Ist ja nur ein Halbmarathon (7. Frankfurter Lufthansa Halbmarathon am 1. März 2009)
Verfasst: 04.03.2009, 15:05
Eigentlich stehen die Vorzeichen ja auch schon schlecht. Aber es ist ja nur ein Halbmarathon. Auch wenn ich nicht wirklich so denke, als morgens der Wetter klingelt. Eigentlich habe ich überhaupt keine Motivation für heute. Ich weiß, dass ich nicht gut vorbereitet bin. Aber das Wetter soll gut werden und ich bin angemeldet. Und außerdem muss ich mal wieder in den Rhythmus kommen.
Noch im Oktober 2007 habe ich meinen ersten Marathon in Frankfurt super über die Bühne gebracht und mich auch direkt für das nächste Jahr angemeldet. Dann kam eine böse Verletzung im Frühjahr/Sommer 2008 und somit eine lange, gut über ein halbes Jahr andauernde, Laufpause. Erst wenige Wochen vor Jahresende konnte ich wieder anfangen mit dem Training; immer noch nicht ganz schmerzfrei. Der Silvesterlauf war dann ganz schön hart. Aber ich habe weiter trainiert, wenn auch nicht ganz so ambitioniert wie vorher, denn es war schon sehr frustrierend. Ich kam mir vor, wie ein absoluter Laufanfänger mit hohem Puls und allem drum und dran.
Aber zurück zum heutigen Frankfurter Halbmarathon, den ich bereits zweimal mitgelaufen bin und von dem ich weiß, dass er öde und anstrengend werden kann. Aber eben weil ich weiß, dass ich nicht so toll vorbereitet bin und auch noch nicht so fit bin, will ich es langsam angehen lassen. Micha, mein Mann, hatte letzte Woche noch eine fiese Grippe und hat sich aber für den Lauf entschieden. Er will heute mit mir langsam beginnen und eventuell in der zweiten Hälfte schauen, was geht.
Wir fahren mit dem Auto zum Nordwestzentrum. Schon auf dem Weg zur Anmeldung merke ich, dass ich gut hydriert sein muss („Wo ist denn die nächste Toilette?“). Waaaas? Die öffentlichen Toiletten im Erdgeschoss geschlossen wegen Kanalarbeiten? Na wunderbar! Also ab zu den Dixies. Warum brauchen eigentlich Männer immer so unheimlich lange auf den Dixies? So heimelich sind die Dinger doch wirklich nicht *brrr*.
Danach Startunterlagen abholen. Das geht fix. Und wir treffen auch Michi, Andreas und Thorsten. Seltsam… bei 3000 Leuten trifft man dann doch immer wieder bekannte Gesichter, ohne sich zu verabreden.
Kurz vor dem Lauf suche ich doch lieber nochmal die Dixies auf. Oh, es geht schon los und ich stehe immer noch in der Schlange; vor mir noch drei Läufer. Naja, wird schon passen. Wenn ich rauskomme, ist wahrscheinlich gerade mein Block unterwegs zum Start. So ist es auch. Micha steht auch schon parat und es geht direkt los.
Das Feld ist sehr dicht aber wir haben genug Platz. Auch rennt das Feld heute nicht los wie bescheuert und ich bin guter Dinge, dass wir uns richtig platziert haben. Nach einem Kilometer merke ich, dass unsere Marschroute mit 5:40min/km doch etwas schneller ist, als ich mit „ruhig angehen lassen“ geplant hatte. Aber ich fühle mich bei dem Tempo wohl, also kann es auch erst mal so weitergehen. Noch kann ich mich sogar auch mit Micha gut unterhalten.
Ach, da schau her. Links neben uns taucht plötzlich der 1:59 h Zug- und Bremsläufer auf. Der Arme muss den Ballon nach oben halten, weil er von selbst nicht oben bleibt. Wohl zu schwer. Er scheint dabei aber auch jegliches Tempogefühl zu verlieren, denn meines Erachtens ist er viel zu schnell für diese Ziel-Zeit. Und nicht nur Micha und ich sind dieser Meinung, auch die beiden Herren hinter uns unterhalten sich gerade darüber. Nee nee, das lass ich heute mal sein, der ist mir zu schnell. Wir laufen lieber unser Tempo, das für meinen Geschmack schon schnell genug ist (Im Schnitt sind wir immer noch bei den 5:40 min pro Kilometer). Irgendwann wird ihm der Ballon definitiv zu schwer und er gibt ihn einem Bekannten am Straßenrand, bevor er rasend im vorderen Feld entschwindet und nicht mehr gesehen ward.
