Politischer Diskurs statt Verblödungsshows
Verfasst: 20.09.2006, 07:39
Weil ich das Thema als zu wichtig empfinde, will ich weg aus dem Fernsehthread und hier ein Plädoyer halten:
In Bezug auf das, das und das.
Richtig ist, die genannten Beispiele sind alle schon etwas „veraltet“, aber wir zehren trotzdem noch heute davon und das politische System an sich hat sich seither nicht geändert, im Gegenteil, einige reden gar von einer Verkrustung.
Richtig ist, dass wahrscheinlich der Erfolg dieses politischen Systems an den genannten und einigen weiteren ungenannten Personen festzumachen ist. Aber woran liegt das. Was ist der Grund für die lähmende Trägheit, die über dem Land liegt?
Richtig ist, es wäre wahrscheinlich zu einfach (und für mich persönlich unheimlich verlockend) zu sagen, es lag am dicken Pfälzer, der alles in seinem Machterhalt platt gewalzt hat. Aber das alleine genügt wohl nicht als Analyse.
Einige Thesen vorweg:
Jede freie Demokratie hat die Regierung, die es verdient.
Politiker sind das Spiegelbild der Gesellschaft.
Was wir im Kleinen an Engagement und Einsatz bringen, das wird auch im Großen gebracht.
Mit der "geistig-moralische Wende" ging nun wirklich eine gewisse Stagnation einher, mit der Ausrichtung auf den puren Machterhalt wurden andere Köpfe weg gemobbt, vielmehr diese ließen es zu weg gemobbt zu werden. Die Bundesrepublik hat sich auf ihre Lorbeerblätter gekuschelt und es sich gemütlich gemacht – was haben wir nicht alles erreicht? Damit einher ging aber auch der selbe Prozess in der Gesellschaft. Mit Beginn der 80er war auch der letzte Funken von `68 verloschen, no bock machte sich breit. Das Selbstverständnis der 50er war sowieso schon längst zu Grabe getragen. Der status quo konnte ohne große Anstrengung erhalten werden und das genügte. Gesellschaftlich, wie politisch, privat wie öffentlich.
Ein gewisser Aufrüttler war dann die unerhoffte und unerwartete Wiedervereinigung. Aber leider bedingte diese auch, dass keiner auf die Aufgaben, die sich daraus ergaben vorbereitet war. Die Gesellschaft im Westen war nicht wirklich reif dafür, behaupte ich. (Ein Kanzlerkandidat, der damals die Wiedervereinigung ablehnte bekam bei den ersten gemeinsamen Wahlen die Quittung und kandidiert heute Seite an Seite mit der PDS). Die Lorbeeren, das was vom wirtschaftlichen Aufschwung noch übrig war wurde sinnlos verpulvert, einerseits, weil keiner einen Plan oder ein Konzept hatte, andererseits, weil die Konsumentenmentalität sich schon breit gemacht hatte und von einee wichtigsten Errungenschaften war, die wir vom Westen aus dem Osten gebracht haben.
Es genügte fürs erste, Fußballweltmeister zu werden, damit waren weite Teile der Bevölkerung zu frieden. Erst heute erkennen wir in Ansätzen, wie sehr unsere Sozialsysteme geschröpft wurden um die Kosten zu tragen. Nicht die Gesellschaft als Ganzes, die Bürger haben die Kosten getragen, sondern die Erwerbstätigen, die schon dabei waren zur Minderheit zu werden.
Einher ging der unaufhaltsame Aufstieg von China zur immer bedeutenderen Wirtschaftsmacht. Der Westen sah nicht den Konkurrenten sondern den Markt, welch eine Fehleinschätzung. Die arabischen Länder wurden selbstbewusster. Der Westen sah nicht die Möglichkeiten sie in ihrem Selbstbewusstsein zu unterstützen, sondern Ölquellen, welch eine Fehleinschätzung.
Auch wenn es immer geleugnet wird, Rot-Grün, Schröder-Fischer haben einiges umgekrempelt und bewirkt. Ich will mich ausdrücklich nicht zu einer Bewertung verleiten lassen. Aber es fehlte ihnen am letztendlichen staatsmännischen Geist der Alten. Sonst hätte Schröder letztes Wochenende einen glänzenden Wahlerfolg gefeiert. So wursteln zweitklassige Volksvertreter in einer Großen Koalition vor sich hin, sind wieder mehr mit dem Streit mit sich selbst beschäftigt, als mit den Erfordernissen der Zeit.
Aber, jetzt kommt das große wichtige Aber. Politiker sind eben nur ein Teil unserer Gesellschaft, nur aus dem Pool der Gesamtheit dieses Volkes können die Politiker kommen. Wenn aber schon einmal die Hälfte gar kein Interesse an Politik hat, ein großer Teil der anderen Hälfte am liebsten gar keine Änderungen oder gar Reformen will und ein kleiner engagierter Teil sich ins innere Exil der gemeinnützigen Arbeit, der selbstständigen Arbeit als Unternehmer oder der politischen Arbeit außerhalb der Systeme zurückgezogen hat?
