Gegen den Wind - HM mit Hindernissen
Verfasst: 25.03.2010, 08:45
Es begann alles ganz harmlos. Irgendwann letztes Jahr wurde die Idee geboren, dem Schlag-den-Fischer-Team beizutreten.
Ziele: HM unter 1:37:33, M unter 3:41:36
Eine schöne Motivation und ein Trainingsziel. Die Vorzeichen standen gut, und so habe ich Ende des Jahres die Zielzeit im HM nur um ein paar Sekunden verpasst. So weit, so gut.
„Das wird ein Leichtes nächstes Jahr“, dachte ich mir und begann Anfang dieses Jahres motiviert den nächsten HM vorzubereiten. Die Vorbereitungen liefen hervorragend, der Test-Zehner zwei Wochen vor dem Stichtag bestätigte mein gutes Gefühl. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen...
...dachte ich.
In der Zwischenzeit: Es werden Vorbereitungen zur Sabotage der diversen Angriffe auf J.F. getroffen. Natürlich haben die Spione Wind von der Sache bekommen. Es war ja nicht zu übersehen, dass sich das SdF-Team auf einen geballten Großangriff an diesem Wochenende vorbereitete. An vielen Orten in und auch außerhalb Deutschlands liefen die Vorbereitungen...und wurden von den Agenten aufs Genaueste beobachtet und analysiert.
Wie konnte ich also so naiv sein, zu glauben ich käme ungeschoren davon? War ich doch letztes Jahr vermutlich schon als äußerst gefährlich eingestuft worden. Und nun unter ständiger Beobachtung.
Der Plan war einfach, aber (wie ich dachte) genial: Ich starte meinen Versuch im Ausland, außerhalb der Reichweite der Schergen des J.F.
Es gab nur einen kleinen Schwachpunkt: Ich hatte nicht bedacht, dass J.F. aufgrund seiner Vergangenheit durchaus gute Beziehungen ins Ausland hat. Und so nimmt das Drama seinen Lauf......
Längst sind die Kräfte in Luxemburg aktiviert und begeben sich an strategisch günstige Stellen. Auch das benötigte technische Material wird rechtzeitig an Ort und Stelle gebracht, das Personal instruiert.
Gut gelaunt, erwartungsvoll und voller Tatendrang machen wir uns gegen Mittag auf den Weg nach Diekirch. Ich bin motiviert und hege überhaupt keine Zweifel, dass es ein leichtes Spiel wird.
Dort angekommen folgt die übliche Prozedur mit Startnummern abholen etc. Es ist leicht windig, etwas kühl. Beim Einlaufen entscheide ich mich trotzdem für nur T-Shirt, da ich eher Bedenken habe zu schwitzen als zu frieren.
Kurz vor dem Start. Zum x-ten und letzten Mal auf die Toilette (nicht, dass ich noch unterwegs muss). Plötzlich ist der Autoschlüssel weg. Ob das schon der erste Sabotageakt ist? Ich suche verzweifelt auf dem Boden. Noch 5 Minuten zum Start. Panik. Bin schon bereit, auch noch in der Toilette nachzuforschen, als mir (zum Glück vorher) einfällt, dass mein Mann ja noch kurz zum Auto ist, um was wegzubringen. Er hat den Schlüssel. Puh, Glück gehabt.
Also im Laufschritt raus. Schlüssel wieder in Empfang nehmen, damit ich, falls es nachher zu kalt ist, direkt ans Auto kann. Weiter zum Start. Dort habe ich noch Chrescht getroffen, der die 10 km mitgelaufen ist.
Dieses Mal weit genug vorne aufstellen. Und schon geht es los.
Alle Mann sind auf Position, es kann losgehen.
Ich laufe los. Zeitkontrolle nach 100m, Pace stimmt, weiter so. Es geht ein Stück geradeaus, dann über eine Brücke mit kurzen steilen Anstiegen. Die werde ich auf dem Rückweg noch verfluchen.
1km gelaufen; Zeit 4:19. Mist, zu schnell. Tempo raus. Kurve zurück. Weiter in ein paar Schlenkern durch die Innenstadt. 4:27. Gut, weiter. Nächster km, 4:21. Was ist das? Jetzt geht das schon wieder los, dass ich zu schnell renne. Tempo raus. Die nächsten km werden endlich gleichmäßiger. Wir kommen zur ersten Verpflegungsstelle. Als ich ankomme, schnappen sich die Läuferinnen vor mir die derzeit letzten zwei Becher. Vermutlich waren die Helfer instruiert, wenn ich komme, möglichst langsam aufzufüllen? Oder gehören die Läuferinnen auch zum Gegner? Nein. Eine reicht mir ihren Becher weiter. An dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank.
