diesen Weg auf den Höh'n --- Rennsteigmarathon
Verfasst: 17.05.2009, 19:07
Aller guten Dinge sind 3, also war ja klar dass mein dritter Besuch am Rennsteig nur super werden konnte. Was auch sonst. Es ist schließlich der Rennsteig. Dieser Lauf der ansteckt; der Lust macht aus Wiederkommen. Immer und immer wieder, um quer durch die grüne Natur des Thüringer Waldes zu laufen. Im Verbund mit tausenden Lauffreunden, unter denen die Spezies der Laufzausel, die zum 30. Male mit ein und derselben Trainingshose starten, eine besonders hohe Quote einnimmt. Ich also mittendrin, im Schlepptau die lieben Eltern. Nach 4 Jahren meines läuferischen Daseins, habe ich es nun geschafft die Attraktion (Faszination, Obsession?) des Rennsteiglaufes weiter zu geben.
Die Vorbereitung war wie immer geprägt von Meister Steffny und seinen Marathonplänen, die vielleicht zu lasch sind, oder vielleicht auch nicht; dran halten tue ich mich eh meist nur am Rande. Ich lief diverse 30er, den Leipziger Halbmarathon sowie den Hermannslauf, bei dem irgendsoeine Tante doch glatt behauptete der Rennsteig wäre sowas wie der „Hermannslauf der Zone, wenn auch nicht so gut organisiert“. Mir blieb ja vor Empörung fast die Spucke weg, aber pah, wen interessiert’s. Soll doch jeder denken, was er will. Ich für meinen Teil dachte mir, es sei eine gute Idee 6 Tage vorm Marathon nochmal ne 9km PB auf die Straße zu knallen und bezahlte dies mit einem wunderprächtigen Muskelkater während der Taperingphase. Zum Ausgleich aß ich täglich Nudeln, das half sicher. Ich übte mich beim Blick in den Wetterbericht in wishful-thinking und prognostizierte, entgegen aller Kachelmänner dieser Nation, kühn, trockenes Wetter.
Dieses hatten wir nach einer regnerischen, kalten Nacht dann auch tatsächlich. Die Busfahrt von Schmiedefeld nach Neuhaus ist immer ein Spaß. Ein Läufer war dermaßen gut hydriert, dass er vor den Augen des gesamten Busses eine 1:14min PB im Leitplankenpinkeln aufstellte; der Bus dafür gar alt, so dass wir auf den Serpentinenstraßen im Überholwettkampf mit den Buskonkurrenten trotz Anfeuerns kläglich versagten. Vermutlich saßen in den anderen Bussen die 3h Läufer drinne, die mussten eiliger zum Start als wir.
In Neuhaus treffe ich meinen Onkel sowie Aubrey und sonst .... keinen. Keine Foris weit und breit zu sehen? Ich jammere vor mich hin, wie üblich über die Qual der Wahl einer passenden Oberbekleidung und entscheide mich 10 vor 9 doch noch für dünn aber langärmlig. War auch genau richtig bei 10 Grad, etwas Wind, Sonne und Wolken, aber OHNE Regen. Schunkel, schunkel, Rennsteiglied gröl und los geht’s den Berg hinauf. Beim Marathon kann man fast gar nicht zu schnell losrennen, viel zu steil und zu eng. Dafür verlaufen die ersten 5km dann auf einer breiten Straße, so dass sich das Feld gut auseinander zieht.
Es folgt ein mäßiger Anstieg hoch zum Dreistromstein, für mich ein heiß ersehnter Verpflegungspunkt, hatte ich doch seit 365 Tagen keinen Haferschleim mehr zu mir genommen. Lecker, lecker. Der Weg rollt so dahin, ich schwatze ein, zwei Kilometer mit viermaerker, laufe durch schlammige Pfützenpfade, über Wiesen und durch grüne Nadelwälder und dann zackig rauf zum Eselsberg mit der Turmbaude. Die SG Masserberg bietet hier ein dankbares und begeisterungsfähiges Publikum sowie kleine Häuschen, in denen den Läufern alle Leckereien gereicht werden, die das Herz begehrt. Übrigens, der Schleim schmeckt hier am Besten. Ich wollt’s nur nochmal gesagt haben. Schleim hat zwar ‘nen blöden Namen, aber beim Laufen ist er mein bester Kumpel. Ein heftiger Stich führt hinab ins Tal; holterdiepolter, und schon haben sich alle Getränke und Nahrung im Magen zu einem nahrhaften Mix verquirlt.
