König-Ludwig-Marathon in Füssen - Es geht um die Wurst!
Verfasst: 26.07.2007, 14:09
Aus Mangel an Gelegenheit – weg von daheim, kein PC in Reichweite – gibt es diesmal keinen zeitnahen Bericht von meiner dritten Teilnahme an meinem lieben Füssenmarathon. Einige Impressionen will ich jedoch hier noch festhalten. Es würde mich ansonsten fürchterlich ärgern, wenn ich ausgerechnet über diesen Lauf hinterher nichts mehr nachlesen könnte. Falls der eine oder andere an meinen Gedanken teilhaben möchte, sei er herzlich dazu eingeladen:
Vor dem 12-Uhr-Läuten muss die Weißwurscht im Magen sein beziehungsweise die Christine im Ziel. So lautete mein frommer Wunsch für den letzten Sonntag. Bei einer Startzeit um 7:30 Uhr (!schockschwerenot!) würde das nämlich eine Zeit von unter viereinhalb Stunden und damit ein etwas besseres Ergebnis als im letzten Jahr bedeuten.
Beim Aufstehen hatte es noch fürchterlich geregnet. Das würde ja was werden. Schnell noch ein Loch für den Kopf in den Müllsack geschnitten und so spät wie möglich aus der mütterlichen Wohnung los. Den Kleidersack – auch die Mülltüte, die brauchte ich doch nicht - abgegeben und dann ab in die Reichenstraße. Viele standen noch irgendwo unter. Der Regen wurde aber immer weniger, war nach dem Start bald ganz vorbei und das Wetter stellte sich als ideal heraus. Bewölkt, nicht zu warm und nicht zu kalt, zweimal kam sogar kurz die Sonne raus – besser kann man es sicht nicht wünschen.
Jürgen, ein Kollege aus Stuttgart, den ich bisher nur vom Telefon her kannte, begrüßte mich und beim gegenseitigen echten Kennenlernen verflog die Zeit nur so. Gemeinsames Rückwärtszahlen und schon ging es los. Daß der König höchstpersönlich den Startschuß abgefeuert hatte, sah ich erst hinterher auf den Bildern. „Wo issn jetzt die Startmatte?“ fragte Jürgen. „Die Startlinie war schon da hinten, der Chip geht erst im Ziel. Echte Nettozeit hast nicht.“ Nachdem aber alle – etwas über 600 – Teilnehmer innerhalb weniger Sekunden den Startbogen hinter sich gelassen hatten, war das wirklich kein Problem. Jürgen entschwand schnell, ich sollte ihn erst im Ziel wieder sehen. Am Hopfensee gab sich gleich noch ein Kollege, diesmal der Max aus Augsburg, zu erkennen. Wir hätten glatt eine Mannschaft bilden können.
Kein Lauf im Allgäu ohne ein besonderes Erlebnis mit Kühen. Ein sichtlich verzweifelter Bauernbursch lief vor einer laut muhenden Herde auf und ab, schwenkte ein rotes Fähnchen und versuchte – auch mit Hilfe seines quer gestellten Radls – die ungeduldig mit den Hufen scharrenden Tiere zurückzuhalten. Sie hatten sich alle auf der Straße, die von Eschach kommt, aufgestellt und wollten wohl gerne mitrennen.
Mein Forerunner lag sicher zuhause auf der Ladestation. Nun gut, dann würde ich halt auch mal versuchen, völlig ohne Uhr – nur nach Gefühl – zu laufen. „Sag mir aber bitte keine Zeiten, wenn Du mich siehst“, lautete die Anweisung an den Gerald. Ganz hat er es dann doch nicht befolgt, aber das war dann schon in Ordnung so. Jeder Kirchturm wurde argwöhnisch hinsichtlich einer eventuell vorhandenen verräterischen Uhr untersucht. Da auf die Ferne meine Augen aber eher nutzlos sind, war die Gefahr von dieser Seite gering. Andererseits läuten die Dinger halt auch. Das km-20-Schild wurde mit zwei Glockenschlägen kommentiert. Ein sauberer 6er-Schnitt also bis hierher…
Neben der so grandiosen Umgebung, Seen, Berge, Schlösser, sorgten auch immer wieder mal die Mitläufer für Unterhaltung. Ja was hat denn der an? Ist das doch glatt ein Schafspelz! Was einem nicht so alles einfällt… Ärmellos rot und ärmellos weiß waren abwechselnd vor oder hinter mir. Den weißen sah ich allerdings ab der Halbzeit nicht mehr, der rote kam kurz nach mir ins Ziel. Ansonsten waren auch unterschiedliche Tiere unterwegs. Pferde, Kühe (natürlich!), ein Fisch im Forggensee und viele, viele Artgenossinnen, auf die ich unter keinen Umständen treten wollte: Dicke, fette Nackt- und Weinbergschnecken. Auf der Abfahrt hinter Fischerbichl lag ein totes Reh – zusammengerollt als würde es einfach ein Nickerchen machen – auf dem Grünstreifen zwischen Straße und Laufweg. War es ein Opfer vom bösen Wolf geworden? Also dem im Schafspelz?
