Mountainrunner läuft Marathon - Mittelrheinmarathon 2010
Verfasst: 31.05.2010, 07:32
Prolog:
Manche Menschen laufen gerne, vor allem weit und lange.
Ich laufe lieber die etwas kürzeren Strecken, im Training meist nicht weiter als 15 Kilometer.
Vor 3 Wochen (08.05.) hatte es uns auf einen Caritaslauf verschlagen, dort lief ich in 3h20 eine Gesamtstrecke von 36km ziemlich schmerzfrei.
Davon überrascht meinte ich zu Diana dass die letzten 6 Kilometer ja nicht so wild sein können und der Marathon praktisch in Sicht sei.
"Tagesform", meinte sie nur, "es sind immerhin noch weitere 6 Kilometer und nicht nur weitere 6 Kilometer".
Diana: "Lauf doch den Mittelrheinmarathon."
Thomas: "Nee, lass stecken, der ist ohnehin zu warm"
Am Wochenende drauf ging es auf den MLP (als Halben), inclusive netter Beinbizepszerrung noch in einer 1:40 gelaufen.
Marathonprognose also 2x1:40+15Min = 3:35h (!!)
Da sollte ein Marathon, quasi getarnt als langer Lauf, drin sein. Und wenn ich langsamer laufe als 5:00 min/km gibt's auch keine Zerrung ....
Da ich meine Gedanken nicht für mich behalten kann war der Marathon fällig.
Der Marathon:
Bestärkt durch den Wetterbericht (wolkig, nicht wärmer als 25°C) und das Forum fuhren wir die 2 Stunden nach Koblenz, holten die Startnummern ab, erkundeten ein wenig den mit Baustellen übersäten Hafenbereich und machten eine Burgenrundfahrt mit dem Schiff.
Um 17:36 Uhr fuhr der Shuttlezug von Koblenz nach Oberwesel. Dort angekommen waren noch 1.2 Kilometer Fußmarsch in den Startbereich angesagt.
Heute mal nur mit Stoppuhr und ohne Garmin die Qual der Wahl: Ich wollte um die 4h laufen und schloß mich dem 4h-Zugläufer an.
Diana lief vor 2 Wochen den MLP-Marathon als Trainingsmarathon und wollte ca. 4:15h laufen und schloß sich daher der 4:20h Zugläuferin an.
Los gehts:
Um den 4h Zugläufer ist eine Gruppe von ca. 10 Mann und 1 Frau (Anne) versammelt.
Da der Zugläufer ein Zeitpolster laufen will geht es gleich im 5:20 ... 5:30er Tempo los.
Wir laufen auf der komplett gesperrten Bundesstraße am Rhein entlang, vorbei an der Loreley, Burg Katz, durch St. Goar, passieren die Burg Rheinfels und Burg Maus.
Alle 3 bis 5 Kilometer gibt es Wasser und manchmal auch Bananen, konsequent nehme ich an jeder Wasserstelle anfangs 2, später einen Becher Wasser und werfe alle 8 km eine Salztablette nach.
Weiter über Hirzenach, Bad Salzig; einmal kürzen wir die Flußschleife etwas ab.
Km17: Meine Zerrung vom Halbmarathon fiept ein wenig.
Km18: Die Zerrung fiept lauter. Was soll der Unfug?
In Boppard geht's über Kopfsteinpflaster und die Halbmarathonmarke, der Sprecher dort kündigt die meisten Läufer an.
Bombenstimmung.
Danach wird es ruhiger.
Meine Zerrung muckt noch einmal auf, und grummelt nur noch vor sich hin.
Mal schaun.
Km25: Wir haben in etwa den Ort Spay erreicht, ich werde langsam müde. Es beginnt dunkel zu werden und ich merke doch die vergangene Woche mit Dienst von 10:00 - 20:00 Uhr.
Die Laufstrecke führt inzwischen etwas abseits des Rheins, bei den leichten Anstiegen durch die Orte fällt Anne nach hinten raus.
KM27: Mir wird langsam kalt. Warum? Ich laufe doch ...
KM28: Allmählich benötige ich ein Dixi. Da waren doch welche gewesen?
KM33: Dixis kosten Zeit und es läuft gut. Das Stimmungstief zwischen km30 und 33 ist vorbei und ich laufe jetzt neben unserem Zugläufer.
Wir passieren immer mehr wandernde Marathonis, aber auch etliche Team-Marathonläufer (haben nur 11 km) erscheinen überfordert und wandern durch die Nacht.
