Biel - Männerpartie mit Heinz
Verfasst: 15.06.2010, 22:26
Irgendwann musst du nach Biel, sagte auch ich mir, als ich im letzten Jahr die Berichte las. Flugs wurde ein kostenfrei stornierbares Zimmer gebucht und die Überlegungen unvorsichtigerweise im Kollegenkreis beim Kaffee breitgetreten. Heinz ging sofort darauf ein Das klang nach fremden Ländern, Freiheit und Abenteuer, da wollte er als Radbegleiter dabei sein. Ich dämpfte den Tatendrang und wollte erst den langen Rennsteiglauf gut ankommen. Als dies geschehen war, meldete ich mich für die 100 km von Biel an. Der höhere Zweck der Reise zur allgemeinen Körperertüchtigung ließ mögliche familiäre Probleme gar nicht erst aufkommen. Das Biel auch „die Nacht der Nächte“ genannt wird, haben wir daheim jedoch gar nicht erst erwähnt.
Schon Donnerstag starteten wir zur Männerpartie. Weil Fahrräder so sportlich dekorativ auf dem Autodach wirken, nahm ich auch das meinige mit nach Biel. Wichtig sind für eine Männerpartie Getränkevorräte, so fand sich neben Wasser, Apfelschorle und Cola auch ein gewisser Biervorrat im Kofferraum. In Königschaffhausen wurden noch einige Kisten Wein für die Heimkehrfeier ergänzt. Unter übermenschlicher Anstrengung gelang es uns bei der Weinverkostung nur am Glas zu nippen. Im Nachhinein war dies die schwerste Prüfung des Wochenendes.
Frühzeitige Buchungen sind nicht immer von Vorteil. Die etwas chaotisch wirkende Wirtin hatte wohl einiges durcheinander gebracht und das Zimmer noch anderweitig belegt. Sie vermittelte uns aber doch noch zwei Betten bei Herrn Löffel, der günstig in der Nähe des Eisstadions wohnte.
Freitag radelten wir in die Stadt, bewunderten die kleine Altstadt und die Bauhausgebäude als architektonische Höhepunkte einer ansonsten etwas runtergekommenen gesichtslosen Industriestadt. Vor allem die Uhrenindustrie ist in Biel zu Hause. Leider gab es kein Rolex-Outlet, so dass wir eine Uhr dieser Marke wohl doch in der Türkei kaufen müssen. Da wir uns schonen wollten, stiegen wir schließlich aufs Schiff und machten eine Rundfahrt über den Bieler See vorbei an hübschen Weindörfern und kosteten dabei ein kleines Gläschen Twanner Wein.
Nach dem Nachmittagsschlaf schlug ich Heinz vor, diese ganze sinnlose Lauferei ausfallen zu lassen und lieber intensiver den Wein des Bielersees zu testen. Heinz erinnerte jedoch daran, dass wir von unseren Frauen nur für den höheren Zweck entbehrt wurden. Auch meinen Vorschlag nach 2 km den Lauf abzubrechen, was ja mal passieren kann, ließ er nicht gelten.
Zwei Stunden vor dem Start trafen wir uns mit anderen Kämpfern für den höheren Zweck am Start. Es ist ja nicht so, dass Männer nichts für Mode übrig hätten. Heinz erregte allgemeine Aufmerksamkeit mit seinem Köstritzer-Radler-Shirt, Wolfgang stellte seine neue Mütze vor, die wie die alte aussah, und Walters Oberkörper wurde umschmeichelt von einem hautengen weißen Dress. Heiko lobte die Passform seiner neuen Compeed - Blasenflaster. Conni wiederum faszinierte dagegen die Männerwelt mit reizenden schwarzen Ärmlingen und die Frisur von Tess saß wieder ganz ausgezeichnet.
Als Heinz mit den übrigen Radbegleitern eine halbe Stunde vor dem Start vorausfahren musste, überlegte ich, einfach wieder zu Herrn Löffel zu gehen. Heinz würde es schon bemerken, wenn ich nicht käme. Man könnte diese Gefühlslage vielleicht unauffällig mit Respekt vor der Strecke umschreiben.
