Swiss Alpine Marathon (K78) 2008 - MatthiasR
Verfasst: 18.08.2008, 15:07
Name des Laufes: Swiss Alpin Marathon
Datum: 26.7.2008 (Sat)
Ort: Davos (Schweiz)
Postleitzahl: CH
Homepage (Veranstalter): swiss alpine marathon davos - more than a race | Übersicht | swissalpine - 26. Juli 2008 - Davos
Ihr Name: Matthias Rosenkranz
Ihre eMail-Adresse: matthias.rosenkranz at gmx de
Streckenlaengen: K78, K42, C42, K31, ...
Beschaffenheit: Alle denkbaren Untergründe vorhanden
Profil: bergig, z.T. hochalpin
Wetter: teils sonnig, teils bedeckt, trocken, mäßig warm
Teilnehmer: K78: gut 1.000
Bericht:
Da der Lauf schon etwas zurückliegt und ich meine Gedankenstütze in Form
der Aufzeichnungen meines Forerunners leider überspielt habe, wird der
Bericht wohl etwas kürzer ausfallen, sorry.
Nachdem ich meinen ersten Saisonhöhepunkt (Freiburg-Marathon) versiebt
hatte (Ausstieg zur Halbzeit), wollte ich natürlich bei meinem zweiten
Höhepunkt, dem K78 beim Swiss Alpine Marathon, besser aussehen.
Das Training lief ganz gut. Auch wenn ich gerne noch etwas mehr Umfang
trainiert hätte, lag ich doch im Jahresschnitt bei genau 100
Wochenkilometern bis zum Lauf.
Wie bei meinen beiden bisherigen Teilnahmen (1993 und 2003) bin ich
erst am Tag vor dem Wettkampf angereist. Die letzten beiden Male hatte
ich keine Probleme mit der Akklimatisation, das sollte also auch
diesmal klappen.
Da wir in diesem Jahr anschließend an den Lauf noch eine Woche in Davos
zum Urlaub blieben, waren nicht nur meine Frau und meine beiden Töchter
mit dabei, sondern auch meine Schwiegereltern, zwei Schwägerinnen und
ein Schwager.
Nach den Todesfällen beim Zugspitz-Extremberglauf zwei Wochen zuvor war
ich natürlich vorsichtig geworden. Obwohl der Wetterbericht freundlich
aussah, ließ ich mir einen Trinkrucksack mit einer Jacke, einer Weste,
Handschuhen und einer Mütze sowie etwas Verpflegung vom Veranstalter
nach Bergün bringen, um auf der hochalpinen zweiten Hälfte gewappnet zu
sein. Dafür hatte ich beim Start nur ein Gel und nichts zu trinken
dabei.
Punkt 8:00 Uhr erfolgte nach "Conquest of Paradise" der Start und der
Lindwurm setzte sich in Bewegung. Außer dem K78, der übrigens laut
Ausschreibung 78,5 km lang ist und 2.320 Höhenmeter (sowohl aufwärts
als auch abwärts) enthält, starten auch der K31 (Ziel in Filisur) und
der C42 (Ziel irgendwo im Wald) um diese Uhrzeit in Davos.
Ich stand relativ weit vorne und bin ohne Stockungen losgekommen. Da
ich schneller sein wollte als beim letzten Mal, bin ich zügig
losgelaufen. Da zuerst eine Ehrenrunde durch Davos gelaufen wurde,
hatten wir am Bahnhof "Platz" (neben "Dorf" einer der beiden zentralen
Ortsteile von Davos) schon 5 km hinter uns gebracht - ich in 21:50.
Die Strecke verlief hier anders als beim letzten Mal. Wir mussten nicht
auf der Straße laufen sondern nutzten wohl die Strecke, auf der 2003 die
Walker unterwegs waren - diese starteten diesmal erst viel später von
Klosters aus Richtung Davos, zusammen mit den K21-Läufern.
Wir liefen zwar im Prinzip das Landwassertal hinunter, hielten uns aber
links der Straße ungefähr auf einer Höhe, sodass wir bei km 10 (iirc in
44:10) sogar etwas höher als beim Start waren. Die Strecke führte nun
immer mehr in den Wald und der Weg wurde immer schmaler und schöner.
Weiter hinten im Feld soll es hier zu Staus gekommen sein, davon habe
ich zum Glück nichts mitbekommen.
Spätestens beim Weiler Spina waren wir wieder auf der 2003er Strecke.
Kaum merklich erfolgte hier der erste Anstieg zum Rotschtobel auf 1.700
m (der Start war auf 1538 m) bei km 15. Kurz später erreichten wir
Monstein (mit eigener Dorfbrauerei). Nach einer kleinen Welle ging es
erst leicht, dann immer steiler auf einem schmalen Waldweg wieder
hinunter ins Landwassertal, wo wir beim Bahnhof Monstein (auf 1340 m)
auf die Hauptstraße trafen - hier war ungefähr km 20.
Während die Straße im Tunnel verschwand, durften wir in die
"Zügenschlucht" laufen. Unser Weg war eine breite, provisorische
Fahrstraße (geschottert), die leicht abwärts führte. Neben uns
verschwand der Fluss immer weiter in der Tiefe, was zu tollen
Ausblicken führte.