Der darauf folgende Hohlweg ist dann eine Übung in Demut und Geduld. Beim Rennsteigmarathon hat man nur die Wahl, entweder sehr sehr schnell oder sehr sehr langsam zu sein, dann kommt man ohne Stau hier durch, ansonsten, im dichten Hauptfeld, heißt es Anstehen an der Treppe, gemächlich traben, Witze reißen, nur nicht Hinfallen.
Die Entschädigung für diesen Streckenabschnitt bekomme ich dann ab Schwalbehauptwiese über Kahlert bis Neustadt hinüber. Quer über eine traumhafte Frühlingswiese mit Blick in die Ferne . Endlich mal woanders hin schauen, als auf den Pfad der uns direkt zu Füßen liegt.
Ich treffe kurz vor km30 meinen Onkel, wir unterhalten uns eine Weile, ihm geht’s nicht so gut, mir recht prima, abgesehen von dicken Wurstfingern. Zwecks Abhilfe Letzterer schütte ich am Verpflegungspunkt mal lieber tüchtig Salz in meinen, jawoll schon wieder, Schleim und mache mich auf gen Großer Burgberg. Hier beginnt erst die Hälfte der Strecke, eine Wand ist dieser Anstieg, senkrecht hinauf geht es. Mindestens! Ich weiß bereits, dass ich mit dem aktuellen Stand von 3:23 bei km30 unmöglich noch unter 5 Stunden kommen werde, denn sobald der Burgberg überwunden ist, geht es gleich wieder hoch und runter und wieder hoch und runter, am Dreiherrenstein vorbei, wieder hoch, wieder runter, hoch und schließlich runter nach Frauenwald. Dort kann man sich den Berg hinabstürzen, um unten von einem Becher kühlen Köstritzer Schwarzbieres aufgefangen zu werden. Ich fühle mich beflügelt und singe „wenn ich ein Vöglein wär“. Klingt aber etwas kratzig und luftarm, also lieber den Hals befeuchten.
Vor hier, so weiß ich aus Erfahrung, geht es nur noch ein kleines bissel berghoch. Dank Gelfrosch und Cola-Dopings habe ich nochmals richtig Energie erhalten, so dass ich die langen sachten Anstiege nach Schmiedfeld hoch nutze, um reihenweise meine gehenden Mitläufer zu versägen. Ich fühle mich, als könnte ich noch einige Zeit weiter laufen, ein wichtiger Punkt, für einen möglichen Umstieg zum Superrennsteig. Die Zeitmessmatte piept mir den Marathon knapp unter 5h ein, sehr schön, nicht dass es sonst kein M gewesen wäre. Allerdings ist der Rennsteigmarathon de facto ja der kürzeste Ultra den es gibt und so muss ich mich nun noch den Berg zum Sportplatz hochquälen. Die Leute feuern an was geht und ich renne, was noch da ist. Zack Rechtskurve, aua, ein dummer kleiner Wiesenanstieg, linksrum, Kinder abklatschen, nochmal Linkskurve, Familie zugejubelt, von hinten einlaufenden Supermarathoni beklatscht und schon bin ich im Ziel.
