Immer wieder samstags....
Verfasst: 11.09.2006, 11:05
Der Sommer ist vorbei, und die Ausreden auch. Keine Hitzeläufe mehr, das Problem mit der Hüfte ist (Holz anfassen) auch nicht mehr zurückgekommen - es gibt also keinen Grund mehr, nicht wieder mal an einer netten Laufveranstaltung teilzunehmen. Also meldete ich mich spontan an einem Läufchen in meiner Umgebung an, 11.2 km solltens werden.
Am Tatort angekommen, bereue ich meine Spontaneität zum ersten Mal. Normalerweise werfe ich ja so vor einer Anmeldung einen kurzen Blick auf die Laufzeiten vom Vorjahr, nur so, um mich zu positionieren. Das hatte ich diesmal verpasst. Dul-X is in the air, und der Blick auf all die Superläufer, die schon 3/4 Stunden vor dem Start fleissig am Einlaufen sind, lässt meine Zuversicht auf ein Minimum sinken. Da hilft auch nix, dass ich das erste Mal in meiner Läuferkarriere ohne Anstehen aufs Klo kann. Irgendwie rinnt das Angst-Pipi nur noch verklemmter, wenn man so alleine auf dem Klo sitzt, während draussen die Tempo-Bestien ihre gestählten Muskeln aufwärmen, um mich in Grund und Boden zu rennen, denn blöderweise verläuft die Strecke über zwei Runden. Ausserdem scheint die Sonne und es ist ziemlich heiss.
Deprimiert stelle ich mich ein - noch hinter den Hausfrauen und grauen Panthern. Immerhin stelle ich fest, dass es noch ein ganz kleines Häufchen gleicher Leute hat, deren Selbstbewusstsein ebenfalls auf den Tiefstpunkt geschrumpft ist. Man wirft sich solidarische Blicke zu. Nach dem Startschuss der übliche Rummel, über 20 Sekunden, bis auch ich die Startlinie überquere. Am Horizont verschwinden schon die ersten Läufer, während ich noch mit meiner Atemfrequenz und Tempo hadere. Nur nicht irritieren lassen. So langsam finde ich mein Rhythmus.
Vor mir läuft ein adretter Herr, mit weissem Shirt, Sonnenbrille und Goldkettchen, der hat so ein nettes Tempo, dass ich beschliesse, mich dezent mit ein paar Metern Abstand einzuhängen. Bei einer kitzekleinen Steigung schliesse ich sogar ein bisschen auf, das ist allerdings ein Fehler, denn erbost steigert mein Möchtegern-Hase daraufhin das Tempo - und ich guck in die Röhre. Na gut, dann geh doch, ich kann das auch alleine!
Das Feld bzw. das Ende vom Feld zieht sich bereits nach 3 km bedenklich in die Länge. Ich weiss, dass ich eine Chance habe, nicht von den schnellen Läufern überrundet zu werden, wenn ich die ersten 5 km "schnell" genug schaffe, denn am Ende der zweiten Runde müssen die Läufer rechts zur Sportanlage und auf die Bahn runter abbiegen. Meine Armbanduhr meint, das sollte zu schaffen sein, und siehe da, sie hat recht. Etwas erleichtert und auch etwas motivierter gehts nun auf die zweite Runde.
Siehe da, plötzlich hole ich meinen adretten Läufer wieder ein. Der sieht aber gar nicht mehr adrett aus nun. Das Shirt und die Haare tropfen vor Schweiss, und das Goldkettchen scheuert auf einem rot angelaufenen Nacken. Widerstandslos lässt er sich diesmal überholen. Hui, jetzt fängts langsam an, Spass zu machen. Aber den nächsten Kilometern überhole ich nochmals weitere Läufer. Ueber die obligate Sinneskrise bei Kilometer 7 hilft mich ein erbitterter Kampf mit einem hageren Zausel, den ich nach mehrmaligem Ueberholen und wieder Ueberholtwerden doch noch gewinne. Ha! Ein kurzer Zwischenblick auf meine Uhr sagt mir ausserdem, dass ich bei es bei dem Tempo schaffen könnte, unter einer Stunde zu bleiben.
Beim letzten Wasserposten versuche ich heimtückisch, die Läuferin vor mir zu überholen, indem ich nur einen ganz kurzen Schluck nehme und weiterlaufe, während sie ein paar Schritte geht. Doch sie durchschaut meine List, wirft den Becher weit weg und düst wieder los. Nun beginnt das berühmt-berüchtigte Jäger-Hase-Spiel. Gnadenlos jage ich sie vor mir hin und keuche ihr ein bisschen in den Nacken, knapp einen Kilometer vor dem Ziel gibt sie auf, und ich ziehe an ihr vorbei. Jetzt nur noch ins Ziel kommen. Vor dem Ziel darf man noch eine Runde auf der Bahn drehen, das find ich gemein. Nicht mal mehr zum obligaten Zähnefletschen für den Fotografen find ich die Kraft, ausserdem ruft mir ein Zuschauer noch zu, was ich selber schon weiss: Wenn ich jetzt alles gebe, schaff ich < 1 h tatsächlich. Also, gestorben wird jetzt nicht mehr, ist ja auch ne Schweinerei, mitten auf der Bahn abzuserbeln, jetzt wird nur noch gelaufen. Und tatsächlich, bei 59:XX bleibt die Uhr stehen.
