Der Familienausflug
Verfasst: 23.01.2007, 12:16
Samstagnachmittag vor der Fete: draußen geht die Welt unter, unser Moppel schläft ihren gerechten Mittagsschlaf und wir nutzen bei Tee und Pfefferkuchen die Ruhe vor dem Sturm. Ich habe einen Gedankenblitz: wollen wir nicht am Sonntag den langen Lauf zum Familienausflug machen? Hmm, morgen soll's wieder so schlechtes Wetter werden, wie heute, grummel, grummel, der Coach rutscht noch tiefer in die Couch, Einspruch abgelehnt. Die Begeisterung kennt keine Grenzen.
Sonntagmorgen nach der Fete: es ist 6 Uhr, nach 12 Stunden Schlaf hat Moppel einen Mordshunger und muß auf den Topf. Wo wir schonmal wach sind, können wir auch frühstücken. Das sieht Moppel auch so und möchte jetzt doch bitteschön bespaßt werden. Uaaah, mir wird langsam klar, warum auf Super RTL & Co. schon ab morgens um 4 Trickfilme laufen und in Kinderzimmern Fernseher stehen. Ich starte einen zweiten Versuch: draußen sieht's doch jetzt gut aus, das Kind ist eh wach und man(n) könnte doch mal den Babyjogger am Fahrrad ausprobieren? Aber da muß ich ja erst die Kupplung ans Fahrrad anbauen, grummel, grummel, gähn. Gute Idee, ab in den Keller! In der Zwischenzeit hat Moppel ihre zweite, erfolgreiche Sitzung, wird rundumerneuert, warm angezogen und abgefüllt. Ich ignoriere den aufgesperrten Schnabel und den Tweety-Blick am Ende der Fütterung, schließlich sind wir höchstens 3 Stunden unterwegs und Papi soll sich ja nicht totstrampeln auf dem Fahrrad.
Kurze Zeit später kann's losgehen: die Laufschuhe sind geschnürt, der Babyjogger zum Fahrradanhänger umgebaut und Moppel liegt gut eingepackt in ihrem Rennwagen, behängt mit Nuckel, Beißring, Hampelmann und Frosch wie ein Weihnachtsbaum. Kaum auf der Strecke gibt's bereits die erste Hürde: Tretminen. Ich wäre dafür, daß in Berlin nur noch Hunde zugelassen werden, die aus einer Kreuzung von Hund und Katze entstanden sind. Denn erstens beißen Katzen selten Läufer und zweitens vergraben sie ihre Haufen. Das von den Haltern zu verlangen, überfordert diese offensichtlich geistig, körperlich sowieso. Keine hundert Meter weiter die nächste Hunde-Konfrontation: ein selten dämliches Exemplar muß beim Vorbeifahren unbedingt Papis Fahrrad beschnüffeln und übersieht völlig, daß da noch was dranhängt. Boing, schönen Gruß an den Kiefer. Das Leben ist hart.
Endlich sind wir auf der Laufstrecke, es geht Richtung Stadtgrenze über (heruntergewedelten) Stock und Stein. Das Granit-Huckel-Pflaster animiert Moppel wie immer zum Singen. Wie eine kleine Sirene probiert sie ihre Stimme aus und findet es ganz toll, wie das Pflaster ihren Gesang moduliert. Papi meint, daß sich seine Sondersignalberechtigung zum Führerschein somit mal wieder auszahlt. Ich gebe das Tempo vor und mit 11 km/h zieht unsere kleine Karawane aus der Stadt hinaus. Nach 20 Minuten bin ich warmgelaufen und Moppel ist eingeschlafen. Selbst Wurzeln, Zweige und Schlaglöcher können ihren Schlaf nicht erschüttern. Das Wetter ist ideal, wir kommen gut voran und gleichen ab und zu die Kilometerangabe zwischen Polar und Fahrradtacho ab. Moppels Rennwagen erregt die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und Fahrradfahrer. Sieht ja auch echt windschnittig aus.