Da Wolfgang irgendwas von 6:15 min/km gemurmelt hatte, wurden er und sein Freund Markus zum Opfer meiner Laufbegleitung auserwählt. Der Lauf durch die Stadt war stimmungsvoll und warm. Die schwarzen Wolken verschonten uns zum Glück oder leider, denn das schwüle Wetter sollte bis zum Morgen anhalten. Aus der Stadt heraus ging es recht heftig bergan, was sofort zum Wanderschritt führte. Belohnt wurden wir mit einem Blick über das erleuchtete Biel und nicht mehr ganz so drückender Luft. Wir trappelten dann so vor uns hin und bewunderten die Zuschauer in den Dörfern, die fröhlich zechend die Läufer beklatschten. Vom Zauber der Nacht war allerdings im dichten Mittelfeld nie wirklich was zu bemerken.
Aarberg bei km 17 mit der überdachten Brücke und dem blauen Teppich auf dem Boden war ganz großes Kino. Zuschauer und der pittoreske Marktplatz ließen Gänsehaut aufkommen. Wolfgang teilte den von seiner Frau gereichten Kuchen mit mir, Männer teilen alles.
Hinter Lyss bei km 25 stieß Heinz zu uns, der bis dahin schon etliche Bierbestellungen trotz seines Köstritzer-Shirts abschlagen musste. Männern sagt man eine gewisse Technikverliebtheit zu. Heinz hatte neben seiner normalen Fahrradlampe einen zweiten Strahler mit 40 Lux aufgetrieben, der uns die Strecke hervorragend erleuchtete. Irgendwann ließ ich Wolfgang und Markus ziehen, die mir minimal zu schnell waren. Dennoch war es für mich ein entspanntes Laufen auf der langen, leicht abfallenden Strecke zur ersten Zwischenzeitnahme nach Oberamsern (km 38) hinab. Ich überholte viele Läufer und Heinz mahnte mich, nicht zu schnell zu werden.
Durch das intensive Studium verschiedener Laufberichte, rechnete ich mit Einbrüchen etwa bei km 35 und bei km 80. Als es jetzt für mich anstrengend, war ich deshalb nicht überrascht, schließlich war ich rund 40 km gelaufen und es war 2:30 Uhr in der Nacht. Ich ging ab und zu ein Stück und stellte mir nicht einmal die Frage, wie ich noch 60 km weiterkommen sollte. Beim Gehen rutschte mein Puls in Richtung Schlafstellung, so dass ich bald immer wieder weiter lief. Erst hinterher stellte ich fest, dass es auf diesem Streckenabschnitt über einige Kilometer bergan ging. In der Dunkelheit hatte ich es kaum bemerkt und meine Schwierigkeiten gar nicht mit Anstiegen in Verbindung gebracht.
Beim Ultra wird es nicht immer nur schlechter, es wird auch wieder besser. Das es ab km 46 für mich besser wurde, mag auch daran liegen, dass es wieder bergab ging. Zwischen Oberamsern und der Zeitmessung in Kirchberg (km 56) hatte ich mich von Platz 727 auf Platz 631 vorgearbeitet. In Kirchberg saß Conni fröhlich rum, obwohl oder weil sie hier ausgestiegen war. Mir kam ein Ausstieg nicht einmal in den Sinn.
Hinter Kirchberg beginnt der Ho-Chi-Minh-Pfad, der bürgerlich Emmendamm heißt. Innerhalb kürzester Zeit war es hell geworden und die Vögel zwitscherten in den Morgen. Der Körper wurde wieder wach. Es war ein Weg, wie ich ihn häufig laufe und ich genoss den Lauf über den Trampelpfad mit dem Hauch von wahrem Abenteuer. Wieder überholte ich viele Läufer.
Plötzlich stand Eckhard vor mir. Mit ihm hatte ich am wenigsten gerechnet, hätte er doch eine Stunde vor mir sein müssen. Er war gestürzt und wirkte reichlich demoralisiert. Ich beschloss eine Weile bei ihm zu bleiben, bis er sein Tief wieder überwunden hat. Am Ende des Ho-Chi-Minh-Pfades stieß auch wieder Heinz zu uns, der die vergangen 10 km umfahren musste. Ein Ultra wird im Kopf gelaufen und es war nur noch ein Marathon!
