Vom richtigen Pupsen: die Entstehungsgeschichte eines wahren Kleinods
Verfasst: 12.06.2009, 10:46
Wir Läufer von heute sind froh über Orientierungshilfen in einer zunehmend komplexeren Welt. Ob es um Regularien für korrektes Grüßen geht, Regeln, wann und wie überholt werden darf, oder um Vorschriften für korrektes Pupsen, stets ist uns der Läufer-Knigge zu Diensten und erleichtert uns das Leben. Freudig, dankbar und gewissenhaft halten wir uns an die vorgegebenen Regeln. Auch wenn es dem modernen Läufer undenkbar vorkommt: In den Anfangszeiten der Laufbewegung aber herrschten Chaos und Anarchie. Werfen wir doch einmal einen Blick zurück auf die spannende Entstehungsgeschichte dieses so wertvollen Helfers für den läuferischen Alltag!
Montag Morgen, Redaktionssitzung.
„Kommt, Kinners! Macht mal Vorschläge! Wir brauchen mal was Neues, so’n richtiges Highlight!“
„Wie wär’s mit Ernährungstipps für den 10-er? “ „Gääähn!“
„Oder richtige Herzfrequenz für Nordic Walking?“ „Hatten wir schon im April, Mai und August.“ „Oder…“
Tür springt auf, Chef stürmt herein.
„Moin, moin“ - „Moin, Chef“
„Mann, bin immer noch stinkesauer.“ „Was’n los, Chef?“
„Na, ihr wisst doch. Hab selbst mal nach unserem 5-6-7-Plan trainiert…“
„Ja, Chef, 5 km im 6-er Schnitt in 7 Wochen, kommt super an. Hat die letzte Leserbefragung gezeigt!“
„Also, gestern war der große Tag, Frau, Schwager, Schwägerin mitgeschleppt. Schwager hat extra neue Spiegelreflex mitgenommen, geiles Gerät übrigens.“
„Und wie iss gelaufen, Chef?“
„Na prima, schau so kurz vorm Ziel auf die Uhr, 32 Minuten...“
„Super, Chef!“ „Toll, Chef“ „Geile Zeit, Chef!“
„…gleich Schwager entdeckt, abgebremst, Sieger-smile aufgesetzt…“ „Iss bestimmt n super Foto geworden.“
„…Scheiße, eben nicht. Zieht doch gerade in dem Moment, als Schwager abdrückt, noch so’ne dumme Sau an mir vorbei. Scheißbild: Gesicht verdeckt, Startnummer nicht zu sehen. Hätt dem Kerl eins in die Fresse hauen können.“
„Nein, wie fies, Chef!“ „Ja, richtig gemein!“ „Schweinerei so was!“ „Sollte man eigentlich mal nen Artikel verfassen, dass kurz vorm Ziel nicht mehr überholt werden darf!“
„Hey, das isses doch. Darüber hat noch keiner geschrieben. Das wär doch mal was Neues.“
„Au ja!“
„Also, ich ärger mich immer, dass mich so’n blöder Heini jedes Mal beim Laufen doof anglotzt. Was soll das? Ha’m wir Grußpflicht oder was? Das könnte man auch mit reinschreiben.“
„Ja, und ich grüß immer, und die grüßen nicht zurück. Ich find, zurückgrüßen ist dann aber wieder Pflicht.“ „Na meinetwegen!“
„Ich seh schon, das wird ne richtig gute Story. Da machen wir ne ganze Serie draus.“
„Gefällt mir auch. Aber wir brauchen da noch ne mitreißende Titelüberschrift.“
„Wie wär’s mit ‚Läuferverfassung’ oder ‚Grundgesetz des Laufens’?