Die Zwischenwasserstation hinter Schwangau wollte ich eigentlich auslassen. Kein Durst, kein Gehbedarf. Aber das dermaßen charmante Angebot: „Königliches Wasser. frisches königliches Wasser!“ konnte ich natürlich nicht ausschlagen. „Ja dann…“ – Also an Flüssigkeitsmangel musste wirklich keiner leiden. Etwas sehr feines hatten sich die Veranstalter noch einfallen lassen: Auf der schön gestalteten Startnummer standen groß und deutlich die Vornamen der Läufer. So gab es auch immer wieder mal ganz persönliche Anfeuerungen. Gute Idee!
Und überhaupt gab es einige Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Über ein paar Dinge hatte ich „gemeckert“ in meinem Bericht, den ich für running pur geschrieben hatte. Und alle waren behoben diesmal. Zufall? Die Siegerehrung fand beispielsweise wieder im gemütlichen Bierzelt neben dem Sportstudio statt und dort gab es die Nudeln auch noch am Sonntag nach dem Rennen, nicht nur am Vortag. Meine Mutter konnte sich gleich gar nicht mehr beruhigen: „Wahnsinn, die haben ja sogar Stofftischdecken!“. Die Engstelle nach der Lechbrücke war offen und wir liefen auch nicht mehr über die Kreuzung in Hohenschwangau, wo letztes Jahr die Touristen durch die Polizeiabsperrung ausgebrochen waren. Vielleicht hätte man damals schon den wackeren Kuhtreiber von Eschach einsetzen sollen. Und – die Kieselsteine am Campingplatz machten mir nichts mehr aus. Nun, letzteres lag sicherlich nicht an den Bemühungen der Organisatoren (oder waren die Kiesel tatsächlich kleiner geworden?), hier hatte sich wohl mein vermehrtes Training – auch auf unbequemen Untergrund – bemerkbar gemacht.
Langsam wurde es hart. Schön war es trotzdem noch. Muss es ja sein, wenn man links vor sich Schloß Neuschwanstein und rechts Schloß Hohenschwangau sieht. Hier machte es trapp trapp trapp hinter mir und es gab eine Überholung. Junger Kerl, Baumwollhose und –leibchen. Von links stieß seine Fahrradbegleiterin zu ihm: „I hab fei die Bier dabei, willsches?“ „Ja, ja, gib her.“ Gelegenheit für mich zum Rücküberholen. Der Weg führte jetzt kurze Zeit über einen Wiesenpfad - quatsch quatsch quatsch – zur Straße nach Hohenschwangau, die wurde überquert und patsch! wieder rein in eine morastige Stelle. Völlig egal, bereits am Hopfensee war ich in ein tiefes Schlammloch getreten. Wenigsten sah man jetzt nicht mehr, dass ich nahezu neue (!) Schuhe anhatte, was ich übrigens keinen Moment lang bereut hatte.
Ich freute mich jetzt schon wie blöd auf die nächste Verpflegungsstelle. Am Schwansee wird lange getrunken. Am Schwansee ist ist es schön. Am Schwansee sind immerhin schon 30 km geschafft. Die Getränketische schon fast hinter mir wurde mir noch ein Cola angeboten. Oh – ratlos schaute ich auf meine Hände. Die waren beide schon voll. Der freundliche Helfer tauschte Iso gegen Cola und gut war es. Mit einem Mal überholten mich eine ganze Reihe von Läufern. Ja wo kommen die denn alle noch her? Ich sollte besser auch wieder laufen. Also weg mit den Bechern und auf geht’s. Aber grad schwer war es zu dem Zeitpunkt. Da kam mir der Gerald entgegen. Er machte ein komisches Gesicht. Oh je. War etwa schon das Besenmountainbike hinter mir? „Also wenn du jetzt noch einigermaßen dein Tempo hältst, schaffst du es. Dann wird es eine richtig gute Zeit!“ Ui, das klingt aber gar nicht so wie ich mich fühle. Wobei ich allerdings auch gleich wieder leichter lief. Er begleitete mich ein Stück. Das bringt Glück!
