Oh wie schön ist Berlin
Verfasst: 02.10.2007, 23:13
Um es gleich vorweg zu nehmen, mit Sub 3:30 hat es nicht geklappt. Aber das macht mir gar nichts aus. Zum einen, weil ich es ohnehin nur für einen absolut perfekten Tag erwartet hätte. Zum anderen war auch so der coolste Marathonlauf für mich bisher.
Ich will dem Leser den üblichen Vorlauf ersparen mit Aufstehen, Frühstück, Anfahrt usw. und gleich zum Start eilen.
Der war beeindruckend. Zunächst der erste Block, in dem Haile sich zu seinem Weltrekord aufmachte. Ein paar Minuten später überquerte ich die Startlinie und drückte die Starttaste meines Forerunners. Nur um kurz darauf festzustellen, dass die Anzeige eingefroren war. Also Reset und wieder einschalten, etwa eine halbe Minute, die ich nun zur angezeigten Zeit dazu rechnen müsste.
Vermutlich die anstrengende Anfahrt, Schlafmangel und die stressige Startunterlagenabholung mit einem Dreijährigen im strömenden Regen führten wohl dazu, dass ich zunächst schwere Beine hatte und mich eigentlich eher ins Bett wünschte als einen Marathon zu laufen. Trotzdem fand ich mein Tempo, ohne mich groß anstrengen zu müssen. Allerdings bewegte sich das bei rund 4:55 pro Kilometer. Mir war klar, dass es damit ziemlich unwahrscheinlich werden würde, die 3:30 zu knacken.
Am Tiergarten wollte erst mal die Blase ihr Recht, nachdem sie die lange Wartezeit im Startblock klaglos hingenommen hatte. Ich lief ohne Brille, was dazu führte, dass die Brennnesseln im Gebüsch die Durchblutung meiner Waden förderte. Merke: Immer Dixie benutzen, auch wenn es für Männer im Wald einfacher ist.
Zum Forerunner muss ich leider sagen, dass er nur eingeschränkt Wettkampftauglich ist. Die Gesamtstreckenlänge ermittelte er mit 42,6 km, die einzelnen Streckenabschnitte (5 km) stimmten nie mit der Beschilderung überein. Straßenbahnoberleitungen mag er nicht, Brücken sowieso. So ging ich relativ schnell dazu über, nur noch nach Gefühl zu laufen und das war gut so.
Bei km 20 jubelten mir Frau und Sohn zu, alles lief nach Plan. Halbmarathon in 1:44 und ich fühlte mich gut. An der Verpflegung bei km 25 ein Gel eingeworfen und es mit zwei Bechern Wasser ertränkt. Die folgenden Kilometer liefen wie am Schnürchen bis es mir ab etwa 30 km schlecht wurde und der Kreislauf etwas schwächelte. Gerade hier traf ich meine Fans wieder und meine Frau machte sich einmal mehr große Sorgen wegen meines leidenden Aussehens.
Aber bald darauf hatte ich mich wieder erholt. Natürlich schmerzten jetzt die Beine, aber hey, ich war schon bei 35 km. Was hatte ich hier schon für Dramen und Einbrüche erlebt. Diesmal nichts. Kurze Gehpausen bei den letzten beiden Verpflegungsstellen um ordentlich trinken zu können. Die Geschwindigkeit hatte sich auf etwa 5:10 reduziert, trotzdem würde es eine super Zeit werden. Unter den Linden, der gefühlte letzte Kilometer. Kurzer Blick auf die Uhr - 3:30 Stunden plus die etwa 30 Sekunden vom Anfang - oh Gott, da muss eine Tempoverschärfung her, dann wird es noch eine Bestzeit. Den Sprint nur nicht zu früh anziehen, damit ich nicht kurz vor dem Ziel den sterbenden Schwan geben muss.
Dann sah ich endlich das Brandenburger Tor, 3:32 zeigte die Uhr. Zeit für einen brachialen Endspurt. Ich mobilisierte sämtliche Reserven, um im Ziel eine Zeit von 3:34:37 angezeigt zu bekommen. Völlig am Ende, mit Beinen, die kurz vor der Explosion standen, wusste ich nun nicht, ob es Bestzeit war oder nicht. War mir in dem Moment allerdings auch eher egal. Es war der kurzweiligste Marathon in meiner Karriere, der Hammermann hatte mich zum ersten Mal nicht getroffen und nach der durchwachsenen Vorbereitung war das alles nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
Nach etwas Erholung auf der Wiese vor dem Reichstag quälte ich mich zum Hauptbahnhof und fuhr in mein Quartier zurück. Dort erhielt ich die Nachricht, dass meine Nettozeit 3:35:11 sei. Hm, ist das jetzt Bestzeit oder nicht? Dazu muss ich erst in meine Unterlagen schauen, die zuhause liegen. Wenn ich sie verbessert habe, dann nur um ein paar Sekunden. Aber immerhin bin ich seitdem 11 Jahre älter und deswegen ist das Ergebnis sicher höher zu bewerten.
Fazit: Es war ein hervorragend organisierter Wettkampf, der wegen der Menschenmassen vielleicht nicht jedermanns Sache ist, den man aber wenigstens einmal gelaufen sein sollte. Mit meiner Leistung bin ich mehr als zufrieden, zumal ich am nächsten Tag noch nicht mal Muskelkater habe. Auch keine schmerzende Achillessehne oder Blasen an den Füßen.
