Hamburg: deswegen so beliebt:
Verfasst: 27.04.2009, 23:06
Hamburg Marathon: Warum so beliebt?
„Wer als Marathon-Neuling den Linksschwenk beim Fischmarkt Richtung Landungsbrücken läuft ......... der weiss warum er sich für Hamburg entschieden hat. Es treibt einem wirklich die Tränen in die Augen,“ sagt Wolfgang. „Berlin kann da nicht im Mindesten mit Hamburg mithalten.“
„Wenn man die Landungsbrücken mit dem wilden Eber vergleichen will, dann ist der wilde Eber so emotional wie eine Maiandacht,“ sagte Charly zu mir.
Ausgesprochen viele Marathondebütanten wählen diesen Stadtmarathon in der Überzeugung, daß die 700.000 Zuschauer (so der Veranstalter) zur Komplettierung des „Runners High“ dazugehören.
Wen man auch fragt, der Hamburg Marathon ist ein Muß: „Die geilste Stadt der Welt“, „der schnelle Kurs“, „die super Organisation“, „die besten Zuschauer des Universums“.
Diesmal trete ich einen Marathon an, um einen Mythos zu entschlüsseln. Eins vorweg: Als Frankfurter bin ich voreingenommen.
Kommt man zur Marathonmesse wird man von der Ödnis erschlagen: Auf dem nacktem Beton der Messehalle stehen lustlose Mitarbeiter und versuchen Klamotten, Cremes und Wundermittelchen an den Läufer zu bringen. Stimmungslose Einsamkeit. Während bei der Messe des Frankfurt Marathon Cheerleader, Promis, Musik und Beleuchtung die laufbereiten Füße in Stimmung bringen, ist in Hamburg tote Hose. Im letzten Eck, zwischen klinischen Kunstoffwänden ist ein VIP-Bereich untergebracht, der angesichts der Stimmungslosigkeit wie leer gefegt ist.
Die „Pastaparty“ ist in einem kalten, abgestandenen Kantinenbereich untergebracht, Bier und Pasta kosten extra. In Frankfurt dagegen sitzt man in der Festhalle, genießt großartige Videos vom Vorjahr auf Riesenbildschirmen, schaut den Cheerleader zu und hält Ausschau nach den Großen der Laufszene. In Hamburg dagegen holt man seine Startnummer und sieht zu, daß man da raus kommt.
„Hurra“, sage ich., da ist selbst beim Kielmarathon am Vorabend mehr los.
Mit dem Neudeutschen Wort „Runners Village“ kann ich nichts anfangen. „Party Village“ schon eher. Es braucht eine Zeitlang, bis ich verstehe,daß ich diese Orte nicht bei der Startnummernausgabe finde, sondern am Sonntag im Start/Zielbereich. Erst, als ich am Sonntagmorgen um 8 Uhr im „Runners Village“ eintreffe, verstehe ich, daß hiermit der Kleiderbeutel-Abgabebereich, Aufwärmbereich und Toilettenbereich gemeint ist, ein riesiges Areal auf dem Heiligengeistfeld, einem Parkplatz-und Volksfestplatz, direkt am Startbereich, in der Nähe der Reeperbahn.
Und da muß ich sagen: 1a Organisation. Die riesigen Läuferströme und Zuschauerströme sind getrennt und wunderbar gelenkt. Der jeweilige Eingang zu den Startblöcken leicht zu finden, man muß nicht über die Absperrungen grätschen oder wie in Rom durch lange Korridore laufen. Abgesehen von den langen Schlangen vor den Klos ist alles wunderbar entspannt. Da ist auch das Absingen der Nationalhymne vor dem Start eine freundliche Neuheit.
Heute geht es um einen hochoffiziellen Auftarg, also gehe ich in Gedanken die Stimmungshochburgen nochmal durch: Bei km 10 die Landungsbrücken, das ist klar.Später die legendäre City Nord, eigentlich eine Bürostadt, aber seit dem ersten Hamburgmarathon der Zuschauermagnet schlechthin. In der berühmten Nordkurve wird den Läufern richtig eingeheizt und man bekommt ein Tour-De-France-Gefühl beim Durchlaufen der Zuschauermassen.
