Mein erster Halbmarathon - Eine Pleite an der Goitzsche
Verfasst: 07.05.2007, 23:59
Gut vorbereitet und frohgemut ging ich am Sonntag um 11 Uhr in Pouch bei Bitterfeld an den HM-Start beim 2. Goitzsche-Marathon. Schon bei der Ankunft am Parkplatz hatte ich gespürt, wie warm es ist. Den Trainingsanzug konnte ich gleich im Auto lassen. Ausgerüstet mit einer Wasserflasche marschierte ich zum Shuttle-Bus, der die Halbmarathonis zu ihrem Start bringen sollte. Dort angekommen, sorgten Disko-Rhythmen für eine lockere und lockernde Atmosphäre. Das wird mein Tag! Ich hatte mir vorgenommen, den ersten Kilometer in 6:30 min zu laufen, dann auf 6 min/km zu beschleunigen und nach dem 15. Kilometer, wenn die Kraft reicht, noch ein bisschen anzuziehen. Die 2:10 h wollte ich sicher schaffen, 2:06-2:07 h war mein Wunschergebnis. Mein absolvierter Trainingsplan war für 1:59 h, aber das traue ich mir nicht zu.
20 Minuten vor dem Start ist mein Wasser alle. Mist! Ich hätte gern noch einen kleinen Schluck vor dem Start gehabt. In diesem Moment rauschen die beiden führenden Läufer des Marathonfeldes an uns vorbei, zwei Kenianer. Diese Leichtigkeit, unfassbar! Denen macht die Hitze anscheinend nichts aus. Und dann ging es für uns los! Langsam setzte sich das Feld mit ca. 400 Läuferinnen und Läufern in Marsch auf die Runde um die Goitzsche, einen See, der aus einem ehemaligen Braunkohletagebau entstand. Weil es am Anfang ein wenig staute, brauchte ich für den ersten Kilometer 6:46 min. Keine Panik, langsam beschleunigen. Auf dem zweiten Kilometer dann überraschend eine Verpflegungstelle. Für die Marathonläufer sicher sehr gut, für uns gerade gestartete Halbmarathonis viel zu früh. Lächelnd lehne ich das angebotene Wasser ab.
Der zweite Kilometer in 6:14 min, der dritte in 6:08 min, der vierte in 5:59 min. Innerlich jubilierte ich, jetzt hatte ich mein im Training geübtes HMT erreicht und es lief wunderbar! Außerdem hatte ich zwei Sportfreunde gefunden, die ungefähr mein Tempo liefen, also Parole "dranhängen". Gemeinsam überliefen wir einen "Schnellstarter" nach dem anderen. Der fünfte Kilometer in 6:04 min, der sechste auch, der siebte in 6:08 min. Naja, ein bisschen hinter dem Zeitplan, aber es ist doch ganz schön warm. Die Sonne brennt vom Himmel, die Bergbaufolgelandschaft hat wenig Schatten zu bieten, der Wind flaut nur für Minuten einmal auf. Das wird noch anstrengend. Ruhig bleiben, nicht beschleunigen, hinter beiden "Zugpferden" bleiben! Bald kommt die nächste Verpflegungstelle! Wie ich mich auf das kalte Wasser in meinem Nacken freue!
Achter Kilometer in 6:06 min. Der Weg geht nicht mehr entlang des Sees, sondern führt jetzt durch eine sonnige Heidelandschaft. Langsam wird es beschwerlich. Wo bleibt die Verpflegung? Ich kann meinen beiden "Zugpferden" nicht mehr folgen. (Danke, Sportfreunde!) Der neunte Kilometer nur noch in 6:21 min. Wo bleibt das Wasser? Die Sonne brennt. Nur gut, dass ich mir noch ein Lauf-Cap besorgt habe! Wie weit noch? Ein, zwei Kilometer? Nach Kilometer 10 kommt bestimmt eine Verpflegungstelle. Was macht die Schlange dort bei den Feuerwehrleuten? Wasser!!! Freundliche Feuerwehrleute verteilen erfrischendes Wasser! Ein halber Becher nach ein bisschen Warten. Ein Schluck in den Mund, der Rest in den Nacken. Weiter, weiter. Kilometer 10 in 7:46 min. Das hat Zeit gekostet! Aber jetzt geht es wieder weiter und gleich kommt die richtige Versorgungstelle! Ich glaube, ich nehme ein Stück Banane. Kilometer elf in 6:34 min. Komisch, ich dachte, ich bin schneller. Warum geht das plötzlich so langsam? Hinter dem Hügel soll die Verpflegung kommen, aha! Das schaff ich noch!
