"Running with Lothar"* - eine Mitteldistanz made in Kölle
Verfasst: 04.09.2006, 09:53
Vorgepänkel:
Am Vorwettkampftag die letzte Radrunde - es war wie immer in der Taperwoche: Trotz aller am Rad montierter Aerodynamik-Waffen läufts schlicht gar nicht.
Abends dann Wetterbericht: Starker Wind mit stürmischen Böen sowie Regen sind vorhergesagt. Also die Hochprofilfelge wieder 'raus und eine Kastenfelge als Vorderrad. Das Scheibenrad hinten bleibt erstmal drin.
Am WK-Tag selbst ist das Wetter zunächst ok, starker Wind, lauwarm und trocken. Pünktlich zum Start setzt Regen ein. Zum Glück haste die Laufschuhe in der Plastiktüte gelassen, denke ich mir, als es schon losgeht. Massenstart mit 400 Teilnehmern. Dank der Breite der Regattabahn kein großes Problem - das Feld sortiert sich gut und ich finde immer wieder ein Paar Füsse, an dem sich Wasserschatten schwimmen lässt. Nach 42 Minuten für die 2.5km bin ich wieder an Land. 75. Schwimmzeit. Es schüttet wie aus Kübeln.
Rauf aufs Rad, auf der Straße riesige Pfützen, es regnet noch immer heftig und irgendwie will keine rechte Freude aufkommen. Aber eine Mitteldistanz ist lang. Die erste Runde (nur 21.4 statt der angegebenen 22-23km) in 37 Minuten, Puls fast dauerhaft bei 165 Schlägen - eigentlich zu hoch. In der 2. Runde läufts besser, der Puls sinkt auf die geplanten 160 Schläge, gleichzeitig kann ich die Pace verschärfen. 36:30 für Runde 2 - langsam arbeite ich mich nach vorne. In Runde 3 kommt starker Wind auf, Puls weiter auf dem Rückzug - also nochmal Kohlen nachlegen zu ner 36:00 - Runde 4 wird sogar (trotz lockerlassens auf den letzten beiden Kilometern) die schnellste werden: 35:00. In der letzten Runde erledige ich fahrenderweise noch das obligatorische Geschäft, was ich sonst beim Laufen nur über einen Zwangsstop hätte erledigen können. Fahrzeit für die 84.5km: 2:24:30 inkl. Schieberei in der WZ: Ziemlich genau ein 35er Schnitt - wie ich wollte. Für den stark blasenden Wind war's sogar recht ordentlich.
Nach ziemlich exakt: 3:10h Wettkampfzeit (inkl. Wechseln) komme ich an die Zeitmeßmatte für die Laufstrecke (und freue mich, das Rechnen wird durch die glatten Zahlen einfach...). Erster Kilometer in 4:15 - etwas flott, 2km nach 8:35 - immer noch etwas schnell. Um die angestrebte Endzeit von 4:45h zu erreichen, reicht mir ein 4:30er Schnitt (=1:35er HM). 5 km sind nach 22 Minuten um, es läuft nach wie vor gut. Kurz vor Ende der 1. Laufrunde (von 3), nach 7 Kilometern überholt mich das Führungsfahrrad. Dann kam eine der Ikonen des deutschen Triathlons: Lothar Leder schloss auf (er war 1 Runde weiter) und lief neben mich - kurz vorher hatte ich das Tempo nochmal auf 4:15/km hochgezogen, um diesen Moment etwas länger auskosten zu können. Er lief kaum schneller, vielleicht einen glatten 4er Schnitt, also blieb ich daneben bzw. kurz hinter Ihm. Fast einen Kilometer lang lief er direkt vor meiner Nase, bis er sich am einzigen Anstieg der Laufrunde nach vorne verabschiedete - und ich wieder auf die 4:30er Pace zurückfiel. Aber Spass hat's gemacht - und Freunde haben von den magischen Momenten meines "Running with Lothar" Foddos gemacht.
Bei km 10 hatte ich 44:15 und war guten Mutes, mein Ziel zu erreichen. Zur Mitte der letzten Laufrunde bekam ich dann leichte Probleme - bei km 16-18 ging's mir nicht gut, die Beine begannen zu schmerzen. Ab Km 18, von wo aus man schon das Ziel sehen (und hören) kann (es geht dann noch um einen Seeausläufer rum), zog ich das Tempo nochmal hoch - die 3km gingen auch noch im 4:10er Schnitt. Knapp unter 1:33 für den HM fand ich dann ganz ok - und es war immerhin die 16. Laufzeit aus dem Gesamtfeld.
