Schlammschlacht im Rantzauer Forst (8. Airport-Waldlauf, 02.03.2008)
Verfasst: 03.03.2008, 14:21
Schlammschlacht im Rantzauer Forst
Veranstaltung: 8. Airport-Waldlauf im Rantzauer Forst (Norderstedt)
Veranstalter: LG Alsternord
Datum: Sonntag, 02.03.2008
Strecke: 10 km, Waldwege, flach
Startzeit: 11:45 Uhr
Wetter: bewölkt, 7° C
Vor dem Lauf
Am Freitag hatte ich mich auf einem schnellen 8-km-Lauf noch meiner Form versichert, am Samstag war Ruhetag. Als ich am Sonntag nach Norderstedt fahre, bin ich etwas in Sorge, ob das Sturmtief Emma den Rantzauer Forst nicht übel zugerichtet haben könnte. Doch am Ort des Geschehens eingetroffen, sind keine umgestürzten Bäume oder abgebrochenen Äste festzustellen. Schon mal ganz gut. Weniger schön ist die schier endlose Seenlandschaft aus Schlammpfützen. Es ist aber nicht allzu kühl und der Wald bietet Schutz gegen den Wind. Bekleidungstechnisch bin ich auf alles vorbereitet. Ich entscheide mich schon mal für Hose kurz und Laufshirt lang. Jetzt aber erstmal schnell zur Nachmeldung. Klappt reibungslos. Bis zum Start bleibt noch reichlich Zeit. Ich erkunde den Start- und Zielbereich und komme zu dem Schluss, daß es heute eine ziemliche Sauerei geben wird.
Ich schaue mir den Start zum 1-km-Schülerlauf an. Das Wetter hat wohl doch abschreckend gewirkt. nur ein kleines Häuflein von 4 Mädchen und 6 Jungs nimmt die Strecke unter die Füße. Etwas Verwunderung herrscht im Zielbereich als nach fünf, sechs, sieben Minuten immer noch kein Kind wieder auftaucht. Endlich, nach etwas über neun Minuten erreicht die Siegerin das Ziel. Offenbar hatten die Streckenposten die Kleinen fehlgeleitet. Na, das geht ja schon mal gut los hier!
Ich beginne, mich warm zu laufen und fühle mich überhaupt nicht gut dabei. Irgendwie kommt mein Körper nicht auf Betriebstemperatur. Hoffentlich läuft es nachher besser. Dann beobachte ich den Start zum 5-km-Lauf und beneide die 49 Starter darum, daß sie den Rund-, oder besser gesagt, Zickzack-Kurs nur einmal bewältigen müssen. Als sparsamer Mensch tröste ich mich damit, daß die Startgebühr genauso hoch ist wie beim 10er (7 Euro + 2 Euro Nachmeldegebühr) und ich somit im Lauf mit dem besseren Preis/km-Verhältnis antreten werde. Schnell nochmal hinter die Büsche, gleich beginnt der 10-km-Lauf.
Die erste Runde
Immerhin 80 Männer und Frauen freuen sich - mehr oder weniger - auf den 10-km-Lauf. Ich drängele mich in die erste Startreihe und wenige Augenblicke später setzt sich die Meute in Bewegung. Ich beschließe von der Spitze weg zu laufen und zu schauen, wie lange das gut geht. Die erste lange Gerade ist noch in gutem Zustand, doch nach der ersten Rechtskurve reiht sich eine Riesenpfütze an die nächste. Ich versuche so weit wie möglich am Wegesrand zu laufen, aber das bewahrt mich nicht davor, schon nach wenigen hundert Metern mit reichlich schwarzbraunen Spritzern verziert zu sein. Mal schauen, was hinter mir passiert. Zwei Läufer haben sich an meine Fersen geheftet. Ein Mittdreißiger in langem Trainingsanzug und mit tief ins Gesicht gezogener Mütze und ein etwas älterer Herr jenseits der 50 im leuchtend gelborangen Shirt, der dem Aussehen nach wohl aus Nordafrika stammt. Ich beschließe, daß er Marokkaner ist - warum, weiß ich auch nicht.
Das erste Kilometerschild passieren bei etwa 3:25. Verdammt, viel zu schnell! Kilometer zwei lassen wir nach knapp sieben Minuten hinter uns. Verdammt, immer noch viel zu schnell. Womöglich standen die Schilder auch nicht ganz richtig. Denn in der Folge pendeln wir uns bei etwa 4:00 min/km ein. Dafür daß wir ziemlich damit beschäftigt sind, den Pfützen so gut es eben geht auszuweichen und auf den schlammigen Wegen voranzukommen, immer noch recht flott. Ich laufe immer noch von vorne, die Mütze läuft schräg versetzt hinter mir, hin und wieder taucht sie auch neben mir auf. Der Marokkaner hält sich immer ein paar Schritte hinter uns auf, wirkt aber völlig unangestrengt. Der führt doch bestimmt was im Schilde! Etwa bei 18:50 haben wir die erste Runde geschafft.
