ThüringenULTRA - eine Chronologie der Gedanken
Verfasst: 08.07.2008, 18:16
Vorgeplänkel
Ich und 50km. Na ich weeß ja nich. Ich bin doch bisher erst zweimal Marathon gelaufen und das noch dazu ziemlich langsam.
Aber Jokie sucht bereits so lange nach einem Laufpartner und ich finde niemanden für eine 4x25km Staffel. Der Rennsteigmarathon versetzt mir ungeahnte Endorphine und die paar Kilometer mehr gehen doch sicher. Thüringen liebe ich sowieso und unser Jörg kann ziemlich überzeugend sein…. arrgh, okay okay. Ich trainiere um mein Leben um das Ganze halbwegs anständig zu überstehen.
Freitag, 19 Uhr
Jokie und seine Frau nehmen mich ganz herzlich bei sich zu Hause auf. So nett die Beiden! Ein kurzes Foritreffen am Freitagabend lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Die sind hier alle erfahrener und schneller als ich. Die Waldläufer laufen glattweg wöchentlich Marathons. Was soll ich hier nur? Ich schnappe mir das Babyschneckchen und wir gehen eine Runde auf den Spielplatz rutschen. Jawohl, wenigstens da weiß ich, dass ich das kann.
Samstag, 4.15 Uhr
Jokie läuft die erste Etappe und sitzt aufbruchbereit in der Küche. Ich blinzle verschlafen in der Gegend herum. Niemals nie könnte ich um diese gottlose Uhrzeit laufen.
5 Uhr
Die Staffelläufer starten. Es sind 17 Staffeln über 2x50km und circa 40 Staffeln über 4x25km. Die wahren Helden des Tages sind bereits im Finstern um 4 Uhr früh los. Als kleine Augenweide stellte die Fröttstädter Feuerwehr imposante Fackeln an den Wegesrand. Jokies Frau und ich gehen wieder ins Bett und schlafen noch eine Runde.
8.15 Uhr
Wir sind an der Grenzwiese, km34. Ich schaue mich um und überlege, wie es wohl sein muss hier beim Rennsteig Supermarathon lang zu laufen. Die Waldläufer, GastRoland und Cheforganisator Guntero laufen vorbei. Jokie kommt und kommt nicht. Seine Frau wird bereits unruhig, da schwebt Renn-Schnecke lockerleicht an uns vorüber und kündigt an, dass mein Staffelpartner kurz hinter ihr ist. Anscheinend war der Anstieg rund um den Inselsberg wohl ganz schön anstrengend und sein Bein macht nicht ganz mit, wie es soll. Das Schnecken-Dreamteam und Jörg treffen wir ebenfalls, aber die haben die schnelle Mama bereits verpasst.
10.30 Uhr
Floh-Seligenthal, ein kleines pittoreskes Örtchen in Thüringen. Ich warte gar aufgeregt auf meinen Staffeleinsatz und renne deshalb permanent aufs WC. Sinchen und SarahBoo kommen vorbei, Jörg und Renn-Schnecke wechseln und kurz darauf darf ich ebenfalls losdüsen. Jokie hat eine sagenhafte Zeit von fünfeinhalb Stunden vorgelegt.
Zuerst geht es sacht bergauf, dann steil bergauf, dann extrem bergauf. Nach 2km bin ich bereits am wandern. So war das ja eigentlich nicht geplant. Aber ich habe noch im Ohr: „wenn du die ersten 6km überwunden hast, ist ein Großteil der Höhenmeter bereits geschafft…“ Die Getränkestelle am Jobsstein (km 56) erreiche ich nach sagenhaften 43 Minuten. Die Natur um uns herum ist atemberaubend schön. Satte grüne Wiesen, Wälder und Berge. Auf dem malerischen und sehr holperigen Weg in den Spittergrund lutsche ich mich das erste Mal an die Waldläufer heran, um kurz darauf wieder von ihnen versägt zu werden. Dieses Schauspiel sollte sich in den folgenden Stunden noch mehrmals wiederholen. Irgendwie beruhigt mich der Blick auf die beiden roten Hemden ein bisserl. Wenn ich ein ähnliches Tempo wie diese beiden sehr erfahrenen Ultras laufe, kann ich nicht viel verkehrt machen, gell.