Zieleinlauf nach 4:42:50 - das persönliche Optimum des Tages war erreicht. 27. Gesamtplatz in einem ordentlichen Starterfeld.
Persönliche Einschätzung:
Schwimmen war im Rahmen meiner aktuellen Möglichkeiten. War im Sommer schwimmfaul und 16:50min/km (im Neo) war nicht der Hit, aber gut genug, um nicht allzuviel Rückstand zu haben.
Radfahren: Eine meiner stärksten Radleistungen bis hierhin: Die Elite fuhr einen 39er-40er Schnitt, was für eine absolut flache (160HM) Mitteldistanz eher langsam ist. Daher geht für mich mein 35er Schnitt in Ordnung - mehr kann ich halt nicht. Bemerkenswert fand ich für mich, dass ich mein Tempo trotz stärker werdenden Windes immer weiter steigern konnte.
Laufen: Ich hatte von ner 1:30 geträumt - aber das kann ich wohl im Moment einfach nicht - jedenfalls nicht nach hartem Radfahren. Bin dann mit dem Ziel eines sub 1:35er HM gelaufen - und bin froh, dass ich nicht "auf deibl komm raus" die 4:15-4:20er Pace gelaufen bin - bis km 12-14 wäre das sicher gegangen - aber dann...wäre ich wohl gegangen? Spekulation darüber ist müßig - aber meine ziemlich fitten Beine im Ziel deuten darauf hin, dass da evtl. noch 1-2 Minuten "drin" gewesen wären.
Dass ich meinen "Traum 4:45" noch unterbieten konnte, lag natürlich hauptsächlich an der kürzeren Radstrecke. Wäre es 3km mehr (also ~88km wie ausgeschrieben) gewesen, darf man 5 Minuten Radsplit addieren und ich wäre dran "vorbeigeschrammt". Dafür war es ziemlich windig und das Radfahren insgesamt eher langsam.
Ingo
*Cristian Bustos schwärmte 1992 nach dem Ironman Hawaii vom "Running with Allen". Er war im Marathon einige Kilometer mit Mark Allen gemeinsam gelaufen - bis er den späteren Sieger ziehen lassen musste. Er war unglaublich stolz darüber, neben Mark Allen gelaufen zu sein. Bustos wurde Zweiter.
Am Vorwettkampftag die letzte Radrunde - es war wie immer in der Taperwoche: Trotz aller am Rad montierter Aerodynamik-Waffen läufts schlicht gar nicht.
Abends dann Wetterbericht: Starker Wind mit stürmischen Böen sowie Regen sind vorhergesagt. Also die Hochprofilfelge wieder 'raus und eine Kastenfelge als Vorderrad. Das Scheibenrad hinten bleibt erstmal drin.
Am WK-Tag selbst ist das Wetter zunächst ok, starker Wind, lauwarm und trocken. Pünktlich zum Start setzt Regen ein. Zum Glück haste die Laufschuhe in der Plastiktüte gelassen, denke ich mir, als es schon losgeht. Massenstart mit 400 Teilnehmern. Dank der Breite der Regattabahn kein großes Problem - das Feld sortiert sich gut und ich finde immer wieder ein Paar Füsse, an dem sich Wasserschatten schwimmen lässt. Nach 42 Minuten für die 2.5km bin ich wieder an Land. 75. Schwimmzeit. Es schüttet wie aus Kübeln.
Rauf aufs Rad, auf der Straße riesige Pfützen, es regnet noch immer heftig und irgendwie will keine rechte Freude aufkommen. Aber eine Mitteldistanz ist lang. Die erste Runde (nur 21.4 statt der angegebenen 22-23km) in 37 Minuten, Puls fast dauerhaft bei 165 Schlägen - eigentlich zu hoch. In der 2. Runde läufts besser, der Puls sinkt auf die geplanten 160 Schläge, gleichzeitig kann ich die Pace verschärfen. 36:30 für Runde 2 - langsam arbeite ich mich nach vorne. In Runde 3 kommt starker Wind auf, Puls weiter auf dem Rückzug - also nochmal Kohlen nachlegen zu ner 36:00 - Runde 4 wird sogar (trotz lockerlassens auf den letzten beiden Kilometern) die schnellste werden: 35:00. In der letzten Runde erledige ich fahrenderweise noch das obligatorische Geschäft, was ich sonst beim Laufen nur über einen Zwangsstop hätte erledigen können. Fahrzeit für die 84.5km: 2:24:30 inkl. Schieberei in der WZ: Ziemlich genau ein 35er Schnitt - wie ich wollte. Für den stark blasenden Wind war's sogar recht ordentlich.
