mein erster Zehner, oder wie man eine Hitzeschlacht überstehen kann...
Verfasst: 16.08.2007, 10:45
Liebe Alle,
die gute Nachricht vorweg: Ich bin durchgekommen und lebe noch.
Ganz viele neue Erfahrungen hab ich auch gemacht. Insbesondere die, daß man sich nie vom äußeren Schein beeindrucken lassen soll. Der Reihe nach.
Gestern, 18h15 war der Start. http://altstadtlauf.lac-saarlouis.de/page/news/ Wir, mein Rehlein und ich, waren so gegen halb fünf am Ort des Geschehens. Das Wetter hatte sich über Tag zusehens verschlechtert, von 22-25 Grad gings auf 32 hoch und die Luftfeuchtigkeit ist auf südostasiatische Verhältnisse angestiegen. Schon beim Einlaufen hab ich darüber nachgedacht, ggf. eine Atemhilfe in Form reinen Sauerstoffs mitzunehmen, was allerdings an der Kürze der Zeit gescheitert ist. Startnummer abholen, es war die 73. Erst war der Bambini-Lauf, aber da wollten mich die Veranstalter nicht mitmachen lassen und außerdem wär das ja garnicht gegangen, weil mein Papa nich dabei war, der mich nötigenfalls über die Ziellinie hätte tragen dürfen. Danach Start zum 4,5 KM-Jedermannslauf. Was ich da beim Zieleinlauf gesehen habe, hat mich schreckliche Dinge befürchten lassen. Dazu später mehr. Dann war der Start zum Hauptlauf. Rund 500 Läufer. Ich hab mich, so wie geraten, ziemlich weit hinten eingereiht. Dann relativ unaufgeregt der Start. Irgendwann setzte sich die Meute in Bewegung. Auf den ersten 500 Metern ein ziemliches Gedränge, stellenweise ziemliche Rücksichtlosigkeiten, aber was soll´s. Eine kleine Runde Schaulaufen durch die Altstadt, dann zwei Runden zu 4,5 Kilometer. Ich hab ganz zuverlässig die geplanten 5:35 getroffen, die waren auch trotz der abartigen Schwüle gut zu laufen. Ungewohnt waren halt für mich die ständigen Richtungswechsel und die Abbiegerei, sowas mag der Schiffsdiesel in mir nicht. Nicht wirklich förderlich um den Rhythmus zu halten. Das hat aber trotzdem sehr gut funktioniert. Dann kam allerdings der - meiner Meinung nach - entscheidende Fehler. Die Wasserstelle. Ganz viele Kinder standen da und haben die Wasserbecher entgegengehalten. Ich hab da schon aus der Distanz gesehen, daß die armen Kleinen ganz schrecklich enttäuscht waren, wenn man ihnen keinen Becher abgenommen hat. Gut sach ich mir, mach ihnen die Freude. Ich stelle fest: Trinken aus Plastikbechern im Laufen geht garnich. Ich hab mich entsetzlich verschluckt, bin halb erstickt dabei, und hab mir den Rest über das aufgeheizte Hirn geschüttet. Danach war schlagartig jeder Rhythmus komplett weg. Daß ich mir nicht selber das Bein gestellt hab war alles. Das Tempo fiel rapide ab, zum Schluß (nach zwei kurzen Gehpausen - aber nur da, wo´s keiner gesehen hat
) war das einzige Ziel eine sub 60. So 1-2 KM nach der Wasserstellenpleite gab´s dann Dinge zu sehen, die mir wieder Auftrieb gegeben haben. Ich gestehe ja, daß Schadenfreude ein billiges Vergnügen ist, aber in Momenten der Not..., naja.
Eine Rotte Fußballer. Am Start ham die Junks gemacht wie die ganz großen Supersportler und von sub 50 getönt. Wie gesagt, so etwa 2 KM nach der Wasserstelle sind die Junks entkräftet ausgestiegen. So gings dann weiter, irgendwann nach der Pinkelpause im Gebüsch hab ich dann gemerkt, daß ich doch schon längere Zeit immer wieder die gleichen Läufer sehe, den Mecki von der Ford-Betriebskrankenkasse, die drei Medelz vom Leichtathletik-Verein in ihren augenkrebserzeugenden gelben Trikots, doch, schon lecker was für´s Auge, zwei ziemlich drahtige Damen so um die fünzig, irgendwie so. Ich hab mich dann mit einem Mitläufer zusammengetan und wir haben uns dann gegenseitig irgendwie - nur der liebe Gott weiß wie -so mit 5:50-5:55 ins Ziel gezogen. Kurz bevor es dann auf die letzten 500 Meter durch die Fußgängerzone durch die Menschenmenge ging, sind alle, aber wirklich alle, losgerannt wie die Karnickel. So schnell konnte ich garnich kucken. Unglaublich. Offensichtlich gehört sich das so. Ich hab dann mitgemacht und bin die letzten 500 Meter in einem irren Tempo (Garmin sprach von 3:55 auf den letzten 500 Metern) gerannt. Eigentlich wär noch etwas mehr gegangen, hat dann auch garnichmehr wehgetan, aber warum? Die Zeit war eh versaut und warum dann ein unnötiges Risiko eingehen. 58:22 warens dann zum Schluß. Puls beim Zieleinlauf 182. Jetzt weiß ich schon, warum ich die nächsten 2 Minuten kein Wort reden konnte..., Rehlein kam dann mit Wasser, einem Handtuch und Bier. Es hat so ungefähr ne halbe Stunde gedauert bis das ganz heftige Schwitzen dann aufgehört hat... 2-3 Dinge hab ich gelernt.