Jetzt freute ich mich auf den Kaffee, hatte doch Joe in seinem Bericht vom letzten Jahr von einer Bäckerei bei km 72 berichtet. Heinz bekam eine genaue Bestellung aufgetragen und radelte vor. Bei der Kaffeepause auf der Mauer ließen wir um 6.30 Uhr einige Läufer vorbeiziehen. Trotz des Kaffees folgte mein zweites Tief. Der lange sanfte Anstieg nach Bibern ließ mich immer wieder in den Wanderschritt fallen. Demoralisierend war vor allem, wie flach der Berg eigentlich war. Eckhard war vorgelaufen, wartete aber an der Verpflegung. Damit war klar, wir laufen zusammen ins Ziel. In Bibern hatte ich mich auf Platz 540 gekämpft.
Hinter den Bergen stellte sich heraus, dass das Zusammenlaufen gar nicht so einfach war. Während ich einen Schnitt von 6:30 lief und ab und zu eine Gehpause machte, war Eckhard deutlich langsamer aber mit weniger Geheinlagen unterwegs. Doch wahre Männer finden immer eine Lösung. Wir liefen allein und trafen uns an den Verpflegungsstellen und Anstiegen immer wieder, auch wenn die Gehpausen immer länger wurden.
Heinz fuhr jetzt auffällig viel im Stehen – der Sattel hatte wohl seine Spuren hinterlassen. Für die letzen 5 km brauchten wir schließlich 45 min. Allerdings mussten wir uns ja auch ausgiebig am Schild der 99 km fotografieren und die Haare für den Zieleinlauf richten. Sicherheitshalber gingen wir nach dem Schild auch noch einige Meter, damit wir auch durch das Ziel laufen konnten. Als 568 blieb nach 12:47 h die Zeit für mich stehen, wir hatten es geschafft.
Hinterher war ich erstaunt, wie problemfrei es gegangen war. Ich hatte mich auf Sinnkrisen und Einbrüche vorbereitet, doch nichts davon kam wirklich. Bei den Schwächephasen wusste, ich dass ich dem Körper etwas Regeneration durch Gehpausen ermöglichen muss und bei den vielen Kilometern nichts erzwingen kann. Ohne Zeitziel hatte ich mich auch nicht unter Druck gesetzt und kam nie ins Hadern, ob ich einige Minuten verschenke, auch wenn der Kilometerschnitt auf den letztem Viertel drastisch gesunken war. Ich hätte es wohl auch ohne Fahrradbegleiter geschafft, doch manches wäre mühsamer gewesen und es beruhigte ungemein, immer jemand in der Nähe zu haben.
Und Biel? Wie der Berlin-Marathon und der Rennsteiglauf gehört es wohl zu den Dingen die ein (lange Stecken laufender) Mann mal getan haben sollte – und eine Frau wohl auch. Das Bier schmeckt danach einfach besser.
Bilder dazu gibt es in meinen Blog.
Schon Donnerstag starteten wir zur Männerpartie. Weil Fahrräder so sportlich dekorativ auf dem Autodach wirken, nahm ich auch das meinige mit nach Biel. Wichtig sind für eine Männerpartie Getränkevorräte, so fand sich neben Wasser, Apfelschorle und Cola auch ein gewisser Biervorrat im Kofferraum. In Königschaffhausen wurden noch einige Kisten Wein für die Heimkehrfeier ergänzt. Unter übermenschlicher Anstrengung gelang es uns bei der Weinverkostung nur am Glas zu nippen. Im Nachhinein war dies die schwerste Prüfung des Wochenendes.
Frühzeitige Buchungen sind nicht immer von Vorteil. Die etwas chaotisch wirkende Wirtin hatte wohl einiges durcheinander gebracht und das Zimmer noch anderweitig belegt. Sie vermittelte uns aber doch noch zwei Betten bei Herrn Löffel, der günstig in der Nähe des Eisstadions wohnte.
Freitag radelten wir in die Stadt, bewunderten die kleine Altstadt und die Bauhausgebäude als architektonische Höhepunkte einer ansonsten etwas runtergekommenen gesichtslosen Industriestadt. Vor allem die Uhrenindustrie ist in Biel zu Hause. Leider gab es kein Rolex-Outlet, so dass wir eine Uhr dieser Marke wohl doch in der Türkei kaufen müssen. Da wir uns schonen wollten, stiegen wir schließlich aufs Schiff und machten eine Rundfahrt über den Bieler See vorbei an hübschen Weindörfern und kosteten dabei ein kleines Gläschen Twanner Wein.