Nach knapp 25 km erreichten wir den Bahnhof Wiesen. Dort standen meine
Frau und meine Kinder, die mit dem Zug hierher gekommen waren, und
feuerten mich an. Da die Schranke wegen eines einfahrenden Zuges eh
gerade geschlossen war, drehte ich eine kleine Ehrenrunde zum
Abklatschen und blieb kurz an der Verpflegungsstelle stehen. Als ich
zur Schranke kam, ging die gerade wieder hoch :-)
Direkt nach dem Bahnhof folgte die Passage auf dem schmalen
Randstreifen des berühmten Wiesner Viadukts hoch über die
Zügenschlucht. Während sich meine Beine noch sehr gut anfühlten, hatte
ich schon einige Zeit ein flaues Gefühl im Magen. Ich überlegte mal
kurz ins Gebüsch zu verschwinden, so schlimm war es dann aber doch
nicht.
Das Streckenstück kurz nach dem Viadukt enthielt einige kurze aber sehr
steile Anstiege und Gefällstücke, bevor es Richtung Filisur
gleichmäßiger abwärts ging. Kurz vor Filisur zweigten die C42-Läufer
von unserer Strecke ab.
Am Bahnhof Filisur stand schon wieder meine Familie, sie hatten es in
Wiesen in den gerade einfahrenden Zug geschafft. Kurz später, mitten im
Ort, war das Ziel des K31, das ich nach 2:23:53 passierte (was übrigens
Platz 12 von 240 beim K31 gewesen wäre). Ich hoffte auf Toiletten dort,
habe aber keine gesehen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Ich lief
als 43ter des K78 dort durch.
Kurz hinter Filisur, bei einem Sägewerk bei km 32, war der tiefste
Punkt der Strecke (1019 m) erreicht. Jetzt würde es erst mal längere
Zeit nur aufwärts gehen. Da mich mein Magen plagte, verschwand ich dann
doch mal kurz im Wald - zum Glück hatte ich etwas Papier dabei. So
richtig Erleichterung verschaffte mir das aber nicht.
Eine Weile folgten wir auf einem breiten Weg einem Bach, aber dann
mussten wir ziemlich steil auf schmalen Pfaden hoch zur Straße. Hier
bin ich zum ersten Mal ein größeres Stück gegangen. Auf der Straße
wurde es wieder etwas flacher und bald tauchte Bergün vor uns auf. Am
Ortseingang war das "Effektendepot", also die Stelle wo ich meinen
Rucksack bekam. Da der Helfer zuerst eine falsche Tasche brachte,
musste ich kurz warten. Direkt dahinter befand sich bei km 39 (auf 1365
m Höhe) die Verpflegungsstelle. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich
hier 3:02 auf der Uhr.
Ein kleines Stück weiter wartete wieder meine Familie auf mich. In
Bergün bereiteten sich gerade viele Läufer des K42 auf ihren Start vor.
Da dieser 3,5 h nach unserem Start war, hatte ich dieses mal freie Bahn.
2003 starteten die K42er eine halbe Stunde früher, sodass ich von hinten
in deren Feld hinein lief. Das war dieses Mal natürlich viel besser.
Hinter Bergün war der Weg zwar meistens ziemlich breit (Fahrstraße),
stieg aber merklich und konstant an. Ungefähr bei der Marathonmarke
fühlte ich mich auf einmal ziemlich platt und befürchtete, zu schnell
angegangen zu sein. Bei der Verpflegungsstelle in Teva traf ich einen
der Wuppertaler Läufer aus unserem Hotel, der wild um sich knipste.
Einen Teil seiner Bilder könnt ihr hier sehen:
Bilder swissalpine 2008 K78 von Guido Gallenkamp | Gallenkamp | Swissalpine - more than a race
Leider ist keins von mir dabei. Bis ins Ziel habe ich ihm übrigens noch
gut eine Stunde abgenommen ;-)
Bei der nächsten Verpflegung (irgendwie blieb ich jetzt bei jeder
Verpflegungsstelle immer länger stehen) überholte mich ein älterer
Läufer und zog leichtfüßig von dannen. Das muss Martin Schaefers (M50)
aus Kalletal gewesen sein, der noch 18ter wurde. Spätestens jetzt bekam
ich ernsthafte Zweifel an meiner Renneinteilung.
Kurz vor der letzten kleinen Ortschaft Chants wurde der Fahrweg so
steil, dass ich gehen musste. Die Verpflegungsstelle in Chants bei km
47,2 auf einer Höhe von 1822 m erreichte ich nach genau 4 h. Von Bergün
aus waren das also 8 km mit 460 Hm in 58 min. Hm, nicht so toll. 2003
war ich nach 4:04 in Chants.
Und nun begann erst der richtige Anstieg. Innerhalb von 5,7 km waren
810 Höhenmeter bis zur Keschhütte (2632 m), dem höchsten Punkt der
Strecke zu überwinden. Fast direkt nach Chants wurde es extrem steil,
sodass nur noch gehen möglich war. Trotzdem lag mein Puls fast konstant
bei 168 (89%). Im Gegensatz zu 2003 kam ich vorwärts ohne mich ständig
mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen zu müssen. Auch hatte
ich dieses Mal keine Rückenprobleme, obwohl ich in der Vorbereitung
heftig damit laboriert hatte.
Die Landschaft veränderte sich nun schnell. Zunächst marschierten wir
noch durch ein Waldstück, aber bald passierten wir die Baumgrenze und
auch das Buschwerk verschwand kurz später. Bei der Verpflegungsstelle
Tschüvel (laut Streckenplan gab es noch eine Verpflegungsstelle vorher,
aber an die kann ich mich nicht erinneren) gab es dann außer Geröll nur
noch etwas Gras und Disteln. Immerhin hatten wir nun schon mehr als die
Hälfte der Höhenmeter zwischen Chants und der Keschhütte geschafft.
