Original von Uschi:
Täuscht euch nicht, liebe junge Frauen. Die Fallen lauern überall und immer noch.
Oha, Moment einmal... !

Also juengeren Frauen hier per se Ahnungslosigkeit zu unterstellen, find ich ja mal arg selbstgerecht. Ebensowenig, wie ich mir von meinem Grossvater sagen lasse, keine Meinung zum Zweiten Weltkrieg haben zu duerfen, da ich`s nicht miterlebt habe, lasse ich mir hier mehr oder weniger deutlich mein Alter vorwerfen.
Der Weltfrauentag hat fuer mich global gesehen selbstverstaendlich seine Berechtigung, was traurig genug ist, aber auf die Situation der Frauen in Deutschland bezogen halte ich ihn fuer ein Relikt, auf das ganz gut verzichtet werden koennte. Ich fuehle mich als Frau in unserer Gesellschaft kein Stueck benachteiligt, weder im Beruf (bin Maschinenbau-Ing) noch sonstwo. Frauen stehen heute in D prinzipiell alle Moeglichkeiten offen, und auch wenn es Probleme bei der praktischen Umsetzung geben kann (z.B. infolge fehlender Kindertagesstaetten), formale Gleichstellung ist in Deutschland de facto erreicht, jetzt muessen Frauen nur noch ihren Ar... hoch kriegen und ihre Chancen auch ergreifen.
Ich moechte Vorreiterinnen der Frauenbewegung wie A. Schwarzer ja gar nicht absprechen, dass sie
enorm viel fuer die Frauen erreicht haben, und natuerlich ist es aus heutiger Sicht ein Leichtes, sich abzuwenden, wo die Frauen unserer Generation ja ohne eigene Anstrengungen die direkten Nutzniesser der feministischen Bewegung sind. Und dennoch, ich werd` mich nicht in Dankbarkeit ergeben fuer etwas, das mir zugute kommt, ohne dass ich drum gebeten haette oder es in irgendeiner Weise haette beeinflussen koennen. Ich lehne einige grundlegenden Ideen der Frauenbewegung ab, und das unabhaengig davon, ob die Folgen der Bewegung insgesamt mein Leben heute vereinfachen. Diese Freiheit nehm ich mir einfach mal.
Der Feminismus geht von vereinfachenden Prototypen aus: da der Mann, der seine Machtposition egoistischerweise halten will, und dort die unterdrueckte Frau, die ein unterpreviligiertes Dasein fuehrt (eigentlich aber ja in vielem dem Mann ueberlegen ist :stupid: ). Aber so einfach ist es eben nicht. Diese naive Sichtweise ist schon der grundlegende Fehler, sie wird der Komplexitaet moderner Gesellschaftsformen nicht gerecht. Die zweite Sache, die mich stoert, ist, dass der Feminismus nicht postiv verstaerkend auf Frauen ausgerichtet ist, sondern vielmehr von Maennern verlangt, einzusehen, dass Frauen ihnen ebenbuertig seien und eine Chance verdienten. So`n Kappes! Es ist totaler Unsinn, um Macht zu
betteln... man muss selbst darum kaempfen, anders wird des nichts. Und was auch total schief ist, ist der Versuch, Frauen und Maenner gleich reden zu wollen. Sie sind gleich
wertig, keine Frage, aber eben nicht gleich. Frauen werden auch in Zukunft die Kinder bekommen, Frauen sind Maennern koerperlich mehrheitlich unterlegen, Frauen haben einen natuerlichen Mutterinstinkt, der sie haeufig die Erziehung der Kinder uebernehmen laesst. Und das eben durchaus auch freiwillig, nicht nur zwangslaeufig, weil keine Kindertagesstaetten vorhanden sind oder der Partner nicht auf seine Berufstaetigkeit verzichten will. Es ist nachgewiesen, dass die Mutter-Kind-Bindung in den ersten Jahren ganz besonders eng und fuer die Entwicklung des Kindes von grosser Bedeutung ist. Ich sag nicht, dass nicht auch Maenner die Erziehung uebernehmen koennen, oder dass sie nicht ebensogut fuer ihre Kinder sorgen koennen, aber man darf eben auch vor Tatsachen nicht die Augen verschliessen. Und ich find`s schon sehr vermessen, zu glauben, die sich ueber Jahrtausende hingezogene Evolution ignorieren bzw. im Hauruck mal eben umerziehen zu koennen.
So, und dann hab ich bei vielen feministischen Publikationen und Diskussionsbeitraegen immer so`n bissel den Eindruck, als ginge es dem Feminismus (inzwischen?) nicht um die formale wie praktisch realisierte Gleichstellung zwischen Mann und Frau, sondern vielmehr um eine Umwandlung des Patriarchats in ein ensprechendes Gegenstueck mit lediglich vertauschten Vorzeichen, also zumindest tendenziell, und das kann`s ja wohl auch nicht sein... Diese "Jetzt sind wir erst mal an der Reihe"-Rethorik so mancher Feministinnen nervt schon arg.
Maenner und Frauen haben jeweils ihre ganz eigenen Staerken, die sich ergaenzen und nicht in Konkurrenz zueinander stehen muessen. In D haben wir heute eine formale Gleichberechtigung, mehr kann man nicht erwarten. Alles andere ist jetzt ein langsamer Prozess, in dem sich allmaehlich die Rollenbilder veraendern werden, und hoffentlich sowohl Maennern als auch Frauen eines Tages mehr Freiraeume bieten werden als es die zur Zeit noch immer recht tradierten Rollenverstaendnisse zulassen.
Ok, keine Ahnung, ob das hier ueberhaupt jemand liest, aber ich wollt halt auch mal `n Beitrag in epischer Laenge tippseln, und da ich zum Laufsport mangels eigener Erfahrung noch nicht allzu viel beitragen kann...
Gruss,
Ulrike
"When you were born, you were crying and everyone around you was smiling. Live your life that when you die, you`re smiling and everybody around you is crying."
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