Barcelona 2010
Verfasst: 12.03.2010, 11:02
Barcelona 2010 – mein erster Auslandsmarathon
Das Start- und Zielgebiet empfängt uns mit imposanten Wasserspielen! Am Samstag, als wir zum Frühstückslauf dort waren, waren die Fontänen nicht in Betrieb. Das Wasser verbreitet zwar einen dezenten Schwimmbadgeruch nach Chlor, aber was soll’s, der Anblick ist großartig. Dazu scheint auch noch die Sonne.
Bei der Kleiderbeutelabgabe in der Expo- Halle entferne ich die Ärmel von meiner Laufjacke, scheint ja warm werden zu wollen. Alles wuselt rum auf der Suche nach dem passenden Startblock, aber man kann sich deutlich mehr Zeit lassen als in Berlin: zehn Minuten vor dem Start reichen aus, sich einzureihen. Ich reihe nicht, sondern gehe ganz nach hinten. Nach der vergletscherungsbedingt entfallenen Vorbereitung will ich ganz langsam laufen, möglichst gleichmäßig durch- und ins Ziel kommen.
Die ersten 2 km der Strecke sind ganz nett, rechts und links klassische Altbauten mit schmiedeeisernen Balkons, Publikum ist auch vorhanden, schön ist das freie Laufen mit Platz um mich rum! Kein Gedrängel, niemand tritt mir unter den Fuß, streift mit den Ellenbogen, kurvt knapp vorbei – das ist im Unterschied zu Berlin sehr entspannt. Umgekehrt kann auch ich entspannt vor mich hin schlurfen, muss nicht ständig achtgeben.
Ab km 5 zieht sich der Himmel zu, es wird kühler. Der Wind ist auch frisch, ich bin knapp an der Friergrenze und das soll für den Rest des Laufs auch so bleiben. Meine Laufklamotten sind nach der Vorhersage von 10-12° ausgewählt…
Die Strecke führt nun durch gesichtslose Außenbezirke, Wohnblocks rechts und links, irgendwie sieht es dauernd so aus wie beim Berlin- Marathon an der Moll- und Grunerstraße. Das Gemeine: man muss so einen langweiligen Abschnitt zweimal laufen, erst auf der einen Spur 2,5 km hin, dann 2,5 km zurück. Hoffnung keimt, hinter der nächsten Ecke wird’s schöner?! Aber nein, wieder so eine elendslange Gerade! Och nee, Kinners, was soll das denn? Ich lerne ein völlig neues Marathongefühl kennen: Langeweile und Unmut. Richtig quälend. Echt. Ich reiße mich mental zusammen, konzentriere mich auf die Highlights: eine Gruppe „Spinner“ auf dem Mittelstreifen, die Zuschauer, die Venga venga rufen oder animo (was ich später bei LEO als „Kopf hoch!“ oder „Nicht aufgeben“ übersetzt finde). Lustig ist auch, wie unterschiedlich mein Name, der groß auf der Startnummer steht, ausgesprochen wird, je nach Muttersprache des Anfeuerers.
Vor mir läuft Rachel und „strickt mit den Knien“, und wie sie strickt!! Daneben läuft einer in einer knielangen Krachledernen mit Hirschhornknöpfen. Achtung, Männer, vielleicht ist das der kommende Trend!
Nach km 22 laufen wir an einer Schallschutzmauer lang, unten ist eine Schnellstraße, rechts Wohnblocks a la Marzahn/ Hellersdorf. Das dauert auch eine ganze Weile, ehe wir das wegerledigt haben. Nein, die Strecke rockt hier wirklich nicht.
Wo sie aber abbiegt, „macht man die Tanke“. Scheint hier keinen zu stören, es sind auch nie Helfer da, die das verhindern. Es bringt aber nicht so sehr viel, ich laufe „anständig“ und habe die Abkürzer doch immer bald wieder.
Ich bleibe immer mal wieder stehen, um zu fotografieren. Leider sind bestimmt 50% meiner Bilder nichts geworden, ich habe mir zu wenig Zeit gelassen, wollte schnell weiter. Wir passieren die Sagrada Familia von Gaudi und bei km 27 einen zäpfchenförmigen Turm (Torre Agbar).
Bei km 32 Hurra! Links taucht das Meer auf. Schööön, das freut das Läuferherz. Die Strecke wird attraktiver, nähert sich der City mit ihren wunderbaren Altbauten. Der Arc de Triomf wird durchlaufen, es geht auf die Placa Catalunya zu, da tobt die Menge. Ein deutsches Ehepaar, das wir am Freitagabend in einer Tapasbar kennengelernt hatten, winkt heftig, ich muss anhalten, es wird fotografiert, ein wenig geschwatzt – „ist doch nicht mehr weit?“ „Nein, nur noch 4 km“ und weiter. Die Rambla ist auch nochmal ein Highlight, allerdings sind die Publikümmer hier mehr am Einkaufsangebot auf dem Mittelstreifen interessiert.
