Al Gordon Snowflake 4 Miler New York – „Alles geben“ fuehlt sich anders an...
Verfasst: 01.03.2007, 21:24
Samstag, 23. Februar 2007, morgens um halb Acht. Von der schlechten Jugendherberge in der Upper West Side machten meine Freundin Tessa und ich uns zum Bus auf, der uns zum Buero der New York Road Runners bringen wuerde. Die Stadt schien noch ungewohnt ruhig. Wir teilten die Buergersteige hauptsaechlich mit bunt bemaentelten Huendchen und ihren Frauchen bzw Herrchen. Angekommen an der Ostseite des Central Park aenderte sich das Bild: jetzt waren ueberall Laeufer zu sehen, einzeln und in Gruppen. Etwa viereinhalbtausend Teilnehmer waren zum Al Gordon Snowflake 4-Miler erschienen. Die Aufregung ergriff mich: wow, mein zweiter Volkslauf wartete auf mich. Letztes Jahr um diese Zeit haette ich noch nicht mal 5 Minuten im Laufschritt durchgehalten.
Startzeit fuer die Maenner um 8:00 Uhr, eine Stunde frueher als fuer die Frauen. Auf dem Weg zur Startnummernvergabe trafen wir ein paar Nachzuegler, die im Sprint versuchten, die Startlinie 10 Blocks noerdlich noch zu erreichen. Dann der Ausruf „Keine Startnummern fuer Maenner mehr, der Lauf hat bereits begonnen!“ (Spaeter ertappte ich zwei, drei Herren im Damenlauf...)
Meine Freundin Tessa war nur zum Anfeuern mitgekommen und lief selber nicht. Ich entschied mich, bis zum Start bei ihr zu bleiben. Das hiess: Statt mich im Park ordentlich einzulaufen, gingen wir noch gemuetlich zum Deli um die Ecke einen Morgenkaffee holen. Dann spazierten wir an den Kunstmuseen der Upper East Side vorbei zum Start.
„Ich Anfaenger“, dachte ich ernuechtert, als ich mich an der Startlinie im vorletzten Block einreihen musste, bei der 10-Minuten-Meile. Da ist noch viel Raum nach vorn... Startschuss! Es vergingen dann auch 58 Sekunden, bis ich die Matte ueberquerte.
Im bunten (oder vielmehr vorwiegend schwarz gekleideten, weiss beschuhten und bunt bemuetzten) Feld von Laueferinnen trabte ich erst langsam dann zunehmend schneller die Parkstrasse entlang. Das Feld bleib den ganzen Lauf dicht gedraengt, zumindest hinten bei uns Langsamen. Ich fiel in ein Tempo, dass fuehlbar schneller war als mein Trainingstempo, aber doch angenehm. Der Tag war sonnig und klar bei erfrischenden minus sechs Grad Celcius. Aller 20 Meter stand ein gelangweilter Streckenposten und wiederholte ebenso monoton wie vergeblich: „Please stay in the recreation lane to the left!“.
Erste Meile: 10:33 Minuten. Netto also locker in meiner geplanten 10-Minuten-Meile. Zu meiner Ueberraschung passierten wir bei 1,5 Meilen eine Trinkstation. Seit wann dehydriert man von 10 Minuten Laufen im Winter??? Das verschwapperte Wasser der vorderen Laeufer hatte vor dem Tisch eine gefaehrliche Eisspur geschaffen. Komische Idee, das alles.
Jetzt war ich warm. Mein Blick schwiff umher ueber die kahlen Baeume, die gruenen Wiesen und die Hochhausfassaden. Blickte ich auf meine Laufkameradinnen, kam ich mir vor wie beim Kaffeekraenzchen: ueberall liefen die Frauen in zweier- und Dreiergruppen und schwatzten ueber Mode und Freunde. Naja, manche rannten auch konzentriert. Aber so richtig die Wettkampfstimmung konnte ich nicht erkennen. Trotzdem hielt auch ich mich tempomaessig zurueck. Lieber gleichmaessig rennen, nur keinen Einbruch riskieren. Einbruch auf schlappen 6,4km... ja, ich hoere euch schon lachen. Aber dem Anfanger passiert sowas schon mal.