Die ersten fünf, sechs Kilometer fliegen nur so vorbei. Ich sollte dabei aber nicht vergessen, dass es oft bergab geht und wir das zurück auch alles wieder hochlaufen müssen. Mein Puls ist hoch, was ich auch beim Atmen merke, aber nicht bedrohlich.
Bei ca. Kilometer 10, den wir bei 00:56:16 (wow, richtig akzeptable Zeit für meinen Trainingszustand, wie ich finde) machen sich irgendwie Rückenschmerzen bemerkbar. Erst ganz schleichend, dann immer stärker werdend. Ich erwähne zum ersten Mal meine Schmerzen Micha gegenüber.
Es geht weiter Richtung Main und so ganz zögerlich macht sich die Sonne bemerkbar. Nein, bitte bleib weg. Lass Dir Zeit. Mir ist auch ohne Sonne schon warm genug. Bitte erst nach dem Lauf! Irgendwann sind die Schmerzen so fies, dass ich das Gefühl habe, jemand hat mir ein Messer in den Rücken gerammt, das vorne auf Brusthöhe wieder zum Vorschein kommt. Glatter Durchstoß. Und genau so fühlt sich das an. Jeder Schritt, jeder Atemzug bereitet mir höllische Schmerzen. Micha versucht mich ständig aufzubauen. Er merkt aber auch, dass ich wirklich schwer zu kämpfen habe und sagt, ich solle lieber aufhören, wenn es gar nicht mehr geht. Aber was tun? Auf den Besenwagen warten? Der würde noch ein Weilchen brauchen. Rumstehen und frieren?
Und dazu kommt, dass wir schon gleich wieder am Eschenheimer Turm sind und es dann rauf und vor allem wieder raus auf die lange Gerade geht. Und da steht auch schon Petra, unser einziger Streckenposten heute. Sie hält so intensiv Ausschau nach uns, dass sie uns gar nicht sieht. Ich erzähle ihr von meinen Aufgabeplänen aber sie zeigt kein Pardon. „Quaaatsch, Du schaffst das… weiter!“. Und plötzlich stimmen alle Zuschauer, die das mitbekommen haben, mit ein. „Weitermachen“, „Du schaffst das“, „Los jetzt!“. Ok, ich lauf ja schon weiter.
Aber es geht nur ein Stück voran. Ich muss stehen bleiben und meinen Rücken dehnen. Versuchen, flach zu atmen, damit es nicht so weh tut. Dann nochmal anlaufen und einen Versuch starten. Nach einer kurzen Weile muss ich nochmals stehen bleiben. Micha trabt die ganze Zeit brav weiter neben mir her und versucht mich aufzumuntern. Auch eine mehrmalige Bestätigung, dass er sehr gerne sein Tempo laufen und vorlaufen kann, bringen ihn nicht davon ab, mir nicht von der Seite zu weichen. Er will mich lieber nicht alleine lassen. Danke dafür ;) Wer weiß, vielleicht hätte ich sonst doch aufgegeben.
Dann versuche ich, herunterzukommen… Augen zumachen beim Laufen, gaaaanz ruhig und nicht zu tief atmen, locker und ruhig weiterlaufen… fast schon wie eine Meditation… und es scheint zu funktionieren. Die Schmerzen lassen zumindest etwas nach.
Und so schleppe ich mich mit Micha an meiner Seite die letzten ca. sieben Kilometer ins Ziel. Manchmal werden die Schmerzen für kurze Zeit wieder fast unerträglich. Wieder meditieren… weiter geht’s.
Micha muss mal kurz austreten… ich laufe (trabe) schon mal langsam weiter. Ich höre, wie er sich mit jemandem hinter mir unterhält, von wegen, dass er gleich nachkommt. Ich drehe mich um und hinter mir ist Andreas. Wir laufen ein bisschen gemeinsam weiter aber er will auf die letzten zwei, drei Kilometer nochmal schauen was geht. Wir lassen ihn ziehen; ich kann einfach nicht mehr schneller, ohne dass die Schmerzen wieder unerträglich werden
Endlich nach einer nicht mehr enden wollenden Geraden kommt die letzte Steigung in der Linkskurve. „Wir haben es gleich geschafft“, muntert mich Micha nochmal auf. Letzte Kurve… und da ist das Ziel! Wir laufen zum ersten Mal Hand in Hand durchs Ziel bei einer Zeit von 2:04:50. Sicher nicht berühmt und ich bin auch gar nicht so ausgepowert im Ziel wie sonst immer. Aber ich habe das Ding doch irgendwie noch über die Bühne gebracht. Ich bin zwar enttäuscht über den Verlauf des Laufs aber stolz auf mein Durchhaltevermögen!
Im Ziel empfängt uns Michi mit einem Stück Marmorkuchen für jeden. Er hat wieder mal ne super Zeit hingelegt (Gratulation!).
