»Zutritt nur für Athleten« - ottoerich beim Volkstriathlon im Stadtpark Hamburg
Verfasst: 07.06.2007, 23:03
Eins gleich vorweg: mit gut 1 ½ Stunden für 0,5 km Schwimmen, 20 km Rad fahren und 5 km Laufen habe ich wahrlich keine Bäume ausgerissen. Aber den Kampf um den vorvorletzten Platz – wie bei meinem Run & Bike-Wettbewerb in Elmshorn anno 2006 – konnte ich diesmal klar für mich entscheiden: Ich wurde so pi mal Daumen 340ster von 360 Konkurrenten im Ziel. DNFs nicht mitgezählt :-p
Der Reihe nach. Anfang anno 2006 habe ich mir zwecks Ausgleich zum Laufen ein Rennrad zugelegt. Als ich dann im September meinen Freund und Nachbarn die Alster beim Hamburg CityManTriathlon durchschwimmen sah, wurde mir blitzartig klar, »da machste mit, den Spaß kannste Dir nicht entgehen lassen!«.
Zu dumm, dass ich zu diesem Zeitpunkt kaum bis gar nicht schwimmen konnte. Abhilfe sollte Anfang diesen Jahres ein nächtlicher Schwimmkurs bringen, mit dem lustigen Zweit-Ergebnis der Gründung der SG Eimsbüttel. Wie ein Stein ins Wasser geworfen Wellen wirft, ergab sich eins zum anderen.
Nichtsdestotrotz war mir Tage vor dem ersten Tria-Wettkampf reichlich flau im Magen. Die sonst bekannte Vorfreude und Spannung auf den Wettkampf wollte sich gar nicht einstellen. Und auf was man alles achten muss?! Neben Laufschuhen sind Neoprenanzug, Schwimmbrille, Fahrrad mit passendem Schuhwerk samt Schutzbrille pipapo einzupacken. Ein Alptraum für jeden Schuhvergesser.
Erschien ich also eher lustlos zum Start. Zum Glück hatte ich meinen Fanblock und einen Mitstreiter im Handgepäck dabei, die mir mit guter Stimmung und Lachen zur Seite standen. Freunde & Familie mussten allerdings vor der Wechselzone draußen bleiben: »Zutritt nur für Athleten«, besagte das Schild am Eingang und versetzte mich kurzfristig in den Eitelkeitshimmel No. 7. Ich hatte eine pickenpacke volle Reisetasche für alle Eventualitäten dabei inkl. den niegelnagelneuen Neoprenanzug, originalverpackt.
Eine halbe Stunde vor dem Start ordnete ich meinen Platz und stieg in den Froschanzug. Der wollte aber gar nicht richtig sitzen, und als mein Kollege bereits ganz in Gummi gehüllt mich ermahnte Richtung Startplatz zu gehen, nestelte ich weiter an dem Swimsuit rum: da ‚ne Falte ausbügeln, dort eine Wurst glätten.
Von der eigentlichen Wettkampfbesprechung bekam ich so gar nichts mit, ich fummelte und fummelte ohne Ende am Neo rum. Es kam schon zu ersten Panikattacken, »was, wenn der Startschuss fällt, und Du hier immer noch rumeierst«.
Schlussendlich lies ich Anzug Anzug sein und schmiss mich ins Wasser: Und da ging das Feuer an. Was für eine erfrischende Wohltat und nun wurde es zur greifbaren Gewissheit: es ist Triathlon angesagt und ich bin dabei.
Mit dem „Blue Seventy Reaction“ am Leib durchschoss ich das Wasser wie ein Delphin. Zwei drei Züge und 10 Meter waren gewonnen, schien es mir. Und sollte das Wunder vom Stadtpark wahr werden und ich über Nacht zum Kraulschwimmer geworden sein? Wieso nicht? ALLES ist bekanntlich möglich.
Auf dem Weg zum Startpunkt durchwatete ich das Wasser. Mein Kumpel meinte, Mensch, hier kann mal ja überall stehen, wunderbar, untergehen ist nicht. Die gerade gewonnene Erleichterung darüber, verlor sich schnell: kaum ausgesprochen, sackte ich in ein unergründlich tiefes Loch: »Ums Schwimmen kommt hier keiner rum«.