Diesmal bliesen die drei Alphornbläser. Am Hopfensee hatten sie gerade Luft geholt. Ich klatschte, ein paar Zuschauer klatschten, auf der Lechbrücke klatschte meine Mutter wie verrückt und mit ihr andere Zuschauer. Die hatte ich an verschiedenen anderen Stellen auch schon gesehen. Und jetzt lief es gerade auch wieder richtig gut. Am Wegrand zwischen Lech und hohem Schloß stand ein kleines, weißes Schild mit einer 34 drauf. Es schlug elf. Eine Stunde also noch für etwas mehr als acht Kilometer? Das sollte normalerweise zu schaffen sein, oder? Jetzt kamen halt noch die paar Anstiege Richtung Alatsee. Und wieder wurde es hart. Eine echte – also ohne Getränkealibi – Gehpause führte mich die letzte steile Schotterrampe hinauf und direkt auf die Alatseestraße. Auf dieser Rampe wurde ich wieder vom Biertrinker plus Fahrradbegleitung überholt. Oben erwarteten mich meine Radlfahrer, Gerald und Oliver. „Diesmal muss ich Dir aber was sagen! Du hast jetzt noch 25 Minuten für drei Kilometer. Hau rein!“ Da kann man aber doch wirklich Mut schöpfen. Es ging ja jetzt auch hauptsächlich bergab. Daher gönnte ich mir auch noch ein letztes Cola bei km 40, nicht dass mir am Schluß dann doch noch der Saft ausgeht. „So, jetzt wird aber durchgelaufen. Die paar Wellen drückst Du weg.“ Biertrinker wurde wieder eingeholt und sogar noch ein paar andere. Die Beine wurden wieder richtig locker.
Die Morisse hinunter – ich schaffe es! Der Fisch ist geschuppt, die Weißwurst geschält, jetzt kann ich genießen. Wohlwollende, applaudierende Zuschauer, in der Kurve der Oliver, an der Zielgeraden die Mutti, im Ziel vermutlich der Gerald für’s Photo… Als ich mich dem Ziel näherte, falsch: Als ich dem Ziel entgegenflog, gab es ausgerechnet eine Suchmeldung, die den Stadionsprecher blockierte. Ja Himmelkreuz! Jetzt komm ich, jetzt muss ich doch ausgerufen werden! Mir wuchsen kleine Hörnchen. Bei einem Blick auf die Zieluhr zogen sich die allerdings mit einem Schwupps wieder ein. 4:22nochwas. Hää??? Dieser Anblick führte dazu, dass ich nach einem 42193 Meter langen Anlauf einen gefühlten zweimeter Freudensprung über die Zielmatte vollführte. Das gibt es doch wohl nicht! Das wäre ja 10 (zehn!) Minuten schneller als letztes Jahr. Ja so eine Freude!
Als nächstes sah ich mich in inniger Umarmung mit einer Sabina, mit der ich während des Laufs schon immer wieder mal nette Hallos ausgetauscht hatte. Sie war dann aber doch elf Minuten vor mir ins Ziel gekommen und erklomm damit sogar das Podium als dritte der W50. (Zu einem Podiumsplatz fehlt es mir noch gewaltig. Auch das Warten auf die nächsten Altersklassen wird mich mich wirklich weiter bringen. Die schnellen W45er rücken ja auch nach. Aber so einen schönen, prall gefüllten Brotzeitkorb hätte ich schon auch mal gerne. Also einfach weiter trainieren.) – Kollege Jürgen sah angestreng Richtung Zielbogen. Huhu, ich bin schon da! Auch hier Freude, Phototermin, gegenseitiges Vorstellen der jeweiligen Familienmitglieder. Und der da hinten musste ja wohl der Miatara sein. Richtig, es war der Peter, und umgezogen war er auch schon!