Nach dem Nachmittagsschlaf schlug ich Heinz vor, diese ganze sinnlose Lauferei ausfallen zu lassen und lieber intensiver den Wein des Bielersees zu testen. Heinz erinnerte jedoch daran, dass wir von unseren Frauen nur für den höheren Zweck entbehrt wurden. Auch meinen Vorschlag nach 2 km den Lauf abzubrechen, was ja mal passieren kann, ließ er nicht gelten.
Zwei Stunden vor dem Start trafen wir uns mit anderen Kämpfern für den höheren Zweck am Start. Es ist ja nicht so, dass Männer nichts für Mode übrig hätten. Heinz erregte allgemeine Aufmerksamkeit mit seinem Köstritzer-Radler-Shirt, Wolfgang stellte seine neue Mütze vor, die wie die alte aussah, und Walters Oberkörper wurde umschmeichelt von einem hautengen weißen Dress. Heiko lobte die Passform seiner neuen Compeed - Blasenflaster. Conni wiederum faszinierte dagegen die Männerwelt mit reizenden schwarzen Ärmlingen und die Frisur von Tess saß wieder ganz ausgezeichnet.
Als Heinz mit den übrigen Radbegleitern eine halbe Stunde vor dem Start vorausfahren musste, überlegte ich, einfach wieder zu Herrn Löffel zu gehen. Heinz würde es schon bemerken, wenn ich nicht käme. Man könnte diese Gefühlslage vielleicht unauffällig mit Respekt vor der Strecke umschreiben.
Da Wolfgang irgendwas von 6:15 min/km gemurmelt hatte, wurden er und sein Freund Markus zum Opfer meiner Laufbegleitung auserwählt. Der Lauf durch die Stadt war stimmungsvoll und warm. Die schwarzen Wolken verschonten uns zum Glück oder leider, denn das schwüle Wetter sollte bis zum Morgen anhalten. Aus der Stadt heraus ging es recht heftig bergan, was sofort zum Wanderschritt führte. Belohnt wurden wir mit einem Blick über das erleuchtete Biel und nicht mehr ganz so drückender Luft. Wir trappelten dann so vor uns hin und bewunderten die Zuschauer in den Dörfern, die fröhlich zechend die Läufer beklatschten. Vom Zauber der Nacht war allerdings im dichten Mittelfeld nie wirklich was zu bemerken.
Aarberg bei km 17 mit der überdachten Brücke und dem blauen Teppich auf dem Boden war ganz großes Kino. Zuschauer und der pittoreske Marktplatz ließen Gänsehaut aufkommen. Wolfgang teilte den von seiner Frau gereichten Kuchen mit mir, Männer teilen alles.
Hinter Lyss bei km 25 stieß Heinz zu uns, der bis dahin schon etliche Bierbestellungen trotz seines Köstritzer-Shirts abschlagen musste. Männern sagt man eine gewisse Technikverliebtheit zu. Heinz hatte neben seiner normalen Fahrradlampe einen zweiten Strahler mit 40 Lux aufgetrieben, der uns die Strecke hervorragend erleuchtete. Irgendwann ließ ich Wolfgang und Markus ziehen, die mir minimal zu schnell waren. Dennoch war es für mich ein entspanntes Laufen auf der langen, leicht abfallenden Strecke zur ersten Zwischenzeitnahme nach Oberamsern (km 38) hinab. Ich überholte viele Läufer und Heinz mahnte mich, nicht zu schnell zu werden.
Durch das intensive Studium verschiedener Laufberichte, rechnete ich mit Einbrüchen etwa bei km 35 und bei km 80. Als es jetzt für mich anstrengend, war ich deshalb nicht überrascht, schließlich war ich rund 40 km gelaufen und es war 2:30 Uhr in der Nacht. Ich ging ab und zu ein Stück und stellte mir nicht einmal die Frage, wie ich noch 60 km weiterkommen sollte. Beim Gehen rutschte mein Puls in Richtung Schlafstellung, so dass ich bald immer wieder weiter lief. Erst hinterher stellte ich fest, dass es auf diesem Streckenabschnitt über einige Kilometer bergan ging. In der Dunkelheit hatte ich es kaum bemerkt und meine Schwierigkeiten gar nicht mit Anstiegen in Verbindung gebracht.