Wir kommen auf den Radweg am Fluss. Irgendjemand hat die nächsten zwei km-Schilder umgetreten. Als ob ich den Weg dann nicht finden würde. DAS behindert mich doch nicht.
Ein Stück weiter liegen kleine Zweige auf dem Weg. Eine Schlammlawine quer über der Strecke. Die ist allerdings so klein ausgefallen, da patsche ich doch mit einem Lachen durch. DAS hält mich auch nicht auf. Ungefähr bei km 9 kommt dann der Wendepunkt. Inzwischen hat sich die Läuferschar weiter auseinander gezogen, nur vereinzelt sieht man noch Grüppchen von 3 oder 4 Läufern.
Sie hat die Hindernisse bewältigt. Wir müssen härtere Mittel anwenden. Alle bereitmachen, Maschinen volle Kraft, jetzt gilt es....
Die Wende. Es kommt leichter Gegenwind. Aber da waren vorhin so viele leichte Kurven, das hört schon noch auf. Oder ich verstecke mich hinter einer Gruppe Männer....
Nächster km über 4:30. Ich muss schneller. Wenn nur der Wind nicht wäre. Ein km weiter: Wieder zu langsam, obwohl ich das Gefühl habe, ich laufe schneller als eben. Durchgangszeit bei 10 km 44:29. Noch im Plan, aber ich darf jetzt nicht nachlassen. An den Läufern vor mir dranbleiben. Weiter.
Die Grünen setzen sich immer sehr für Alternative Energiequellen ein. Den eigentlichen Sinn und Nutzen von Windrädern habe ich allerdings erst jetzt enttarnt. Nix da von wegen Wind rein Strom raus: Sie funktionieren umgekehrt: Strom rein, Wind raus.
Die Windräder haben volle Leistung erreicht, jetzt aufs Ziel ausrichten.
Aus verstecken wird nichts. Die ehemals vorhandenen Mini-Grüppchen zerfallen zu Einzelläufern. Jeder ist ein Einzelkämpfer gegen den verdammten Wind. Was die für einen Aufwand treiben, nur um mich aufzuhalten. Unglaublich. Ich bleibe tapfer an den Läufern vor mir dran. Überholen tut derzeit kaum einer mehr. (Ich glaube ich bin ab dem Wendepunkt von maximal 5 Läufern überholt worden.) Es handelt sich also nicht um einen Einbruch meinerseits, sondern um ein kollektives langsamer werden. Alle werden langsamer. Und langsamer. Aber ich bin ja derzeit nur knapp hinter dem Zeitplan. Der Wind nimmt nicht ab. Eigentlich müsste ich trotzdem doch mal etwas schneller werden.
Durchgangszeit bei km 15: 1:07:25 . Das sieht nicht gut aus. Die sub 1:34 kann ich mir abschminken. Zwar nur 44 Sekunden in der Zeit zurück, aber ich habe ja jetzt schon Probleme, das Tempo nur halbwegs zu halten. Unter 1:35 ist noch möglich. Aber es kommen ja noch ungefähr 3 km Gegenwind.
Also Turbo anschalten. ...Und Gas! Stotter, stotter, was ist das? Nichts. Überhaupt nichts. Anscheinend hat mein Zusatztank ein Leck. Nichts mehr da an Reserven.
Sie wird langsamer, es wirkt! Aber noch kann sie es schaffen! Instruiert die letzten Posten,
wir müssen alles auffahren, was wir haben. Am folgenden Verpflegungspunkt tut sich was. Und auch auf dem letzten km wird man noch mal aktiv.
Ein Weg ist überschwemmt, wir werden einen Wiesenhang herunter umgeleitet. Kein Problem, leider nur ein paar enge Kurven, die Kraft und Zeit kosten.
Dann...
Endlich der Wendepunkt. Die Zeit ist mir inzwischen fast egal. Ich will einfach nur noch möglichst schnell ankommen. Den Rückenwind nutzen. Rückenwind? Nicht spürbar.