Mir ging es hier nicht besonders gut, ich hatte leichte
Schwindelgefühle - ich vermute mal, dass das doch Probleme mit der Höhe
waren. Auch mein Magen fühlte sich merkwürdig an. Ich hatte bisher kaum
etwas gegessen, nur 2 Gels und einige wenige Bananenstücke, ich hatte
aber auch keinen Hunger. Ich dachte daran, dass Rennen aufzugeben, aber
den ganzen Weg nach Chants und weiter nach Bergün zurückzulaufen, dazu
hatte ich auch keine Lust.
Irgendwo in diesem Bereich überholten mich die Führenden des K42. Mein
Trost war, dass die in den steilen Stücken auch gingen. Zwischendurch
gab es nun wieder flachere Stücke, wo man laufen konnte. Vor allem beim
Wechsel vom Laufen zum Gehen machte mir mein Kreislauf Schwierigkeiten.
Trotzdem kämpfte ich mich weiter und irgendwann war ich dann doch nach
5:07 an der Keschhütte (km 52,9). Ich dachte 2003 wäre ich nach 5:10
hier gewesen und war über den geringen Vorsprung enttäuscht.
Tatsächlich war ich damals aber erst nach 5:16 oben, also war ich doch
nicht so schlecht. Trotzdem war ich im Anstieg viel schlechter als im
ersten Teilstück (Davos -> Filisur: Platz 43, Filisur -> Keschhütte:
Platz 57).
Der Rennarzt ließ mich problemlos passieren, obwohl ich mich wirklich
schlecht fühlte. Am Verpflegungsstand machte ich erst mal Pause und
versuchte etwas zu essen. Das Gebäck ("Alpinbrötli") war viel zu
trocken, als dass man es runter bekommen konnte. Also nur ein paar
Bananenstücke und etwas zu trinken (sehr wohltuend war hier die
Bouillon). Mir war kühl, also bin ich weiter gelaufen.
Der Himmel hatte sich etwas zugezogen und es war windig. Bis zum
Scalettapass habe ich gefröstelt und ständig überlegt, die Weste aus
dem Rucksack zu holen und anzuziehen. Ich habe es aber nicht getan.
Nach der Keschhütte ging es noch ganz kurz aufwärts. Hier muss kurz
nach mir ein Läufer abgerutscht und 10 m abgestürzt sein, er wurde mit
dem Helikopter ins Spital geflogen. Davon habe ich aber nichts
mitbekommen. Gut 200 Höhenmeter ging es dann hinunter, bevor wir wieder
ein Stück relativ flach laufen durften. Bald kam die "Weiche", wo wir
links auf den Panoramatrail durften, während die K42er noch weiter ins
Tal zur Alp Funtauna laufen mussten.
Der Panoramatrail schlängelt sich am Bergrücken entlang und steigt im
Schnitt leicht an. Der Weg ist meist sehr schmal und rechts geht es
ziemlich steil abwärts. Man muss also sehr aufpassen und
Schwindelgefühle (wie ich sie hatte) sind gar nicht gut. Eigentlich
konnte man fast durchgehend laufen, aber ich fühlte mich so bescheiden,
dass ich nach kurzen Zwangsgehphasen nicht gleich loslief. Ein paar Mal
wurde ich überholt, allerdings war das Feld hier so dünn, dass das nur
selten geschah.
Kurz nach km 57 war "in the middle of nowhere" eine Verpflegungsstelle
aufgebaut. Die Helfer fragten mich, wie es mir geht und ich antwortete
wahrheitsgemäß: "Schlecht". Die angebotene Massage habe ich aber
abgelehnt, schließlich hatte ich keine muskulären Probleme. Stattdessen
habe ich mich auf die Theke aufgestützt und zwei Bananenstücke gegessen.
Davon wurde mir so schlecht, dass ich mich beinahe übergeben musste.
Bevor es noch schlimmer wurde, bin ich lieber weitergelaufen.
Immerhin kam nun bald der Scalettapass in Sicht. Kurz vorher wurde die
Strecke wieder belebter, da ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Passes die
"Wiedervereinigung" mit der K42-Strecke erfolgte. Auf der Passhöhe und
auf dem Weg dahin gab es (im Gegensatz zum Panoramatrail) auch wieder
einige Zuschauer, obwohl der Pass nur zu Fuß erreichbar ist. Da ich mir
vor den Zuschauern keine Blöße geben wollte, lief bzw. ging ich zügig
zum Pass hoch. Bei der Verpflegungsstelle oben brauchte ich aber erst
mal eine kleine Pause. Mein Kreislauf spielte immer noch etwas
verrückt, ich hoffte aber, dass es weiter unten besser würde.
Abwärts war nun höchste Konzentration gefordert, da es auf 3 km auf
steinigen, unebenen Wegen 500 Höhenmeter abwärts ging. 2003 fand ich
das Stück toll, u.a. weil ich sehr viele Läufer überholte. Diesmal kam
ich mir eher schwerfällig vor und ich überholte fast niemanden. Das war
etwas frustrierend, auch wenn ich wusste, dass das hauptsächlich am
späteren Start des K42 lag (weshalb fast alle K42-Läufer hinter mir
waren, und nicht wie 2003 vor mir).
Mit abnehmender Höhe fühlte ich mich tatsächlich etwas besser. Trotzdem
legte ich an der Verpflegungsstelle am Dürrboden (km 64,4, 2000 m üNN)
eine kleine Pause ein. Kurz später, an der 65km-Markierung, stellte ich
erste Hochrechnungen über die Endzeit an. Zwar war klar, dass ich mein
Traumziel von 7:30 nicht mehr erreichen konnte, aber mit einem
5er-Schnitt würde ich zumindest unter 8 h und sogar unter meiner
2003er-Zeit bleiben. Immerhin etwas. Na los, 5er-Schnitt geht doch
immer, es sind ja nur noch 13 km und schließlich geht es auch noch
abwärts!