Am Start hieß es, jeder müsse eine Hand an der Ufermauer haben, bevor es losginge. Ineinander verkeilt kauerten 120 Starter so voller Anspannung: 3 -2 - 1 Schuss.
Die erste Welle warte ich ab, um dann hinterher zu hechten. Ich fasse Wasser, dass es eine Freude ist und katapultiere mich regelrecht durch die Fluten. Um mich herum braust und zischt das Element, Arme Beine Hände Köpfe fliegen aus dem Wasser hervor, tauchen unter, um wieder an der Oberfläche zu erscheinen. Die ersten leichten Schläge erreichen mich, kümmern aber nicht. Dann, ebenso schnell wie der Start von statten ging, bekomme ich Angst vor der eigenen Courage. Mannometer, Du siehst kaum den Weg zur Boje, vor Dir, neben hinter Dir lauter um sich schlagende »Athleten«, wie kann man das überleben?
Erst einmal ruhig die Pferde, ermahne ich mich, kannst ja später noch einen nachlegen. Daraus sollte aber nichts werden. An der ersten Boje angekommen, die ich natürlich möglichst eng innen nehmen musste, kam ich buchstäblich zum Stehen, zu groß war der Andrang der Schwimmer. Und dann Sense mit dem Hochgefühl.
Fast nur noch Brustschwimmen war angesagt, wobei der Kopf nicht mehr unter Wasser gehen wollte. Irgendeine Formel schoss mir durch den Kopf, das Verhältnis Über-Wasser-Schwimmen und Energieaufwand betreffend, half alles nichts, ich quälte und quälte mich weiter.
Bereits an der zweiten Boje fuhr der letzte noch vorhandene Restmut dahin. »Das schaffste nie, was für eine Blamage, Ogotttogootto« war das Mantra, der nächsten 350 Meter. Der Dreieckskurs mit drei Bojen gekennzeichnet war zweimal zu durchschwimmen. Als ich zur zweiten Runde ansetzte, konnte ich zumindest einen Mitschwimmer ins Visier fassen und ihn als meine Leitboje erwählen. Ist Mann doch gleich nicht mehr so allein – und ein Blick zurück, zeigte mir: holla, es gibt noch vier langsamere als mich. Wer hätte das gedacht?
Aber was ist das? Da will ein Schwimmer von der Seite mir in den Weg kraulen? Mir die Bahn nehmen? Nichts da, ein zwei schnelle Armzüge Marke Freistil Altdeutsch eingestreut, und die Kurve ist dicht. Soviel Wettkampf muss sein.
Ursprünglich hatte ich vor, zumindest die letzten 50 Meter ins Ziel zu kraulen. Daran war nun kein Gedanke mehr. Völlig fertig entstieg ich dem Wasser, sicher, eine halbe Stunde oder länger unterwegs gewesen zu sein (tatsächlich waren es keine 15 Minuten) und etwas mutlos machte ich mich auf dem Weg zur Wechselzone.
Nach den ersten mühsamen Schritten entstand so etwas wie ein Laufschritt. Am Fahrrad angelangt, empfand ich die Situation fast als komisch: mir brauste das Blut in den Adern, hektisch und aufgeregt wollte ich in die Fahrradkluft wechseln und um mich herum gelassene Geschäftigkeit: Betreuungspersonal, das routiniert seinen Aufgaben nachging, andere Athleten, die sich aus einer der vorherigen Staffeln für den Heimweg bereit machten – alles gemächlich und betulich. Und mitten drin ottoerich, der sich aus dem Anzug strampelte.
Was mir nach mehreren Anläufen auch gelang. Beim Elmshorner Duathlon musste ich noch zweimal zurück an meine Wechselstation, weil ich einmal den Helm das andere Mal die Startnummer vergessen hatte, diesmal ging es fast perfekt – auch wenn der Neo klemmte.
Der Kreislauf hat sich auch beruhigt und ich laufe mit meiner Rad der Marke »Olimpia« Richtung Fahrradstrecke. Kaum sitze ich auf dem Sattel und klicke mich in die Pedale, ist der Schwimmfrust auch verschwunden. Ich kann einigermaßen Fahrt aufnehmen und das Leben hat mich wieder.