Sowie bei km 37 die Streckenpunkte Eppendorfer Baum, die Partymeile mit dem heftigen Wummern des Beats, und Im grünen Grunde/Ohlsdorfund und natürlich das Alsterglacis/ die Kennedybrücke, wo die Läufer sowohl auf dem Hin-als auch auf dem Rückweg laufen.
Es ist das ausgewogene Verhältnis von Wohnvierteln und „Gewerbegebiet“ (hahaha), was das Erscheinen der Hamburger am Sonntagmorgen an nahezu allen Punkten der Strecke ermöglicht.
Jetzt stehen wir also hier im „Gewerbegebiet“, genauer am Millerntorplatz , schauen Richtung Reeperbahn und warten auf den Startschuß, den es nicht geben wird, denn hier im „Gewerbegebiet“ sind Schußwaffen verboten. Stattdessen startet eine Glocke das Hansefeeling, es wird „angeglast“.
Direkt hinter dem Starttor beginnt die Reeperbahn, es ist der Ort wo die Seilmacher ( die Reepschläger) früher die Schiffstaue herstellten. Die Länge von 900 Metern war ideal für die hochwertigen Taue. In der parallel verlaufenen, kürzeren Seilerstraße wurden geringerwertige Seile produziert.
Während der Nazizeit gab es in St Pauli ein „Animierverbot“: Die Stripperinnen durften sich zwar weiterhin ausziehen, doch in dem Moment, in dem die „letzte Hülle“ fiel, mussten sie starr stehen bleiben, eben nicht mehr animieren.
Anscheinden hat hier niemand heute nacht geschlafen, hellwach stehen „Touristen“ und die Damen am Streckenrand, zum Glück nicht starr, sondern animieren heftig, zumindest zum Laufen. Ich studiere die fahlen Leuchtreklamen über den Eingängen und denke nach, was mehr schlaucht, die Länge oder die Geschwindigkeit.
16.000 Läufer werden das in den nächsten Stunden wohl durchdenken, wenn sie 42,195 km „auf dem Strich gehen“, genauer: Auf den 14.500 Strichen der „Blauen Linie“, die die Marathonstrecke markieren.
Aus St. Pauli geht es elbabwärts, durch die Stadtteile Ottensen und Othmarschen. Nahezu auf jedem Balkon sitzen und stehen Leute, Fahnen, Schlider und beschriebene Bettlaken hängen aus den Fenstern. Auf den Bürgersteigen quetschen die Zuschauer sich an die Häuserwände, spüren den Atem und riechen den Schweiß der Läufer.
Wendepunkt ist bei etwa km 5, dann geht es zurück über die Elbchausse. Immer wieder Fan-Club-Nester von grillenden, proseccotrinkenden Anwohnern. Es geht Richtung Landungsbrücken, rechts blitzen immer wieder die hohen Hafentürme durch das knallige Grün der Kastanien.
Ich erkenne: das knallige Grün der Bäume, welches nahezu jede Straße überdacht, dazu wunderbares Frühlingswetter und blühende Vorgärten sind ein wichtiger Wohlfühlfaktor Hamburgs.
Fischmarkt, dies wird der erste Höhepunkt sein, zumindest der Stimmung. Ich erkenne: es ist die Kombination zwischen Länge und Geschwindigkeit, man braucht Training und Ausdauer, eine wunderbares Wetter in einer geilen Stadt. Dann kann man die grandiose Stimmung genießen, die hier durch ein begeistertes Publikum geformt wird. In mehreren Stockwerken stehen bunte Menschen auf dem Hochwasserschutzbau. Ein Schilder-, Banner- und Fahnenmeer umgeben vom Brausen tausender Zuschauerkehlen lässt es dir eiskalt den Rücken runterrinnen, die Beine fliegen über den Asphalt, viel zu schnell doch locker leicht.