12 Uhr
Mittagessen in Tambach-Dietharz. Es gibt leckere Riegel mit Früchten und Schokolade, Wasser und Butterkekse sowie Beifall von Jokie, dessen Frau, dem Schneckenteam und den sehr netten Helfern am Verpflegungsstand. Über die Organisation und Betreuung durch die Freunde der Feuerwehr und die Thüringer Vereine der Umgebung kann ich echt nur sagen, Hut ab, das war spitze!!
13.15 Uhr
Wir laufen durch Wälder Richtung Gänseberg hoch und zum Ort Finsterbergen wieder hinab. Irgendwie bekam mir die Verpflegung wohl nicht. Alles rund um meinen Bauchnabel ist ein einziger Krampf, mir ist latent übel und ich habe keine Lust mehr. Zwei nette Holländer, die die 100km laufen, lenken mich ab. Überhaupt ist es neu und interessant für mich, dass bei einem Ultra so viel gequatscht wird. Ich habe, glaube ich, mit jedem einzelnen Mitläufer, der mir auf den 50km begegnete einige bis recht viele Worte gewechselt.
14.15 Uhr
Wir queren Friedrichroda nachdem wir einen mörderisch steilen Abstieg hinter uns gebracht haben. Für mich lief sich dieser Abschnitt schlimmer als der Hohlweg beim Rennsteig. Ein Staffelläufer über die 25km, welcher kurz zuvor gewechselt hatte, holt sich glatt eine Muskelzerrung, so steil ging es hier runter. Mich erinnert 2 Tage danach ein heftiger Muskelkater im gluteus maximus daran.
15 Uhr
Der Ort Tabarz begrüßt uns am Wassertretbecken mit Bier. Bier ist jetzt legitim, denn ab jetzt geht es merklich bergab. Die Einwohner unterstützen uns Läufer phänomenal. Kinder sitzen mit Wasserbechern vorm Haus, Babybadewannen mit Schwämmen stehen zur Verfügung und Kleingärtner sitzen in ihren Klappstühlen und feuern uns an. Ich freue mich über so viel Anteilnahme und ärgere mich, dass ich gar nicht so viel trinken oder mich abkühlen kann, wie hier angeboten wird. Vor einigen Kilometern habe ich Karsten, einen 100er aufgegabelt und zusammen laufen wir anderthalb Stunden einträchtig, mal plaudernd, mal schweigend nebeneinander her.
15.30 Uhr
In Langenhain treffe ich Guntero wieder. Ich bin erstaunt ihn eingeholt zu haben. Schnell wird mir klar, es liegt daran, dass unser Cheforganisator meist recht lange an den Ständen verweilt und mit den Helfern redet. Die Spezialität dieses Standes sind geschmolzene Schokoladenstückchen - es ist mittlerweile sehr heiß. Da hilft es nicht, dass wir nun über ein Feld und Asphaltstrassen in der prasselnden Sonne laufen
16 Uhr
Nanu, ist denn hier schon das Ziel? Nein nur ein Getränkestand an dem die Party tobt. Wild winkende Frauen jubeln uns zu. Wir werden mit Namen begrüßt und aus den Boxen schallt Europes „It’s the final countdown, trallalala…“ Trotz gefühlten 40 Grad bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper.
Es geht nur noch durch ein etwas ödes Gewerbegebiet. Ich merke, dass ich noch über Kräfte verfüge und befehle mir selbst, diese letzten 5km durchzulaufen, komme was wolle. Viele Ultras hingegen gehen. Zur Motivation fahren uns Leute aus Fröttstädt mit dem Fahrrad entgegen. Ich kenne sie nicht, aber sie geben mir Mut. Die Dorfstraße von Fröttstädt zieht sich elendig, doch am Ende winken Jokie und seine Frau. Zusammen mit meinem lieben Staffelpartner laufe ich die letzten 500m.
16.45 Uhr
Ich bin im Ziel. Ich bin gerade 50km in 6 Stunden und 16 Minuten gelaufen. Es geht mir gut. Tiefe Freude und Zufriedenheit durchströmen mich. So schlimm war’s gar nicht. Es war eigentlich nur ein ziemlich langer Lauf in wunderschöner Natur, wo es bissel bergauf und bergab ging, wo es unterwegs Butterkekse gab und wo man nette Leute traf.
Bei der anschließenden Massage mit dem besten und geduldigsten Physio, den ich je hatte erzählt SarahBoo vom Röntgenlauf. Und ich denke mir bereits, mhm, na ich weeß ja nich, aber andererseits, die paar Kilometer mehr gehen immer….
