Hallo ronald,
die dem als "Hammermann" zu Grunde liegende Änderung der Stoffwechsellage empfindet jeder Läufer anders. Wenn der Brennstoff Kohlenhydrate zu Ende geht, dann kann das je nach Trainingszustand und Veranlagung zu einem schleichenden Kräfteverfall führen oder auch sehr rasch gehen, wie wenn jemand einen Schalter umlegt. Was dann passiert, ob und wie es weiter geht, ist wieder total subjektiv. Da spielt doch auch die mentale Kraft (auch das ist vererbar und zu einem Teil trainierbar) eine große Rolle. Ich habe jetzt 39 Marathon- und Ultraläufe absolviert und bei jenen, wo ich an meine Grenze ging, hab ich sie gespürt, die Schwäche. Mal mit Schaltereffekt, dann aber eher als "Hammermännchen". In diesen Fällen brachte ich den Lauf mit etwas reduzierter Pace zu Ende. Schlimmer waren jene Läufe, und da ist mir vor allem der Marburg Nachtmarathon vom letzten Jahr in Erinnerung, wo ich viel zu schnell angelaufen bin und dann mindestens 25 km dem Ziel entgegen starb ... Danach war ich eine Stunde nicht ansprechbar, konnte nicht mal mehr gehen, saß nur noch auf einem Stuhl, um mich zu erholen. Und trotzdem brachte ich den Lauf mit einer Geschwindigkeit zu Ende, der man vielleicht nicht angesehen hätte, dass ich am Ende bin, auch wenn's noch hell gewesen wäre. Ich gehe nicht, ich bin Läufer! Das ist mein Grundsatz, den ich als mentalen Block im Kopf habe. Was nicht heißt, dass ich andere Läufer, die Gehen für sich vorziehen, geringer schätzen würde. Aber für mich ist es so lange Gesetz, bis mich die Schwäche von den Füßen holt. Ich habe in 2007, kurz vor Marburg, einen 100 km Lauf absolviert. Da überkam mich die Schwäche erst ein paar km vor Schluss, weil noch ein Anstieg zu bewältigen war, mit dem ich nicht mehr rechnete. Wenn du deinen Willen 100 km trainierst nicht stehen zu bleiben, dann wird vielleicht verständlich, wieso ich es auch in Marburg 25 km lang geschafft hab und "nur" beständig langsamer wurde. Das war für mich das härteste "Hammermann-Erlebnis", wenngleich ich es nicht Hammermann nennen würde, weil's halt schleichend, unaufhaltsam vor sich ging über etliche Kilometer.
Und wenn es der klassische Hammermann bei einem Läufer sein sollte, dann kann man nicht vorher sagen, bei welcher Km-Marke er wartet. Je nachdem wie ausgeprägt der Marathoni über seinen Verhältnissen lief kann das bei 28 km sein oder auch erst bei 41,6 .... Im Laufsport gibt es manche Konstante, aber weit mehr Variablen.
Übrigens findest du zu den genannten und auch zu allen anderen Läufen Laufberichte auf unserer
Laufseite.
Gruß Udo