Und in ca. 9 Wochen beim HM in Mainz wird das hoffentlich auch wieder besser laufen!
In diesem Sinne wird ab nächster Woche (die Rückenschmerzen sind noch nicht ganz weg) weitergelaufen...
...bibee
Noch im Oktober 2007 habe ich meinen ersten Marathon in Frankfurt super über die Bühne gebracht und mich auch direkt für das nächste Jahr angemeldet. Dann kam eine böse Verletzung im Frühjahr/Sommer 2008 und somit eine lange, gut über ein halbes Jahr andauernde, Laufpause. Erst wenige Wochen vor Jahresende konnte ich wieder anfangen mit dem Training; immer noch nicht ganz schmerzfrei. Der Silvesterlauf war dann ganz schön hart. Aber ich habe weiter trainiert, wenn auch nicht ganz so ambitioniert wie vorher, denn es war schon sehr frustrierend. Ich kam mir vor, wie ein absoluter Laufanfänger mit hohem Puls und allem drum und dran.
Aber zurück zum heutigen Frankfurter Halbmarathon, den ich bereits zweimal mitgelaufen bin und von dem ich weiß, dass er öde und anstrengend werden kann. Aber eben weil ich weiß, dass ich nicht so toll vorbereitet bin und auch noch nicht so fit bin, will ich es langsam angehen lassen. Micha, mein Mann, hatte letzte Woche noch eine fiese Grippe und hat sich aber für den Lauf entschieden. Er will heute mit mir langsam beginnen und eventuell in der zweiten Hälfte schauen, was geht.
Wir fahren mit dem Auto zum Nordwestzentrum. Schon auf dem Weg zur Anmeldung merke ich, dass ich gut hydriert sein muss („Wo ist denn die nächste Toilette?“). Waaaas? Die öffentlichen Toiletten im Erdgeschoss geschlossen wegen Kanalarbeiten? Na wunderbar! Also ab zu den Dixies. Warum brauchen eigentlich Männer immer so unheimlich lange auf den Dixies? So heimelich sind die Dinger doch wirklich nicht *brrr*.
Danach Startunterlagen abholen. Das geht fix. Und wir treffen auch Michi, Andreas und Thorsten. Seltsam… bei 3000 Leuten trifft man dann doch immer wieder bekannte Gesichter, ohne sich zu verabreden.
Kurz vor dem Lauf suche ich doch lieber nochmal die Dixies auf. Oh, es geht schon los und ich stehe immer noch in der Schlange; vor mir noch drei Läufer. Naja, wird schon passen. Wenn ich rauskomme, ist wahrscheinlich gerade mein Block unterwegs zum Start. So ist es auch. Micha steht auch schon parat und es geht direkt los.
Das Feld ist sehr dicht aber wir haben genug Platz. Auch rennt das Feld heute nicht los wie bescheuert und ich bin guter Dinge, dass wir uns richtig platziert haben. Nach einem Kilometer merke ich, dass unsere Marschroute mit 5:40min/km doch etwas schneller ist, als ich mit „ruhig angehen lassen“ geplant hatte. Aber ich fühle mich bei dem Tempo wohl, also kann es auch erst mal so weitergehen. Noch kann ich mich sogar auch mit Micha gut unterhalten.
Ach, da schau her. Links neben uns taucht plötzlich der 1:59 h Zug- und Bremsläufer auf. Der Arme muss den Ballon nach oben halten, weil er von selbst nicht oben bleibt. Wohl zu schwer. Er scheint dabei aber auch jegliches Tempogefühl zu verlieren, denn meines Erachtens ist er viel zu schnell für diese Ziel-Zeit. Und nicht nur Micha und ich sind dieser Meinung, auch die beiden Herren hinter uns unterhalten sich gerade darüber. Nee nee, das lass ich heute mal sein, der ist mir zu schnell. Wir laufen lieber unser Tempo, das für meinen Geschmack schon schnell genug ist (Im Schnitt sind wir immer noch bei den 5:40 min pro Kilometer). Irgendwann wird ihm der Ballon definitiv zu schwer und er gibt ihn einem Bekannten am Straßenrand, bevor er rasend im vorderen Feld entschwindet und nicht mehr gesehen ward.
Die ersten fünf, sechs Kilometer fliegen nur so vorbei. Ich sollte dabei aber nicht vergessen, dass es oft bergab geht und wir das zurück auch alles wieder hochlaufen müssen. Mein Puls ist hoch, was ich auch beim Atmen merke, aber nicht bedrohlich.