Da kommt noch ein Verpflegungspunkt. Schnell noch ein paar Schlucke Wasser. Zu schnell. Der scheinheilig freundlich spielende Mensch dort reicht mir einen Becher unschluckbares Wasser, das mir sofort in die falsche Kehle läuft. Ein Hustenanfall ist die Folge. Natürlich direkt vor den laufenden Kameras, die bestimmt den sicher geglaubten Erfolg dokumentieren sollten. Aber heute bin ich unbremsbar. Der Husten verschwindet und ich quäle mich auf die letzten 2 km.
Achtung, Achtung, Brückenteam. Das Wasser hat versagt, ihr seid dran!
Gleich bin ich da. Nur noch über die Brücke und zurück zum Stadion. Aber was ist das? Diese Mini-Brücke hat auf ein Mal einen elend steilen und hohen Anstieg. Das war vorher noch nicht da. Da hat jemand was dran gemacht. Kann nicht anders sein.
Aber auch da krieche ich irgendwie drüber. Jetzt nur noch heim.
Ein paar Kurven durch die Straßen, durch einen Tunnel auf das Stadiongelände. Da vorne geht es rein. Ein letzter Versuch, mich aufzuhalten: Eine riesige Pfütze mitten auf dem Weg. Was nun? Vorbei und Zeit verlieren? Ich entscheide mich für die riskantere Methode: Mittendurch. Hoffentlich gibt es da kein Loch im Boden... nein, geschafft.
Und rein ins Stadion. Eine Runde noch. Noch ein wenig schneller, letzte Kurve. Und...
Ziel.
Mit 1:35:36 Fischer gründlich versägt. Und absolut fertig.
Nun kann ich mich genüsslich den leckeren Orangen widmen, die es im Zielbereich gibt. Mmmh.
Und der Wind?
Spätestens nach dem Duschen war es wieder so richtig schön windstill. Da soll einer sagen, alles war nur Zufall.
(Anm.d. Red.: Natürlich hatte ich diese komplizierten Gedankengänge nicht während des Laufs. Einige der beobachteten Einzelheiten machten erst beim nachträglichen Analysieren Sinn. Unterwegs waren die hauptsächlichen Gedanken eher profanerer Natur. So was wie:
Dranbleiben, weiter laufen. Schneller. Wenn ich jetzt abreißen lasse, gehe ich ein. Dranbleiben. Sch.... Wind. Km-Schild, Uhr drücken. Mist zu langsam. Weiter, dranbleiben,...)
Ziele: HM unter 1:37:33, M unter 3:41:36
Eine schöne Motivation und ein Trainingsziel. Die Vorzeichen standen gut, und so habe ich Ende des Jahres die Zielzeit im HM nur um ein paar Sekunden verpasst. So weit, so gut.
„Das wird ein Leichtes nächstes Jahr“, dachte ich mir und begann Anfang dieses Jahres motiviert den nächsten HM vorzubereiten. Die Vorbereitungen liefen hervorragend, der Test-Zehner zwei Wochen vor dem Stichtag bestätigte mein gutes Gefühl. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen...
...dachte ich.
In der Zwischenzeit: Es werden Vorbereitungen zur Sabotage der diversen Angriffe auf J.F. getroffen. Natürlich haben die Spione Wind von der Sache bekommen. Es war ja nicht zu übersehen, dass sich das SdF-Team auf einen geballten Großangriff an diesem Wochenende vorbereitete. An vielen Orten in und auch außerhalb Deutschlands liefen die Vorbereitungen...und wurden von den Agenten aufs Genaueste beobachtet und analysiert.
Wie konnte ich also so naiv sein, zu glauben ich käme ungeschoren davon? War ich doch letztes Jahr vermutlich schon als äußerst gefährlich eingestuft worden. Und nun unter ständiger Beobachtung.
Der Plan war einfach, aber (wie ich dachte) genial: Ich starte meinen Versuch im Ausland, außerhalb der Reichweite der Schergen des J.F.
Es gab nur einen kleinen Schwachpunkt: Ich hatte nicht bedacht, dass J.F. aufgrund seiner Vergangenheit durchaus gute Beziehungen ins Ausland hat. Und so nimmt das Drama seinen Lauf......
Längst sind die Kräfte in Luxemburg aktiviert und begeben sich an strategisch günstige Stellen. Auch das benötigte technische Material wird rechtzeitig an Ort und Stelle gebracht, das Personal instruiert.
Gut gelaunt, erwartungsvoll und voller Tatendrang machen wir uns gegen Mittag auf den Weg nach Diekirch. Ich bin motiviert und hege überhaupt keine Zweifel, dass es ein leichtes Spiel wird.