Ich bin ziemlich geschafft, aber happy. Jetzt könnt der Fotograf eigentlich wieder kommen, wobei, die rote Omme ist eher nicht dokumentationswürdig. Also lassen wirs. Drei Becher isotonisches Gesöff, und die Welt ist wieder in Ordnung.
Marianne
Am Tatort angekommen, bereue ich meine Spontaneität zum ersten Mal. Normalerweise werfe ich ja so vor einer Anmeldung einen kurzen Blick auf die Laufzeiten vom Vorjahr, nur so, um mich zu positionieren. Das hatte ich diesmal verpasst. Dul-X is in the air, und der Blick auf all die Superläufer, die schon 3/4 Stunden vor dem Start fleissig am Einlaufen sind, lässt meine Zuversicht auf ein Minimum sinken. Da hilft auch nix, dass ich das erste Mal in meiner Läuferkarriere ohne Anstehen aufs Klo kann. Irgendwie rinnt das Angst-Pipi nur noch verklemmter, wenn man so alleine auf dem Klo sitzt, während draussen die Tempo-Bestien ihre gestählten Muskeln aufwärmen, um mich in Grund und Boden zu rennen, denn blöderweise verläuft die Strecke über zwei Runden. Ausserdem scheint die Sonne und es ist ziemlich heiss.
Deprimiert stelle ich mich ein - noch hinter den Hausfrauen und grauen Panthern. Immerhin stelle ich fest, dass es noch ein ganz kleines Häufchen gleicher Leute hat, deren Selbstbewusstsein ebenfalls auf den Tiefstpunkt geschrumpft ist. Man wirft sich solidarische Blicke zu. Nach dem Startschuss der übliche Rummel, über 20 Sekunden, bis auch ich die Startlinie überquere. Am Horizont verschwinden schon die ersten Läufer, während ich noch mit meiner Atemfrequenz und Tempo hadere. Nur nicht irritieren lassen. So langsam finde ich mein Rhythmus.
Vor mir läuft ein adretter Herr, mit weissem Shirt, Sonnenbrille und Goldkettchen, der hat so ein nettes Tempo, dass ich beschliesse, mich dezent mit ein paar Metern Abstand einzuhängen. Bei einer kitzekleinen Steigung schliesse ich sogar ein bisschen auf, das ist allerdings ein Fehler, denn erbost steigert mein Möchtegern-Hase daraufhin das Tempo - und ich guck in die Röhre. Na gut, dann geh doch, ich kann das auch alleine!
Das Feld bzw. das Ende vom Feld zieht sich bereits nach 3 km bedenklich in die Länge. Ich weiss, dass ich eine Chance habe, nicht von den schnellen Läufern überrundet zu werden, wenn ich die ersten 5 km "schnell" genug schaffe, denn am Ende der zweiten Runde müssen die Läufer rechts zur Sportanlage und auf die Bahn runter abbiegen. Meine Armbanduhr meint, das sollte zu schaffen sein, und siehe da, sie hat recht. Etwas erleichtert und auch etwas motivierter gehts nun auf die zweite Runde.
Siehe da, plötzlich hole ich meinen adretten Läufer wieder ein. Der sieht aber gar nicht mehr adrett aus nun. Das Shirt und die Haare tropfen vor Schweiss, und das Goldkettchen scheuert auf einem rot angelaufenen Nacken. Widerstandslos lässt er sich diesmal überholen. Hui, jetzt fängts langsam an, Spass zu machen. Aber den nächsten Kilometern überhole ich nochmals weitere Läufer. Ueber die obligate Sinneskrise bei Kilometer 7 hilft mich ein erbitterter Kampf mit einem hageren Zausel, den ich nach mehrmaligem Ueberholen und wieder Ueberholtwerden doch noch gewinne. Ha! Ein kurzer Zwischenblick auf meine Uhr sagt mir ausserdem, dass ich bei es bei dem Tempo schaffen könnte, unter einer Stunde zu bleiben.
Beim letzten Wasserposten versuche ich heimtückisch, die Läuferin vor mir zu überholen, indem ich nur einen ganz kurzen Schluck nehme und weiterlaufe, während sie ein paar Schritte geht. Doch sie durchschaut meine List, wirft den Becher weit weg und düst wieder los. Nun beginnt das berühmt-berüchtigte Jäger-Hase-Spiel. Gnadenlos jage ich sie vor mir hin und keuche ihr ein bisschen in den Nacken, knapp einen Kilometer vor dem Ziel gibt sie auf, und ich ziehe an ihr vorbei. Jetzt nur noch ins Ziel kommen. Vor dem Ziel darf man noch eine Runde auf der Bahn drehen, das find ich gemein. Nicht mal mehr zum obligaten Zähnefletschen für den Fotografen find ich die Kraft, ausserdem ruft mir ein Zuschauer noch zu, was ich selber schon weiss: Wenn ich jetzt alles gebe, schaff ich < 1 h tatsächlich. Also, gestorben wird jetzt nicht mehr, ist ja auch ne Schweinerei, mitten auf der Bahn abzuserbeln, jetzt wird nur noch gelaufen. Und tatsächlich, bei 59:XX bleibt die Uhr stehen.
Ich bin ziemlich geschafft, aber happy. Jetzt könnt der Fotograf eigentlich wieder kommen, wobei, die rote Omme ist eher nicht dokumentationswürdig. Also lassen wirs. Drei Becher isotonisches Gesöff, und die Welt ist wieder in Ordnung.
Marianne