Da taucht auch schon mein Fanclub auf und macht Höllenalarm. Das baut weiter auf und zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich bemühe mich auf 80+ Umdrehungen / min zu kommen und zu halten. In der Spitze erreiche ich so 43 km/h in der Spitze, aber sacke auch auf lahme 21 km/h ab. Mmhh. Das kann ich eigentlich besser. Ich durchkurve die fünf Runden in 43 Minuten, immer wieder angefeuert von den Groupies. Im Vorbeirauschen erkenne ich den einen oder die andere, die gute Stimmung bleibt ansteckend.
Echte Rennsituationen gab es kaum. Nur einmal packte mich das Jagdfieber und wir fuhren in einer kleinen Vierergruppe – natürlich schön versetzt, ohne Windschatten - die Sache aus. In summa sammele ich drei vier Konkurrenten aus meiner Startgruppe wieder ein, aber meist werde ich überholt. Besonders tut sich ein Radler hervor, der mit Scheibenrad unterwegs einen Höllenlärm und eine Wahnsinnsgeschwindigkeit produziert. Zweimal (?) überrundet dieser Satansbraten mich, kaum zu glauben.
Fast am besten gefällt mir die zeitweilige Begleitung eines Motorrads samt Sozius. Zuerst dachte ich, sie begleiten den Führenden, wäre auch nicht schlecht gewesen, dann aber wurde klar: Das waren die Schiedsrichter. Vereinzelt ermahnten sie Radfahrer aus dem Windschatten zu gehen „So geht es nicht“, den einen stoppen sie regelrecht und zeigen ihm die Gelbe Karte. Yo, Mann, DTU-Regelwerk, da werden Sie Ernst genommen.
Durch die nachfolgenden Startergruppen wurde das Gesamtbild beim Radrennen für mich sehr unübersichtlich, so dass ich mehr oder weniger doch allein für mich war. Hat aber gebockt und nun geht’s erneut in die Wechselzone ab.
Diesmal geht’s ratz fatz, die Schuhe gewechselt, Helm und Brille weg, die Startnummer vor den Bauch geschoben – Dank 1a Startnummernband – und los. Welch Überraschung! Das zieht ja gar nicht? Das läuft ja wie von selbst?! War ich es sonst gewohnt, nach dem Rad eine gequälte Laufstrecke zu absolvieren, jage ich jetzt über den Erdboden wie in meinem besten 10 km Rennen!
Und da steht auch wieder meine Fangruppe, reicht mir Wasser – zack in den Nacken damit – und Coach begleitet mich auf den ersten hundert Metern. Mann tut das gut, einigermaßen fit und wohl gelaunt die Strecke anzugehen. Nicht, dass ich nicht kämpfen muss, aber alles erscheint mir beherrsch- und kontrollierbar. So kann ich nach und nach weitere Läufer einsammeln und locker hinter mir lassen. Wo ich bin, da ist Vorne ;-)
Als ich km 4 mit 5:10 min durchlaufe, freut es mich, dass ich hier noch einmal mein 10-km-Renntempo anschlagen kann. Das dann kurz darauf mein Schuhband aufgeht und ich mich bücken muss und ein paar Sekunden verliere, lässt mich eher lächeln als dass Ärger hoch steigt.
Im Ziel bin ich dann mit 26 Minuten angelangt. Freund und Mitläufer Claudius ist schon da, die ganze Fangruppe lässt mich hochleben und ich spaziere ein wenig umher, lasse das Rennen vor dem geistigen Auge Revue passieren, versuche zu erzählen, geht aber nicht so richtig, hole Luft und wieder Luft, gehe spazieren und gucke – und bin einfach nur froh.
Fazit: ein Funtriathlon der ersten Güteklasse, kann ich jedem empfehlen, der ein bisschen Abwechslung in seinen Laufalltag bringen will – und wer weiß, vielleicht gehe ich irgendwann die Olympische Disziplin an.