Endlich! Da ist die Wasserstelle! Die breite Becherspur in der Ferne signalisiert es eindeutig. Bis dahin noch. Noch 200 Meter, sagt das Schild. Noch 100 Meter. Was ist da los? Warum bleibt kaum jemand dort stehen? Warum ist der Tisch dort leer? Als ich heran bin, begreife ich auf einmal, was hier passiert. Kein Wasser mehr, kein Tee mehr, zwei, drei matschige Bananenstücke. Ich schreie im Vorbeilaufen einen jungen Burschen an: "Habt ihr kein Wasser mehr?" Er ruft mir hinterher: "Was beschimpfst Du mich? Ich bin nicht der Veranstalter!" Im Weglaufen tut mir meine Unbeherrschtheit leid, er kann ja wirklich nichts dafür. Aber ich habe Wut, so unglaubliche Wut. Wie kann so etwas passieren? Warum hat Waldemar seinen Laden nicht im Griff?
Ein Sprachfetzen war beim Durchlaufen der Ex-Wasserstelle in mein Unterbewusstsein gedrungen: Hinter Kilometer 15 gibt es die nächste Verpflegung. Das sind über 3,5 Kilometer. Von einem Moment zum nächsten bin ich mut- und kraftlos. Bis dahin komme ich nicht mehr. Das wird hier nichts mehr für mich. Mal laufend, mal gehend schleppe ich mich weiter. Mechanisch stoppe ich die Kilometerzeiten, die längst mit einer 8 beginnen. Immer häufiger hört man in der Ferne die Sirene eines Krankenwagens. Am Wegesrand ein zusammengeklappter Läufer, umsorgt von zwei Kollegen, in den Schatten, Beine hoch! Ein Arzt kommt mir auf einem Quad entgegengefahren.
Vier unendlich lange Kilometer weiter dann eine richtige Versorgungsstelle. Ich beschließe eine Pause einzulegen. Wasser! Tee! Banane! Im rechten Schuh muss die Socke verrutscht sein, es drückt so komisch. Mal nachschauen. Oh, eine fette Blase! Irgendwie kann mich das auch nicht mehr schocken. Nach guter Rast und wieder ein wenig zum Leben erweckt mache ich mich auf die letzten sechs Kilometer. Der Kilometer nach der Rast: 7:19 min. Dann ist wieder der Riemen runter. Ein freundlicher Mitläufer schleppt mich mit, ermuntert mich immer wieder. Ein leichter Wadenkrampf zwingt mich dann doch zurückzubleiben, aber irgendwie bekomme ich den Krampf wieder weg und kann meinen Wegbegleiter Mathias sogar einholen. Gemeinsam gehen wir die letzten Kilometer an, mal laufend, dann wieder gehend. Nach über zweieinhalb Stunden überqueren wir die Ziellinie. Wie hatte ich mich auf diesen Moment gefreut! Jetzt bin ich nicht mehr wütend, nur etwas traurig und ziemlich müde. Das also war mein erster Halbmarathon. Und mein letzter - an der Goitzsche.
20 Minuten vor dem Start ist mein Wasser alle. Mist! Ich hätte gern noch einen kleinen Schluck vor dem Start gehabt. In diesem Moment rauschen die beiden führenden Läufer des Marathonfeldes an uns vorbei, zwei Kenianer. Diese Leichtigkeit, unfassbar! Denen macht die Hitze anscheinend nichts aus. Und dann ging es für uns los! Langsam setzte sich das Feld mit ca. 400 Läuferinnen und Läufern in Marsch auf die Runde um die Goitzsche, einen See, der aus einem ehemaligen Braunkohletagebau entstand. Weil es am Anfang ein wenig staute, brauchte ich für den ersten Kilometer 6:46 min. Keine Panik, langsam beschleunigen. Auf dem zweiten Kilometer dann überraschend eine Verpflegungstelle. Für die Marathonläufer sicher sehr gut, für uns gerade gestartete Halbmarathonis viel zu früh. Lächelnd lehne ich das angebotene Wasser ab.
Der zweite Kilometer in 6:14 min, der dritte in 6:08 min, der vierte in 5:59 min. Innerlich jubilierte ich, jetzt hatte ich mein im Training geübtes HMT erreicht und es lief wunderbar! Außerdem hatte ich zwei Sportfreunde gefunden, die ungefähr mein Tempo liefen, also Parole "dranhängen". Gemeinsam überliefen wir einen "Schnellstarter" nach dem anderen. Der fünfte Kilometer in 6:04 min, der sechste auch, der siebte in 6:08 min. Naja, ein bisschen hinter dem Zeitplan, aber es ist doch ganz schön warm. Die Sonne brennt vom Himmel, die Bergbaufolgelandschaft hat wenig Schatten zu bieten, der Wind flaut nur für Minuten einmal auf. Das wird noch anstrengend. Ruhig bleiben, nicht beschleunigen, hinter beiden "Zugpferden" bleiben! Bald kommt die nächste Verpflegungstelle! Wie ich mich auf das kalte Wasser in meinem Nacken freue!