Tatsächlich konnte ich nun, da es über grüne Wiesen durchs Dischmatal
ging, wieder relativ problemlos laufen. Zwar zogen sich die km wie
Kaugummi, aber alle Berechnungen deuteten auf eine Zeit um 7:48 hin. An
den Verpflegungsstellen blieb ich nun nicht mehr stehen und ich hatte
das Gefühl, dass eigentlich nichts mehr schief gehen konnte.
An der "Duchlisage" bei km 75 stand wieder meine Familie, da gab ich
meinen Rucksack ab, sodass ich den Rest der Strecke ohne Balast
zurücklegen konnte. 200 m weiter kam eine letzte große Versuchung, da
lief ich in nur ca. 20 m Entfernung an meinem Hotelbett vorbei ;-)
Direkt danach knickte die Strecke von der Straße (auf der wir nur kurz
laufen mussten) nach links in den vermeintlich letzten kurzen Anstieg
ab. Plötzlich war der Weg vor mir durch etliche Nordic Walkerinnen
blockiert. Was soll das denn? Und dann tragen die auch noch
Startnummern, grrr. Muss das sein?
So langsam begriff ich dann, dass die Strecke des K21 (der bei Klosters
gestartet wurde) das selbe Schlussstück hatte wie unsere Strecke. Ich
meine die Startzeit des K21 sollte der Veranstalter nochmals
überdenken...
Natürlich kam ich doch ohne große Verzögerung an den
Stockschwingerinnen vorbei und den Anstieg hoch. Im Prinzip motiviert
es sogar, wenn man mal wieder überholen kann. Nach der Steigung kam
auch bald das 40km-Schild für den K42 - hm, eigentlich war das zu bald,
das waren doch nie und nimmer 1,3 km seit meinem 75km-Schild?! Naja,
auch gut, vielleicht ist es auch bis zum Ziel kürzer...
2003 führte die Strecke nun bald rechts runter nach Davos, wo noch ein
längeres Stück auf der (flachen) Straße gelaufen werden musste. Wenn
ich mir den Streckenplan vorher genauer angeschaut hätte, wäre mir
wahrscheinlich aufgefallen, dass das dieses Jahr nicht so war.
Stattdessen führte die Strecke weiter durch den Wald. Das war zwar
aufgrund des Schattens angenehm, allerdings kam da bald nochmal ein
Anstieg. Ach ja, das war die Strecke, die wir letztes Jahr beim
Gigathlon gelaufen sind - war da nicht noch ein zweiter schwererer
Anstieg hintendran?
Egal, so nah vorm Ziel ließ ich mich nicht mehr aufhalten und lief den
Anstieg zügig hoch. Der zweite Anstieg blieb uns zum Glück erspart, wir
durften vorher runter ins Dorf laufen. Dort wurde ich immer bejubelt,
wenn ein Zuschauer erkannte, dass da zwischen den K21ern mal ein
K78-Läufer kam (und auch noch schneller war).
Und dann war auch schon der Eingang zum Stadion da, wo noch eine halbe
Ehrenrunde gelaufen wurde. Jubelnd kam ich ins Ziel, dachte aber
immerhin noch daran, die Uhr anzuhalten. Wow, 7:43 - fünf Minuten
schneller als erwartet. Wie das? Aha, die Streckenmessung gibt auch nur
77,6 km aus (statt 78,5) - beim 75km-Schild hatte es noch ziemlich genau
gestimmt (Forerunner-Anzeige: 75,1 km).
Aber egal, ich war im Ziel und es ging mir noch recht gut.
Finisher-T-Shirt und Medaille abgeholt und ab Richtung Verpflegung. Im
Gegensatz zu 2003 hatte ich diesmal im Ziel keine Probleme mit dem
Kreislauf. Am Ende des Zielkanals warteten meine Schwägerinnen und mein
Schwager auf mich und gratulierten. Leider haben Sie nicht mitbekommen,
dass ich mir nur kurz ein Erdinger Alkoholfrei holen wollte und so
waren sie schon weg, als ich wieder zurück kam.
Nachdem ich im Schatten sitzend zwei Erdinger Alkoholfrei getrunken
hatte, war ich so weit wieder hergestellt, dass ich meine Sachen holen
und Duschen gehen konnte. Für die K78-Läufer gab es eine eigene Dusche,
das war sehr angenehm :-)
Frisch geduscht und mit dem Finisher-Shirt bekleidet schlenderte ich
zurück zum Stadion. Dort hing schon eine vorläufige Ergebnisliste. War
ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht so richtig zufrieden mit dem Lauf
gewesen, so kam nun das große Staunen: Platz 40! Das hätte ich beim
besten Willen nicht gedacht - 2003 war ich 91ster geworden. Entweder
der Lauf war dieses Jahr deutlich schwächer besetzt oder die
Streckenverhältnisse waren schwieriger - jedenfalls hätte meine
2003er-Zeit dieses Mal für Platz 57 gereicht.
Ups, der Bericht war jetzt doch nicht so kurz.
PS: In der endgültigen Ergebnisliste wurde meine Platzierung auf 41
korrigiert. Das letzte Teilstück war übrigens mein bestes: Davos ->
Filisur: Platz 43, Filisur -> Keschhütte: Platz 57, Keschhütte ->
Davos: Platz 39.