Beidseitig, kilometerlang stehen die Menschenmassen oder sitzen auf der Hochwassermauer und lassen die Beine baumeln. Über unseren Köpfen sind die Fußgängerbrücken brechend voll. Arme und Beine bilden ein brausendes Tentakelmeer. Bis weit hoch über die Uferstraße stehen die Sportbegeisterten.
Danach geht es an der Speicherstadt vorbei, hier sind weniger Zuschauer, dafür ein beeindruckender Verpflegungspunkt: die verlockenden Wasser-und Isobecher türmen sich hoch auf den langen Tischen, dazu meterlange Tischreihen, brechend voll mit gold-weißen, makellos-sauberen Bananenstücken! 180.000 Stücke, so steht es auf der Web-site des Veranstalters.
Hauptbahnhof, Jungfernstieg, Binnenalster, jeder Meter gesäumt von Begeisterten. Ich erkenne den Opa mit dem Nasenschlauch wieder, die Blonde mit dem großen Schild, ja immer wieder erkenne ich einzelne Zuschauer wieder. Die Streckenführung macht es möglich, daß Angehörige schnell den Ort wechseln können. Viele sind verkleidet, machen Musik, teilen Getränke und Süßigkeiten aus, die Stadt macht Party! Hier wird nicht Weihnachten, oder Ostern gefeiert, hier wird Marathon gefeiert!
Die Außenalster: Knalliges Frühlingsgrün, das Glitzern der Segelschiffe auf dem Wasser, auf den satten Wiesen, neben unserer grün-überdachten Laufstrecke sind Campingstühle, Biertische und Grille aufgebaut. Generationsüberspannende Familien feiern in ausgelasseneer Selbstverständlichkeit. Auf den allgeenwärtigen Sektgläsern glitzern die kühlen Perlen, gleich deneben stechend-weißer Bierschaum neben einer Vase mit roten Tulpen.
Ganz Hamburg scheint wach zu sein, man feiert nicht Frühling, man feiert Marathon.
Das Alsterdorf: Hier stehen die Leute schon auf den wackligen Biergarnituren, die Hände, vollbepackt mit Gläsern gefüllt mit verlockendem Partystoff recken sich uns entgegen. Weiter, weiter, im Ziel gibts das auch für uns!
Jeder Streckenanwohner, so scheint es, hat zur Party geladen, während man sich in Frankfurt zu dieser Zeit erst müde aus den Laken quält, sind hier die Würstchen schon knusprig und das erste Faß ist leer.
Bei km 30 eine Massagestation inmitten des Grüns, viele verlangsamen den Schritt, Stau an den Getränkestationen, es ist sehr warm geworden und viel Läufer sehen schon sehr gezeichnet aus.
Die Laufstrecke wird eng, ab km 35 ist kaum noch ein Durchkommen. Das Gegröhle der Massen,die Arme, Fahnen und Schilder recken sich über die Absperrungen. Vielleicht nur noch 2 Meter breit ist die Laufstrecke, nun wird es sehr schwierig, sich durch die Geher durchzuschlängeln, die den Weg blockieren, immer mehr die gehend die Strecke bewältigen wollen, während die Menge mich ohrenbetäubend nach vorne peitscht.
Lauf!Lauf! Die Zuschauermassen verschwimmen mit der Laufstrecke, die Beine fliegen, gepeitscht von einem gewaltigen Orchester. Wogen von Farben, Brandung von Stimmen, so verfliegen die letzten Kilometer in einem allumfassenden Freudentaumel.
Was also macht den Hamburgmarathon so beliebt? Warum gibt es hier so viel Marathondebütanten, warum zahlt man hier so viel für die Startberechtigung?- Nun, ganz direktgesagt: bei den Marathons, in Frankfurt oder Barcelona feiert man die Stadt, in Rom feiert sich der Italiener, in Köln feiert man Karneval aber in Hamburg feiert man den Marathonläufer.