Die zweite Runde
Die Kilometer werden jetzt immer länger. Ich laufe weiter an der Spitze. Eigentlich gefällt mir das, weil ich das Tempo bestimmen kann. Weniger gut gefällt mir, daß ich meine Häscher nicht abschütteln kann. Und bin ich nicht doch zu schnell angegangen? Zweifel machen sich breit, ob ich nicht doch noch irgendwann einbreche. Meine beiden Konkurrenten sehen noch recht frisch aus. Vor allem der Marokkaner scheint nur auf seinen Moment zu warten. Patsch! Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich voll in eine tiefe Pfütze steige. Na, toll! Jetzt muss ich also auch noch einen halben Liter Wasser in meinem rechten Schuh mitschleppen. Aber ich werde wieder konzentrierter. An einer Kurve Spaziergänger mit zwei unangeleinten Hunden. Solche, von der kleinen, vermeintlich hinterlistigen Sorte (Die Hunde meine ich, nicht die Spaziergänger!). Im Gedanken sehe ich die beiden Biester schon an meinen schlammverschmierten Waden hängen. Aber die Tiere zeigen sich völlig unbeeindruckt von den drei Läufern, die an ihnen vorbeifliegen - einer links, einer rechts und ich in der Mitte zwischen den beiden Hunden hindurch.
Nach 8 km sind wir zu dritt immer noch vorne. Hinter uns lange nichts. Ab und zu kommen uns zurückliegende Läufer entgegen, manchmal überholen wir welche. Es ist eine kurvenreiche, fast labyrinthartige Strecke und hinterher weiß man nicht mehr, wo entlang man eigentlich gelaufen ist. Glücklicherweise werden die zahlreichen Streckenposten ihrer Bezeichnung gerecht und sind auf dem Posten. Ohne sie hätte man sich bei der verwirrenden Streckenführung wohl gnadenlos verlaufen. Jetzt rutsche ich plötzlich fast aus. Gerade nochmal gut gegangen. Verdammt, auf dieser Strecke darf man keine Sekunde lang die Konzentration verlieren. Vorsicht, Baumwurzeln!
Es geht auf den letzten Kilometer. Der Marokkaner, die Mütze und ich sind immer noch dicht beisammen. Die Entscheidung naht. Plötzlich zieht der Marokkaner, der sich bisher vornehm zurückgehalten hat, das Tempo an. Er meint es ernst, erstmals läßt seine Atmung ein wenig Anstrengung erkennen. Ich laufe jetzt direkt neben ihm. Die Entscheidung fällt zwischen uns beiden, denn die Mütze läßt eine kleine Lücke aufreißen. Wo bleibt nur der verdammte Zielstrich? Lange kann ich nicht mehr gegenhalten. Endlich sehe ich das Ziel. Etwa 80 m davor nehme ich noch einmal alle Kräfte zusammen für den Zielsprint. Ansatzlos ziehe ich davon. Und dieser Schlag sitzt. Der Marokkaner kann nicht folgen. Jubelnd laufe ich in den Zielkanal ein. Ich kann es gar nicht glauben! In der Euphorie des Augenblicks vergesse ich meine Uhr zu stoppen.
Nach dem Lauf
Später erfahre ich meine Zeit, 39:06 min. Der Marokkaner zwei Sekunden dahinter, die Mütze nochmal sechs. Dahinter lange nichts. Die Zeit ist zwar kein Ruhmesblatt, aber angesichts der schwierigen Streckenverhältnisse geht sie schon in Ordnung. Im Ziel kann ich erstmal in Ruhe an mir herunterschauen und stelle fest, daß ich mindestens gefühlte fünf Pfund Matsch am gesamten Körper hängen habe. Duschen gibt es bedauerlicherweise nicht. Wir drei Läufer aus der Spitzengruppe beglückwünschen uns gegenseitig zum Lauf. Dann darf ich dem Lokalfernsehen sogar noch ein Interview geben. (Ja, Norderstedt hat einen eigenen Fernsehsender.) Ein paar Fotos noch für die Zeitung zusammen mit der erst 17-jährigen Siegerin der Frauen. Gewinnen macht Spaß. Bei der Siegerehrung bekomme ich eine Urkunde und, oha, einen Weltatlas. Sponsor ist der Hamburg Airport. Die hätten ja auch mal ein Flugticket springen lassen können! Sei's drum. Die Läufer zerstreuen sich in alle Richtungen und auch ich fahre recht zufrieden nach Hause. Dort wartet leckerer Curryreis auf mich.