„Mann, wir sind ne Laufzeitschrift, kein Politmagazin. Läufer wollen laufen, keine Politik.“
„Und wie wär’s mit ‚Die 12 Gebote für den Läufer’?“ „War’n das nicht 8 oder 9?“
„Habt ihr’n Rad ab? Meint ihr, ich will die Muslime auf der Matte haben? Von wegen Ausgrenzung, ‚Dürfen nur Christen laufen’ und so? Nene, bloß nicht!“
„Hm, vielleicht ginge ‚Die neuesten Knigge-Regeln für Läufer’“
„Knigge, der iss doch so was von verstaubt.“
„Ne, lass ma. So schlecht iss das gar nicht. Muss nur kniggiger, äh knackiger sein.“
„Ich hab’s. Einfach nur Läufer-Knigge!“
„Jepp, das isses! Wir schreiben den Läufer-Knigge.“
„Apropos schreiben. Meier, du kannst dich da gleich ma ranmachen.“
„Chef, ich soll doch das Interview mit diesem komischen Kauz über Laufen und Altern machen.“
„Na gut! Müller, wie isses mit dir?“
„Chef, muss noch den Bericht über letztes Marathonwochenende fertig stellen.“
„Schmidt: du bist doch frei?“ „Ne, bin ab Mittwoch in Urlaub.“
„Ja, verdammte Kacke noch mal! Irgendeiner wird doch diesen Kram zusammenschreiben können.“
„Chef, ich hätte da ne Idee. Da jobbt doch dieser Physikstudent im 17. Semester bei uns rum. Könnte der nicht?“
„Bist du bekloppt? Dem wollte ich neulich nen Auftrag geben. Kommt der doch da mit so’m ganzen Paket an Studien unterm Arm rein, sagt nich ma ‚Guten Tag’ und labert mir mit irgendso’ner Kacke fast das Ohr ab. Ham wir nich noch andere Studenten da?“
„Höchstens die Soziologiestudentin, die grad in der Buchhaltung aushilft…“
„Ach die mit den 2 linken Händen…“
„Wart ma! Soziologiestudentin klingt doch nicht schlecht. Schickt die nachher mal zu mir.“
Chefbüro, 2 Stunden später
„Melanie, ich freue mich. Freue mich, Sie kennen zu lernen!. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört. Meine Redakteure schwärmen geradezu von Ihnen, rühmen Ihre Einsatzfreude, Ihre rasche Auffassungsgabe. Ich möchte ihnen eine Chance geben. Also, es geht um Folgendes… brabbelbrabbelbrabbel …
Chefbüro, weitere 2 Stunden später
„…und ich wiederhole: Tragen Sie alles zusammen, was Ihnen zum Thema ‚Laufen und Benehmen’ einfällt. Sie haben völlig freie Hand.
Es gibt keine Grenzen, kein Thema, das zu banal oder peinlich wäre.
Ob laut oder leise gepupst wird,
ob man seine Trinkflasche selbst trägt oder einen Mitläufer als Scherpa einsetzen darf,
ob angebändelt werden darf, wenn eine Zielperson im anaeroben Bereich trainiert,
für all diese Fälle erwarten unsere Leser Rat und Hilfestellung.“
Nun, wir heutigen Läufer kennen das Ergebnis und sind dankbar dafür.
Anmerkung des Autors:
Dies ist eine fiktive Geschichte. Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten oder Personen wären rein zufällig. Und falls es doch nicht so wäre, läge es daran, dass die Realität manchmal satirischer ist als sich ein Hirn ausmalen kann.
Bernd
Montag Morgen, Redaktionssitzung.
„Kommt, Kinners! Macht mal Vorschläge! Wir brauchen mal was Neues, so’n richtiges Highlight!“
„Wie wär’s mit Ernährungstipps für den 10-er? “ „Gääähn!“
„Oder richtige Herzfrequenz für Nordic Walking?“ „Hatten wir schon im April, Mai und August.“ „Oder…“
Tür springt auf, Chef stürmt herein.
„Moin, moin“ - „Moin, Chef“
„Mann, bin immer noch stinkesauer.“ „Was’n los, Chef?“
„Na, ihr wisst doch. Hab selbst mal nach unserem 5-6-7-Plan trainiert…“
„Ja, Chef, 5 km im 6-er Schnitt in 7 Wochen, kommt super an. Hat die letzte Leserbefragung gezeigt!“
„Also, gestern war der große Tag, Frau, Schwager, Schwägerin mitgeschleppt. Schwager hat extra neue Spiegelreflex mitgenommen, geiles Gerät übrigens.“
„Und wie iss gelaufen, Chef?“
„Na prima, schau so kurz vorm Ziel auf die Uhr, 32 Minuten...“
„Super, Chef!“ „Toll, Chef“ „Geile Zeit, Chef!“
„…gleich Schwager entdeckt, abgebremst, Sieger-smile aufgesetzt…“ „Iss bestimmt n super Foto geworden.“
„…Scheiße, eben nicht. Zieht doch gerade in dem Moment, als Schwager abdrückt, noch so’ne dumme Sau an mir vorbei. Scheißbild: Gesicht verdeckt, Startnummer nicht zu sehen. Hätt dem Kerl eins in die Fresse hauen können.“
„Nein, wie fies, Chef!“ „Ja, richtig gemein!“ „Schweinerei so was!“ „Sollte man eigentlich mal nen Artikel verfassen, dass kurz vorm Ziel nicht mehr überholt werden darf!“
„Hey, das isses doch. Darüber hat noch keiner geschrieben. Das wär doch mal was Neues.“
„Au ja!“
„Also, ich ärger mich immer, dass mich so’n blöder Heini jedes Mal beim Laufen doof anglotzt. Was soll das? Ha’m wir Grußpflicht oder was? Das könnte man auch mit reinschreiben.“
„Ja, und ich grüß immer, und die grüßen nicht zurück. Ich find, zurückgrüßen ist dann aber wieder Pflicht.“ „Na meinetwegen!“
„Ich seh schon, das wird ne richtig gute Story. Da machen wir ne ganze Serie draus.“
„Gefällt mir auch. Aber wir brauchen da noch ne mitreißende Titelüberschrift.“
„Wie wär’s mit ‚Läuferverfassung’ oder ‚Grundgesetz des Laufens’?