Dort angekommen folgt die übliche Prozedur mit Startnummern abholen etc. Es ist leicht windig, etwas kühl. Beim Einlaufen entscheide ich mich trotzdem für nur T-Shirt, da ich eher Bedenken habe zu schwitzen als zu frieren.
Kurz vor dem Start. Zum x-ten und letzten Mal auf die Toilette (nicht, dass ich noch unterwegs muss). Plötzlich ist der Autoschlüssel weg. Ob das schon der erste Sabotageakt ist? Ich suche verzweifelt auf dem Boden. Noch 5 Minuten zum Start. Panik. Bin schon bereit, auch noch in der Toilette nachzuforschen, als mir (zum Glück vorher) einfällt, dass mein Mann ja noch kurz zum Auto ist, um was wegzubringen. Er hat den Schlüssel. Puh, Glück gehabt.
Also im Laufschritt raus. Schlüssel wieder in Empfang nehmen, damit ich, falls es nachher zu kalt ist, direkt ans Auto kann. Weiter zum Start. Dort habe ich noch Chrescht getroffen, der die 10 km mitgelaufen ist.
Dieses Mal weit genug vorne aufstellen. Und schon geht es los.
Alle Mann sind auf Position, es kann losgehen.
Ich laufe los. Zeitkontrolle nach 100m, Pace stimmt, weiter so. Es geht ein Stück geradeaus, dann über eine Brücke mit kurzen steilen Anstiegen. Die werde ich auf dem Rückweg noch verfluchen.
1km gelaufen; Zeit 4:19. Mist, zu schnell. Tempo raus. Kurve zurück. Weiter in ein paar Schlenkern durch die Innenstadt. 4:27. Gut, weiter. Nächster km, 4:21. Was ist das? Jetzt geht das schon wieder los, dass ich zu schnell renne. Tempo raus. Die nächsten km werden endlich gleichmäßiger. Wir kommen zur ersten Verpflegungsstelle. Als ich ankomme, schnappen sich die Läuferinnen vor mir die derzeit letzten zwei Becher. Vermutlich waren die Helfer instruiert, wenn ich komme, möglichst langsam aufzufüllen? Oder gehören die Läuferinnen auch zum Gegner? Nein. Eine reicht mir ihren Becher weiter. An dieser Stelle noch mal ein herzlicher Dank.
Wir kommen auf den Radweg am Fluss. Irgendjemand hat die nächsten zwei km-Schilder umgetreten. Als ob ich den Weg dann nicht finden würde. DAS behindert mich doch nicht.
Ein Stück weiter liegen kleine Zweige auf dem Weg. Eine Schlammlawine quer über der Strecke. Die ist allerdings so klein ausgefallen, da patsche ich doch mit einem Lachen durch. DAS hält mich auch nicht auf. Ungefähr bei km 9 kommt dann der Wendepunkt. Inzwischen hat sich die Läuferschar weiter auseinander gezogen, nur vereinzelt sieht man noch Grüppchen von 3 oder 4 Läufern.
Sie hat die Hindernisse bewältigt. Wir müssen härtere Mittel anwenden. Alle bereitmachen, Maschinen volle Kraft, jetzt gilt es....
Die Wende. Es kommt leichter Gegenwind. Aber da waren vorhin so viele leichte Kurven, das hört schon noch auf. Oder ich verstecke mich hinter einer Gruppe Männer....
Nächster km über 4:30. Ich muss schneller. Wenn nur der Wind nicht wäre. Ein km weiter: Wieder zu langsam, obwohl ich das Gefühl habe, ich laufe schneller als eben. Durchgangszeit bei 10 km 44:29. Noch im Plan, aber ich darf jetzt nicht nachlassen. An den Läufern vor mir dranbleiben. Weiter.
Die Grünen setzen sich immer sehr für Alternative Energiequellen ein. Den eigentlichen Sinn und Nutzen von Windrädern habe ich allerdings erst jetzt enttarnt. Nix da von wegen Wind rein Strom raus: Sie funktionieren umgekehrt: Strom rein, Wind raus.
Die Windräder haben volle Leistung erreicht, jetzt aufs Ziel ausrichten.