Ich und 50km. Na ich weeß ja nich. Ich bin doch bisher erst zweimal Marathon gelaufen und das noch dazu ziemlich langsam.
Aber Jokie sucht bereits so lange nach einem Laufpartner und ich finde niemanden für eine 4x25km Staffel. Der Rennsteigmarathon versetzt mir ungeahnte Endorphine und die paar Kilometer mehr gehen doch sicher. Thüringen liebe ich sowieso und unser Jörg kann ziemlich überzeugend sein…. arrgh, okay okay. Ich trainiere um mein Leben um das Ganze halbwegs anständig zu überstehen.
Freitag, 19 Uhr
Jokie und seine Frau nehmen mich ganz herzlich bei sich zu Hause auf. So nett die Beiden! Ein kurzes Foritreffen am Freitagabend lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Die sind hier alle erfahrener und schneller als ich. Die Waldläufer laufen glattweg wöchentlich Marathons. Was soll ich hier nur? Ich schnappe mir das Babyschneckchen und wir gehen eine Runde auf den Spielplatz rutschen. Jawohl, wenigstens da weiß ich, dass ich das kann.
Samstag, 4.15 Uhr
Jokie läuft die erste Etappe und sitzt aufbruchbereit in der Küche. Ich blinzle verschlafen in der Gegend herum. Niemals nie könnte ich um diese gottlose Uhrzeit laufen.
5 Uhr
Die Staffelläufer starten. Es sind 17 Staffeln über 2x50km und circa 40 Staffeln über 4x25km. Die wahren Helden des Tages sind bereits im Finstern um 4 Uhr früh los. Als kleine Augenweide stellte die Fröttstädter Feuerwehr imposante Fackeln an den Wegesrand. Jokies Frau und ich gehen wieder ins Bett und schlafen noch eine Runde.
8.15 Uhr
Wir sind an der Grenzwiese, km34. Ich schaue mich um und überlege, wie es wohl sein muss hier beim Rennsteig Supermarathon lang zu laufen. Die Waldläufer, GastRoland und Cheforganisator Guntero laufen vorbei. Jokie kommt und kommt nicht. Seine Frau wird bereits unruhig, da schwebt Renn-Schnecke lockerleicht an uns vorüber und kündigt an, dass mein Staffelpartner kurz hinter ihr ist. Anscheinend war der Anstieg rund um den Inselsberg wohl ganz schön anstrengend und sein Bein macht nicht ganz mit, wie es soll. Das Schnecken-Dreamteam und Jörg treffen wir ebenfalls, aber die haben die schnelle Mama bereits verpasst.
10.30 Uhr
Floh-Seligenthal, ein kleines pittoreskes Örtchen in Thüringen. Ich warte gar aufgeregt auf meinen Staffeleinsatz und renne deshalb permanent aufs WC. Sinchen und SarahBoo kommen vorbei, Jörg und Renn-Schnecke wechseln und kurz darauf darf ich ebenfalls losdüsen. Jokie hat eine sagenhafte Zeit von fünfeinhalb Stunden vorgelegt.
Zuerst geht es sacht bergauf, dann steil bergauf, dann extrem bergauf. Nach 2km bin ich bereits am wandern. So war das ja eigentlich nicht geplant. Aber ich habe noch im Ohr: „wenn du die ersten 6km überwunden hast, ist ein Großteil der Höhenmeter bereits geschafft…“ Die Getränkestelle am Jobsstein (km 56) erreiche ich nach sagenhaften 43 Minuten. Die Natur um uns herum ist atemberaubend schön. Satte grüne Wiesen, Wälder und Berge. Auf dem malerischen und sehr holperigen Weg in den Spittergrund lutsche ich mich das erste Mal an die Waldläufer heran, um kurz darauf wieder von ihnen versägt zu werden. Dieses Schauspiel sollte sich in den folgenden Stunden noch mehrmals wiederholen. Irgendwie beruhigt mich der Blick auf die beiden roten Hemden ein bisserl. Wenn ich ein ähnliches Tempo wie diese beiden sehr erfahrenen Ultras laufe, kann ich nicht viel verkehrt machen, gell.