P.S.: Jetzt merke ich erst, daß der Bericht doch ziemlich lang geworden ist. Seid bitte nachsichtig, es war mein erster.
Veranstaltung: 8. Airport-Waldlauf im Rantzauer Forst (Norderstedt)
Veranstalter: LG Alsternord
Datum: Sonntag, 02.03.2008
Strecke: 10 km, Waldwege, flach
Startzeit: 11:45 Uhr
Wetter: bewölkt, 7° C
Vor dem Lauf
Am Freitag hatte ich mich auf einem schnellen 8-km-Lauf noch meiner Form versichert, am Samstag war Ruhetag. Als ich am Sonntag nach Norderstedt fahre, bin ich etwas in Sorge, ob das Sturmtief Emma den Rantzauer Forst nicht übel zugerichtet haben könnte. Doch am Ort des Geschehens eingetroffen, sind keine umgestürzten Bäume oder abgebrochenen Äste festzustellen. Schon mal ganz gut. Weniger schön ist die schier endlose Seenlandschaft aus Schlammpfützen. Es ist aber nicht allzu kühl und der Wald bietet Schutz gegen den Wind. Bekleidungstechnisch bin ich auf alles vorbereitet. Ich entscheide mich schon mal für Hose kurz und Laufshirt lang. Jetzt aber erstmal schnell zur Nachmeldung. Klappt reibungslos. Bis zum Start bleibt noch reichlich Zeit. Ich erkunde den Start- und Zielbereich und komme zu dem Schluss, daß es heute eine ziemliche Sauerei geben wird.
Ich schaue mir den Start zum 1-km-Schülerlauf an. Das Wetter hat wohl doch abschreckend gewirkt. nur ein kleines Häuflein von 4 Mädchen und 6 Jungs nimmt die Strecke unter die Füße. Etwas Verwunderung herrscht im Zielbereich als nach fünf, sechs, sieben Minuten immer noch kein Kind wieder auftaucht. Endlich, nach etwas über neun Minuten erreicht die Siegerin das Ziel. Offenbar hatten die Streckenposten die Kleinen fehlgeleitet. Na, das geht ja schon mal gut los hier!
Ich beginne, mich warm zu laufen und fühle mich überhaupt nicht gut dabei. Irgendwie kommt mein Körper nicht auf Betriebstemperatur. Hoffentlich läuft es nachher besser. Dann beobachte ich den Start zum 5-km-Lauf und beneide die 49 Starter darum, daß sie den Rund-, oder besser gesagt, Zickzack-Kurs nur einmal bewältigen müssen. Als sparsamer Mensch tröste ich mich damit, daß die Startgebühr genauso hoch ist wie beim 10er (7 Euro + 2 Euro Nachmeldegebühr) und ich somit im Lauf mit dem besseren Preis/km-Verhältnis antreten werde. Schnell nochmal hinter die Büsche, gleich beginnt der 10-km-Lauf.
Die erste Runde
Immerhin 80 Männer und Frauen freuen sich - mehr oder weniger - auf den 10-km-Lauf. Ich drängele mich in die erste Startreihe und wenige Augenblicke später setzt sich die Meute in Bewegung. Ich beschließe von der Spitze weg zu laufen und zu schauen, wie lange das gut geht. Die erste lange Gerade ist noch in gutem Zustand, doch nach der ersten Rechtskurve reiht sich eine Riesenpfütze an die nächste. Ich versuche so weit wie möglich am Wegesrand zu laufen, aber das bewahrt mich nicht davor, schon nach wenigen hundert Metern mit reichlich schwarzbraunen Spritzern verziert zu sein. Mal schauen, was hinter mir passiert. Zwei Läufer haben sich an meine Fersen geheftet. Ein Mittdreißiger in langem Trainingsanzug und mit tief ins Gesicht gezogener Mütze und ein etwas älterer Herr jenseits der 50 im leuchtend gelborangen Shirt, der dem Aussehen nach wohl aus Nordafrika stammt. Ich beschließe, daß er Marokkaner ist - warum, weiß ich auch nicht.
Das erste Kilometerschild passieren bei etwa 3:25. Verdammt, viel zu schnell! Kilometer zwei lassen wir nach knapp sieben Minuten hinter uns. Verdammt, immer noch viel zu schnell. Womöglich standen die Schilder auch nicht ganz richtig. Denn in der Folge pendeln wir uns bei etwa 4:00 min/km ein. Dafür daß wir ziemlich damit beschäftigt sind, den Pfützen so gut es eben geht auszuweichen und auf den schlammigen Wegen voranzukommen, immer noch recht flott. Ich laufe immer noch von vorne, die Mütze läuft schräg versetzt hinter mir, hin und wieder taucht sie auch neben mir auf. Der Marokkaner hält sich immer ein paar Schritte hinter uns auf, wirkt aber völlig unangestrengt. Der führt doch bestimmt was im Schilde! Etwa bei 18:50 haben wir die erste Runde geschafft.