Papi fängt an zu frieren. Sonst geht Fahrradfahren nicht unter Tempo 30 ab, aber mit dem Anhänger darf er maximal 25 km/h fahren. Außerdem will er ja in meinem Windschatten radeln. Nach einer Stunde knurrt mein Magen, kein Wunder, das Frühstück liegt schon 4 Stunden zurück. Ist halt ein gutes Stoffwechseltraining, sage ich mir, und trabe weiter. Am Summter See erreichen wir den Wendepunkt. Schnell noch ein paar Fotos machen und kontrollieren, ob Moppel warme Hände und Füße hat. Alles okay, Queen Moppel lächelt huldvoll aus ihrer Kalesche und wir machen uns auf den Rückweg. Der Wind wird etwas stärker und die Sonne versteckt sich immer öfter hinter grauen Wolken. Bei Kilometer 20 queren wir die Landstraße, ein Blödmann mit Wagen kommt angerast und fährt gefährlich dicht am Anhänger vorbei. Ich bekomme fast einen Herzkasper, die HF schnellt mal eben auf 170 hoch, ist aber nochmal alles gutgegangen, puh.
Mittlerweile hat mein Magen den Hunger vergessen, verlangt aber nach Wasser, was ich in der Eile des Aufbruchs natürlich vergessen habe. Durst ist schlimmer als Heimweh, sagt Schwiegermutter immer. Stimmt, wie eine Fata Morgana sehe ich am Horizont die Mineralwasserflasche. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind wir am und im Wasser, denn sonntags wird gebadet. Bei Kilometer 25 nehmen die kyrillischen Ausläufer zu. Obwohl aerodynamisch gebaut, nimmt der Rennwagen noch genügend Windlast auf und Papi muß ganz schön treten, um vorwärts zu kommen. Der Wind stürmt jetzt von vorn und von der Seite, sodaß wir schon befürchten, daß Moppels Rennwagen kippt. Aber der Cheetah liegt wie ein Brett auf dem Weg.
2 Kilometer vor dem Ziel geht’s dann richtig los. Es stürmt, hagelt und ist eisig kalt. Trotzdem versuche ich, meinen Baumannschen Endspurt durchzuziehen. Moppel beeindruckt das alles überhaupt nicht. Sie erzählt ihrem Hampelmann ein paar Geschichten und läßt sich durch die Gegend schaukeln. Wir überholen ein lustiges Dreirad, mit dem ein mittelalter Herr seine betagte Mutter spazierenfährt. Was es nicht alles gibt. Während Mutti im Nerz stur geradeaus blickt und das Sturm-Hagel-Regen-Gemisch eisern ignoriert, erzählt mir der Herr Sohn, daß ich gerade 10 km/h schnell bin. Ich rufe ihm zu, daß ich das weiß und tippe auf meine Uhr. Jetzt staunt zur Abwechslung mal er. Ich erzähle ihm aber nicht, daß es sogar 11 km/h sind und lasse ihn hinter mir. Er versucht, an mir dran zu bleiben, gibt dann aber auf und plauscht noch etwas mit Papi.
Endlich haben wir das Ziel erreicht. Moppel kommt erstmal auf den Topf und anschließend zu uns in die Wanne. Das warme Bad tut uns allen dreien gut: ich kann meine Beine regenerieren, Papi wärmt sich auf, Moppel läßt ihre Zehenfusseln schwimmen und verprügelt das Wasser. Zwischendurch hält sie immer wieder inne und wundert sich, daß man Wasser zwar spüren, aber nicht greifen kann. Nachdem das halbe Bad schwimmt, wechseln wir die Location und gehen zum gemütlichen Teil über. Moppel verschlingt ihre Nudeln mit Tomatensoße und als Nachtisch noch die Hälfte von ihrem Nachmittagsbrei. Anschließend fällt sie ins Suppenkoma und schläft tief und fest ihren Mittagsschlaf, während wir uns Tee und die Reste von der Fete gönnen und auf der Couch regenerieren.