12 Uhr
Mittagessen in Tambach-Dietharz. Es gibt leckere Riegel mit Früchten und Schokolade, Wasser und Butterkekse sowie Beifall von Jokie, dessen Frau, dem Schneckenteam und den sehr netten Helfern am Verpflegungsstand. Über die Organisation und Betreuung durch die Freunde der Feuerwehr und die Thüringer Vereine der Umgebung kann ich echt nur sagen, Hut ab, das war spitze!!
13.15 Uhr
Wir laufen durch Wälder Richtung Gänseberg hoch und zum Ort Finsterbergen wieder hinab. Irgendwie bekam mir die Verpflegung wohl nicht. Alles rund um meinen Bauchnabel ist ein einziger Krampf, mir ist latent übel und ich habe keine Lust mehr. Zwei nette Holländer, die die 100km laufen, lenken mich ab. Überhaupt ist es neu und interessant für mich, dass bei einem Ultra so viel gequatscht wird. Ich habe, glaube ich, mit jedem einzelnen Mitläufer, der mir auf den 50km begegnete einige bis recht viele Worte gewechselt.
14.15 Uhr
Wir queren Friedrichroda nachdem wir einen mörderisch steilen Abstieg hinter uns gebracht haben. Für mich lief sich dieser Abschnitt schlimmer als der Hohlweg beim Rennsteig. Ein Staffelläufer über die 25km, welcher kurz zuvor gewechselt hatte, holt sich glatt eine Muskelzerrung, so steil ging es hier runter. Mich erinnert 2 Tage danach ein heftiger Muskelkater im gluteus maximus daran.
15 Uhr
Der Ort Tabarz begrüßt uns am Wassertretbecken mit Bier. Bier ist jetzt legitim, denn ab jetzt geht es merklich bergab. Die Einwohner unterstützen uns Läufer phänomenal. Kinder sitzen mit Wasserbechern vorm Haus, Babybadewannen mit Schwämmen stehen zur Verfügung und Kleingärtner sitzen in ihren Klappstühlen und feuern uns an. Ich freue mich über so viel Anteilnahme und ärgere mich, dass ich gar nicht so viel trinken oder mich abkühlen kann, wie hier angeboten wird. Vor einigen Kilometern habe ich Karsten, einen 100er aufgegabelt und zusammen laufen wir anderthalb Stunden einträchtig, mal plaudernd, mal schweigend nebeneinander her.
15.30 Uhr
In Langenhain treffe ich Guntero wieder. Ich bin erstaunt ihn eingeholt zu haben. Schnell wird mir klar, es liegt daran, dass unser Cheforganisator meist recht lange an den Ständen verweilt und mit den Helfern redet. Die Spezialität dieses Standes sind geschmolzene Schokoladenstückchen - es ist mittlerweile sehr heiß. Da hilft es nicht, dass wir nun über ein Feld und Asphaltstrassen in der prasselnden Sonne laufen
16 Uhr
Nanu, ist denn hier schon das Ziel? Nein nur ein Getränkestand an dem die Party tobt. Wild winkende Frauen jubeln uns zu. Wir werden mit Namen begrüßt und aus den Boxen schallt Europes „It’s the final countdown, trallalala…“ Trotz gefühlten 40 Grad bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper.
Es geht nur noch durch ein etwas ödes Gewerbegebiet. Ich merke, dass ich noch über Kräfte verfüge und befehle mir selbst, diese letzten 5km durchzulaufen, komme was wolle. Viele Ultras hingegen gehen. Zur Motivation fahren uns Leute aus Fröttstädt mit dem Fahrrad entgegen. Ich kenne sie nicht, aber sie geben mir Mut. Die Dorfstraße von Fröttstädt zieht sich elendig, doch am Ende winken Jokie und seine Frau. Zusammen mit meinem lieben Staffelpartner laufe ich die letzten 500m.
16.45 Uhr
Ich bin im Ziel. Ich bin gerade 50km in 6 Stunden und 16 Minuten gelaufen. Es geht mir gut. Tiefe Freude und Zufriedenheit durchströmen mich. So schlimm war’s gar nicht. Es war eigentlich nur ein ziemlich langer Lauf in wunderschöner Natur, wo es bissel bergauf und bergab ging, wo es unterwegs Butterkekse gab und wo man nette Leute traf.
Bei der anschließenden Massage mit dem besten und geduldigsten Physio, den ich je hatte erzählt SarahBoo vom Röntgenlauf. Und ich denke mir bereits, mhm, na ich weeß ja nich, aber andererseits, die paar Kilometer mehr gehen immer….