„Wer als Marathon-Neuling den Linksschwenk beim Fischmarkt Richtung Landungsbrücken läuft ......... der weiss warum er sich für Hamburg entschieden hat. Es treibt einem wirklich die Tränen in die Augen,“ sagt Wolfgang. „Berlin kann da nicht im Mindesten mit Hamburg mithalten.“
„Wenn man die Landungsbrücken mit dem wilden Eber vergleichen will, dann ist der wilde Eber so emotional wie eine Maiandacht,“ sagte Charly zu mir.
Ausgesprochen viele Marathondebütanten wählen diesen Stadtmarathon in der Überzeugung, daß die 700.000 Zuschauer (so der Veranstalter) zur Komplettierung des „Runners High“ dazugehören.
Wen man auch fragt, der Hamburg Marathon ist ein Muß: „Die geilste Stadt der Welt“, „der schnelle Kurs“, „die super Organisation“, „die besten Zuschauer des Universums“.
Diesmal trete ich einen Marathon an, um einen Mythos zu entschlüsseln. Eins vorweg: Als Frankfurter bin ich voreingenommen.
Kommt man zur Marathonmesse wird man von der Ödnis erschlagen: Auf dem nacktem Beton der Messehalle stehen lustlose Mitarbeiter und versuchen Klamotten, Cremes und Wundermittelchen an den Läufer zu bringen. Stimmungslose Einsamkeit. Während bei der Messe des Frankfurt Marathon Cheerleader, Promis, Musik und Beleuchtung die laufbereiten Füße in Stimmung bringen, ist in Hamburg tote Hose. Im letzten Eck, zwischen klinischen Kunstoffwänden ist ein VIP-Bereich untergebracht, der angesichts der Stimmungslosigkeit wie leer gefegt ist.
Die „Pastaparty“ ist in einem kalten, abgestandenen Kantinenbereich untergebracht, Bier und Pasta kosten extra. In Frankfurt dagegen sitzt man in der Festhalle, genießt großartige Videos vom Vorjahr auf Riesenbildschirmen, schaut den Cheerleader zu und hält Ausschau nach den Großen der Laufszene. In Hamburg dagegen holt man seine Startnummer und sieht zu, daß man da raus kommt.
„Hurra“, sage ich., da ist selbst beim Kielmarathon am Vorabend mehr los.
Mit dem Neudeutschen Wort „Runners Village“ kann ich nichts anfangen. „Party Village“ schon eher. Es braucht eine Zeitlang, bis ich verstehe,daß ich diese Orte nicht bei der Startnummernausgabe finde, sondern am Sonntag im Start/Zielbereich. Erst, als ich am Sonntagmorgen um 8 Uhr im „Runners Village“ eintreffe, verstehe ich, daß hiermit der Kleiderbeutel-Abgabebereich, Aufwärmbereich und Toilettenbereich gemeint ist, ein riesiges Areal auf dem Heiligengeistfeld, einem Parkplatz-und Volksfestplatz, direkt am Startbereich, in der Nähe der Reeperbahn.
Und da muß ich sagen: 1a Organisation. Die riesigen Läuferströme und Zuschauerströme sind getrennt und wunderbar gelenkt. Der jeweilige Eingang zu den Startblöcken leicht zu finden, man muß nicht über die Absperrungen grätschen oder wie in Rom durch lange Korridore laufen. Abgesehen von den langen Schlangen vor den Klos ist alles wunderbar entspannt. Da ist auch das Absingen der Nationalhymne vor dem Start eine freundliche Neuheit.
Heute geht es um einen hochoffiziellen Auftarg, also gehe ich in Gedanken die Stimmungshochburgen nochmal durch: Bei km 10 die Landungsbrücken, das ist klar.Später die legendäre City Nord, eigentlich eine Bürostadt, aber seit dem ersten Hamburgmarathon der Zuschauermagnet schlechthin. In der berühmten Nordkurve wird den Läufern richtig eingeheizt und man bekommt ein Tour-De-France-Gefühl beim Durchlaufen der Zuschauermassen.