Datum: 26.7.2008 (Sat)
Ort: Davos (Schweiz)
Postleitzahl: CH
Homepage (Veranstalter): swiss alpine marathon davos - more than a race | Übersicht | swissalpine - 26. Juli 2008 - Davos
Ihr Name: Matthias Rosenkranz
Ihre eMail-Adresse: matthias.rosenkranz at gmx de
Streckenlaengen: K78, K42, C42, K31, ...
Beschaffenheit: Alle denkbaren Untergründe vorhanden
Profil: bergig, z.T. hochalpin
Wetter: teils sonnig, teils bedeckt, trocken, mäßig warm
Teilnehmer: K78: gut 1.000
Bericht:
Da der Lauf schon etwas zurückliegt und ich meine Gedankenstütze in Form
der Aufzeichnungen meines Forerunners leider überspielt habe, wird der
Bericht wohl etwas kürzer ausfallen, sorry.
Nachdem ich meinen ersten Saisonhöhepunkt (Freiburg-Marathon) versiebt
hatte (Ausstieg zur Halbzeit), wollte ich natürlich bei meinem zweiten
Höhepunkt, dem K78 beim Swiss Alpine Marathon, besser aussehen.
Das Training lief ganz gut. Auch wenn ich gerne noch etwas mehr Umfang
trainiert hätte, lag ich doch im Jahresschnitt bei genau 100
Wochenkilometern bis zum Lauf.
Wie bei meinen beiden bisherigen Teilnahmen (1993 und 2003) bin ich
erst am Tag vor dem Wettkampf angereist. Die letzten beiden Male hatte
ich keine Probleme mit der Akklimatisation, das sollte also auch
diesmal klappen.
Da wir in diesem Jahr anschließend an den Lauf noch eine Woche in Davos
zum Urlaub blieben, waren nicht nur meine Frau und meine beiden Töchter
mit dabei, sondern auch meine Schwiegereltern, zwei Schwägerinnen und
ein Schwager.
Nach den Todesfällen beim Zugspitz-Extremberglauf zwei Wochen zuvor war
ich natürlich vorsichtig geworden. Obwohl der Wetterbericht freundlich
aussah, ließ ich mir einen Trinkrucksack mit einer Jacke, einer Weste,
Handschuhen und einer Mütze sowie etwas Verpflegung vom Veranstalter
nach Bergün bringen, um auf der hochalpinen zweiten Hälfte gewappnet zu
sein. Dafür hatte ich beim Start nur ein Gel und nichts zu trinken
dabei.
Punkt 8:00 Uhr erfolgte nach "Conquest of Paradise" der Start und der
Lindwurm setzte sich in Bewegung. Außer dem K78, der übrigens laut
Ausschreibung 78,5 km lang ist und 2.320 Höhenmeter (sowohl aufwärts
als auch abwärts) enthält, starten auch der K31 (Ziel in Filisur) und
der C42 (Ziel irgendwo im Wald) um diese Uhrzeit in Davos.
Ich stand relativ weit vorne und bin ohne Stockungen losgekommen. Da
ich schneller sein wollte als beim letzten Mal, bin ich zügig
losgelaufen. Da zuerst eine Ehrenrunde durch Davos gelaufen wurde,
hatten wir am Bahnhof "Platz" (neben "Dorf" einer der beiden zentralen
Ortsteile von Davos) schon 5 km hinter uns gebracht - ich in 21:50.
Die Strecke verlief hier anders als beim letzten Mal. Wir mussten nicht
auf der Straße laufen sondern nutzten wohl die Strecke, auf der 2003 die
Walker unterwegs waren - diese starteten diesmal erst viel später von
Klosters aus Richtung Davos, zusammen mit den K21-Läufern.
Wir liefen zwar im Prinzip das Landwassertal hinunter, hielten uns aber
links der Straße ungefähr auf einer Höhe, sodass wir bei km 10 (iirc in
44:10) sogar etwas höher als beim Start waren. Die Strecke führte nun
immer mehr in den Wald und der Weg wurde immer schmaler und schöner.
Weiter hinten im Feld soll es hier zu Staus gekommen sein, davon habe
ich zum Glück nichts mitbekommen.
Spätestens beim Weiler Spina waren wir wieder auf der 2003er Strecke.
Kaum merklich erfolgte hier der erste Anstieg zum Rotschtobel auf 1.700
m (der Start war auf 1538 m) bei km 15. Kurz später erreichten wir
Monstein (mit eigener Dorfbrauerei). Nach einer kleinen Welle ging es
erst leicht, dann immer steiler auf einem schmalen Waldweg wieder
hinunter ins Landwassertal, wo wir beim Bahnhof Monstein (auf 1340 m)
auf die Hauptstraße trafen - hier war ungefähr km 20.
Während die Straße im Tunnel verschwand, durften wir in die
"Zügenschlucht" laufen. Unser Weg war eine breite, provisorische
Fahrstraße (geschottert), die leicht abwärts führte. Neben uns
verschwand der Fluss immer weiter in der Tiefe, was zu tollen
Ausblicken führte.
Nach knapp 25 km erreichten wir den Bahnhof Wiesen. Dort standen meine
Frau und meine Kinder, die mit dem Zug hierher gekommen waren, und
feuerten mich an. Da die Schranke wegen eines einfahrenden Zuges eh
gerade geschlossen war, drehte ich eine kleine Ehrenrunde zum
Abklatschen und blieb kurz an der Verpflegungsstelle stehen. Als ich
zur Schranke kam, ging die gerade wieder hoch :-)
Direkt nach dem Bahnhof folgte die Passage auf dem schmalen
Randstreifen des berühmten Wiesner Viadukts hoch über die
Zügenschlucht. Während sich meine Beine noch sehr gut anfühlten, hatte
ich schon einige Zeit ein flaues Gefühl im Magen. Ich überlegte mal
kurz ins Gebüsch zu verschwinden, so schlimm war es dann aber doch
nicht.