Zwei Meilen: 20:48 Minuten. Kurz darauf noch eine Trinkstation. Ja, sind wir denn hier beim Marathon? Drei Meilen bei 31:14 Minuten. Jetzt kamen wir wieder auf die Ostseite des Parks. Liefen an der Rueckseite des Metropolitan Museum of Art vorbei, wo hinter Glasfassaden der aegyptische Tempel von Dendur behaust ist. Und da hinten kam schon das runde Guggenheim-Museum in Sicht. Wenig spaeter erschallten in der Ferne die Lautsprecher vom Ziel – Huch, schon?! Ich zog das Tempo nochmal – eigentlich zum ersten Mal – richtig an. Ich flog ueber die Ziellinie. Auf den letzten zwei Metern draengelte ich mich noch zwischen einer Zweiergruppe durch – die habe ich wohl gerammt. Und das war dann der Al Gordon Snowflake 4-Miler. Gelaufene Zeit: 39:33 Minuten. Rang: 1501 von 2296 bei den Frauen.
In New York laufen war schon ein tolles Erlebnis. Da musste ich einfach dabei sein. Und doch brachte mir der Lauf nicht mehr die fast magische Faszination meines ersten Volkslaufes in Ocean City im September. Denn unter die „touristischen“ Eindruecke mischte sich die Erkenntnis: so richtig die *sportliche* Leistung war das, selbst subjektiv gesehen, nicht. Es fuehlte sich eher an wie ein gemuetlicher Jog durch den Park mit 2000 anderen Joggern. Da waere viel mehr drin gewesen. Ich hatte die letzten zwei Meilen komplett ueberschaetzt und war viel zu langsam gelaufen, aus Angst mich zu frueh zu verausgaben. Folglich bin nicht mal in die entfernteste Naehe meiner Grenzen gekommen. Ehrlich, da waren die 10 Stunden Sightseeing am Rest des Samstags anstrengender.
Ich stecke meine Unzufriedenheit weg und schaue nach vorn. Fuer die Zukunft nehme ich mir vor, so einen Lauf nicht mehr als in erster Linie als touristisches, sondern wirklich als sportliches Event zu sehen. Weniger Geniessertum, mehr Biss.
Spass hat es auf jeden Fall gemacht.
Mein rotes Finisher-Sweatshirt muss ich noch kuerzen.
Gruss
Susanne
Startzeit fuer die Maenner um 8:00 Uhr, eine Stunde frueher als fuer die Frauen. Auf dem Weg zur Startnummernvergabe trafen wir ein paar Nachzuegler, die im Sprint versuchten, die Startlinie 10 Blocks noerdlich noch zu erreichen. Dann der Ausruf „Keine Startnummern fuer Maenner mehr, der Lauf hat bereits begonnen!“ (Spaeter ertappte ich zwei, drei Herren im Damenlauf...)
Meine Freundin Tessa war nur zum Anfeuern mitgekommen und lief selber nicht. Ich entschied mich, bis zum Start bei ihr zu bleiben. Das hiess: Statt mich im Park ordentlich einzulaufen, gingen wir noch gemuetlich zum Deli um die Ecke einen Morgenkaffee holen. Dann spazierten wir an den Kunstmuseen der Upper East Side vorbei zum Start.
„Ich Anfaenger“, dachte ich ernuechtert, als ich mich an der Startlinie im vorletzten Block einreihen musste, bei der 10-Minuten-Meile. Da ist noch viel Raum nach vorn... Startschuss! Es vergingen dann auch 58 Sekunden, bis ich die Matte ueberquerte.