Bei km 40 trinke ich nochmal etwas Wasser, komischerweise bekomme ich schlagartig Seitenstechen und Blähungen. Ich habe die ganze Strecke lang immer wieder ein paar Schluck Wasser zu mir genommen, ohne Folgen, und nun plötzlich aua! Ich muss tatsächlich noch gehen, so unangenehm ist es. Mist. Auch geht’s leicht bergauf. Irgendwann laufe ich aber wieder an, der Zielbogen taucht auf. Hans steht bei km 42 und macht Fotos.
Das Ziel, Medaille um – und schon beim Gehen zur Kleiderabgabe wird mir kalt. Beim Umziehen merke ich, ich habe nicht mal die sonst unvermeidliche Salzkruste auf der Gesichtshaut. Wie gesagt, knapp an der Friergrenze…
Zeit: 5:13:36 Ich bin leidlich zufrieden, da ich nach der fehlenden Vorbereitung doch ganz gut durchlaufen konnte. Wenn auch langsam. Der Lauf ist topp organisiert, ausreichend Getränke auch noch für die Letzten an den Verpflegungsstellen, Strecke hat leichte lange Anstiege, aber es geht genauso auch wieder bergab. Start- und Zielgebiet unerreicht schön. Kleiderabgabe in der Expo- Halle.
Nachspiel: am nächsten Tag Eiseskälte, knapp über null Grad, Schneeschauer, eisiger Wind. Hätten wir solches Wetter beim Lauf gehabt, ich hätte unterkühlt aufgeben müssen, da meine Klamotten für diese Verhältnisse unzureichend waren.
Fotos hier Manche sind von meinem GöGa geknipst.
für die RW-Foris: das mit der Tanke meint Abkürzen über die Ecken. Im SCC-Forum gab es mal eine heiße Diskussion, nachdem beim Berlin Marathon viele Läufer über die Aral- Tanke Ecke Ritterstr. gelaufen waren, ob sowas schlimm ist oder nicht. Jetzt ist da Flatterband und es passt wer auf...
Das Start- und Zielgebiet empfängt uns mit imposanten Wasserspielen! Am Samstag, als wir zum Frühstückslauf dort waren, waren die Fontänen nicht in Betrieb. Das Wasser verbreitet zwar einen dezenten Schwimmbadgeruch nach Chlor, aber was soll’s, der Anblick ist großartig. Dazu scheint auch noch die Sonne.
Bei der Kleiderbeutelabgabe in der Expo- Halle entferne ich die Ärmel von meiner Laufjacke, scheint ja warm werden zu wollen. Alles wuselt rum auf der Suche nach dem passenden Startblock, aber man kann sich deutlich mehr Zeit lassen als in Berlin: zehn Minuten vor dem Start reichen aus, sich einzureihen. Ich reihe nicht, sondern gehe ganz nach hinten. Nach der vergletscherungsbedingt entfallenen Vorbereitung will ich ganz langsam laufen, möglichst gleichmäßig durch- und ins Ziel kommen.
Die ersten 2 km der Strecke sind ganz nett, rechts und links klassische Altbauten mit schmiedeeisernen Balkons, Publikum ist auch vorhanden, schön ist das freie Laufen mit Platz um mich rum! Kein Gedrängel, niemand tritt mir unter den Fuß, streift mit den Ellenbogen, kurvt knapp vorbei – das ist im Unterschied zu Berlin sehr entspannt. Umgekehrt kann auch ich entspannt vor mich hin schlurfen, muss nicht ständig achtgeben.
Ab km 5 zieht sich der Himmel zu, es wird kühler. Der Wind ist auch frisch, ich bin knapp an der Friergrenze und das soll für den Rest des Laufs auch so bleiben. Meine Laufklamotten sind nach der Vorhersage von 10-12° ausgewählt…
Die Strecke führt nun durch gesichtslose Außenbezirke, Wohnblocks rechts und links, irgendwie sieht es dauernd so aus wie beim Berlin- Marathon an der Moll- und Grunerstraße. Das Gemeine: man muss so einen langweiligen Abschnitt zweimal laufen, erst auf der einen Spur 2,5 km hin, dann 2,5 km zurück. Hoffnung keimt, hinter der nächsten Ecke wird’s schöner?! Aber nein, wieder so eine elendslange Gerade! Och nee, Kinners, was soll das denn? Ich lerne ein völlig neues Marathongefühl kennen: Langeweile und Unmut. Richtig quälend. Echt. Ich reiße mich mental zusammen, konzentriere mich auf die Highlights: eine Gruppe „Spinner“ auf dem Mittelstreifen, die Zuschauer, die Venga venga rufen oder animo (was ich später bei LEO als „Kopf hoch!“ oder „Nicht aufgeben“ übersetzt finde). Lustig ist auch, wie unterschiedlich mein Name, der groß auf der Startnummer steht, ausgesprochen wird, je nach Muttersprache des Anfeuerers.
