ToMe hat geschrieben: Aber ebenso wie die anaerobe Schwelle ein individuleler Wert ist, ist z.B. auch die Tangentensteigung individuell bzgl. der jeweiligen Person.
(*) Der Knick ist rein optischer Natur und er ergibt sich dadurch, dass relativ wenige Meßpunkte vorliegen. Würde man kontinuierlich die Laktatwerte aufzeichen, hättest du hier auch eine schöne stetige Funktion (speziell parametrisierte Exponentialfunktion) , der man optisch keinen Knick ansehen würde.
Und dann ist noch die Frage, wie man eine Schwelle definiert. Hat die Tangentensteigung denn bei 4mmol wirklich den Wert 0?
Genaugenommen gibt es vielleicht nicht EINE Schwelle oder EINEN Steady state, sondern gar keine oder nur eine sehr kurze, wenn wir eine Steigung von Null als Schwellenkennzeichen definieren,
Oder viele, denn als Schwelle definieren wir einfach einen Bereich in dem der Laktatwert nur gering ansteigt, die Steigung nah genug an Null rankommt. (Wie in dem oben verlinklten Pdf bspweise 0,1mmol Anstieg zwischen der 3. und 9. Minute)
Es gibt dann verschiedene Bereiche, in denen man einen Max LaSS (Maximum Lactat Steady State) durch entsprechendes Training erzeugen kann. Für den 5000m Läufer ist das z. B. nicht der Wert von 4mmol, sondern ein deutlich höherer Wert (ganz grob das doppelte und mehr, kann grade nicht nachzusehen) da bei 5000m Tempo deutlich mehr Laktat anfällt. Dafür kann man diesen Steady state natürlich auch nicht auf 1h ausweiten, sondern da geht es eher um etwa 10min für einen Elite Läufer.
Die klassische "anaerobe Schwelle" also etwa Stundenlauftempo, ist logischerweise am wichtigsten, wenn du in dem Bereich Wettkämpfe laufen willst. Also für männliche Elite-Läufer derHM, für den Thread-Ersteller ist das eher ne krumme Distanz um 12-13km. Hat dann noch gute Aussagekraft für den 10er, aber kann man besser einen 10er WK laufen, ist besser als einen Test auf dem Rad.
Wenn es um den Marathon geht, interessiert uns am meisten natürlich der LaktatWert beim geplanten Marathontempo. Das sind dann deutlich weniger als 4mmol, geht so Richtung 2-2,5 mmol. Um da gute Erkenntnisse zu bekommen, kann man einen Stufentest machen rund ums mögliche Marathontempo. Oder eine Typische Einheit im MRT - hat den Vorteil, dass man keine extra Einheit für den Test basteln oder einen Trainingstag "verschwenden" muss, bei Melanie Kraus waren es afair 4*4km MRT.
Das alles bringt natürlich am meisten, wenn man den Test mehrmals in einer Marathonvorbereitung wiederholen kann, das ganze dann auf der Bahn im Stadion und nicht auf dem Rad. Bedeutet: Die meisten Hobbyläufer können und wollen sich das nicht jeden oder jeden 2. Monat leisten. Und in der Frequenz würde ich das machen, wenn ich das machen wollte - und alles unter 4x im Jahr halte ich für Geldverschwendung.
Es ist imo unsinn, einer speziellen Schwelle besondere Bedeutung für alle Mittel und Langstrecken beimessen zu wollen. Das Tempo an der IANS ist ein Leistungsparameter von vielen, nicht viel mehr wert als ein Wk-Ergebnis.
Insbesondere gibt es keinen "bösen, roten anaeroben Bereich", der furchtbar schädlich ist und bei 4mmol in etwa anfängt.
Der aerobe Stoffwechsel überwiegt von allen langsameren Tempi bis zum 800m Tempo der Weltspitze. Erst in dem Bereich kippt es. Die 400m sind also die längste olympische Disziplin, auf der noch der anaerobe Stoffwechsel dominiert (Und nicht zu etwa 80-85%, wie früher mit veralteten Methoden gemessen, sondern eher zu 60-70 %.) Ab 800m fängt der aerobe Stoffwechsel an, die größere Rolle zu spielen.
Gruß
C.