Abends gibt es zur Belohnung dann eine tolle Party, auch wenn sie dieses Jahr etwas später startete als üblich. Ich freue mich einige LA-Foris (wieder-) zu sehen und wir schwatzen eine Weile über unsere heutigen Läufe, mentale Disziplin bei Rundenwettkämpfen und wo es sich sonst noch lohnen würde zu laufen. Als die Trommelgruppe einmarschiert tobt innerhalb von Sekunden das ganze Zelt. Wir regenerieren aktiv, mit schunkeln, tanzen, hüpfen und rehydrieren mit Köstritzer bis abends um 11. Vormittags klingeln wir unseren verschlafenen Vermieter noch aus dem Bett und reservieren schon einmal für 2010. Denn wie heißt es doch so schön: heiheiheihoo im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da.
das Ganze als Video gibt es hier
Die Vorbereitung war wie immer geprägt von Meister Steffny und seinen Marathonplänen, die vielleicht zu lasch sind, oder vielleicht auch nicht; dran halten tue ich mich eh meist nur am Rande. Ich lief diverse 30er, den Leipziger Halbmarathon sowie den Hermannslauf, bei dem irgendsoeine Tante doch glatt behauptete der Rennsteig wäre sowas wie der „Hermannslauf der Zone, wenn auch nicht so gut organisiert“. Mir blieb ja vor Empörung fast die Spucke weg, aber pah, wen interessiert’s. Soll doch jeder denken, was er will. Ich für meinen Teil dachte mir, es sei eine gute Idee 6 Tage vorm Marathon nochmal ne 9km PB auf die Straße zu knallen und bezahlte dies mit einem wunderprächtigen Muskelkater während der Taperingphase. Zum Ausgleich aß ich täglich Nudeln, das half sicher. Ich übte mich beim Blick in den Wetterbericht in wishful-thinking und prognostizierte, entgegen aller Kachelmänner dieser Nation, kühn, trockenes Wetter.
Dieses hatten wir nach einer regnerischen, kalten Nacht dann auch tatsächlich. Die Busfahrt von Schmiedefeld nach Neuhaus ist immer ein Spaß. Ein Läufer war dermaßen gut hydriert, dass er vor den Augen des gesamten Busses eine 1:14min PB im Leitplankenpinkeln aufstellte; der Bus dafür gar alt, so dass wir auf den Serpentinenstraßen im Überholwettkampf mit den Buskonkurrenten trotz Anfeuerns kläglich versagten. Vermutlich saßen in den anderen Bussen die 3h Läufer drinne, die mussten eiliger zum Start als wir.
In Neuhaus treffe ich meinen Onkel sowie Aubrey und sonst .... keinen. Keine Foris weit und breit zu sehen? Ich jammere vor mich hin, wie üblich über die Qual der Wahl einer passenden Oberbekleidung und entscheide mich 10 vor 9 doch noch für dünn aber langärmlig. War auch genau richtig bei 10 Grad, etwas Wind, Sonne und Wolken, aber OHNE Regen. Schunkel, schunkel, Rennsteiglied gröl und los geht’s den Berg hinauf. Beim Marathon kann man fast gar nicht zu schnell losrennen, viel zu steil und zu eng. Dafür verlaufen die ersten 5km dann auf einer breiten Straße, so dass sich das Feld gut auseinander zieht.
Es folgt ein mäßiger Anstieg hoch zum Dreistromstein, für mich ein heiß ersehnter Verpflegungspunkt, hatte ich doch seit 365 Tagen keinen Haferschleim mehr zu mir genommen. Lecker, lecker. Der Weg rollt so dahin, ich schwatze ein, zwei Kilometer mit viermaerker, laufe durch schlammige Pfützenpfade, über Wiesen und durch grüne Nadelwälder und dann zackig rauf zum Eselsberg mit der Turmbaude. Die SG Masserberg bietet hier ein dankbares und begeisterungsfähiges Publikum sowie kleine Häuschen, in denen den Läufern alle Leckereien gereicht werden, die das Herz begehrt. Übrigens, der Schleim schmeckt hier am Besten. Ich wollt’s nur nochmal gesagt haben. Schleim hat zwar ‘nen blöden Namen, aber beim Laufen ist er mein bester Kumpel. Ein heftiger Stich führt hinab ins Tal; holterdiepolter, und schon haben sich alle Getränke und Nahrung im Magen zu einem nahrhaften Mix verquirlt.