Jeder hat Ansprüche an das was getan werden müsste, die einen aus ihrer Sicht als sozial Engagierten, die anderen aus ihrer Sicht als Unternehmer oder die anderen aus ihrer außerparlamentarischen politischen Arbeit. Aber die wenigsten fragen sich, was sie selbst leisten könnten. Nicht von oben nach unten werden Reformen gemacht, sondern von unten nach oben bewirkt!
Frei nach dem Motto von John F. Kennedy, frage Dich nicht, was Dein Staat für Dich, sondern was Du für Deinen Staat tun kannst!
Dieses Selbstverständnis fehlt uns als Bevölkerung, es fehlt den meisten Politikern.
Aber, jetzt kommt das noch wichtigere Aber. Das liegt nicht am prinzipiellen politischen System, das ist immer noch eines der besten weltweit. Es liegt an Dir, an mir an uns allen. Keine nicht abgegebene Stimme bewirkt irgendetwas auf dem Weg in die Zukunft, sondern trägt nur zur weiteren Stagnation bei.
Arsch hoch und angepackt!
Keiner ist Stimmvieh!
Jede Stimme zählt!
Und es wird keine Partei geben, die alle meine Ziele und Visionen teilt, das hat es nie gegeben. Aber es gibt für jeden einen oder zwei wichtige Punkte an denen ihr/ihm am meisten liegt, und dafür lässt sich immer eine Partei, ein Politiker finden, der dies vertritt. Wenn es dann hinsichtlich dieser ein oder zwei Punkte vorwärts geht, dann geht es insgesamt mit unserer Gesellschaft und unserem Staat vorwärts.
Und, gewählte Politiker sind durchaus nicht resistent gegen Widerrede oder Kritik ihrer Wähler. Aber wer formuliert diese Kritik, die Illustrierte mit den bunten Buchstaben, das konservative Blatt aus Frankfurt oder gar die Linken aus Süddeutschland? Warum nicht Du, wenn Dir soviel daran liegt? Warum andere, warum nicht wir selbst, Du, ich, wir alle? Sind die Kritikpunkte an den derzeitigen politischen Entscheidungen so unwichtig, dass wir sie anderen überlassen oder gar die Hände in den Schoß legen und nicht wählen gehen?
Meine Meinung,
Jörg
In Bezug auf das, das und das.
Richtig ist, die genannten Beispiele sind alle schon etwas „veraltet“, aber wir zehren trotzdem noch heute davon und das politische System an sich hat sich seither nicht geändert, im Gegenteil, einige reden gar von einer Verkrustung.
Richtig ist, dass wahrscheinlich der Erfolg dieses politischen Systems an den genannten und einigen weiteren ungenannten Personen festzumachen ist. Aber woran liegt das. Was ist der Grund für die lähmende Trägheit, die über dem Land liegt?
Richtig ist, es wäre wahrscheinlich zu einfach (und für mich persönlich unheimlich verlockend) zu sagen, es lag am dicken Pfälzer, der alles in seinem Machterhalt platt gewalzt hat. Aber das alleine genügt wohl nicht als Analyse.
Einige Thesen vorweg:
Jede freie Demokratie hat die Regierung, die es verdient.
Politiker sind das Spiegelbild der Gesellschaft.
Was wir im Kleinen an Engagement und Einsatz bringen, das wird auch im Großen gebracht.
Mit der "geistig-moralische Wende" ging nun wirklich eine gewisse Stagnation einher, mit der Ausrichtung auf den puren Machterhalt wurden andere Köpfe weg gemobbt, vielmehr diese ließen es zu weg gemobbt zu werden. Die Bundesrepublik hat sich auf ihre Lorbeerblätter gekuschelt und es sich gemütlich gemacht – was haben wir nicht alles erreicht? Damit einher ging aber auch der selbe Prozess in der Gesellschaft. Mit Beginn der 80er war auch der letzte Funken von `68 verloschen, no bock machte sich breit. Das Selbstverständnis der 50er war sowieso schon längst zu Grabe getragen. Der status quo konnte ohne große Anstrengung erhalten werden und das genügte. Gesellschaftlich, wie politisch, privat wie öffentlich.