Das Streckenstück kurz nach dem Viadukt enthielt einige kurze aber sehr
steile Anstiege und Gefällstücke, bevor es Richtung Filisur
gleichmäßiger abwärts ging. Kurz vor Filisur zweigten die C42-Läufer
von unserer Strecke ab.
Am Bahnhof Filisur stand schon wieder meine Familie, sie hatten es in
Wiesen in den gerade einfahrenden Zug geschafft. Kurz später, mitten im
Ort, war das Ziel des K31, das ich nach 2:23:53 passierte (was übrigens
Platz 12 von 240 beim K31 gewesen wäre). Ich hoffte auf Toiletten dort,
habe aber keine gesehen. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Ich lief
als 43ter des K78 dort durch.
Kurz hinter Filisur, bei einem Sägewerk bei km 32, war der tiefste
Punkt der Strecke (1019 m) erreicht. Jetzt würde es erst mal längere
Zeit nur aufwärts gehen. Da mich mein Magen plagte, verschwand ich dann
doch mal kurz im Wald - zum Glück hatte ich etwas Papier dabei. So
richtig Erleichterung verschaffte mir das aber nicht.
Eine Weile folgten wir auf einem breiten Weg einem Bach, aber dann
mussten wir ziemlich steil auf schmalen Pfaden hoch zur Straße. Hier
bin ich zum ersten Mal ein größeres Stück gegangen. Auf der Straße
wurde es wieder etwas flacher und bald tauchte Bergün vor uns auf. Am
Ortseingang war das "Effektendepot", also die Stelle wo ich meinen
Rucksack bekam. Da der Helfer zuerst eine falsche Tasche brachte,
musste ich kurz warten. Direkt dahinter befand sich bei km 39 (auf 1365
m Höhe) die Verpflegungsstelle. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich
hier 3:02 auf der Uhr.
Ein kleines Stück weiter wartete wieder meine Familie auf mich. In
Bergün bereiteten sich gerade viele Läufer des K42 auf ihren Start vor.
Da dieser 3,5 h nach unserem Start war, hatte ich dieses mal freie Bahn.
2003 starteten die K42er eine halbe Stunde früher, sodass ich von hinten
in deren Feld hinein lief. Das war dieses Mal natürlich viel besser.
Hinter Bergün war der Weg zwar meistens ziemlich breit (Fahrstraße),
stieg aber merklich und konstant an. Ungefähr bei der Marathonmarke
fühlte ich mich auf einmal ziemlich platt und befürchtete, zu schnell
angegangen zu sein. Bei der Verpflegungsstelle in Teva traf ich einen
der Wuppertaler Läufer aus unserem Hotel, der wild um sich knipste.
Einen Teil seiner Bilder könnt ihr hier sehen:
Bilder swissalpine 2008 K78 von Guido Gallenkamp | Gallenkamp | Swissalpine - more than a race
Leider ist keins von mir dabei. Bis ins Ziel habe ich ihm übrigens noch
gut eine Stunde abgenommen ;-)
Bei der nächsten Verpflegung (irgendwie blieb ich jetzt bei jeder
Verpflegungsstelle immer länger stehen) überholte mich ein älterer
Läufer und zog leichtfüßig von dannen. Das muss Martin Schaefers (M50)
aus Kalletal gewesen sein, der noch 18ter wurde. Spätestens jetzt bekam
ich ernsthafte Zweifel an meiner Renneinteilung.
Kurz vor der letzten kleinen Ortschaft Chants wurde der Fahrweg so
steil, dass ich gehen musste. Die Verpflegungsstelle in Chants bei km
47,2 auf einer Höhe von 1822 m erreichte ich nach genau 4 h. Von Bergün
aus waren das also 8 km mit 460 Hm in 58 min. Hm, nicht so toll. 2003
war ich nach 4:04 in Chants.
Und nun begann erst der richtige Anstieg. Innerhalb von 5,7 km waren
810 Höhenmeter bis zur Keschhütte (2632 m), dem höchsten Punkt der
Strecke zu überwinden. Fast direkt nach Chants wurde es extrem steil,
sodass nur noch gehen möglich war. Trotzdem lag mein Puls fast konstant
bei 168 (89%). Im Gegensatz zu 2003 kam ich vorwärts ohne mich ständig
mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen zu müssen. Auch hatte
ich dieses Mal keine Rückenprobleme, obwohl ich in der Vorbereitung
heftig damit laboriert hatte.
Die Landschaft veränderte sich nun schnell. Zunächst marschierten wir
noch durch ein Waldstück, aber bald passierten wir die Baumgrenze und
auch das Buschwerk verschwand kurz später. Bei der Verpflegungsstelle
Tschüvel (laut Streckenplan gab es noch eine Verpflegungsstelle vorher,
aber an die kann ich mich nicht erinneren) gab es dann außer Geröll nur
noch etwas Gras und Disteln. Immerhin hatten wir nun schon mehr als die
Hälfte der Höhenmeter zwischen Chants und der Keschhütte geschafft.