Auch mit ein paar Tagen Abstand bin ich noch glücklich, freu mich an der prächtigen Medaille und bald wird der König-Ludwig-Bierkäs verzehrt, den jeder neben einem T-Shirt im Startsäckchen vorgefunden hatte.
Bschwingte Grüße von Christine
Vor dem 12-Uhr-Läuten muss die Weißwurscht im Magen sein beziehungsweise die Christine im Ziel. So lautete mein frommer Wunsch für den letzten Sonntag. Bei einer Startzeit um 7:30 Uhr (!schockschwerenot!) würde das nämlich eine Zeit von unter viereinhalb Stunden und damit ein etwas besseres Ergebnis als im letzten Jahr bedeuten.
Beim Aufstehen hatte es noch fürchterlich geregnet. Das würde ja was werden. Schnell noch ein Loch für den Kopf in den Müllsack geschnitten und so spät wie möglich aus der mütterlichen Wohnung los. Den Kleidersack – auch die Mülltüte, die brauchte ich doch nicht - abgegeben und dann ab in die Reichenstraße. Viele standen noch irgendwo unter. Der Regen wurde aber immer weniger, war nach dem Start bald ganz vorbei und das Wetter stellte sich als ideal heraus. Bewölkt, nicht zu warm und nicht zu kalt, zweimal kam sogar kurz die Sonne raus – besser kann man es sicht nicht wünschen.
Jürgen, ein Kollege aus Stuttgart, den ich bisher nur vom Telefon her kannte, begrüßte mich und beim gegenseitigen echten Kennenlernen verflog die Zeit nur so. Gemeinsames Rückwärtszahlen und schon ging es los. Daß der König höchstpersönlich den Startschuß abgefeuert hatte, sah ich erst hinterher auf den Bildern. „Wo issn jetzt die Startmatte?“ fragte Jürgen. „Die Startlinie war schon da hinten, der Chip geht erst im Ziel. Echte Nettozeit hast nicht.“ Nachdem aber alle – etwas über 600 – Teilnehmer innerhalb weniger Sekunden den Startbogen hinter sich gelassen hatten, war das wirklich kein Problem. Jürgen entschwand schnell, ich sollte ihn erst im Ziel wieder sehen. Am Hopfensee gab sich gleich noch ein Kollege, diesmal der Max aus Augsburg, zu erkennen. Wir hätten glatt eine Mannschaft bilden können.
Kein Lauf im Allgäu ohne ein besonderes Erlebnis mit Kühen. Ein sichtlich verzweifelter Bauernbursch lief vor einer laut muhenden Herde auf und ab, schwenkte ein rotes Fähnchen und versuchte – auch mit Hilfe seines quer gestellten Radls – die ungeduldig mit den Hufen scharrenden Tiere zurückzuhalten. Sie hatten sich alle auf der Straße, die von Eschach kommt, aufgestellt und wollten wohl gerne mitrennen.
Mein Forerunner lag sicher zuhause auf der Ladestation. Nun gut, dann würde ich halt auch mal versuchen, völlig ohne Uhr – nur nach Gefühl – zu laufen. „Sag mir aber bitte keine Zeiten, wenn Du mich siehst“, lautete die Anweisung an den Gerald. Ganz hat er es dann doch nicht befolgt, aber das war dann schon in Ordnung so. Jeder Kirchturm wurde argwöhnisch hinsichtlich einer eventuell vorhandenen verräterischen Uhr untersucht. Da auf die Ferne meine Augen aber eher nutzlos sind, war die Gefahr von dieser Seite gering. Andererseits läuten die Dinger halt auch. Das km-20-Schild wurde mit zwei Glockenschlägen kommentiert. Ein sauberer 6er-Schnitt also bis hierher…
Neben der so grandiosen Umgebung, Seen, Berge, Schlösser, sorgten auch immer wieder mal die Mitläufer für Unterhaltung. Ja was hat denn der an? Ist das doch glatt ein Schafspelz! Was einem nicht so alles einfällt… Ärmellos rot und ärmellos weiß waren abwechselnd vor oder hinter mir. Den weißen sah ich allerdings ab der Halbzeit nicht mehr, der rote kam kurz nach mir ins Ziel. Ansonsten waren auch unterschiedliche Tiere unterwegs. Pferde, Kühe (natürlich!), ein Fisch im Forggensee und viele, viele Artgenossinnen, auf die ich unter keinen Umständen treten wollte: Dicke, fette Nackt- und Weinbergschnecken. Auf der Abfahrt hinter Fischerbichl lag ein totes Reh – zusammengerollt als würde es einfach ein Nickerchen machen – auf dem Grünstreifen zwischen Straße und Laufweg. War es ein Opfer vom bösen Wolf geworden? Also dem im Schafspelz?