Vor mir läuft Rachel und „strickt mit den Knien“, und wie sie strickt!! Daneben läuft einer in einer knielangen Krachledernen mit Hirschhornknöpfen. Achtung, Männer, vielleicht ist das der kommende Trend!
Nach km 22 laufen wir an einer Schallschutzmauer lang, unten ist eine Schnellstraße, rechts Wohnblocks a la Marzahn/ Hellersdorf. Das dauert auch eine ganze Weile, ehe wir das wegerledigt haben. Nein, die Strecke rockt hier wirklich nicht.
Wo sie aber abbiegt, „macht man die Tanke“. Scheint hier keinen zu stören, es sind auch nie Helfer da, die das verhindern. Es bringt aber nicht so sehr viel, ich laufe „anständig“ und habe die Abkürzer doch immer bald wieder.
Ich bleibe immer mal wieder stehen, um zu fotografieren. Leider sind bestimmt 50% meiner Bilder nichts geworden, ich habe mir zu wenig Zeit gelassen, wollte schnell weiter. Wir passieren die Sagrada Familia von Gaudi und bei km 27 einen zäpfchenförmigen Turm (Torre Agbar).
Bei km 32 Hurra! Links taucht das Meer auf. Schööön, das freut das Läuferherz. Die Strecke wird attraktiver, nähert sich der City mit ihren wunderbaren Altbauten. Der Arc de Triomf wird durchlaufen, es geht auf die Placa Catalunya zu, da tobt die Menge. Ein deutsches Ehepaar, das wir am Freitagabend in einer Tapasbar kennengelernt hatten, winkt heftig, ich muss anhalten, es wird fotografiert, ein wenig geschwatzt – „ist doch nicht mehr weit?“ „Nein, nur noch 4 km“ und weiter. Die Rambla ist auch nochmal ein Highlight, allerdings sind die Publikümmer hier mehr am Einkaufsangebot auf dem Mittelstreifen interessiert.
Bei km 40 trinke ich nochmal etwas Wasser, komischerweise bekomme ich schlagartig Seitenstechen und Blähungen. Ich habe die ganze Strecke lang immer wieder ein paar Schluck Wasser zu mir genommen, ohne Folgen, und nun plötzlich aua! Ich muss tatsächlich noch gehen, so unangenehm ist es. Mist. Auch geht’s leicht bergauf. Irgendwann laufe ich aber wieder an, der Zielbogen taucht auf. Hans steht bei km 42 und macht Fotos.
Das Ziel, Medaille um – und schon beim Gehen zur Kleiderabgabe wird mir kalt. Beim Umziehen merke ich, ich habe nicht mal die sonst unvermeidliche Salzkruste auf der Gesichtshaut. Wie gesagt, knapp an der Friergrenze…
Zeit: 5:13:36 Ich bin leidlich zufrieden, da ich nach der fehlenden Vorbereitung doch ganz gut durchlaufen konnte. Wenn auch langsam. Der Lauf ist topp organisiert, ausreichend Getränke auch noch für die Letzten an den Verpflegungsstellen, Strecke hat leichte lange Anstiege, aber es geht genauso auch wieder bergab. Start- und Zielgebiet unerreicht schön. Kleiderabgabe in der Expo- Halle.
Nachspiel: am nächsten Tag Eiseskälte, knapp über null Grad, Schneeschauer, eisiger Wind. Hätten wir solches Wetter beim Lauf gehabt, ich hätte unterkühlt aufgeben müssen, da meine Klamotten für diese Verhältnisse unzureichend waren.
Fotos hier Manche sind von meinem GöGa geknipst.
für die RW-Foris: das mit der Tanke meint Abkürzen über die Ecken. Im SCC-Forum gab es mal eine heiße Diskussion, nachdem beim Berlin Marathon viele Läufer über die Aral- Tanke Ecke Ritterstr. gelaufen waren, ob sowas schlimm ist oder nicht. Jetzt ist da Flatterband und es passt wer auf...