Aber erst einmal genießen und zum Augenblick nach dem Rennen sagen: „Verweile doch!“
Gruß an Alle, besonders an Anna, Claudia, Claudius, Elke, Hendrik, Jürgen, Julia, Karin, Tessa, Thorsten und last but not least Michael.
Pic 1 im Haifischbecken (roter Pfeil: das bin ich!), 2 gib Gummi, 3 im Ziel!
Der Reihe nach. Anfang anno 2006 habe ich mir zwecks Ausgleich zum Laufen ein Rennrad zugelegt. Als ich dann im September meinen Freund und Nachbarn die Alster beim Hamburg CityManTriathlon durchschwimmen sah, wurde mir blitzartig klar, »da machste mit, den Spaß kannste Dir nicht entgehen lassen!«.
Zu dumm, dass ich zu diesem Zeitpunkt kaum bis gar nicht schwimmen konnte. Abhilfe sollte Anfang diesen Jahres ein nächtlicher Schwimmkurs bringen, mit dem lustigen Zweit-Ergebnis der Gründung der SG Eimsbüttel. Wie ein Stein ins Wasser geworfen Wellen wirft, ergab sich eins zum anderen.
Nichtsdestotrotz war mir Tage vor dem ersten Tria-Wettkampf reichlich flau im Magen. Die sonst bekannte Vorfreude und Spannung auf den Wettkampf wollte sich gar nicht einstellen. Und auf was man alles achten muss?! Neben Laufschuhen sind Neoprenanzug, Schwimmbrille, Fahrrad mit passendem Schuhwerk samt Schutzbrille pipapo einzupacken. Ein Alptraum für jeden Schuhvergesser.
Erschien ich also eher lustlos zum Start. Zum Glück hatte ich meinen Fanblock und einen Mitstreiter im Handgepäck dabei, die mir mit guter Stimmung und Lachen zur Seite standen. Freunde & Familie mussten allerdings vor der Wechselzone draußen bleiben: »Zutritt nur für Athleten«, besagte das Schild am Eingang und versetzte mich kurzfristig in den Eitelkeitshimmel No. 7. Ich hatte eine pickenpacke volle Reisetasche für alle Eventualitäten dabei inkl. den niegelnagelneuen Neoprenanzug, originalverpackt.
Eine halbe Stunde vor dem Start ordnete ich meinen Platz und stieg in den Froschanzug. Der wollte aber gar nicht richtig sitzen, und als mein Kollege bereits ganz in Gummi gehüllt mich ermahnte Richtung Startplatz zu gehen, nestelte ich weiter an dem Swimsuit rum: da ‚ne Falte ausbügeln, dort eine Wurst glätten.
Von der eigentlichen Wettkampfbesprechung bekam ich so gar nichts mit, ich fummelte und fummelte ohne Ende am Neo rum. Es kam schon zu ersten Panikattacken, »was, wenn der Startschuss fällt, und Du hier immer noch rumeierst«.
Schlussendlich lies ich Anzug Anzug sein und schmiss mich ins Wasser: Und da ging das Feuer an. Was für eine erfrischende Wohltat und nun wurde es zur greifbaren Gewissheit: es ist Triathlon angesagt und ich bin dabei.
Mit dem „Blue Seventy Reaction“ am Leib durchschoss ich das Wasser wie ein Delphin. Zwei drei Züge und 10 Meter waren gewonnen, schien es mir. Und sollte das Wunder vom Stadtpark wahr werden und ich über Nacht zum Kraulschwimmer geworden sein? Wieso nicht? ALLES ist bekanntlich möglich.
Auf dem Weg zum Startpunkt durchwatete ich das Wasser. Mein Kumpel meinte, Mensch, hier kann mal ja überall stehen, wunderbar, untergehen ist nicht. Die gerade gewonnene Erleichterung darüber, verlor sich schnell: kaum ausgesprochen, sackte ich in ein unergründlich tiefes Loch: »Ums Schwimmen kommt hier keiner rum«.
Am Start hieß es, jeder müsse eine Hand an der Ufermauer haben, bevor es losginge. Ineinander verkeilt kauerten 120 Starter so voller Anspannung: 3 -2 - 1 Schuss.