Beim Ultra wird es nicht immer nur schlechter, es wird auch wieder besser. Das es ab km 46 für mich besser wurde, mag auch daran liegen, dass es wieder bergab ging. Zwischen Oberamsern und der Zeitmessung in Kirchberg (km 56) hatte ich mich von Platz 727 auf Platz 631 vorgearbeitet. In Kirchberg saß Conni fröhlich rum, obwohl oder weil sie hier ausgestiegen war. Mir kam ein Ausstieg nicht einmal in den Sinn.
Hinter Kirchberg beginnt der Ho-Chi-Minh-Pfad, der bürgerlich Emmendamm heißt. Innerhalb kürzester Zeit war es hell geworden und die Vögel zwitscherten in den Morgen. Der Körper wurde wieder wach. Es war ein Weg, wie ich ihn häufig laufe und ich genoss den Lauf über den Trampelpfad mit dem Hauch von wahrem Abenteuer. Wieder überholte ich viele Läufer.
Plötzlich stand Eckhard vor mir. Mit ihm hatte ich am wenigsten gerechnet, hätte er doch eine Stunde vor mir sein müssen. Er war gestürzt und wirkte reichlich demoralisiert. Ich beschloss eine Weile bei ihm zu bleiben, bis er sein Tief wieder überwunden hat. Am Ende des Ho-Chi-Minh-Pfades stieß auch wieder Heinz zu uns, der die vergangen 10 km umfahren musste. Ein Ultra wird im Kopf gelaufen und es war nur noch ein Marathon!
Jetzt freute ich mich auf den Kaffee, hatte doch Joe in seinem Bericht vom letzten Jahr von einer Bäckerei bei km 72 berichtet. Heinz bekam eine genaue Bestellung aufgetragen und radelte vor. Bei der Kaffeepause auf der Mauer ließen wir um 6.30 Uhr einige Läufer vorbeiziehen. Trotz des Kaffees folgte mein zweites Tief. Der lange sanfte Anstieg nach Bibern ließ mich immer wieder in den Wanderschritt fallen. Demoralisierend war vor allem, wie flach der Berg eigentlich war. Eckhard war vorgelaufen, wartete aber an der Verpflegung. Damit war klar, wir laufen zusammen ins Ziel. In Bibern hatte ich mich auf Platz 540 gekämpft.
Hinter den Bergen stellte sich heraus, dass das Zusammenlaufen gar nicht so einfach war. Während ich einen Schnitt von 6:30 lief und ab und zu eine Gehpause machte, war Eckhard deutlich langsamer aber mit weniger Geheinlagen unterwegs. Doch wahre Männer finden immer eine Lösung. Wir liefen allein und trafen uns an den Verpflegungsstellen und Anstiegen immer wieder, auch wenn die Gehpausen immer länger wurden.
Heinz fuhr jetzt auffällig viel im Stehen – der Sattel hatte wohl seine Spuren hinterlassen. Für die letzen 5 km brauchten wir schließlich 45 min. Allerdings mussten wir uns ja auch ausgiebig am Schild der 99 km fotografieren und die Haare für den Zieleinlauf richten. Sicherheitshalber gingen wir nach dem Schild auch noch einige Meter, damit wir auch durch das Ziel laufen konnten. Als 568 blieb nach 12:47 h die Zeit für mich stehen, wir hatten es geschafft.
Hinterher war ich erstaunt, wie problemfrei es gegangen war. Ich hatte mich auf Sinnkrisen und Einbrüche vorbereitet, doch nichts davon kam wirklich. Bei den Schwächephasen wusste, ich dass ich dem Körper etwas Regeneration durch Gehpausen ermöglichen muss und bei den vielen Kilometern nichts erzwingen kann. Ohne Zeitziel hatte ich mich auch nicht unter Druck gesetzt und kam nie ins Hadern, ob ich einige Minuten verschenke, auch wenn der Kilometerschnitt auf den letztem Viertel drastisch gesunken war. Ich hätte es wohl auch ohne Fahrradbegleiter geschafft, doch manches wäre mühsamer gewesen und es beruhigte ungemein, immer jemand in der Nähe zu haben.
Und Biel? Wie der Berlin-Marathon und der Rennsteiglauf gehört es wohl zu den Dingen die ein (lange Stecken laufender) Mann mal getan haben sollte – und eine Frau wohl auch. Das Bier schmeckt danach einfach besser.
Bilder dazu gibt es in meinen Blog.