Dann und wann schrecken und vorbeifahrende Rettungswagen auf.
KM36: Hier beginnt für mich läuferisches Neuland: Noch nie bin ich so weit am Stück gelaufen ohne irgendwelche Schmerzen (von der Zerrung mal abgesehen) oder Krämpfe zu bekommen.
Es läuft nicht ideal, ich bin müde, aber es läuft rund.
KM40: Wir müssen noch eine Ausweichschleife laufen (das Ziel ist ausnahmsweise nicht am Deutschen Eck) und die Gruppe ist auf 3 Mann zusammengeschmolzen.
Und ich weiß dass die verbleibenden 13 Minuten locker für die restlichen 2.2km reichen werden.
KM41: Der Zugläufer verabschiedet sich nach hinten, ich ziehe das Tempo leicht an, der weitere Mitläufer gibt noch mehr Gas und nach etwas mehr als 6 Minuten fliege (nein, richtig gelesen, kein humpeln, kein stolpern) ich durchs Ziel.
3h58min.
Ganz kurz danach taucht Diana auf (4:00h), und dann auch mein Zugläufer (4:01h).
Nach einem Bier geht es sehr geschwind auf ein Dixi und dann passierts:
Auf dem Rückweg fahren mir durch beide Beine (Schienbein und Wadenbein !) solche Krämpfe, dass ich mitten auf der Straße stehenbleiben muss und mit Dianas Hilfe zu einer Mauer humple.
2 Sanis packen mich auf eine Trage und schieben mich in eine Zelt wo ein netter Herr mir mit festem Druck auf die Füße die Krämpfe rausdrückt.
Ein Doc murmelt etwas von leichter Unterkühlung und nach 3 Minuten unter ein paar Decken geht's wieder in Richtung Auto.
Heizung auf volle Pulle, und ab nach Hause.
Epilog:
Der Sonntag war nicht beschwerdefrei, die Oberschenkel schmerzten ein wenig, der Beinbizeps ist mal wieder dick und auf dem Foto das Diana geschossen hat sehe ich aus wie ein Zombie.
Diana kann das Bild ja später hochladen. :-)
Und richtig locker war der Lauf auch nicht. Dafür sind 42 Kilometer einfach zu lang.
-- Thomas
Manche Menschen laufen gerne, vor allem weit und lange.
Ich laufe lieber die etwas kürzeren Strecken, im Training meist nicht weiter als 15 Kilometer.
Vor 3 Wochen (08.05.) hatte es uns auf einen Caritaslauf verschlagen, dort lief ich in 3h20 eine Gesamtstrecke von 36km ziemlich schmerzfrei.
Davon überrascht meinte ich zu Diana dass die letzten 6 Kilometer ja nicht so wild sein können und der Marathon praktisch in Sicht sei.
"Tagesform", meinte sie nur, "es sind immerhin noch weitere 6 Kilometer und nicht nur weitere 6 Kilometer".
Diana: "Lauf doch den Mittelrheinmarathon."
Thomas: "Nee, lass stecken, der ist ohnehin zu warm"
Am Wochenende drauf ging es auf den MLP (als Halben), inclusive netter Beinbizepszerrung noch in einer 1:40 gelaufen.
Marathonprognose also 2x1:40+15Min = 3:35h (!!)
Da sollte ein Marathon, quasi getarnt als langer Lauf, drin sein. Und wenn ich langsamer laufe als 5:00 min/km gibt's auch keine Zerrung ....
Da ich meine Gedanken nicht für mich behalten kann war der Marathon fällig.
Der Marathon:
Bestärkt durch den Wetterbericht (wolkig, nicht wärmer als 25°C) und das Forum fuhren wir die 2 Stunden nach Koblenz, holten die Startnummern ab, erkundeten ein wenig den mit Baustellen übersäten Hafenbereich und machten eine Burgenrundfahrt mit dem Schiff.
Um 17:36 Uhr fuhr der Shuttlezug von Koblenz nach Oberwesel. Dort angekommen waren noch 1.2 Kilometer Fußmarsch in den Startbereich angesagt.
Heute mal nur mit Stoppuhr und ohne Garmin die Qual der Wahl: Ich wollte um die 4h laufen und schloß mich dem 4h-Zugläufer an.
Diana lief vor 2 Wochen den MLP-Marathon als Trainingsmarathon und wollte ca. 4:15h laufen und schloß sich daher der 4:20h Zugläuferin an.