Achter Kilometer in 6:06 min. Der Weg geht nicht mehr entlang des Sees, sondern führt jetzt durch eine sonnige Heidelandschaft. Langsam wird es beschwerlich. Wo bleibt die Verpflegung? Ich kann meinen beiden "Zugpferden" nicht mehr folgen. (Danke, Sportfreunde!) Der neunte Kilometer nur noch in 6:21 min. Wo bleibt das Wasser? Die Sonne brennt. Nur gut, dass ich mir noch ein Lauf-Cap besorgt habe! Wie weit noch? Ein, zwei Kilometer? Nach Kilometer 10 kommt bestimmt eine Verpflegungstelle. Was macht die Schlange dort bei den Feuerwehrleuten? Wasser!!! Freundliche Feuerwehrleute verteilen erfrischendes Wasser! Ein halber Becher nach ein bisschen Warten. Ein Schluck in den Mund, der Rest in den Nacken. Weiter, weiter. Kilometer 10 in 7:46 min. Das hat Zeit gekostet! Aber jetzt geht es wieder weiter und gleich kommt die richtige Versorgungstelle! Ich glaube, ich nehme ein Stück Banane. Kilometer elf in 6:34 min. Komisch, ich dachte, ich bin schneller. Warum geht das plötzlich so langsam? Hinter dem Hügel soll die Verpflegung kommen, aha! Das schaff ich noch!
Endlich! Da ist die Wasserstelle! Die breite Becherspur in der Ferne signalisiert es eindeutig. Bis dahin noch. Noch 200 Meter, sagt das Schild. Noch 100 Meter. Was ist da los? Warum bleibt kaum jemand dort stehen? Warum ist der Tisch dort leer? Als ich heran bin, begreife ich auf einmal, was hier passiert. Kein Wasser mehr, kein Tee mehr, zwei, drei matschige Bananenstücke. Ich schreie im Vorbeilaufen einen jungen Burschen an: "Habt ihr kein Wasser mehr?" Er ruft mir hinterher: "Was beschimpfst Du mich? Ich bin nicht der Veranstalter!" Im Weglaufen tut mir meine Unbeherrschtheit leid, er kann ja wirklich nichts dafür. Aber ich habe Wut, so unglaubliche Wut. Wie kann so etwas passieren? Warum hat Waldemar seinen Laden nicht im Griff?
Ein Sprachfetzen war beim Durchlaufen der Ex-Wasserstelle in mein Unterbewusstsein gedrungen: Hinter Kilometer 15 gibt es die nächste Verpflegung. Das sind über 3,5 Kilometer. Von einem Moment zum nächsten bin ich mut- und kraftlos. Bis dahin komme ich nicht mehr. Das wird hier nichts mehr für mich. Mal laufend, mal gehend schleppe ich mich weiter. Mechanisch stoppe ich die Kilometerzeiten, die längst mit einer 8 beginnen. Immer häufiger hört man in der Ferne die Sirene eines Krankenwagens. Am Wegesrand ein zusammengeklappter Läufer, umsorgt von zwei Kollegen, in den Schatten, Beine hoch! Ein Arzt kommt mir auf einem Quad entgegengefahren.
Vier unendlich lange Kilometer weiter dann eine richtige Versorgungsstelle. Ich beschließe eine Pause einzulegen. Wasser! Tee! Banane! Im rechten Schuh muss die Socke verrutscht sein, es drückt so komisch. Mal nachschauen. Oh, eine fette Blase! Irgendwie kann mich das auch nicht mehr schocken. Nach guter Rast und wieder ein wenig zum Leben erweckt mache ich mich auf die letzten sechs Kilometer. Der Kilometer nach der Rast: 7:19 min. Dann ist wieder der Riemen runter. Ein freundlicher Mitläufer schleppt mich mit, ermuntert mich immer wieder. Ein leichter Wadenkrampf zwingt mich dann doch zurückzubleiben, aber irgendwie bekomme ich den Krampf wieder weg und kann meinen Wegbegleiter Mathias sogar einholen. Gemeinsam gehen wir die letzten Kilometer an, mal laufend, dann wieder gehend. Nach über zweieinhalb Stunden überqueren wir die Ziellinie. Wie hatte ich mich auf diesen Moment gefreut! Jetzt bin ich nicht mehr wütend, nur etwas traurig und ziemlich müde. Das also war mein erster Halbmarathon. Und mein letzter - an der Goitzsche.