Hallo Thomas,
du hast dir neue Laufschuhe gekauft, aber keine neuen Beine. Die und der restliche Körper unterliegen denselben physiologischen Gesetzmäßigkeiten, die alle Einsteiger zu respektieren haben. Dein Vorteil: Durch sehr sportliches Radfahren verfügst du bereits über ein hohes Maß an Ausdauer. Davon kannst du einen beträchtlichen Teil, die Grundausdauer, in jeder Ausdauersportart nutzen. Deshalb sind 50 min Laufen für dich kein Problem. Allerdings ist dein gesamter Bewegungsapparat (Muskeln, Sehnen, Knochen, Bänder, Gelenke) an die Sportart Radfahren angepasst und nicht ans Laufen. Dieser Prozess braucht Zeit. Und daraus resultiert für Leute wie dich ein hohes Verletzungsrisiko. Sie spüren keine Grenzen, weil sie schon Ausdauer haben, überlasten sich aber wegen fehlender sportartspezifischer Anpassung.
Du solltest dein Training ein paar Wochen nicht oder nur vorsichtig ausweiten und dem Körper Zeit einräumen. Die Anpassung wird bei dir wahrscheinlich auch schneller vollzogen werden, als bei Einsteigern ohne jede Sportbetätigung, weil die dafür erforderlichen Körperfunktionen seit Jahren auf Hochtouren arbeiten.
Dass du hinterher keine Beschwerden hast, ist kein Grund schon jetzt an noch längere Läufe zu denken. Das Problem bei möglicher Überlastung ist immer: Manche halten mehr aus, als andere. Manche können schneller steigern als andere. Nur weiß niemand, welchen Zuwachs sein Körper gerade noch verträgt. Das weiß man erst, wenn's anfängt weh zu tun. Darin liegt auch ein in meinen Augen ungutes Missverständnis vieler Sportler: Sie warten darauf, dass es irgendwo weh tut, um dies als Zeichen für die mögliche Grenzbelastung zu nehmen. Dabei übersehen sie, dass es dann schon zu einer Überlastung gekommen ist. Eine Überlastung, deren Effekt oder weitere Wirkung sie nicht einschätzen können. Richtiges Training führt zu Leistungszuwachs ohne die Beschwerdegrenze zu erreichen. Natürlich kann niemand Training perfekt dosieren und deshalb zwickt es halt manchmal oder ein leichter Muskelkater stellt sich ein. Aber diese "Dosierungsfehler" kann man durch voraussschauende Planung im Rahmen halten.
In diesem Sinne solltest du vorsichtig sein. Dass du bereits nach zwei Läufen überhaupt an einen Marathon denkst, weiß ich nicht so recht einzuordnen. Dir sollte als Sportler eigentlich klar sein, dass man so eine Leistung erst nach entsprechender Vorbereitung angeht bzw. abrufen kann. Bei dir müssen da sicher keine 1,5 Jahre ununterbrochene Lauferfahrung vorausgehen (das wird so allgemein als Vorlauf empfohlen) aber ein Jährchen wäre schon sinnvoll. Warum steht da oben schon ...
Einsteiger beginnen normalerweise mit 3 x Laufen pro Woche in langsamem Tempo. Nach einigen Wochen sehr langsamer Umfangssteigerung kommt dann ev. ein vierter Trainingstag dazu und erst zum Schluss der Faktor Intensität (=Tempo). Auch dir würde ich empfehlen mit 3 Laufeinheiten pro Woche zu beginnen. Nach relativ kurzer Zeit könntest du auf 4 Trainingstage erweitern. Den Faktor "Tempo" könntest du gleichfalls relativ schnell an einem Trainingstag einbringen. Vielleicht schneller laufen, oder ein Spiel mit dem Gelände (Fahrtspiel), das Tempovariationen ermöglicht. Dies jedoch vorsichtig.
Es ist sicher nicht leicht sich zu bremsen, wenn man keine Grenze spürt. Vergiss aber nicht, dass es dieses Limit auch bei dir gibt. Und du weißt nicht wo es liegt.
Alles Gute und viele schöne Laufkilometer
Gruß Udo