Mir ging es hier nicht besonders gut, ich hatte leichte
Schwindelgefühle - ich vermute mal, dass das doch Probleme mit der Höhe
waren. Auch mein Magen fühlte sich merkwürdig an. Ich hatte bisher kaum
etwas gegessen, nur 2 Gels und einige wenige Bananenstücke, ich hatte
aber auch keinen Hunger. Ich dachte daran, dass Rennen aufzugeben, aber
den ganzen Weg nach Chants und weiter nach Bergün zurückzulaufen, dazu
hatte ich auch keine Lust.
Irgendwo in diesem Bereich überholten mich die Führenden des K42. Mein
Trost war, dass die in den steilen Stücken auch gingen. Zwischendurch
gab es nun wieder flachere Stücke, wo man laufen konnte. Vor allem beim
Wechsel vom Laufen zum Gehen machte mir mein Kreislauf Schwierigkeiten.
Trotzdem kämpfte ich mich weiter und irgendwann war ich dann doch nach
5:07 an der Keschhütte (km 52,9). Ich dachte 2003 wäre ich nach 5:10
hier gewesen und war über den geringen Vorsprung enttäuscht.
Tatsächlich war ich damals aber erst nach 5:16 oben, also war ich doch
nicht so schlecht. Trotzdem war ich im Anstieg viel schlechter als im
ersten Teilstück (Davos -> Filisur: Platz 43, Filisur -> Keschhütte:
Platz 57).
Der Rennarzt ließ mich problemlos passieren, obwohl ich mich wirklich
schlecht fühlte. Am Verpflegungsstand machte ich erst mal Pause und
versuchte etwas zu essen. Das Gebäck ("Alpinbrötli") war viel zu
trocken, als dass man es runter bekommen konnte. Also nur ein paar
Bananenstücke und etwas zu trinken (sehr wohltuend war hier die
Bouillon). Mir war kühl, also bin ich weiter gelaufen.
Der Himmel hatte sich etwas zugezogen und es war windig. Bis zum
Scalettapass habe ich gefröstelt und ständig überlegt, die Weste aus
dem Rucksack zu holen und anzuziehen. Ich habe es aber nicht getan.
Nach der Keschhütte ging es noch ganz kurz aufwärts. Hier muss kurz
nach mir ein Läufer abgerutscht und 10 m abgestürzt sein, er wurde mit
dem Helikopter ins Spital geflogen. Davon habe ich aber nichts
mitbekommen. Gut 200 Höhenmeter ging es dann hinunter, bevor wir wieder
ein Stück relativ flach laufen durften. Bald kam die "Weiche", wo wir
links auf den Panoramatrail durften, während die K42er noch weiter ins
Tal zur Alp Funtauna laufen mussten.
Der Panoramatrail schlängelt sich am Bergrücken entlang und steigt im
Schnitt leicht an. Der Weg ist meist sehr schmal und rechts geht es
ziemlich steil abwärts. Man muss also sehr aufpassen und
Schwindelgefühle (wie ich sie hatte) sind gar nicht gut. Eigentlich
konnte man fast durchgehend laufen, aber ich fühlte mich so bescheiden,
dass ich nach kurzen Zwangsgehphasen nicht gleich loslief. Ein paar Mal
wurde ich überholt, allerdings war das Feld hier so dünn, dass das nur
selten geschah.
Kurz nach km 57 war "in the middle of nowhere" eine Verpflegungsstelle
aufgebaut. Die Helfer fragten mich, wie es mir geht und ich antwortete
wahrheitsgemäß: "Schlecht". Die angebotene Massage habe ich aber
abgelehnt, schließlich hatte ich keine muskulären Probleme. Stattdessen
habe ich mich auf die Theke aufgestützt und zwei Bananenstücke gegessen.
Davon wurde mir so schlecht, dass ich mich beinahe übergeben musste.
Bevor es noch schlimmer wurde, bin ich lieber weitergelaufen.
Immerhin kam nun bald der Scalettapass in Sicht. Kurz vorher wurde die
Strecke wieder belebter, da ca. 100 Höhenmeter unterhalb des Passes die
"Wiedervereinigung" mit der K42-Strecke erfolgte. Auf der Passhöhe und
auf dem Weg dahin gab es (im Gegensatz zum Panoramatrail) auch wieder
einige Zuschauer, obwohl der Pass nur zu Fuß erreichbar ist. Da ich mir
vor den Zuschauern keine Blöße geben wollte, lief bzw. ging ich zügig
zum Pass hoch. Bei der Verpflegungsstelle oben brauchte ich aber erst
mal eine kleine Pause. Mein Kreislauf spielte immer noch etwas
verrückt, ich hoffte aber, dass es weiter unten besser würde.
Abwärts war nun höchste Konzentration gefordert, da es auf 3 km auf
steinigen, unebenen Wegen 500 Höhenmeter abwärts ging. 2003 fand ich
das Stück toll, u.a. weil ich sehr viele Läufer überholte. Diesmal kam
ich mir eher schwerfällig vor und ich überholte fast niemanden. Das war
etwas frustrierend, auch wenn ich wusste, dass das hauptsächlich am
späteren Start des K42 lag (weshalb fast alle K42-Läufer hinter mir
waren, und nicht wie 2003 vor mir).
Mit abnehmender Höhe fühlte ich mich tatsächlich etwas besser. Trotzdem
legte ich an der Verpflegungsstelle am Dürrboden (km 64,4, 2000 m üNN)
eine kleine Pause ein. Kurz später, an der 65km-Markierung, stellte ich
erste Hochrechnungen über die Endzeit an. Zwar war klar, dass ich mein
Traumziel von 7:30 nicht mehr erreichen konnte, aber mit einem
5er-Schnitt würde ich zumindest unter 8 h und sogar unter meiner
2003er-Zeit bleiben. Immerhin etwas. Na los, 5er-Schnitt geht doch
immer, es sind ja nur noch 13 km und schließlich geht es auch noch
abwärts!