Im bunten (oder vielmehr vorwiegend schwarz gekleideten, weiss beschuhten und bunt bemuetzten) Feld von Laueferinnen trabte ich erst langsam dann zunehmend schneller die Parkstrasse entlang. Das Feld bleib den ganzen Lauf dicht gedraengt, zumindest hinten bei uns Langsamen. Ich fiel in ein Tempo, dass fuehlbar schneller war als mein Trainingstempo, aber doch angenehm. Der Tag war sonnig und klar bei erfrischenden minus sechs Grad Celcius. Aller 20 Meter stand ein gelangweilter Streckenposten und wiederholte ebenso monoton wie vergeblich: „Please stay in the recreation lane to the left!“.
Erste Meile: 10:33 Minuten. Netto also locker in meiner geplanten 10-Minuten-Meile. Zu meiner Ueberraschung passierten wir bei 1,5 Meilen eine Trinkstation. Seit wann dehydriert man von 10 Minuten Laufen im Winter??? Das verschwapperte Wasser der vorderen Laeufer hatte vor dem Tisch eine gefaehrliche Eisspur geschaffen. Komische Idee, das alles.
Jetzt war ich warm. Mein Blick schwiff umher ueber die kahlen Baeume, die gruenen Wiesen und die Hochhausfassaden. Blickte ich auf meine Laufkameradinnen, kam ich mir vor wie beim Kaffeekraenzchen: ueberall liefen die Frauen in zweier- und Dreiergruppen und schwatzten ueber Mode und Freunde. Naja, manche rannten auch konzentriert. Aber so richtig die Wettkampfstimmung konnte ich nicht erkennen. Trotzdem hielt auch ich mich tempomaessig zurueck. Lieber gleichmaessig rennen, nur keinen Einbruch riskieren. Einbruch auf schlappen 6,4km... ja, ich hoere euch schon lachen. Aber dem Anfanger passiert sowas schon mal.
Zwei Meilen: 20:48 Minuten. Kurz darauf noch eine Trinkstation. Ja, sind wir denn hier beim Marathon? Drei Meilen bei 31:14 Minuten. Jetzt kamen wir wieder auf die Ostseite des Parks. Liefen an der Rueckseite des Metropolitan Museum of Art vorbei, wo hinter Glasfassaden der aegyptische Tempel von Dendur behaust ist. Und da hinten kam schon das runde Guggenheim-Museum in Sicht. Wenig spaeter erschallten in der Ferne die Lautsprecher vom Ziel – Huch, schon?! Ich zog das Tempo nochmal – eigentlich zum ersten Mal – richtig an. Ich flog ueber die Ziellinie. Auf den letzten zwei Metern draengelte ich mich noch zwischen einer Zweiergruppe durch – die habe ich wohl gerammt. Und das war dann der Al Gordon Snowflake 4-Miler. Gelaufene Zeit: 39:33 Minuten. Rang: 1501 von 2296 bei den Frauen.
In New York laufen war schon ein tolles Erlebnis. Da musste ich einfach dabei sein. Und doch brachte mir der Lauf nicht mehr die fast magische Faszination meines ersten Volkslaufes in Ocean City im September. Denn unter die „touristischen“ Eindruecke mischte sich die Erkenntnis: so richtig die *sportliche* Leistung war das, selbst subjektiv gesehen, nicht. Es fuehlte sich eher an wie ein gemuetlicher Jog durch den Park mit 2000 anderen Joggern. Da waere viel mehr drin gewesen. Ich hatte die letzten zwei Meilen komplett ueberschaetzt und war viel zu langsam gelaufen, aus Angst mich zu frueh zu verausgaben. Folglich bin nicht mal in die entfernteste Naehe meiner Grenzen gekommen. Ehrlich, da waren die 10 Stunden Sightseeing am Rest des Samstags anstrengender.
Ich stecke meine Unzufriedenheit weg und schaue nach vorn. Fuer die Zukunft nehme ich mir vor, so einen Lauf nicht mehr als in erster Linie als touristisches, sondern wirklich als sportliches Event zu sehen. Weniger Geniessertum, mehr Biss.
Spass hat es auf jeden Fall gemacht.
Mein rotes Finisher-Sweatshirt muss ich noch kuerzen.
Gruss
Susanne