Die zweite Runde
Die Kilometer werden jetzt immer länger. Ich laufe weiter an der Spitze. Eigentlich gefällt mir das, weil ich das Tempo bestimmen kann. Weniger gut gefällt mir, daß ich meine Häscher nicht abschütteln kann. Und bin ich nicht doch zu schnell angegangen? Zweifel machen sich breit, ob ich nicht doch noch irgendwann einbreche. Meine beiden Konkurrenten sehen noch recht frisch aus. Vor allem der Marokkaner scheint nur auf seinen Moment zu warten. Patsch! Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich voll in eine tiefe Pfütze steige. Na, toll! Jetzt muss ich also auch noch einen halben Liter Wasser in meinem rechten Schuh mitschleppen. Aber ich werde wieder konzentrierter. An einer Kurve Spaziergänger mit zwei unangeleinten Hunden. Solche, von der kleinen, vermeintlich hinterlistigen Sorte (Die Hunde meine ich, nicht die Spaziergänger!). Im Gedanken sehe ich die beiden Biester schon an meinen schlammverschmierten Waden hängen. Aber die Tiere zeigen sich völlig unbeeindruckt von den drei Läufern, die an ihnen vorbeifliegen - einer links, einer rechts und ich in der Mitte zwischen den beiden Hunden hindurch.
Nach 8 km sind wir zu dritt immer noch vorne. Hinter uns lange nichts. Ab und zu kommen uns zurückliegende Läufer entgegen, manchmal überholen wir welche. Es ist eine kurvenreiche, fast labyrinthartige Strecke und hinterher weiß man nicht mehr, wo entlang man eigentlich gelaufen ist. Glücklicherweise werden die zahlreichen Streckenposten ihrer Bezeichnung gerecht und sind auf dem Posten. Ohne sie hätte man sich bei der verwirrenden Streckenführung wohl gnadenlos verlaufen. Jetzt rutsche ich plötzlich fast aus. Gerade nochmal gut gegangen. Verdammt, auf dieser Strecke darf man keine Sekunde lang die Konzentration verlieren. Vorsicht, Baumwurzeln!
Es geht auf den letzten Kilometer. Der Marokkaner, die Mütze und ich sind immer noch dicht beisammen. Die Entscheidung naht. Plötzlich zieht der Marokkaner, der sich bisher vornehm zurückgehalten hat, das Tempo an. Er meint es ernst, erstmals läßt seine Atmung ein wenig Anstrengung erkennen. Ich laufe jetzt direkt neben ihm. Die Entscheidung fällt zwischen uns beiden, denn die Mütze läßt eine kleine Lücke aufreißen. Wo bleibt nur der verdammte Zielstrich? Lange kann ich nicht mehr gegenhalten. Endlich sehe ich das Ziel. Etwa 80 m davor nehme ich noch einmal alle Kräfte zusammen für den Zielsprint. Ansatzlos ziehe ich davon. Und dieser Schlag sitzt. Der Marokkaner kann nicht folgen. Jubelnd laufe ich in den Zielkanal ein. Ich kann es gar nicht glauben! In der Euphorie des Augenblicks vergesse ich meine Uhr zu stoppen.
Nach dem Lauf
Später erfahre ich meine Zeit, 39:06 min. Der Marokkaner zwei Sekunden dahinter, die Mütze nochmal sechs. Dahinter lange nichts. Die Zeit ist zwar kein Ruhmesblatt, aber angesichts der schwierigen Streckenverhältnisse geht sie schon in Ordnung. Im Ziel kann ich erstmal in Ruhe an mir herunterschauen und stelle fest, daß ich mindestens gefühlte fünf Pfund Matsch am gesamten Körper hängen habe. Duschen gibt es bedauerlicherweise nicht. Wir drei Läufer aus der Spitzengruppe beglückwünschen uns gegenseitig zum Lauf. Dann darf ich dem Lokalfernsehen sogar noch ein Interview geben. (Ja, Norderstedt hat einen eigenen Fernsehsender.) Ein paar Fotos noch für die Zeitung zusammen mit der erst 17-jährigen Siegerin der Frauen. Gewinnen macht Spaß. Bei der Siegerehrung bekomme ich eine Urkunde und, oha, einen Weltatlas. Sponsor ist der Hamburg Airport. Die hätten ja auch mal ein Flugticket springen lassen können! Sei's drum. Die Läufer zerstreuen sich in alle Richtungen und auch ich fahre recht zufrieden nach Hause. Dort wartet leckerer Curryreis auf mich.
P.S.: Jetzt merke ich erst, daß der Bericht doch ziemlich lang geworden ist. Seid bitte nachsichtig, es war mein erster.