Und während draußen gerade mal wieder die Welt untergeht, genießen wir den gemütlichen Sonntagnachmittag, den friedlichen Schlaf unseres Moppels und beschließen, daß man doch öfter mal familienausfliegen könnte.
Sonntagmorgen nach der Fete: es ist 6 Uhr, nach 12 Stunden Schlaf hat Moppel einen Mordshunger und muß auf den Topf. Wo wir schonmal wach sind, können wir auch frühstücken. Das sieht Moppel auch so und möchte jetzt doch bitteschön bespaßt werden. Uaaah, mir wird langsam klar, warum auf Super RTL & Co. schon ab morgens um 4 Trickfilme laufen und in Kinderzimmern Fernseher stehen. Ich starte einen zweiten Versuch: draußen sieht's doch jetzt gut aus, das Kind ist eh wach und man(n) könnte doch mal den Babyjogger am Fahrrad ausprobieren? Aber da muß ich ja erst die Kupplung ans Fahrrad anbauen, grummel, grummel, gähn. Gute Idee, ab in den Keller! In der Zwischenzeit hat Moppel ihre zweite, erfolgreiche Sitzung, wird rundumerneuert, warm angezogen und abgefüllt. Ich ignoriere den aufgesperrten Schnabel und den Tweety-Blick am Ende der Fütterung, schließlich sind wir höchstens 3 Stunden unterwegs und Papi soll sich ja nicht totstrampeln auf dem Fahrrad.
Kurze Zeit später kann's losgehen: die Laufschuhe sind geschnürt, der Babyjogger zum Fahrradanhänger umgebaut und Moppel liegt gut eingepackt in ihrem Rennwagen, behängt mit Nuckel, Beißring, Hampelmann und Frosch wie ein Weihnachtsbaum. Kaum auf der Strecke gibt's bereits die erste Hürde: Tretminen. Ich wäre dafür, daß in Berlin nur noch Hunde zugelassen werden, die aus einer Kreuzung von Hund und Katze entstanden sind. Denn erstens beißen Katzen selten Läufer und zweitens vergraben sie ihre Haufen. Das von den Haltern zu verlangen, überfordert diese offensichtlich geistig, körperlich sowieso. Keine hundert Meter weiter die nächste Hunde-Konfrontation: ein selten dämliches Exemplar muß beim Vorbeifahren unbedingt Papis Fahrrad beschnüffeln und übersieht völlig, daß da noch was dranhängt. Boing, schönen Gruß an den Kiefer. Das Leben ist hart.
Endlich sind wir auf der Laufstrecke, es geht Richtung Stadtgrenze über (heruntergewedelten) Stock und Stein. Das Granit-Huckel-Pflaster animiert Moppel wie immer zum Singen. Wie eine kleine Sirene probiert sie ihre Stimme aus und findet es ganz toll, wie das Pflaster ihren Gesang moduliert. Papi meint, daß sich seine Sondersignalberechtigung zum Führerschein somit mal wieder auszahlt. Ich gebe das Tempo vor und mit 11 km/h zieht unsere kleine Karawane aus der Stadt hinaus. Nach 20 Minuten bin ich warmgelaufen und Moppel ist eingeschlafen. Selbst Wurzeln, Zweige und Schlaglöcher können ihren Schlaf nicht erschüttern. Das Wetter ist ideal, wir kommen gut voran und gleichen ab und zu die Kilometerangabe zwischen Polar und Fahrradtacho ab. Moppels Rennwagen erregt die Aufmerksamkeit der Spaziergänger und Fahrradfahrer. Sieht ja auch echt windschnittig aus.