„Mann, wir sind ne Laufzeitschrift, kein Politmagazin. Läufer wollen laufen, keine Politik.“
„Und wie wär’s mit ‚Die 12 Gebote für den Läufer’?“ „War’n das nicht 8 oder 9?“
„Habt ihr’n Rad ab? Meint ihr, ich will die Muslime auf der Matte haben? Von wegen Ausgrenzung, ‚Dürfen nur Christen laufen’ und so? Nene, bloß nicht!“
„Hm, vielleicht ginge ‚Die neuesten Knigge-Regeln für Läufer’“
„Knigge, der iss doch so was von verstaubt.“
„Ne, lass ma. So schlecht iss das gar nicht. Muss nur kniggiger, äh knackiger sein.“
„Ich hab’s. Einfach nur Läufer-Knigge!“
„Jepp, das isses! Wir schreiben den Läufer-Knigge.“
„Apropos schreiben. Meier, du kannst dich da gleich ma ranmachen.“
„Chef, ich soll doch das Interview mit diesem komischen Kauz über Laufen und Altern machen.“
„Na gut! Müller, wie isses mit dir?“
„Chef, muss noch den Bericht über letztes Marathonwochenende fertig stellen.“
„Schmidt: du bist doch frei?“ „Ne, bin ab Mittwoch in Urlaub.“
„Ja, verdammte Kacke noch mal! Irgendeiner wird doch diesen Kram zusammenschreiben können.“
„Chef, ich hätte da ne Idee. Da jobbt doch dieser Physikstudent im 17. Semester bei uns rum. Könnte der nicht?“
„Bist du bekloppt? Dem wollte ich neulich nen Auftrag geben. Kommt der doch da mit so’m ganzen Paket an Studien unterm Arm rein, sagt nich ma ‚Guten Tag’ und labert mir mit irgendso’ner Kacke fast das Ohr ab. Ham wir nich noch andere Studenten da?“
„Höchstens die Soziologiestudentin, die grad in der Buchhaltung aushilft…“
„Ach die mit den 2 linken Händen…“
„Wart ma! Soziologiestudentin klingt doch nicht schlecht. Schickt die nachher mal zu mir.“
Chefbüro, 2 Stunden später
„Melanie, ich freue mich. Freue mich, Sie kennen zu lernen!. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört. Meine Redakteure schwärmen geradezu von Ihnen, rühmen Ihre Einsatzfreude, Ihre rasche Auffassungsgabe. Ich möchte ihnen eine Chance geben. Also, es geht um Folgendes… brabbelbrabbelbrabbel …
Chefbüro, weitere 2 Stunden später
„…und ich wiederhole: Tragen Sie alles zusammen, was Ihnen zum Thema ‚Laufen und Benehmen’ einfällt. Sie haben völlig freie Hand.
Es gibt keine Grenzen, kein Thema, das zu banal oder peinlich wäre.
Ob laut oder leise gepupst wird,
ob man seine Trinkflasche selbst trägt oder einen Mitläufer als Scherpa einsetzen darf,
ob angebändelt werden darf, wenn eine Zielperson im anaeroben Bereich trainiert,
für all diese Fälle erwarten unsere Leser Rat und Hilfestellung.“
Nun, wir heutigen Läufer kennen das Ergebnis und sind dankbar dafür.
Anmerkung des Autors:
Dies ist eine fiktive Geschichte. Etwaige Ähnlichkeiten mit realen Begebenheiten oder Personen wären rein zufällig. Und falls es doch nicht so wäre, läge es daran, dass die Realität manchmal satirischer ist als sich ein Hirn ausmalen kann.
Bernd