge jenseits aller Dogmatik zu konkreter Erfahrung, also zum schlichten "Ausprobieren" raten. Und die Schilderung der jeweils eigenen Erfahrung in Foren wie z.B. diesem scheint mir mindestens so wertvoll zu sein, wie das angesammelte Expertenwissen in den ganzen Fachbüchern. Es ist außerdem schön, festzustellen, wie viele "Freaks" es doch gibt, denen nichts mehr Spaß zu machen scheint, als sich mit ihrem Lieblingssport zu beschäftigen.
Also: Weiterhin viel Spaß bei der Rennerei und so!!!
Jo