Ein gewisser Aufrüttler war dann die unerhoffte und unerwartete Wiedervereinigung. Aber leider bedingte diese auch, dass keiner auf die Aufgaben, die sich daraus ergaben vorbereitet war. Die Gesellschaft im Westen war nicht wirklich reif dafür, behaupte ich. (Ein Kanzlerkandidat, der damals die Wiedervereinigung ablehnte bekam bei den ersten gemeinsamen Wahlen die Quittung und kandidiert heute Seite an Seite mit der PDS). Die Lorbeeren, das was vom wirtschaftlichen Aufschwung noch übrig war wurde sinnlos verpulvert, einerseits, weil keiner einen Plan oder ein Konzept hatte, andererseits, weil die Konsumentenmentalität sich schon breit gemacht hatte und von einee wichtigsten Errungenschaften war, die wir vom Westen aus dem Osten gebracht haben.
Es genügte fürs erste, Fußballweltmeister zu werden, damit waren weite Teile der Bevölkerung zu frieden. Erst heute erkennen wir in Ansätzen, wie sehr unsere Sozialsysteme geschröpft wurden um die Kosten zu tragen. Nicht die Gesellschaft als Ganzes, die Bürger haben die Kosten getragen, sondern die Erwerbstätigen, die schon dabei waren zur Minderheit zu werden.
Einher ging der unaufhaltsame Aufstieg von China zur immer bedeutenderen Wirtschaftsmacht. Der Westen sah nicht den Konkurrenten sondern den Markt, welch eine Fehleinschätzung. Die arabischen Länder wurden selbstbewusster. Der Westen sah nicht die Möglichkeiten sie in ihrem Selbstbewusstsein zu unterstützen, sondern Ölquellen, welch eine Fehleinschätzung.
Auch wenn es immer geleugnet wird, Rot-Grün, Schröder-Fischer haben einiges umgekrempelt und bewirkt. Ich will mich ausdrücklich nicht zu einer Bewertung verleiten lassen. Aber es fehlte ihnen am letztendlichen staatsmännischen Geist der Alten. Sonst hätte Schröder letztes Wochenende einen glänzenden Wahlerfolg gefeiert. So wursteln zweitklassige Volksvertreter in einer Großen Koalition vor sich hin, sind wieder mehr mit dem Streit mit sich selbst beschäftigt, als mit den Erfordernissen der Zeit.
Aber, jetzt kommt das große wichtige Aber. Politiker sind eben nur ein Teil unserer Gesellschaft, nur aus dem Pool der Gesamtheit dieses Volkes können die Politiker kommen. Wenn aber schon einmal die Hälfte gar kein Interesse an Politik hat, ein großer Teil der anderen Hälfte am liebsten gar keine Änderungen oder gar Reformen will und ein kleiner engagierter Teil sich ins innere Exil der gemeinnützigen Arbeit, der selbstständigen Arbeit als Unternehmer oder der politischen Arbeit außerhalb der Systeme zurückgezogen hat?
Jeder hat Ansprüche an das was getan werden müsste, die einen aus ihrer Sicht als sozial Engagierten, die anderen aus ihrer Sicht als Unternehmer oder die anderen aus ihrer außerparlamentarischen politischen Arbeit. Aber die wenigsten fragen sich, was sie selbst leisten könnten. Nicht von oben nach unten werden Reformen gemacht, sondern von unten nach oben bewirkt!
Frei nach dem Motto von John F. Kennedy, frage Dich nicht, was Dein Staat für Dich, sondern was Du für Deinen Staat tun kannst!
Dieses Selbstverständnis fehlt uns als Bevölkerung, es fehlt den meisten Politikern.
Aber, jetzt kommt das noch wichtigere Aber. Das liegt nicht am prinzipiellen politischen System, das ist immer noch eines der besten weltweit. Es liegt an Dir, an mir an uns allen. Keine nicht abgegebene Stimme bewirkt irgendetwas auf dem Weg in die Zukunft, sondern trägt nur zur weiteren Stagnation bei.
Arsch hoch und angepackt!
Keiner ist Stimmvieh!
Jede Stimme zählt!
Und es wird keine Partei geben, die alle meine Ziele und Visionen teilt, das hat es nie gegeben. Aber es gibt für jeden einen oder zwei wichtige Punkte an denen ihr/ihm am meisten liegt, und dafür lässt sich immer eine Partei, ein Politiker finden, der dies vertritt. Wenn es dann hinsichtlich dieser ein oder zwei Punkte vorwärts geht, dann geht es insgesamt mit unserer Gesellschaft und unserem Staat vorwärts.
Und, gewählte Politiker sind durchaus nicht resistent gegen Widerrede oder Kritik ihrer Wähler. Aber wer formuliert diese Kritik, die Illustrierte mit den bunten Buchstaben, das konservative Blatt aus Frankfurt oder gar die Linken aus Süddeutschland? Warum nicht Du, wenn Dir soviel daran liegt? Warum andere, warum nicht wir selbst, Du, ich, wir alle? Sind die Kritikpunkte an den derzeitigen politischen Entscheidungen so unwichtig, dass wir sie anderen überlassen oder gar die Hände in den Schoß legen und nicht wählen gehen?
Meine Meinung,
Jörg