Am wichtigsten war mir die Erkenntnis, daß nach dem Start alle über den gleichen Asphalt laufen, alle gleichermaßen gegen die Schwerkraft kämpfen, die selbe Luft atmen und sich die meisten die gleiche Sinnfrage stellen. Außerdem, ich wollte ja wenigstens nicht Letzter werden. Und? Ich hab gesehen, daß ich mich mit meiner Zeit zumindest nicht ganz tief im Keller verstecken muß. Ansonsten bin ich mir nicht so ganz sicher, ob der Begriff "Wettkampf" die Sache richtig beschreibt. Wettkampf, im Sinne von Wettstreit, vielleicht bei den ersten 20, aber ansonsten war´s eigentlich eher ein buntes Fest mit kollektivem Lauferlebnis. Wenn wir Wttkampf allerding so definieren, daß wir um die Wette kämpfen nicht aufzugeben, dann stimmt´s...
Axo, Würste gabs und natürlich selbstgebackenen Kuchen... Der näxte 10er ist im Oktober, da sollte es dann kühler sein und der Versuch mit der sub 55 aussichtsreicher sein. Und jetzt freu ich mich drauf, daß die Tempokeilerei der letzten zwei-drei Wochen ein Ende hat und ich endlich mal wieder schön lang und langsam traben darf. Morgen, 15-18 in 6-6:10 bei hoffentlich erträglicheren Wetterbedingungen. Außerdem muß ich mich bedanken.
Als Erstes bei Günther vom Bierstand.
Dann bei meinem Rehlein, insbesondere für das Waschen riesiger Wäscheberge in der letzten Zeit und dafür, daß sie gestern Abend meinen ununterbrochenen Redeschwall ertragen hat. Bei den Fories, die mir im letzten halben Jahr wirklich viel geholfen haben, insbesondere bei Udo.
Bei wem noch? Dem Laufschuhhöker, meinem Revierförster, dafür daß er mich noch nicht aus dem Wald verbannt hat. Und natürlich beim Klemmbrett, dem elenden Menschenschinder... 

Erwinelch
die gute Nachricht vorweg: Ich bin durchgekommen und lebe noch.

Gestern, 18h15 war der Start. http://altstadtlauf.lac-saarlouis.de/page/news/ Wir, mein Rehlein und ich, waren so gegen halb fünf am Ort des Geschehens. Das Wetter hatte sich über Tag zusehens verschlechtert, von 22-25 Grad gings auf 32 hoch und die Luftfeuchtigkeit ist auf südostasiatische Verhältnisse angestiegen. Schon beim Einlaufen hab ich darüber nachgedacht, ggf. eine Atemhilfe in Form reinen Sauerstoffs mitzunehmen, was allerdings an der Kürze der Zeit gescheitert ist. Startnummer abholen, es war die 73. Erst war der Bambini-Lauf, aber da wollten mich die Veranstalter nicht mitmachen lassen und außerdem wär das ja garnicht gegangen, weil mein Papa nich dabei war, der mich nötigenfalls über die Ziellinie hätte tragen dürfen. Danach Start zum 4,5 KM-Jedermannslauf. Was ich da beim Zieleinlauf gesehen habe, hat mich schreckliche Dinge befürchten lassen. Dazu später mehr. Dann war der Start zum Hauptlauf. Rund 500 Läufer. Ich hab mich, so wie geraten, ziemlich weit hinten eingereiht. Dann relativ unaufgeregt der Start. Irgendwann setzte sich die Meute in Bewegung. Auf den ersten 500 Metern ein ziemliches Gedränge, stellenweise ziemliche Rücksichtlosigkeiten, aber was soll´s. Eine kleine Runde Schaulaufen durch die Altstadt, dann zwei Runden zu 4,5 Kilometer. Ich hab ganz zuverlässig die geplanten 5:35 getroffen, die waren auch trotz der abartigen Schwüle gut zu laufen. Ungewohnt waren halt für mich die ständigen Richtungswechsel und die Abbiegerei, sowas mag der Schiffsdiesel in mir nicht. Nicht wirklich förderlich um den Rhythmus zu halten. Das hat aber trotzdem sehr gut funktioniert. Dann kam allerdings der - meiner Meinung nach - entscheidende Fehler. Die Wasserstelle. Ganz viele Kinder standen