Vorerst muss ich anmerken, dass wir es hier mit einer heiklen Thematik zu tun haben, die weitaus differenzierter betrachtet werden muss, als bei einigen anderen hier. Was würde es einem bringen, wenn man wahllos einen fragenden User' attackiert, der lediglich eine Vermutung anhand seiner Hintergrundinformationen stellt, und diese dem breiten Forumpublikum als Diskussionspunkt serviert.
Im Rahmen einer studentischen Arbeit habe ich mich ausgiebig mit der Thematik sport und gesellschaft befasst. Was dabei auffällt ist, dass der Sport Spiegel der Gesellschaft bzw. ihrer Wirtschaftlichen Entwicklung ist-bzw. so gedeutet werden kann.
Inwieweit der Status von "sportlicher Betätigung", von einer natürlichen Freude an Bewegung und dem dazugehörigen sportlichen Ehrgeiz in einer Gesellschaft reflektiert werden kann, indem man sich auf irgendwelche wirtschaftlichen Faktoren in dem jeweiligen Staat selbst entlanghangelt, kann letztendlich nur vermutet werden. Denn genaue Studien und Umfrageergebnisse liegen mir zumindest nicht vor, deshalb kann ich mir irgendwelche Rückschlüsse dazu lediglich erahnen -Dem logischen Denken sei dank-
Fakt ist jedoch, dass ausgehend von seiner wirtschaftlichen Situation (Entwicklungs.-Schwellen.-Industrieland), sozialen Strukturen sowie ihrem politischen System (Diktatur, Förderation, Demokratie, Republik etc.) die Bedeutung des Sports im eigentlichen Sinne ganz unterschiedlich von der jeweiligen Gesellschaft in einem Land wahrgenommen wird. Während industriell hoch entwickelte Staaten wie den aktuellen G8 -Deutschland mit eingeschlossen- ihrer Bevölkerung einen hohen Lebensstandart, ein sozial-ausgelegtes System sowie eine passable Infrastruktur anbieten können, enwickelt sich ein fast schon medien/.-konsumgesteuerter Zugang zum Sport.
Betrachten wir doch die unzähligen, in den Medien perfekt inszinierten, für's Großpublikum angelegten Werbeprojekte von irgendwelchen Krankenkassen/Sportverbänden -Wobei nur in Deutschland dieses Phänomen in diesem Härtegrad vorkommt ("Beweg dich!", "Jugend macht Sport" usw.), so kann man innerhalb der Gesellschaft einen klaren Trend erkennen. Der Begriff Sport wird tendenziell eher mit regelmäßiger, entspannender Bewegung assoziiert, mit einem Hauch von Gesundheitsverbesserung, innerem Ausgleich und Seelenbalsam ("Heute darf ich mal im Schokoregal etwas rumsündigen, bin ja auch 5Km gelaufen"), als mit einem leistungsorientierten, strapaziösen und körperlich stählernden Trainingsprogramm wie wir es gewohnt sind, denn wir leben ganz klar in einer vom Komfort gesteuerten Gesellschaft. Warum sollte man sich in irgendeiner Form anstregen, wenn man schon am eigenen Arbeitsplatz der regelmäßigen Belastung nicht standhält, mit Ausnahme von einigen bestimmten Berufskreisen. Und dann noch nach Feierabend?
Dennoch.Wir leben nach dem Prinzip "less is more", doch wir wollen immer "more". Warum wird nicht gleich im kommenden Superwahlkampf 2009 der Slogan "Yes, we can...have more" groß proklamiert? Vielleicht für "less effort", denn für "more", sprich körperlichem Wohlbefinden, Krankheitsprävention und gesellschaftlicher Anerkennung ("Du machst ja regelmäßig Sport, Wow!") verlangen Menschen immer weniger Eigenleistung ihrerseits, und suchen nach alternativen, komfortableren Lösungen zur Umsetzung ihrer Vorstellungen. Vermeindlichen Lösungen, die vielleicht im Endresultat nichts bewirkt und das eigene Budget nur unnötig beansprucht haben.
Apropos gesellschaftlicher Anerkennung, wo wir bei diesem Thema angelangt sind, könnte ich ruhig auch einige Zeilen dafür verschwenden, um klarzumachen, dass man in unserer Gesellschaft als Versager, als "Niete" bezeichnet wird, als soziales Abfallprodukt, wenn man nicht annähernd den Schönheitsidealen der Gesellschaft entspricht. Was bei uns "Runnern" trotz der erforderlichen Selbstdisziplin und Konsequenz gänzlig auf frewilliger Basis erfolgt, wird innerhalb unserer Komfortgesellschaft als purer Zwang empfunden, den man sich selbst unterstellt, sobald man nicht mehr als "Standart" ist. Wir wollen ja alle "more", ein niemals endender Prozess, denn "more" bedeutet gleichzeitig, dass man niemals mit der jetzigen Situation zufrieden sein kann, denn der "more"-Prozess, also das Verlangen nach einem schöneren Leben, findet niemals ein Ende. Zumindest bei denen nicht, und in manchen Lebensbereichen auch bei mir nicht. Und davon wird jeder betroffen sein, ohne Zweifel.
In wirtschaftlich unterentwickelten Staaten, wie beispielsweise zahlreiche Regionen des schwarzen Kontinents, entwickelt sich ein ganz anderes Bewusststein für die "richtige" Herangehensweise an Sport als bei unserer komfortgesteuerten Gesellschaft. Während die einen, leider auch die Mehrheit bildenden Menschen sich tagtäglich vor der quählenden Frage stellen, wielange noch ihre Essensrationen reichen, bzw. ob der Beruf zu solch einem Hungerlohn noch der Familie profitabel genug erscheint, um einigermaßen über die Runden zu kommen und ganz elementare Dinge zu finanzieren, suchen die wenigsten einen direkten Ausgang aus dieser Armut, den sie selbst einleiten und hart erarbeiten müssen. Die einen über eine perfekte Bildung (siehe China, Indien etc.), die anderen sehen ihre Chancen zu finanziellem und sozialem Ruhm in der Leidenschaft für Sport, ihrem angeborenen Talent und ihrem Characktereigenschaften selbst. Warum wohl werden immer mehr Lauftalente in Talentschmieden in den Berghöhen Kenias und Ethiopiens zu regelrechten Siegesgaranten "hochgezüchtet"? Weil innerhalb ihrer Bevölkerung ihre nationale Armut immer weiter voranschreitet, ihre Opfer fordert, und ihnen keine andere Wahl lässt, als zu kämpfen. Fast, als ob sie mit ihrem eigenen Leben bezahlen müssten.
In solchen Regionen wäre zweifellos kein Platz für Nordic.-Walking, Aloevera, finnischer Saune, Wellness usw., denn hier wird Etablierung als erfolgreicher, professioneller Athlet, beispielsweise in der Leichtathletikszene einem Auszug von jeglicher Armut, einem Ausgang von Hunger und Leiden, gleichgesetzt.
[...]to be continued