Kinderultra mit Renn-Schneckchen
Verfasst: 06.07.2008, 21:40
Das Tun der Eltern dürfte prägend für das Weltbild von Kindern sein. Renn-Schneckchen Antjes Bild ist davon geprägt, dass Mütter regelmäßig in Laufsachen durch die Welt rennen und sie regelmäßig im Babyjogger mitdarf. Oft fährt man dann am Wochenende weiter weg und wenn Mama sich eine Startnummer umbindet, fällt die Babyjoggerfahrt aus. So ein Wochenende stand wieder an. Mami wollte mit mir die 2 x 50km Staffel beim Thüringenultra laufen. Am Freitag wurde bei der Nudelparty schon mal Start- und Zielluft geschnuppert, Nudeln gegessen, die dieses Jahr für alle Läufer reichten, aber nicht zum Zukauf für kleine Renn-Schnecken, egal in Thüringen gibt es ja immer Bratwürste als Ersatz für verschenkte Nudeln. Die Foris bei der Nudelparty waren alle recht kleinlaut - Respekt vor der Strecke (auch einfach Schiss genannt).
Irgendwann zu nachtschlafener Zeit fuhr die große Renn-Schnecke los, um pünktlich um 5:00 Uhr am Start zu sein. Wir waren beim Frühstück etwas langsam, so dass Renn-Schneckchen, Renn-Schnecken-Coach und ich die Mamaschnecke bei km 30 nicht mehr treffen konnten. Also machten wir einen Abstecher auf den Inselsberg. An der Verpflegungsstelle bei km 35 teilte und Cabo mit, dass wir Mamaschnecke auch verpasst hatten – sie war richtig schnell die Berge hochgerannt. Bei km 49 trafen wir sie dann nach einem verwirrten Anruf doch noch, sie war noch gut drauf.
In Seligenthal vor dem Wechsel stieg meine Aufregung. Wir jubelten noch sinchen zu, dann ging es schnell, ich hatte den Chip und war auf dem Weg bergan. Ich kannte die Strecke aus dem letzten Jahr und wusste, dass auf den folgenden 5 km etwa 400 HM zu überwinden sind. Noch frisch überholte ich viele kräftesparend gehende 100 km Läufer. Kurz vor dem Gipfel erreichte ich die erste Getränkestelle. Als ich mir einen Becher gutes Mineralwasser über den Kopf schüttete, kam der klare Hinweis: Do hinnen is eh Wasserschlooch. Den nutze ich dann auch, um Kopf und Mütze anzukühlen.
Die folgenden 7 km ging es durch den schönen Splittergrund nach Tambach – ich versuchte, nicht zu schnell zu werden, der Weg war noch weit.. Die Splitter plätscherte fröhlich und hielt das Tal unter den hohen Bäumen kühl.
In Tambach bei km 14 wurde ich von der Rennschneckenfamilie erwartet. Ich scannte die Verpflegungsstelle genau nach eventuellen Wasserschläuchen bevor ich mir einen Becher über den Kopf groß.
Kurz vor dem Neuen Haus, wo man mich in Zeiten des Sozialismus vormilitärisch zu ertüchtigen suchte, näherte ich mich sinchen. Wieder bewunderte ich ihren gar nicht ultraschlurfenden Joggingschritt. Sie klagte wenig und war noch gut drauf. Am Neuen Haus gab es an der Verpflegung auch keinen Wasserschlauch aber selbstgebackene Waffeln. „Du musst essen, Junge“, hatte meine Oma immer gesagt. Die Waffel ließ sich gut kauen – Waffeln sollte Standardnahrung an Verpflegungsstellen werden.
Wieder ging es drei Kilometer mäßig bergab, ich ließ es mit schlechten Gewissen rollen. Kann das gut gehen auf den immer noch 30 km?
Bei der nächsten Verpflegung gab zwar es einen fotografierenden Jockie aber weder einenWasserschlauch noch Waffeln. Ich hatte „nur“ die Wahl zwischen Riegeln, Brezeln und weiches Toastbrot mit fingerdicker Butter. „Du musst essen... “ Bergauf laufend verirrte sich ein Brotkrümel in die Luftröhre. Als der Hustenreiz verflogen war, konnte ich einige Hunderter mit dem Hinweis trösten, dass es der letzte richtige Berg (mit 100 Hm am Stück) sei. Von einer nicht trostbedürftigen Hunderterin ließ ich mich über die Vorteile von Gamaschen beraten.
Nach einem steilen Abstieg ging es auf die Waldpromenaden um Friedrichroda. Diese Wege sind etwas besonderes, hier bin ich aufgewachsen und mein Vater ging hier oft mir mit spazieren.
Fast verpasste ich die Rennschneckenfamilie – ich war etwa 20’ vor meinem Zeitplan aus dem letzten Jahr, wo ich 5:22 lief.