Die erste Welle warte ich ab, um dann hinterher zu hechten. Ich fasse Wasser, dass es eine Freude ist und katapultiere mich regelrecht durch die Fluten. Um mich herum braust und zischt das Element, Arme Beine Hände Köpfe fliegen aus dem Wasser hervor, tauchen unter, um wieder an der Oberfläche zu erscheinen. Die ersten leichten Schläge erreichen mich, kümmern aber nicht. Dann, ebenso schnell wie der Start von statten ging, bekomme ich Angst vor der eigenen Courage. Mannometer, Du siehst kaum den Weg zur Boje, vor Dir, neben hinter Dir lauter um sich schlagende »Athleten«, wie kann man das überleben?
Erst einmal ruhig die Pferde, ermahne ich mich, kannst ja später noch einen nachlegen. Daraus sollte aber nichts werden. An der ersten Boje angekommen, die ich natürlich möglichst eng innen nehmen musste, kam ich buchstäblich zum Stehen, zu groß war der Andrang der Schwimmer. Und dann Sense mit dem Hochgefühl.
Fast nur noch Brustschwimmen war angesagt, wobei der Kopf nicht mehr unter Wasser gehen wollte. Irgendeine Formel schoss mir durch den Kopf, das Verhältnis Über-Wasser-Schwimmen und Energieaufwand betreffend, half alles nichts, ich quälte und quälte mich weiter.
Bereits an der zweiten Boje fuhr der letzte noch vorhandene Restmut dahin. »Das schaffste nie, was für eine Blamage, Ogotttogootto« war das Mantra, der nächsten 350 Meter. Der Dreieckskurs mit drei Bojen gekennzeichnet war zweimal zu durchschwimmen. Als ich zur zweiten Runde ansetzte, konnte ich zumindest einen Mitschwimmer ins Visier fassen und ihn als meine Leitboje erwählen. Ist Mann doch gleich nicht mehr so allein – und ein Blick zurück, zeigte mir: holla, es gibt noch vier langsamere als mich. Wer hätte das gedacht?
Aber was ist das? Da will ein Schwimmer von der Seite mir in den Weg kraulen? Mir die Bahn nehmen? Nichts da, ein zwei schnelle Armzüge Marke Freistil Altdeutsch eingestreut, und die Kurve ist dicht. Soviel Wettkampf muss sein.
Ursprünglich hatte ich vor, zumindest die letzten 50 Meter ins Ziel zu kraulen. Daran war nun kein Gedanke mehr. Völlig fertig entstieg ich dem Wasser, sicher, eine halbe Stunde oder länger unterwegs gewesen zu sein (tatsächlich waren es keine 15 Minuten) und etwas mutlos machte ich mich auf dem Weg zur Wechselzone.
Nach den ersten mühsamen Schritten entstand so etwas wie ein Laufschritt. Am Fahrrad angelangt, empfand ich die Situation fast als komisch: mir brauste das Blut in den Adern, hektisch und aufgeregt wollte ich in die Fahrradkluft wechseln und um mich herum gelassene Geschäftigkeit: Betreuungspersonal, das routiniert seinen Aufgaben nachging, andere Athleten, die sich aus einer der vorherigen Staffeln für den Heimweg bereit machten – alles gemächlich und betulich. Und mitten drin ottoerich, der sich aus dem Anzug strampelte.
Was mir nach mehreren Anläufen auch gelang. Beim Elmshorner Duathlon musste ich noch zweimal zurück an meine Wechselstation, weil ich einmal den Helm das andere Mal die Startnummer vergessen hatte, diesmal ging es fast perfekt – auch wenn der Neo klemmte.
Der Kreislauf hat sich auch beruhigt und ich laufe mit meiner Rad der Marke »Olimpia« Richtung Fahrradstrecke. Kaum sitze ich auf dem Sattel und klicke mich in die Pedale, ist der Schwimmfrust auch verschwunden. Ich kann einigermaßen Fahrt aufnehmen und das Leben hat mich wieder.