Die Zwischenwasserstation hinter Schwangau wollte ich eigentlich auslassen. Kein Durst, kein Gehbedarf. Aber das dermaßen charmante Angebot: „Königliches Wasser. frisches königliches Wasser!“ konnte ich natürlich nicht ausschlagen. „Ja dann…“ – Also an Flüssigkeitsmangel musste wirklich keiner leiden. Etwas sehr feines hatten sich die Veranstalter noch einfallen lassen: Auf der schön gestalteten Startnummer standen groß und deutlich die Vornamen der Läufer. So gab es auch immer wieder mal ganz persönliche Anfeuerungen. Gute Idee!
Und überhaupt gab es einige Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Über ein paar Dinge hatte ich „gemeckert“ in meinem Bericht, den ich für running pur geschrieben hatte. Und alle waren behoben diesmal. Zufall? Die Siegerehrung fand beispielsweise wieder im gemütlichen Bierzelt neben dem Sportstudio statt und dort gab es die Nudeln auch noch am Sonntag nach dem Rennen, nicht nur am Vortag. Meine Mutter konnte sich gleich gar nicht mehr beruhigen: „Wahnsinn, die haben ja sogar Stofftischdecken!“. Die Engstelle nach der Lechbrücke war offen und wir liefen auch nicht mehr über die Kreuzung in Hohenschwangau, wo letztes Jahr die Touristen durch die Polizeiabsperrung ausgebrochen waren. Vielleicht hätte man damals schon den wackeren Kuhtreiber von Eschach einsetzen sollen. Und – die Kieselsteine am Campingplatz machten mir nichts mehr aus. Nun, letzteres lag sicherlich nicht an den Bemühungen der Organisatoren (oder waren die Kiesel tatsächlich kleiner geworden?), hier hatte sich wohl mein vermehrtes Training – auch auf unbequemen Untergrund – bemerkbar gemacht.
Langsam wurde es hart. Schön war es trotzdem noch. Muss es ja sein, wenn man links vor sich Schloß Neuschwanstein und rechts Schloß Hohenschwangau sieht. Hier machte es trapp trapp trapp hinter mir und es gab eine Überholung. Junger Kerl, Baumwollhose und –leibchen. Von links stieß seine Fahrradbegleiterin zu ihm: „I hab fei die Bier dabei, willsches?“ „Ja, ja, gib her.“ Gelegenheit für mich zum Rücküberholen. Der Weg führte jetzt kurze Zeit über einen Wiesenpfad - quatsch quatsch quatsch – zur Straße nach Hohenschwangau, die wurde überquert und patsch! wieder rein in eine morastige Stelle. Völlig egal, bereits am Hopfensee war ich in ein tiefes Schlammloch getreten. Wenigsten sah man jetzt nicht mehr, dass ich nahezu neue (!) Schuhe anhatte, was ich übrigens keinen Moment lang bereut hatte.
Ich freute mich jetzt schon wie blöd auf die nächste Verpflegungsstelle. Am Schwansee wird lange getrunken. Am Schwansee ist ist es schön. Am Schwansee sind immerhin schon 30 km geschafft. Die Getränketische schon fast hinter mir wurde mir noch ein Cola angeboten. Oh – ratlos schaute ich auf meine Hände. Die waren beide schon voll. Der freundliche Helfer tauschte Iso gegen Cola und gut war es. Mit einem Mal überholten mich eine ganze Reihe von Läufern. Ja wo kommen die denn alle noch her? Ich sollte besser auch wieder laufen. Also weg mit den Bechern und auf geht’s. Aber grad schwer war es zu dem Zeitpunkt. Da kam mir der Gerald entgegen. Er machte ein komisches Gesicht. Oh je. War etwa schon das Besenmountainbike hinter mir? „Also wenn du jetzt noch einigermaßen dein Tempo hältst, schaffst du es. Dann wird es eine richtig gute Zeit!“ Ui, das klingt aber gar nicht so wie ich mich fühle. Wobei ich allerdings auch gleich wieder leichter lief. Er begleitete mich ein Stück. Das bringt Glück!