Bei ca. Kilometer 10, den wir bei 00:56:16 (wow, richtig akzeptable Zeit für meinen Trainingszustand, wie ich finde) machen sich irgendwie Rückenschmerzen bemerkbar. Erst ganz schleichend, dann immer stärker werdend. Ich erwähne zum ersten Mal meine Schmerzen Micha gegenüber.
Es geht weiter Richtung Main und so ganz zögerlich macht sich die Sonne bemerkbar. Nein, bitte bleib weg. Lass Dir Zeit. Mir ist auch ohne Sonne schon warm genug. Bitte erst nach dem Lauf! Irgendwann sind die Schmerzen so fies, dass ich das Gefühl habe, jemand hat mir ein Messer in den Rücken gerammt, das vorne auf Brusthöhe wieder zum Vorschein kommt. Glatter Durchstoß. Und genau so fühlt sich das an. Jeder Schritt, jeder Atemzug bereitet mir höllische Schmerzen. Micha versucht mich ständig aufzubauen. Er merkt aber auch, dass ich wirklich schwer zu kämpfen habe und sagt, ich solle lieber aufhören, wenn es gar nicht mehr geht. Aber was tun? Auf den Besenwagen warten? Der würde noch ein Weilchen brauchen. Rumstehen und frieren?
Und dazu kommt, dass wir schon gleich wieder am Eschenheimer Turm sind und es dann rauf und vor allem wieder raus auf die lange Gerade geht. Und da steht auch schon Petra, unser einziger Streckenposten heute. Sie hält so intensiv Ausschau nach uns, dass sie uns gar nicht sieht. Ich erzähle ihr von meinen Aufgabeplänen aber sie zeigt kein Pardon. „Quaaatsch, Du schaffst das… weiter!“. Und plötzlich stimmen alle Zuschauer, die das mitbekommen haben, mit ein. „Weitermachen“, „Du schaffst das“, „Los jetzt!“. Ok, ich lauf ja schon weiter.
Aber es geht nur ein Stück voran. Ich muss stehen bleiben und meinen Rücken dehnen. Versuchen, flach zu atmen, damit es nicht so weh tut. Dann nochmal anlaufen und einen Versuch starten. Nach einer kurzen Weile muss ich nochmals stehen bleiben. Micha trabt die ganze Zeit brav weiter neben mir her und versucht mich aufzumuntern. Auch eine mehrmalige Bestätigung, dass er sehr gerne sein Tempo laufen und vorlaufen kann, bringen ihn nicht davon ab, mir nicht von der Seite zu weichen. Er will mich lieber nicht alleine lassen. Danke dafür ;) Wer weiß, vielleicht hätte ich sonst doch aufgegeben.
Dann versuche ich, herunterzukommen… Augen zumachen beim Laufen, gaaaanz ruhig und nicht zu tief atmen, locker und ruhig weiterlaufen… fast schon wie eine Meditation… und es scheint zu funktionieren. Die Schmerzen lassen zumindest etwas nach.
Und so schleppe ich mich mit Micha an meiner Seite die letzten ca. sieben Kilometer ins Ziel. Manchmal werden die Schmerzen für kurze Zeit wieder fast unerträglich. Wieder meditieren… weiter geht’s.
Micha muss mal kurz austreten… ich laufe (trabe) schon mal langsam weiter. Ich höre, wie er sich mit jemandem hinter mir unterhält, von wegen, dass er gleich nachkommt. Ich drehe mich um und hinter mir ist Andreas. Wir laufen ein bisschen gemeinsam weiter aber er will auf die letzten zwei, drei Kilometer nochmal schauen was geht. Wir lassen ihn ziehen; ich kann einfach nicht mehr schneller, ohne dass die Schmerzen wieder unerträglich werden
Endlich nach einer nicht mehr enden wollenden Geraden kommt die letzte Steigung in der Linkskurve. „Wir haben es gleich geschafft“, muntert mich Micha nochmal auf. Letzte Kurve… und da ist das Ziel! Wir laufen zum ersten Mal Hand in Hand durchs Ziel bei einer Zeit von 2:04:50. Sicher nicht berühmt und ich bin auch gar nicht so ausgepowert im Ziel wie sonst immer. Aber ich habe das Ding doch irgendwie noch über die Bühne gebracht. Ich bin zwar enttäuscht über den Verlauf des Laufs aber stolz auf mein Durchhaltevermögen!
Im Ziel empfängt uns Michi mit einem Stück Marmorkuchen für jeden. Er hat wieder mal ne super Zeit hingelegt (Gratulation!).
Und in ca. 9 Wochen beim HM in Mainz wird das hoffentlich auch wieder besser laufen!
In diesem Sinne wird ab nächster Woche (die Rückenschmerzen sind noch nicht ganz weg) weitergelaufen...
...bibee