Die Laufgruppe Friedrichroda, die die Verpflegungsstelle an der Marienglashöhle betreute, wusste, was Läufer wünschen. Statt einem Schlauch gab es eine Gießkanne und frische Waffeln lagen auf dem Buffett. Noch besser war es an der nächsten Verpflegung bei Tabarz, die vor einem Kneippbecken stand. Zwar lehnte ich Renn-Schneckes Idee meine Füße im Becken zu kühlen ab, aber ich tauchte Shirt und Mütze ins Becken um für die letzten 15 km über Felder und Wiesen gewappnet zu sein. Zuvor ging es noch durch Tabarz, wo viele Leute vor ihren Häusern private Getränke- und Wasserstellen errichtet hatten. Artig bedankte ich mich überall, wo jemand dabei saß und sagte ihnen, wie toll ich das finde, was mit Thüringer Zurückhaltung entgegen genommen wurde.
Nun wurde es hart, inzwischen waren es 25° und die Sonne knallte auf die schattenlose Strecke. Dennoch lief ich alle Hügel hoch, die ich vor einem Jahr noch gegangen bin . Noch zwei mal traf ich mein Betreuerteam, das mir immer wieder Kraft gab. Ich näherte mich auch dem Staffelläufer im orangen Höschen, der mich als einziger auf der Strecke überholt hatte. Die letzten 5 km durch das Gewerbegebiet liefen richtig gut. Im geschätzten 5er Schnitt strebte ich dem Ziel entgegen. Da mein Forerunner in Reparatur ist, hatte nur eine normale Armbanduhr um und überlegte, ob ich die 5 h schaffe. Bei km 98 nahm ich an der letzten Verpflegungsstelle (wieder ohne Schlauch) noch zwei Becher Wasser. Orangehöschen gehörte zu einer Männerstaffel, also kein echter Grund zur Eile. Unmittelbar vor dem Ziel war ich hinter einem anderen vermuteten Hunderter. Die Feuerwehr gab schon per Funk unsere Startnummern für den Zielsprecher durch. Ich beschloss, ihn nicht zu überholen und ihm seinen persönlichen Zielbeifall zu lassen. Also den Schritt kurz verzögernd, Renn-Schnecke an die Seite genommen und gemeinsamer Zieleinlauf mit ihr.
Nach 7 Marathons hatte ich meinen vierten kleinen Ultra (3 mit 50 km und einmal 6h) glücklich geschafft. Der Zieleinlaufzettel veranlasste mich zu einem „Ooh“ – 5:00:28 – musste die letzte Verpflegung wirklich sein? Ein weiteres Ooh gab es bei der Siegerehrung. Wir waren Dritte (von vier Mixstaffeln) geworden – 3 Sekunden hinter den Zweiten. Es war der Läufer, den ich den Vortritt ließ. (Ich muss den Thread noch mal lesen, ob man kurz vor dem Ziel noch überholt)
Fazit: Es war wieder eine tolle Veranstaltung, bestens organisiert auf herrlichen Wegen über knapp 1000 Hm.
Irgendwann zu nachtschlafener Zeit fuhr die große Renn-Schnecke los, um pünktlich um 5:00 Uhr am Start zu sein. Wir waren beim Frühstück etwas langsam, so dass Renn-Schneckchen, Renn-Schnecken-Coach und ich die Mamaschnecke bei km 30 nicht mehr treffen konnten. Also machten wir einen Abstecher auf den Inselsberg. An der Verpflegungsstelle bei km 35 teilte und Cabo mit, dass wir Mamaschnecke auch verpasst hatten – sie war richtig schnell die Berge hochgerannt. Bei km 49 trafen wir sie dann nach einem verwirrten Anruf doch noch, sie war noch gut drauf.
In Seligenthal vor dem Wechsel stieg meine Aufregung. Wir jubelten noch sinchen zu, dann ging es schnell, ich hatte den Chip und war auf dem Weg bergan. Ich kannte die Strecke aus dem letzten Jahr und wusste, dass auf den folgenden 5 km etwa 400 HM zu überwinden sind. Noch frisch überholte ich viele kräftesparend gehende 100 km Läufer. Kurz vor dem Gipfel erreichte ich die erste Getränkestelle. Als ich mir einen Becher gutes Mineralwasser über den Kopf schüttete, kam der klare Hinweis: Do hinnen is eh Wasserschlooch. Den nutze ich dann auch, um Kopf und Mütze anzukühlen.
Die folgenden 7 km ging es durch den schönen Splittergrund nach Tambach – ich versuchte, nicht zu schnell zu werden, der Weg war noch weit.. Die Splitter plätscherte fröhlich und hielt das Tal unter den hohen Bäumen kühl.
In Tambach bei km 14 wurde ich von der Rennschneckenfamilie erwartet. Ich scannte die Verpflegungsstelle genau nach eventuellen Wasserschläuchen bevor ich mir einen Becher über den Kopf groß.