Sowie bei km 37 die Streckenpunkte Eppendorfer Baum, die Partymeile mit dem heftigen Wummern des Beats, und Im grünen Grunde/Ohlsdorfund und natürlich das Alsterglacis/ die Kennedybrücke, wo die Läufer sowohl auf dem Hin-als auch auf dem Rückweg laufen.
Es ist das ausgewogene Verhältnis von Wohnvierteln und „Gewerbegebiet“ (hahaha), was das Erscheinen der Hamburger am Sonntagmorgen an nahezu allen Punkten der Strecke ermöglicht.
Jetzt stehen wir also hier im „Gewerbegebiet“, genauer am Millerntorplatz , schauen Richtung Reeperbahn und warten auf den Startschuß, den es nicht geben wird, denn hier im „Gewerbegebiet“ sind Schußwaffen verboten. Stattdessen startet eine Glocke das Hansefeeling, es wird „angeglast“.
Direkt hinter dem Starttor beginnt die Reeperbahn, es ist der Ort wo die Seilmacher ( die Reepschläger) früher die Schiffstaue herstellten. Die Länge von 900 Metern war ideal für die hochwertigen Taue. In der parallel verlaufenen, kürzeren Seilerstraße wurden geringerwertige Seile produziert.
Während der Nazizeit gab es in St Pauli ein „Animierverbot“: Die Stripperinnen durften sich zwar weiterhin ausziehen, doch in dem Moment, in dem die „letzte Hülle“ fiel, mussten sie starr stehen bleiben, eben nicht mehr animieren.
Anscheinden hat hier niemand heute nacht geschlafen, hellwach stehen „Touristen“ und die Damen am Streckenrand, zum Glück nicht starr, sondern animieren heftig, zumindest zum Laufen. Ich studiere die fahlen Leuchtreklamen über den Eingängen und denke nach, was mehr schlaucht, die Länge oder die Geschwindigkeit.
16.000 Läufer werden das in den nächsten Stunden wohl durchdenken, wenn sie 42,195 km „auf dem Strich gehen“, genauer: Auf den 14.500 Strichen der „Blauen Linie“, die die Marathonstrecke markieren.
Aus St. Pauli geht es elbabwärts, durch die Stadtteile Ottensen und Othmarschen. Nahezu auf jedem Balkon sitzen und stehen Leute, Fahnen, Schlider und beschriebene Bettlaken hängen aus den Fenstern. Auf den Bürgersteigen quetschen die Zuschauer sich an die Häuserwände, spüren den Atem und riechen den Schweiß der Läufer.
Wendepunkt ist bei etwa km 5, dann geht es zurück über die Elbchausse. Immer wieder Fan-Club-Nester von grillenden, proseccotrinkenden Anwohnern. Es geht Richtung Landungsbrücken, rechts blitzen immer wieder die hohen Hafentürme durch das knallige Grün der Kastanien.
Ich erkenne: das knallige Grün der Bäume, welches nahezu jede Straße überdacht, dazu wunderbares Frühlingswetter und blühende Vorgärten sind ein wichtiger Wohlfühlfaktor Hamburgs.
Fischmarkt, dies wird der erste Höhepunkt sein, zumindest der Stimmung. Ich erkenne: es ist die Kombination zwischen Länge und Geschwindigkeit, man braucht Training und Ausdauer, eine wunderbares Wetter in einer geilen Stadt. Dann kann man die grandiose Stimmung genießen, die hier durch ein begeistertes Publikum geformt wird. In mehreren Stockwerken stehen bunte Menschen auf dem Hochwasserschutzbau. Ein Schilder-, Banner- und Fahnenmeer umgeben vom Brausen tausender Zuschauerkehlen lässt es dir eiskalt den Rücken runterrinnen, die Beine fliegen über den Asphalt, viel zu schnell doch locker leicht.