Nach ziemlich exakt: 3:10h Wettkampfzeit (inkl. Wechseln) komme ich an die Zeitmeßmatte für die Laufstrecke (und freue mich, das Rechnen wird durch die glatten Zahlen einfach...). Erster Kilometer in 4:15 - etwas flott, 2km nach 8:35 - immer noch etwas schnell. Um die angestrebte Endzeit von 4:45h zu erreichen, reicht mir ein 4:30er Schnitt (=1:35er HM). 5 km sind nach 22 Minuten um, es läuft nach wie vor gut. Kurz vor Ende der 1. Laufrunde (von 3), nach 7 Kilometern überholt mich das Führungsfahrrad. Dann kam eine der Ikonen des deutschen Triathlons: Lothar Leder schloss auf (er war 1 Runde weiter) und lief neben mich - kurz vorher hatte ich das Tempo nochmal auf 4:15/km hochgezogen, um diesen Moment etwas länger auskosten zu können. Er lief kaum schneller, vielleicht einen glatten 4er Schnitt, also blieb ich daneben bzw. kurz hinter Ihm. Fast einen Kilometer lang lief er direkt vor meiner Nase, bis er sich am einzigen Anstieg der Laufrunde nach vorne verabschiedete - und ich wieder auf die 4:30er Pace zurückfiel. Aber Spass hat's gemacht - und Freunde haben von den magischen Momenten meines "Running with Lothar" Foddos gemacht.
Bei km 10 hatte ich 44:15 und war guten Mutes, mein Ziel zu erreichen. Zur Mitte der letzten Laufrunde bekam ich dann leichte Probleme - bei km 16-18 ging's mir nicht gut, die Beine begannen zu schmerzen. Ab Km 18, von wo aus man schon das Ziel sehen (und hören) kann (es geht dann noch um einen Seeausläufer rum), zog ich das Tempo nochmal hoch - die 3km gingen auch noch im 4:10er Schnitt. Knapp unter 1:33 für den HM fand ich dann ganz ok - und es war immerhin die 16. Laufzeit aus dem Gesamtfeld.
Zieleinlauf nach 4:42:50 - das persönliche Optimum des Tages war erreicht. 27. Gesamtplatz in einem ordentlichen Starterfeld.
Persönliche Einschätzung:
Schwimmen war im Rahmen meiner aktuellen Möglichkeiten. War im Sommer schwimmfaul und 16:50min/km (im Neo) war nicht der Hit, aber gut genug, um nicht allzuviel Rückstand zu haben.
Radfahren: Eine meiner stärksten Radleistungen bis hierhin: Die Elite fuhr einen 39er-40er Schnitt, was für eine absolut flache (160HM) Mitteldistanz eher langsam ist. Daher geht für mich mein 35er Schnitt in Ordnung - mehr kann ich halt nicht. Bemerkenswert fand ich für mich, dass ich mein Tempo trotz stärker werdenden Windes immer weiter steigern konnte.
Laufen: Ich hatte von ner 1:30 geträumt - aber das kann ich wohl im Moment einfach nicht - jedenfalls nicht nach hartem Radfahren. Bin dann mit dem Ziel eines sub 1:35er HM gelaufen - und bin froh, dass ich nicht "auf deibl komm raus" die 4:15-4:20er Pace gelaufen bin - bis km 12-14 wäre das sicher gegangen - aber dann...wäre ich wohl gegangen? Spekulation darüber ist müßig - aber meine ziemlich fitten Beine im Ziel deuten darauf hin, dass da evtl. noch 1-2 Minuten "drin" gewesen wären.
Dass ich meinen "Traum 4:45" noch unterbieten konnte, lag natürlich hauptsächlich an der kürzeren Radstrecke. Wäre es 3km mehr (also ~88km wie ausgeschrieben) gewesen, darf man 5 Minuten Radsplit addieren und ich wäre dran "vorbeigeschrammt". Dafür war es ziemlich windig und das Radfahren insgesamt eher langsam.
Ingo
*Cristian Bustos schwärmte 1992 nach dem Ironman Hawaii vom "Running with Allen". Er war im Marathon einige Kilometer mit Mark Allen gemeinsam gelaufen - bis er den späteren Sieger ziehen lassen musste. Er war unglaublich stolz darüber, neben Mark Allen gelaufen zu sein. Bustos wurde Zweiter.