Kurz vor dem Neuen Haus, wo man mich in Zeiten des Sozialismus vormilitärisch zu ertüchtigen suchte, näherte ich mich sinchen. Wieder bewunderte ich ihren gar nicht ultraschlurfenden Joggingschritt. Sie klagte wenig und war noch gut drauf. Am Neuen Haus gab es an der Verpflegung auch keinen Wasserschlauch aber selbstgebackene Waffeln. „Du musst essen, Junge“, hatte meine Oma immer gesagt. Die Waffel ließ sich gut kauen – Waffeln sollte Standardnahrung an Verpflegungsstellen werden.
Wieder ging es drei Kilometer mäßig bergab, ich ließ es mit schlechten Gewissen rollen. Kann das gut gehen auf den immer noch 30 km?
Bei der nächsten Verpflegung gab zwar es einen fotografierenden Jockie aber weder einenWasserschlauch noch Waffeln. Ich hatte „nur“ die Wahl zwischen Riegeln, Brezeln und weiches Toastbrot mit fingerdicker Butter. „Du musst essen... “ Bergauf laufend verirrte sich ein Brotkrümel in die Luftröhre. Als der Hustenreiz verflogen war, konnte ich einige Hunderter mit dem Hinweis trösten, dass es der letzte richtige Berg (mit 100 Hm am Stück) sei. Von einer nicht trostbedürftigen Hunderterin ließ ich mich über die Vorteile von Gamaschen beraten.
Nach einem steilen Abstieg ging es auf die Waldpromenaden um Friedrichroda. Diese Wege sind etwas besonderes, hier bin ich aufgewachsen und mein Vater ging hier oft mir mit spazieren.
Fast verpasste ich die Rennschneckenfamilie – ich war etwa 20’ vor meinem Zeitplan aus dem letzten Jahr, wo ich 5:22 lief.
Die Laufgruppe Friedrichroda, die die Verpflegungsstelle an der Marienglashöhle betreute, wusste, was Läufer wünschen. Statt einem Schlauch gab es eine Gießkanne und frische Waffeln lagen auf dem Buffett. Noch besser war es an der nächsten Verpflegung bei Tabarz, die vor einem Kneippbecken stand. Zwar lehnte ich Renn-Schneckes Idee meine Füße im Becken zu kühlen ab, aber ich tauchte Shirt und Mütze ins Becken um für die letzten 15 km über Felder und Wiesen gewappnet zu sein. Zuvor ging es noch durch Tabarz, wo viele Leute vor ihren Häusern private Getränke- und Wasserstellen errichtet hatten. Artig bedankte ich mich überall, wo jemand dabei saß und sagte ihnen, wie toll ich das finde, was mit Thüringer Zurückhaltung entgegen genommen wurde.
Nun wurde es hart, inzwischen waren es 25° und die Sonne knallte auf die schattenlose Strecke. Dennoch lief ich alle Hügel hoch, die ich vor einem Jahr noch gegangen bin . Noch zwei mal traf ich mein Betreuerteam, das mir immer wieder Kraft gab. Ich näherte mich auch dem Staffelläufer im orangen Höschen, der mich als einziger auf der Strecke überholt hatte. Die letzten 5 km durch das Gewerbegebiet liefen richtig gut. Im geschätzten 5er Schnitt strebte ich dem Ziel entgegen. Da mein Forerunner in Reparatur ist, hatte nur eine normale Armbanduhr um und überlegte, ob ich die 5 h schaffe. Bei km 98 nahm ich an der letzten Verpflegungsstelle (wieder ohne Schlauch) noch zwei Becher Wasser. Orangehöschen gehörte zu einer Männerstaffel, also kein echter Grund zur Eile. Unmittelbar vor dem Ziel war ich hinter einem anderen vermuteten Hunderter. Die Feuerwehr gab schon per Funk unsere Startnummern für den Zielsprecher durch. Ich beschloss, ihn nicht zu überholen und ihm seinen persönlichen Zielbeifall zu lassen. Also den Schritt kurz verzögernd, Renn-Schnecke an die Seite genommen und gemeinsamer Zieleinlauf mit ihr.
Nach 7 Marathons hatte ich meinen vierten kleinen Ultra (3 mit 50 km und einmal 6h) glücklich geschafft. Der Zieleinlaufzettel veranlasste mich zu einem „Ooh“ – 5:00:28 – musste die letzte Verpflegung wirklich sein? Ein weiteres Ooh gab es bei der Siegerehrung. Wir waren Dritte (von vier Mixstaffeln) geworden – 3 Sekunden hinter den Zweiten. Es war der Läufer, den ich den Vortritt ließ. (Ich muss den Thread noch mal lesen, ob man kurz vor dem Ziel noch überholt)
Fazit: Es war wieder eine tolle Veranstaltung, bestens organisiert auf herrlichen Wegen über knapp 1000 Hm.