Papi fängt an zu frieren. Sonst geht Fahrradfahren nicht unter Tempo 30 ab, aber mit dem Anhänger darf er maximal 25 km/h fahren. Außerdem will er ja in meinem Windschatten radeln. Nach einer Stunde knurrt mein Magen, kein Wunder, das Frühstück liegt schon 4 Stunden zurück. Ist halt ein gutes Stoffwechseltraining, sage ich mir, und trabe weiter. Am Summter See erreichen wir den Wendepunkt. Schnell noch ein paar Fotos machen und kontrollieren, ob Moppel warme Hände und Füße hat. Alles okay, Queen Moppel lächelt huldvoll aus ihrer Kalesche und wir machen uns auf den Rückweg. Der Wind wird etwas stärker und die Sonne versteckt sich immer öfter hinter grauen Wolken. Bei Kilometer 20 queren wir die Landstraße, ein Blödmann mit Wagen kommt angerast und fährt gefährlich dicht am Anhänger vorbei. Ich bekomme fast einen Herzkasper, die HF schnellt mal eben auf 170 hoch, ist aber nochmal alles gutgegangen, puh.
Mittlerweile hat mein Magen den Hunger vergessen, verlangt aber nach Wasser, was ich in der Eile des Aufbruchs natürlich vergessen habe. Durst ist schlimmer als Heimweh, sagt Schwiegermutter immer. Stimmt, wie eine Fata Morgana sehe ich am Horizont die Mineralwasserflasche. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind wir am und im Wasser, denn sonntags wird gebadet. Bei Kilometer 25 nehmen die kyrillischen Ausläufer zu. Obwohl aerodynamisch gebaut, nimmt der Rennwagen noch genügend Windlast auf und Papi muß ganz schön treten, um vorwärts zu kommen. Der Wind stürmt jetzt von vorn und von der Seite, sodaß wir schon befürchten, daß Moppels Rennwagen kippt. Aber der Cheetah liegt wie ein Brett auf dem Weg.
2 Kilometer vor dem Ziel geht’s dann richtig los. Es stürmt, hagelt und ist eisig kalt. Trotzdem versuche ich, meinen Baumannschen Endspurt durchzuziehen. Moppel beeindruckt das alles überhaupt nicht. Sie erzählt ihrem Hampelmann ein paar Geschichten und läßt sich durch die Gegend schaukeln. Wir überholen ein lustiges Dreirad, mit dem ein mittelalter Herr seine betagte Mutter spazierenfährt. Was es nicht alles gibt. Während Mutti im Nerz stur geradeaus blickt und das Sturm-Hagel-Regen-Gemisch eisern ignoriert, erzählt mir der Herr Sohn, daß ich gerade 10 km/h schnell bin. Ich rufe ihm zu, daß ich das weiß und tippe auf meine Uhr. Jetzt staunt zur Abwechslung mal er. Ich erzähle ihm aber nicht, daß es sogar 11 km/h sind und lasse ihn hinter mir. Er versucht, an mir dran zu bleiben, gibt dann aber auf und plauscht noch etwas mit Papi.
Endlich haben wir das Ziel erreicht. Moppel kommt erstmal auf den Topf und anschließend zu uns in die Wanne. Das warme Bad tut uns allen dreien gut: ich kann meine Beine regenerieren, Papi wärmt sich auf, Moppel läßt ihre Zehenfusseln schwimmen und verprügelt das Wasser. Zwischendurch hält sie immer wieder inne und wundert sich, daß man Wasser zwar spüren, aber nicht greifen kann. Nachdem das halbe Bad schwimmt, wechseln wir die Location und gehen zum gemütlichen Teil über. Moppel verschlingt ihre Nudeln mit Tomatensoße und als Nachtisch noch die Hälfte von ihrem Nachmittagsbrei. Anschließend fällt sie ins Suppenkoma und schläft tief und fest ihren Mittagsschlaf, während wir uns Tee und die Reste von der Fete gönnen und auf der Couch regenerieren.
Und während draußen gerade mal wieder die Welt untergeht, genießen wir den gemütlichen Sonntagnachmittag, den friedlichen Schlaf unseres Moppels und beschließen, daß man doch öfter mal familienausfliegen könnte.