Der darauf folgende Hohlweg ist dann eine Übung in Demut und Geduld. Beim Rennsteigmarathon hat man nur die Wahl, entweder sehr sehr schnell oder sehr sehr langsam zu sein, dann kommt man ohne Stau hier durch, ansonsten, im dichten Hauptfeld, heißt es Anstehen an der Treppe, gemächlich traben, Witze reißen, nur nicht Hinfallen.
Die Entschädigung für diesen Streckenabschnitt bekomme ich dann ab Schwalbehauptwiese über Kahlert bis Neustadt hinüber. Quer über eine traumhafte Frühlingswiese mit Blick in die Ferne . Endlich mal woanders hin schauen, als auf den Pfad der uns direkt zu Füßen liegt.
Ich treffe kurz vor km30 meinen Onkel, wir unterhalten uns eine Weile, ihm geht’s nicht so gut, mir recht prima, abgesehen von dicken Wurstfingern. Zwecks Abhilfe Letzterer schütte ich am Verpflegungspunkt mal lieber tüchtig Salz in meinen, jawoll schon wieder, Schleim und mache mich auf gen Großer Burgberg. Hier beginnt erst die Hälfte der Strecke, eine Wand ist dieser Anstieg, senkrecht hinauf geht es. Mindestens! Ich weiß bereits, dass ich mit dem aktuellen Stand von 3:23 bei km30 unmöglich noch unter 5 Stunden kommen werde, denn sobald der Burgberg überwunden ist, geht es gleich wieder hoch und runter und wieder hoch und runter, am Dreiherrenstein vorbei, wieder hoch, wieder runter, hoch und schließlich runter nach Frauenwald. Dort kann man sich den Berg hinabstürzen, um unten von einem Becher kühlen Köstritzer Schwarzbieres aufgefangen zu werden. Ich fühle mich beflügelt und singe „wenn ich ein Vöglein wär“. Klingt aber etwas kratzig und luftarm, also lieber den Hals befeuchten.
Vor hier, so weiß ich aus Erfahrung, geht es nur noch ein kleines bissel berghoch. Dank Gelfrosch und Cola-Dopings habe ich nochmals richtig Energie erhalten, so dass ich die langen sachten Anstiege nach Schmiedfeld hoch nutze, um reihenweise meine gehenden Mitläufer zu versägen. Ich fühle mich, als könnte ich noch einige Zeit weiter laufen, ein wichtiger Punkt, für einen möglichen Umstieg zum Superrennsteig. Die Zeitmessmatte piept mir den Marathon knapp unter 5h ein, sehr schön, nicht dass es sonst kein M gewesen wäre. Allerdings ist der Rennsteigmarathon de facto ja der kürzeste Ultra den es gibt und so muss ich mich nun noch den Berg zum Sportplatz hochquälen. Die Leute feuern an was geht und ich renne, was noch da ist. Zack Rechtskurve, aua, ein dummer kleiner Wiesenanstieg, linksrum, Kinder abklatschen, nochmal Linkskurve, Familie zugejubelt, von hinten einlaufenden Supermarathoni beklatscht und schon bin ich im Ziel.
Abends gibt es zur Belohnung dann eine tolle Party, auch wenn sie dieses Jahr etwas später startete als üblich. Ich freue mich einige LA-Foris (wieder-) zu sehen und wir schwatzen eine Weile über unsere heutigen Läufe, mentale Disziplin bei Rundenwettkämpfen und wo es sich sonst noch lohnen würde zu laufen. Als die Trommelgruppe einmarschiert tobt innerhalb von Sekunden das ganze Zelt. Wir regenerieren aktiv, mit schunkeln, tanzen, hüpfen und rehydrieren mit Köstritzer bis abends um 11. Vormittags klingeln wir unseren verschlafenen Vermieter noch aus dem Bett und reservieren schon einmal für 2010. Denn wie heißt es doch so schön: heiheiheihoo im nächsten Jahr, sind wir alle wieder da.
das Ganze als Video gibt es hier