Diesmal bliesen die drei Alphornbläser. Am Hopfensee hatten sie gerade Luft geholt. Ich klatschte, ein paar Zuschauer klatschten, auf der Lechbrücke klatschte meine Mutter wie verrückt und mit ihr andere Zuschauer. Die hatte ich an verschiedenen anderen Stellen auch schon gesehen. Und jetzt lief es gerade auch wieder richtig gut. Am Wegrand zwischen Lech und hohem Schloß stand ein kleines, weißes Schild mit einer 34 drauf. Es schlug elf. Eine Stunde also noch für etwas mehr als acht Kilometer? Das sollte normalerweise zu schaffen sein, oder? Jetzt kamen halt noch die paar Anstiege Richtung Alatsee. Und wieder wurde es hart. Eine echte – also ohne Getränkealibi – Gehpause führte mich die letzte steile Schotterrampe hinauf und direkt auf die Alatseestraße. Auf dieser Rampe wurde ich wieder vom Biertrinker plus Fahrradbegleitung überholt. Oben erwarteten mich meine Radlfahrer, Gerald und Oliver. „Diesmal muss ich Dir aber was sagen! Du hast jetzt noch 25 Minuten für drei Kilometer. Hau rein!“ Da kann man aber doch wirklich Mut schöpfen. Es ging ja jetzt auch hauptsächlich bergab. Daher gönnte ich mir auch noch ein letztes Cola bei km 40, nicht dass mir am Schluß dann doch noch der Saft ausgeht. „So, jetzt wird aber durchgelaufen. Die paar Wellen drückst Du weg.“ Biertrinker wurde wieder eingeholt und sogar noch ein paar andere. Die Beine wurden wieder richtig locker.
Die Morisse hinunter – ich schaffe es! Der Fisch ist geschuppt, die Weißwurst geschält, jetzt kann ich genießen. Wohlwollende, applaudierende Zuschauer, in der Kurve der Oliver, an der Zielgeraden die Mutti, im Ziel vermutlich der Gerald für’s Photo… Als ich mich dem Ziel näherte, falsch: Als ich dem Ziel entgegenflog, gab es ausgerechnet eine Suchmeldung, die den Stadionsprecher blockierte. Ja Himmelkreuz! Jetzt komm ich, jetzt muss ich doch ausgerufen werden! Mir wuchsen kleine Hörnchen. Bei einem Blick auf die Zieluhr zogen sich die allerdings mit einem Schwupps wieder ein. 4:22nochwas. Hää??? Dieser Anblick führte dazu, dass ich nach einem 42193 Meter langen Anlauf einen gefühlten zweimeter Freudensprung über die Zielmatte vollführte. Das gibt es doch wohl nicht! Das wäre ja 10 (zehn!) Minuten schneller als letztes Jahr. Ja so eine Freude!
Als nächstes sah ich mich in inniger Umarmung mit einer Sabina, mit der ich während des Laufs schon immer wieder mal nette Hallos ausgetauscht hatte. Sie war dann aber doch elf Minuten vor mir ins Ziel gekommen und erklomm damit sogar das Podium als dritte der W50. (Zu einem Podiumsplatz fehlt es mir noch gewaltig. Auch das Warten auf die nächsten Altersklassen wird mich mich wirklich weiter bringen. Die schnellen W45er rücken ja auch nach. Aber so einen schönen, prall gefüllten Brotzeitkorb hätte ich schon auch mal gerne. Also einfach weiter trainieren.) – Kollege Jürgen sah angestreng Richtung Zielbogen. Huhu, ich bin schon da! Auch hier Freude, Phototermin, gegenseitiges Vorstellen der jeweiligen Familienmitglieder. Und der da hinten musste ja wohl der Miatara sein. Richtig, es war der Peter, und umgezogen war er auch schon!
Auch mit ein paar Tagen Abstand bin ich noch glücklich, freu mich an der prächtigen Medaille und bald wird der König-Ludwig-Bierkäs verzehrt, den jeder neben einem T-Shirt im Startsäckchen vorgefunden hatte.
Bschwingte Grüße von Christine