da und haben die Wasserbecher entgegengehalten. Ich hab da schon aus der Distanz gesehen, daß die armen Kleinen ganz schrecklich enttäuscht waren, wenn man ihnen keinen Becher abgenommen hat. Gut sach ich mir, mach ihnen die Freude. Ich stelle fest: Trinken aus Plastikbechern im Laufen geht garnich. Ich hab mich entsetzlich verschluckt, bin halb erstickt dabei, und hab mir den Rest über das aufgeheizte Hirn geschüttet. Danach war schlagartig jeder Rhythmus komplett weg. Daß ich mir nicht selber das Bein gestellt hab war alles. Das Tempo fiel rapide ab, zum Schluß (nach zwei kurzen Gehpausen - aber nur da, wo´s keiner gesehen hat

Eine Rotte Fußballer. Am Start ham die Junks gemacht wie die ganz großen Supersportler und von sub 50 getönt. Wie gesagt, so etwa 2 KM nach der Wasserstelle sind die Junks entkräftet ausgestiegen. So gings dann weiter, irgendwann nach der Pinkelpause im Gebüsch hab ich dann gemerkt, daß ich doch schon längere Zeit immer wieder die gleichen Läufer sehe, den Mecki von der Ford-Betriebskrankenkasse, die drei Medelz vom Leichtathletik-Verein in ihren augenkrebserzeugenden gelben Trikots, doch, schon lecker was für´s Auge, zwei ziemlich drahtige Damen so um die fünzig, irgendwie so. Ich hab mich dann mit einem Mitläufer zusammengetan und wir haben uns dann gegenseitig irgendwie - nur der liebe Gott weiß wie -so mit 5:50-5:55 ins Ziel gezogen. Kurz bevor es dann auf die letzten 500 Meter durch die Fußgängerzone durch die Menschenmenge ging, sind alle, aber wirklich alle, losgerannt wie die Karnickel. So schnell konnte ich garnich kucken. Unglaublich. Offensichtlich gehört sich das so. Ich hab dann mitgemacht und bin die letzten 500 Meter in einem irren Tempo (Garmin sprach von 3:55 auf den letzten 500 Metern) gerannt. Eigentlich wär noch etwas mehr gegangen, hat dann auch garnichmehr wehgetan, aber warum? Die Zeit war eh versaut und warum dann ein unnötiges Risiko eingehen. 58:22 warens dann zum Schluß. Puls beim Zieleinlauf 182. Jetzt weiß ich schon, warum ich die nächsten 2 Minuten kein Wort reden konnte..., Rehlein kam dann mit Wasser, einem Handtuch und Bier. Es hat so ungefähr ne halbe Stunde gedauert bis das ganz heftige Schwitzen dann aufgehört hat... 2-3 Dinge hab ich gelernt.
Am wichtigsten war mir die Erkenntnis, daß nach dem Start alle über den gleichen Asphalt laufen, alle gleichermaßen gegen die Schwerkraft kämpfen, die selbe Luft atmen und sich die meisten die gleiche Sinnfrage stellen. Außerdem, ich wollte ja wenigstens nicht Letzter werden. Und? Ich hab gesehen, daß ich mich mit meiner Zeit zumindest nicht ganz tief im Keller verstecken muß. Ansonsten bin ich mir nicht so ganz sicher, ob der Begriff "Wettkampf" die Sache richtig beschreibt. Wettkampf, im Sinne von Wettstreit, vielleicht bei den ersten 20, aber ansonsten war´s eigentlich eher ein buntes Fest mit kollektivem Lauferlebnis. Wenn wir Wttkampf allerding so definieren, daß wir um die Wette kämpfen nicht aufzugeben, dann stimmt´s...
Axo, Würste gabs und natürlich selbstgebackenen Kuchen... Der näxte 10er ist im Oktober, da sollte es dann kühler sein und der Versuch mit der sub 55 aussichtsreicher sein. Und jetzt freu ich mich drauf, daß die Tempokeilerei der letzten zwei-drei Wochen ein Ende hat und ich endlich mal wieder schön lang und langsam traben darf. Morgen, 15-18 in 6-6:10 bei hoffentlich erträglicheren Wetterbedingungen. Außerdem muß ich mich bedanken.
Als Erstes bei Günther vom Bierstand.






Erwinelch