Da taucht auch schon mein Fanclub auf und macht Höllenalarm. Das baut weiter auf und zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich bemühe mich auf 80+ Umdrehungen / min zu kommen und zu halten. In der Spitze erreiche ich so 43 km/h in der Spitze, aber sacke auch auf lahme 21 km/h ab. Mmhh. Das kann ich eigentlich besser. Ich durchkurve die fünf Runden in 43 Minuten, immer wieder angefeuert von den Groupies. Im Vorbeirauschen erkenne ich den einen oder die andere, die gute Stimmung bleibt ansteckend.
Echte Rennsituationen gab es kaum. Nur einmal packte mich das Jagdfieber und wir fuhren in einer kleinen Vierergruppe – natürlich schön versetzt, ohne Windschatten - die Sache aus. In summa sammele ich drei vier Konkurrenten aus meiner Startgruppe wieder ein, aber meist werde ich überholt. Besonders tut sich ein Radler hervor, der mit Scheibenrad unterwegs einen Höllenlärm und eine Wahnsinnsgeschwindigkeit produziert. Zweimal (?) überrundet dieser Satansbraten mich, kaum zu glauben.
Fast am besten gefällt mir die zeitweilige Begleitung eines Motorrads samt Sozius. Zuerst dachte ich, sie begleiten den Führenden, wäre auch nicht schlecht gewesen, dann aber wurde klar: Das waren die Schiedsrichter. Vereinzelt ermahnten sie Radfahrer aus dem Windschatten zu gehen „So geht es nicht“, den einen stoppen sie regelrecht und zeigen ihm die Gelbe Karte. Yo, Mann, DTU-Regelwerk, da werden Sie Ernst genommen.
Durch die nachfolgenden Startergruppen wurde das Gesamtbild beim Radrennen für mich sehr unübersichtlich, so dass ich mehr oder weniger doch allein für mich war. Hat aber gebockt und nun geht’s erneut in die Wechselzone ab.
Diesmal geht’s ratz fatz, die Schuhe gewechselt, Helm und Brille weg, die Startnummer vor den Bauch geschoben – Dank 1a Startnummernband – und los. Welch Überraschung! Das zieht ja gar nicht? Das läuft ja wie von selbst?! War ich es sonst gewohnt, nach dem Rad eine gequälte Laufstrecke zu absolvieren, jage ich jetzt über den Erdboden wie in meinem besten 10 km Rennen!
Und da steht auch wieder meine Fangruppe, reicht mir Wasser – zack in den Nacken damit – und Coach begleitet mich auf den ersten hundert Metern. Mann tut das gut, einigermaßen fit und wohl gelaunt die Strecke anzugehen. Nicht, dass ich nicht kämpfen muss, aber alles erscheint mir beherrsch- und kontrollierbar. So kann ich nach und nach weitere Läufer einsammeln und locker hinter mir lassen. Wo ich bin, da ist Vorne ;-)
Als ich km 4 mit 5:10 min durchlaufe, freut es mich, dass ich hier noch einmal mein 10-km-Renntempo anschlagen kann. Das dann kurz darauf mein Schuhband aufgeht und ich mich bücken muss und ein paar Sekunden verliere, lässt mich eher lächeln als dass Ärger hoch steigt.
Im Ziel bin ich dann mit 26 Minuten angelangt. Freund und Mitläufer Claudius ist schon da, die ganze Fangruppe lässt mich hochleben und ich spaziere ein wenig umher, lasse das Rennen vor dem geistigen Auge Revue passieren, versuche zu erzählen, geht aber nicht so richtig, hole Luft und wieder Luft, gehe spazieren und gucke – und bin einfach nur froh.
Fazit: ein Funtriathlon der ersten Güteklasse, kann ich jedem empfehlen, der ein bisschen Abwechslung in seinen Laufalltag bringen will – und wer weiß, vielleicht gehe ich irgendwann die Olympische Disziplin an.
Aber erst einmal genießen und zum Augenblick nach dem Rennen sagen: „Verweile doch!“
Gruß an Alle, besonders an Anna, Claudia, Claudius, Elke, Hendrik, Jürgen, Julia, Karin, Tessa, Thorsten und last but not least Michael.
Pic 1 im Haifischbecken (roter Pfeil: das bin ich!), 2 gib Gummi, 3 im Ziel!