Tatsächlich konnte ich nun, da es über grüne Wiesen durchs Dischmatal
ging, wieder relativ problemlos laufen. Zwar zogen sich die km wie
Kaugummi, aber alle Berechnungen deuteten auf eine Zeit um 7:48 hin. An
den Verpflegungsstellen blieb ich nun nicht mehr stehen und ich hatte
das Gefühl, dass eigentlich nichts mehr schief gehen konnte.
An der "Duchlisage" bei km 75 stand wieder meine Familie, da gab ich
meinen Rucksack ab, sodass ich den Rest der Strecke ohne Balast
zurücklegen konnte. 200 m weiter kam eine letzte große Versuchung, da
lief ich in nur ca. 20 m Entfernung an meinem Hotelbett vorbei ;-)
Direkt danach knickte die Strecke von der Straße (auf der wir nur kurz
laufen mussten) nach links in den vermeintlich letzten kurzen Anstieg
ab. Plötzlich war der Weg vor mir durch etliche Nordic Walkerinnen
blockiert. Was soll das denn? Und dann tragen die auch noch
Startnummern, grrr. Muss das sein?
So langsam begriff ich dann, dass die Strecke des K21 (der bei Klosters
gestartet wurde) das selbe Schlussstück hatte wie unsere Strecke. Ich
meine die Startzeit des K21 sollte der Veranstalter nochmals
überdenken...
Natürlich kam ich doch ohne große Verzögerung an den
Stockschwingerinnen vorbei und den Anstieg hoch. Im Prinzip motiviert
es sogar, wenn man mal wieder überholen kann. Nach der Steigung kam
auch bald das 40km-Schild für den K42 - hm, eigentlich war das zu bald,
das waren doch nie und nimmer 1,3 km seit meinem 75km-Schild?! Naja,
auch gut, vielleicht ist es auch bis zum Ziel kürzer...
2003 führte die Strecke nun bald rechts runter nach Davos, wo noch ein
längeres Stück auf der (flachen) Straße gelaufen werden musste. Wenn
ich mir den Streckenplan vorher genauer angeschaut hätte, wäre mir
wahrscheinlich aufgefallen, dass das dieses Jahr nicht so war.
Stattdessen führte die Strecke weiter durch den Wald. Das war zwar
aufgrund des Schattens angenehm, allerdings kam da bald nochmal ein
Anstieg. Ach ja, das war die Strecke, die wir letztes Jahr beim
Gigathlon gelaufen sind - war da nicht noch ein zweiter schwererer
Anstieg hintendran?
Egal, so nah vorm Ziel ließ ich mich nicht mehr aufhalten und lief den
Anstieg zügig hoch. Der zweite Anstieg blieb uns zum Glück erspart, wir
durften vorher runter ins Dorf laufen. Dort wurde ich immer bejubelt,
wenn ein Zuschauer erkannte, dass da zwischen den K21ern mal ein
K78-Läufer kam (und auch noch schneller war).
Und dann war auch schon der Eingang zum Stadion da, wo noch eine halbe
Ehrenrunde gelaufen wurde. Jubelnd kam ich ins Ziel, dachte aber
immerhin noch daran, die Uhr anzuhalten. Wow, 7:43 - fünf Minuten
schneller als erwartet. Wie das? Aha, die Streckenmessung gibt auch nur
77,6 km aus (statt 78,5) - beim 75km-Schild hatte es noch ziemlich genau
gestimmt (Forerunner-Anzeige: 75,1 km).
Aber egal, ich war im Ziel und es ging mir noch recht gut.
Finisher-T-Shirt und Medaille abgeholt und ab Richtung Verpflegung. Im
Gegensatz zu 2003 hatte ich diesmal im Ziel keine Probleme mit dem
Kreislauf. Am Ende des Zielkanals warteten meine Schwägerinnen und mein
Schwager auf mich und gratulierten. Leider haben Sie nicht mitbekommen,
dass ich mir nur kurz ein Erdinger Alkoholfrei holen wollte und so
waren sie schon weg, als ich wieder zurück kam.
Nachdem ich im Schatten sitzend zwei Erdinger Alkoholfrei getrunken
hatte, war ich so weit wieder hergestellt, dass ich meine Sachen holen
und Duschen gehen konnte. Für die K78-Läufer gab es eine eigene Dusche,
das war sehr angenehm :-)
Frisch geduscht und mit dem Finisher-Shirt bekleidet schlenderte ich
zurück zum Stadion. Dort hing schon eine vorläufige Ergebnisliste. War
ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht so richtig zufrieden mit dem Lauf
gewesen, so kam nun das große Staunen: Platz 40! Das hätte ich beim
besten Willen nicht gedacht - 2003 war ich 91ster geworden. Entweder
der Lauf war dieses Jahr deutlich schwächer besetzt oder die
Streckenverhältnisse waren schwieriger - jedenfalls hätte meine
2003er-Zeit dieses Mal für Platz 57 gereicht.
Ups, der Bericht war jetzt doch nicht so kurz.
PS: In der endgültigen Ergebnisliste wurde meine Platzierung auf 41
korrigiert. Das letzte Teilstück war übrigens mein bestes: Davos ->
Filisur: Platz 43, Filisur -> Keschhütte: Platz 57, Keschhütte ->
Davos: Platz 39.