Los gehts:
Um den 4h Zugläufer ist eine Gruppe von ca. 10 Mann und 1 Frau (Anne) versammelt.
Da der Zugläufer ein Zeitpolster laufen will geht es gleich im 5:20 ... 5:30er Tempo los.
Wir laufen auf der komplett gesperrten Bundesstraße am Rhein entlang, vorbei an der Loreley, Burg Katz, durch St. Goar, passieren die Burg Rheinfels und Burg Maus.
Alle 3 bis 5 Kilometer gibt es Wasser und manchmal auch Bananen, konsequent nehme ich an jeder Wasserstelle anfangs 2, später einen Becher Wasser und werfe alle 8 km eine Salztablette nach.
Weiter über Hirzenach, Bad Salzig; einmal kürzen wir die Flußschleife etwas ab.
Km17: Meine Zerrung vom Halbmarathon fiept ein wenig.
Km18: Die Zerrung fiept lauter. Was soll der Unfug?
In Boppard geht's über Kopfsteinpflaster und die Halbmarathonmarke, der Sprecher dort kündigt die meisten Läufer an.
Bombenstimmung.
Danach wird es ruhiger.
Meine Zerrung muckt noch einmal auf, und grummelt nur noch vor sich hin.
Mal schaun.
Km25: Wir haben in etwa den Ort Spay erreicht, ich werde langsam müde. Es beginnt dunkel zu werden und ich merke doch die vergangene Woche mit Dienst von 10:00 - 20:00 Uhr.
Die Laufstrecke führt inzwischen etwas abseits des Rheins, bei den leichten Anstiegen durch die Orte fällt Anne nach hinten raus.
KM27: Mir wird langsam kalt. Warum? Ich laufe doch ...
KM28: Allmählich benötige ich ein Dixi. Da waren doch welche gewesen?
KM33: Dixis kosten Zeit und es läuft gut. Das Stimmungstief zwischen km30 und 33 ist vorbei und ich laufe jetzt neben unserem Zugläufer.
Wir passieren immer mehr wandernde Marathonis, aber auch etliche Team-Marathonläufer (haben nur 11 km) erscheinen überfordert und wandern durch die Nacht.
Dann und wann schrecken und vorbeifahrende Rettungswagen auf.
KM36: Hier beginnt für mich läuferisches Neuland: Noch nie bin ich so weit am Stück gelaufen ohne irgendwelche Schmerzen (von der Zerrung mal abgesehen) oder Krämpfe zu bekommen.
Es läuft nicht ideal, ich bin müde, aber es läuft rund.
KM40: Wir müssen noch eine Ausweichschleife laufen (das Ziel ist ausnahmsweise nicht am Deutschen Eck) und die Gruppe ist auf 3 Mann zusammengeschmolzen.
Und ich weiß dass die verbleibenden 13 Minuten locker für die restlichen 2.2km reichen werden.
KM41: Der Zugläufer verabschiedet sich nach hinten, ich ziehe das Tempo leicht an, der weitere Mitläufer gibt noch mehr Gas und nach etwas mehr als 6 Minuten fliege (nein, richtig gelesen, kein humpeln, kein stolpern) ich durchs Ziel.
3h58min.
Ganz kurz danach taucht Diana auf (4:00h), und dann auch mein Zugläufer (4:01h).
Nach einem Bier geht es sehr geschwind auf ein Dixi und dann passierts:
Auf dem Rückweg fahren mir durch beide Beine (Schienbein und Wadenbein !) solche Krämpfe, dass ich mitten auf der Straße stehenbleiben muss und mit Dianas Hilfe zu einer Mauer humple.
2 Sanis packen mich auf eine Trage und schieben mich in eine Zelt wo ein netter Herr mir mit festem Druck auf die Füße die Krämpfe rausdrückt.
Ein Doc murmelt etwas von leichter Unterkühlung und nach 3 Minuten unter ein paar Decken geht's wieder in Richtung Auto.
Heizung auf volle Pulle, und ab nach Hause.
Epilog:
Der Sonntag war nicht beschwerdefrei, die Oberschenkel schmerzten ein wenig, der Beinbizeps ist mal wieder dick und auf dem Foto das Diana geschossen hat sehe ich aus wie ein Zombie.
Diana kann das Bild ja später hochladen. :-)
Und richtig locker war der Lauf auch nicht. Dafür sind 42 Kilometer einfach zu lang.
-- Thomas