Aus verstecken wird nichts. Die ehemals vorhandenen Mini-Grüppchen zerfallen zu Einzelläufern. Jeder ist ein Einzelkämpfer gegen den verdammten Wind. Was die für einen Aufwand treiben, nur um mich aufzuhalten. Unglaublich. Ich bleibe tapfer an den Läufern vor mir dran. Überholen tut derzeit kaum einer mehr. (Ich glaube ich bin ab dem Wendepunkt von maximal 5 Läufern überholt worden.) Es handelt sich also nicht um einen Einbruch meinerseits, sondern um ein kollektives langsamer werden. Alle werden langsamer. Und langsamer. Aber ich bin ja derzeit nur knapp hinter dem Zeitplan. Der Wind nimmt nicht ab. Eigentlich müsste ich trotzdem doch mal etwas schneller werden.
Durchgangszeit bei km 15: 1:07:25 . Das sieht nicht gut aus. Die sub 1:34 kann ich mir abschminken. Zwar nur 44 Sekunden in der Zeit zurück, aber ich habe ja jetzt schon Probleme, das Tempo nur halbwegs zu halten. Unter 1:35 ist noch möglich. Aber es kommen ja noch ungefähr 3 km Gegenwind.
Also Turbo anschalten. ...Und Gas! Stotter, stotter, was ist das? Nichts. Überhaupt nichts. Anscheinend hat mein Zusatztank ein Leck. Nichts mehr da an Reserven.
Sie wird langsamer, es wirkt! Aber noch kann sie es schaffen! Instruiert die letzten Posten,
wir müssen alles auffahren, was wir haben. Am folgenden Verpflegungspunkt tut sich was. Und auch auf dem letzten km wird man noch mal aktiv.
Ein Weg ist überschwemmt, wir werden einen Wiesenhang herunter umgeleitet. Kein Problem, leider nur ein paar enge Kurven, die Kraft und Zeit kosten.
Dann...
Endlich der Wendepunkt. Die Zeit ist mir inzwischen fast egal. Ich will einfach nur noch möglichst schnell ankommen. Den Rückenwind nutzen. Rückenwind? Nicht spürbar.
Da kommt noch ein Verpflegungspunkt. Schnell noch ein paar Schlucke Wasser. Zu schnell. Der scheinheilig freundlich spielende Mensch dort reicht mir einen Becher unschluckbares Wasser, das mir sofort in die falsche Kehle läuft. Ein Hustenanfall ist die Folge. Natürlich direkt vor den laufenden Kameras, die bestimmt den sicher geglaubten Erfolg dokumentieren sollten. Aber heute bin ich unbremsbar. Der Husten verschwindet und ich quäle mich auf die letzten 2 km.
Achtung, Achtung, Brückenteam. Das Wasser hat versagt, ihr seid dran!
Gleich bin ich da. Nur noch über die Brücke und zurück zum Stadion. Aber was ist das? Diese Mini-Brücke hat auf ein Mal einen elend steilen und hohen Anstieg. Das war vorher noch nicht da. Da hat jemand was dran gemacht. Kann nicht anders sein.
Aber auch da krieche ich irgendwie drüber. Jetzt nur noch heim.
Ein paar Kurven durch die Straßen, durch einen Tunnel auf das Stadiongelände. Da vorne geht es rein. Ein letzter Versuch, mich aufzuhalten: Eine riesige Pfütze mitten auf dem Weg. Was nun? Vorbei und Zeit verlieren? Ich entscheide mich für die riskantere Methode: Mittendurch. Hoffentlich gibt es da kein Loch im Boden... nein, geschafft.
Und rein ins Stadion. Eine Runde noch. Noch ein wenig schneller, letzte Kurve. Und...
Ziel.
Mit 1:35:36 Fischer gründlich versägt. Und absolut fertig.
Nun kann ich mich genüsslich den leckeren Orangen widmen, die es im Zielbereich gibt. Mmmh.
Und der Wind?
Spätestens nach dem Duschen war es wieder so richtig schön windstill. Da soll einer sagen, alles war nur Zufall.
(Anm.d. Red.: Natürlich hatte ich diese komplizierten Gedankengänge nicht während des Laufs. Einige der beobachteten Einzelheiten machten erst beim nachträglichen Analysieren Sinn. Unterwegs waren die hauptsächlichen Gedanken eher profanerer Natur. So was wie:
Dranbleiben, weiter laufen. Schneller. Wenn ich jetzt abreißen lasse, gehe ich ein. Dranbleiben. Sch.... Wind. Km-Schild, Uhr drücken. Mist zu langsam. Weiter, dranbleiben,...)