Beidseitig, kilometerlang stehen die Menschenmassen oder sitzen auf der Hochwassermauer und lassen die Beine baumeln. Über unseren Köpfen sind die Fußgängerbrücken brechend voll. Arme und Beine bilden ein brausendes Tentakelmeer. Bis weit hoch über die Uferstraße stehen die Sportbegeisterten.
Danach geht es an der Speicherstadt vorbei, hier sind weniger Zuschauer, dafür ein beeindruckender Verpflegungspunkt: die verlockenden Wasser-und Isobecher türmen sich hoch auf den langen Tischen, dazu meterlange Tischreihen, brechend voll mit gold-weißen, makellos-sauberen Bananenstücken! 180.000 Stücke, so steht es auf der Web-site des Veranstalters.
Hauptbahnhof, Jungfernstieg, Binnenalster, jeder Meter gesäumt von Begeisterten. Ich erkenne den Opa mit dem Nasenschlauch wieder, die Blonde mit dem großen Schild, ja immer wieder erkenne ich einzelne Zuschauer wieder. Die Streckenführung macht es möglich, daß Angehörige schnell den Ort wechseln können. Viele sind verkleidet, machen Musik, teilen Getränke und Süßigkeiten aus, die Stadt macht Party! Hier wird nicht Weihnachten, oder Ostern gefeiert, hier wird Marathon gefeiert!
Die Außenalster: Knalliges Frühlingsgrün, das Glitzern der Segelschiffe auf dem Wasser, auf den satten Wiesen, neben unserer grün-überdachten Laufstrecke sind Campingstühle, Biertische und Grille aufgebaut. Generationsüberspannende Familien feiern in ausgelasseneer Selbstverständlichkeit. Auf den allgeenwärtigen Sektgläsern glitzern die kühlen Perlen, gleich deneben stechend-weißer Bierschaum neben einer Vase mit roten Tulpen.
Ganz Hamburg scheint wach zu sein, man feiert nicht Frühling, man feiert Marathon.
Das Alsterdorf: Hier stehen die Leute schon auf den wackligen Biergarnituren, die Hände, vollbepackt mit Gläsern gefüllt mit verlockendem Partystoff recken sich uns entgegen. Weiter, weiter, im Ziel gibts das auch für uns!
Jeder Streckenanwohner, so scheint es, hat zur Party geladen, während man sich in Frankfurt zu dieser Zeit erst müde aus den Laken quält, sind hier die Würstchen schon knusprig und das erste Faß ist leer.
Bei km 30 eine Massagestation inmitten des Grüns, viele verlangsamen den Schritt, Stau an den Getränkestationen, es ist sehr warm geworden und viel Läufer sehen schon sehr gezeichnet aus.
Die Laufstrecke wird eng, ab km 35 ist kaum noch ein Durchkommen. Das Gegröhle der Massen,die Arme, Fahnen und Schilder recken sich über die Absperrungen. Vielleicht nur noch 2 Meter breit ist die Laufstrecke, nun wird es sehr schwierig, sich durch die Geher durchzuschlängeln, die den Weg blockieren, immer mehr die gehend die Strecke bewältigen wollen, während die Menge mich ohrenbetäubend nach vorne peitscht.
Lauf!Lauf! Die Zuschauermassen verschwimmen mit der Laufstrecke, die Beine fliegen, gepeitscht von einem gewaltigen Orchester. Wogen von Farben, Brandung von Stimmen, so verfliegen die letzten Kilometer in einem allumfassenden Freudentaumel.
Was also macht den Hamburgmarathon so beliebt? Warum gibt es hier so viel Marathondebütanten, warum zahlt man hier so viel für die Startberechtigung?- Nun, ganz direktgesagt: bei den Marathons, in Frankfurt oder Barcelona feiert man die Stadt, in Rom feiert sich der Italiener, in Köln feiert man Karneval aber in Hamburg feiert man den Marathonläufer.