Marathon kann richtig Spaß machen, eine ganz neue Erfahrung für mich.
Ich will dem Leser den üblichen Vorlauf ersparen mit Aufstehen, Frühstück, Anfahrt usw. und gleich zum Start eilen.
Der war beeindruckend. Zunächst der erste Block, in dem Haile sich zu seinem Weltrekord aufmachte. Ein paar Minuten später überquerte ich die Startlinie und drückte die Starttaste meines Forerunners. Nur um kurz darauf festzustellen, dass die Anzeige eingefroren war. Also Reset und wieder einschalten, etwa eine halbe Minute, die ich nun zur angezeigten Zeit dazu rechnen müsste.
Vermutlich die anstrengende Anfahrt, Schlafmangel und die stressige Startunterlagenabholung mit einem Dreijährigen im strömenden Regen führten wohl dazu, dass ich zunächst schwere Beine hatte und mich eigentlich eher ins Bett wünschte als einen Marathon zu laufen. Trotzdem fand ich mein Tempo, ohne mich groß anstrengen zu müssen. Allerdings bewegte sich das bei rund 4:55 pro Kilometer. Mir war klar, dass es damit ziemlich unwahrscheinlich werden würde, die 3:30 zu knacken.
Am Tiergarten wollte erst mal die Blase ihr Recht, nachdem sie die lange Wartezeit im Startblock klaglos hingenommen hatte. Ich lief ohne Brille, was dazu führte, dass die Brennnesseln im Gebüsch die Durchblutung meiner Waden förderte. Merke: Immer Dixie benutzen, auch wenn es für Männer im Wald einfacher ist.
Zum Forerunner muss ich leider sagen, dass er nur eingeschränkt Wettkampftauglich ist. Die Gesamtstreckenlänge ermittelte er mit 42,6 km, die einzelnen Streckenabschnitte (5 km) stimmten nie mit der Beschilderung überein. Straßenbahnoberleitungen mag er nicht, Brücken sowieso. So ging ich relativ schnell dazu über, nur noch nach Gefühl zu laufen und das war gut so.
Bei km 20 jubelten mir Frau und Sohn zu, alles lief nach Plan. Halbmarathon in 1:44 und ich fühlte mich gut. An der Verpflegung bei km 25 ein Gel eingeworfen und es mit zwei Bechern Wasser ertränkt. Die folgenden Kilometer liefen wie am Schnürchen bis es mir ab etwa 30 km schlecht wurde und der Kreislauf etwas schwächelte. Gerade hier traf ich meine Fans wieder und meine Frau machte sich einmal mehr große Sorgen wegen meines leidenden Aussehens.
Aber bald darauf hatte ich mich wieder erholt. Natürlich schmerzten jetzt die Beine, aber hey, ich war schon bei 35 km. Was hatte ich hier schon für Dramen und Einbrüche erlebt. Diesmal nichts. Kurze Gehpausen bei den letzten beiden Verpflegungsstellen um ordentlich trinken zu können. Die Geschwindigkeit hatte sich auf etwa 5:10 reduziert, trotzdem würde es eine super Zeit werden. Unter den Linden, der gefühlte letzte Kilometer. Kurzer Blick auf die Uhr - 3:30 Stunden plus die etwa 30 Sekunden vom Anfang - oh Gott, da muss eine Tempoverschärfung her, dann wird es noch eine Bestzeit. Den Sprint nur nicht zu früh anziehen, damit ich nicht kurz vor dem Ziel den sterbenden Schwan geben muss.
Dann sah ich endlich das Brandenburger Tor, 3:32 zeigte die Uhr. Zeit für einen brachialen Endspurt. Ich mobilisierte sämtliche Reserven, um im Ziel eine Zeit von 3:34:37 angezeigt zu bekommen. Völlig am Ende, mit Beinen, die kurz vor der Explosion standen, wusste ich nun nicht, ob es Bestzeit war oder nicht. War mir in dem Moment allerdings auch eher egal. Es war der kurzweiligste Marathon in meiner Karriere, der Hammermann hatte mich zum ersten Mal nicht getroffen und nach der durchwachsenen Vorbereitung war das alles nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
Nach etwas Erholung auf der Wiese vor dem Reichstag quälte ich mich zum Hauptbahnhof und fuhr in mein Quartier zurück. Dort erhielt ich die Nachricht, dass meine Nettozeit 3:35:11 sei. Hm, ist das jetzt Bestzeit oder nicht? Dazu muss ich erst in meine Unterlagen schauen, die zuhause liegen. Wenn ich sie verbessert habe, dann nur um ein paar Sekunden. Aber immerhin bin ich seitdem 11 Jahre älter und deswegen ist das Ergebnis sicher höher zu bewerten.
Fazit: Es war ein hervorragend organisierter Wettkampf, der wegen der Menschenmassen vielleicht nicht jedermanns Sache ist, den man aber wenigstens einmal gelaufen sein sollte. Mit meiner Leistung bin ich mehr als zufrieden, zumal ich am nächsten Tag noch nicht mal Muskelkater habe. Auch keine schmerzende Achillessehne oder Blasen an den Füßen.
Marathon kann richtig Spaß machen, eine ganz neue Erfahrung für mich.