Jemand der Beratung braucht, bekommt die natürlich im Discounter nicht. Außerdem gibt es da kein Lufband zum testen usw.
Jemand der keine Beratung braucht und weiß, dass er mit den Schuhen klar kommt, kann natürlich im Discounter kaufen. Wobei ich persönlich so wenig wie möglich bei Lidl kaufe. Ist für mich einfach der übelste Discounter, was den Umgang mit seinen Mitarbeitern angeht, das war auch schon vor der Bespitzelungsaffäre bekannt.
Deshalb finde ich es seltsam, dass hier Läufer so stolz drauf sind, in den Lidl Schlappen zu laufen. Und bei 13 Euro verkaufspreis ist klar, dass die Menschen, die den Kram in Asien zusammenschustern müssen, sicher nicht mehr verdienen können als bei den Markenherstellern. Vielleicht verdienen sie auch nicht (viel) weniger, aber Lidl traue ich es durchaus zu, den Preis soweit zu drücken, wie es nur geht.
Aber die Preisersparnis kommt sicher nicht in erster Linie durch die Herstellung, wobei da auch gespart wird. Alle Woolf- und Discountermodelle, die ich bisher in der Hand hatte, machen einen weniger "wertigen" und im Vergleich zu deutlich teureren Markenaufschuhen "billigen" Eindruck. Das heißt nicht, dass sie weniger lang halten aber es wird sehr am Design und am "look and feel" gespart.
Der Preisunterschied liegt natürlich in erster Linie an den Marketing- und Designbudgets der großen Markenhersteller und an den höheren Margen, die der Einzelhändler braucht, um seinen Service bieten zu können.
Man kann sich überlegen, ob man das Geld für diese Hersteller übrig hat, von dem Geld werden u. U. wenigstens noch ein paar mehr Jobs in Europa bezahlt. Die Woolf-Schuhe sehen so aus, als würde für jedes Modell wieder der billigste Designer genommen, der sich finden lässt. Da ist keine Linie erkennbar. Bei den Markenherstellern werden offensichtlich noch ein paar Leute anständig bezahlt, um ansprechendes Design zu kreieren. Außerdem fließt auch Geld in Sponsoring.
Natürlich sind die Markensportschuhe überteuert, das waren sie schon immer. Natürlich ist das Geschäftsmodell: Massenhaft Geld in Marketing, Werbung und Design stecken und billig in Asien produzieren moralisch auch mindestens ein wenig fragwürdig. Aber ist das Discount-Konzept in der Hinsicht besser, außer für den eigenen Geldbeutel?
Beim 13 Euro Discount-Schuh bleibt für Sponsoring oder Designbudget wohl eher wenig übrig. Übrigens wirken die billigsten modelle der Markenhersteller ähnlich billlig. Nur kosten, die im Sonderangebot meist noch 30-50 Euro. Lustigerweise sind das wieder ähnliche Preise wie Woolf sie regulär hat. Ist am Ende die gleiche Fabrik?!

Das weiß man nicht, aber es kochen eben alle nur mit Wasser. Und eigene Fabriken haben heute eh die wenigsten Markenhersteller. Die Produktionstätten sind meist in den 90ern schon abgewickelt worden und haben sich in Aufträge verwandelt, die nach Asien in den Betrieb gehen, der es billig genug macht.
Das ganze High-Tech Ramba zamba ist natürlich größtenteils Unsinn, den die Discounter und Woolf (Laut woolf Werbung sind die Schuhe auch "high-tech") aber ähnlich handhaben wie der Rest - nur bei günstigeren Preisen. Vor 30 Jahren sind Läufer auch mit weniger angeblichem "High-Tech" Olympiasieger geworden.
Die entscheidenden "Revolutionen" waren möglicherweise noch die auswechselbaren Nägel bei den Rennschuhen und die Einführung von Nylonmaterial, das die Schuhe im Vergleich zu den Vollledermodellen deutlich leichter machte. Wobei die alten Vollledermodelle dafür von der Haltbarkeit des Obermaterials unschlagbar waren.
Kein Dämpfungssystem hat das Laufen je revolutioniert. Das war schon immer eine Marketing-Lüge. Es ist schon richtig lustig, wie manche Hersteller da immer wieder versuchen, eine neue Sau durchs Dorf zu treiben. Bei Reebok erinnere ich mich z. B. an Energy Return (mit röhren aus "Weltraumkunsttoff"), an "Hexalite" - alles gefloppt, genauso wie die Aufblaspolsterung "Pump". Adidas hat auch Probleme, da eine Nische zu finden, schließlich sind Luft und Gel schon von der konkurrenz besetzt. Da gab es auswechsel-, einstellbare und "intelligente " Dämpfung, weder das Netz um die Zwischensohle noch die "SoftCell" Kügelchen haben sich durchgesetzt.
Dagegen blieben Nike mit air und Asics mit Gel ihrem Konzept treu - die Kunden belohnen das, wohl weil es glaubwürdiger wirkt. Vielleicht liegt es auch nur am Design, Adidas und Puma hatten Phasen, da war das kaum erträglich, Reebok sowieso, bei Asics und Nike ging es eigentlich meist. Wobei Asics ohne GEL angefangen hat, den Markt zu erobern. Damals konnte man noch Spitzenmodelle ohne "Spezialdämpfung" verkaufen.
Bei Verletzungen und Problemen wird das oft viel zu schnell auf den Schuh geschoben. Oft liegt es an ganz anderen Sachen. Training heisst Gewöhnung, und wenn Umfang zu schnell gesteigert wird oder von 0 auf 100 massiv Tempotraining gemacht wird, obwohl man es nicht gewohnt ist, kann es eben zu Problemen kommen. Nur hat das meist nix mit den Schuhen zu tun.
Und: An ALLE Schuhe muss man sich ein wenig gewöhnen.
Gruß
C.