TinaS hat geschrieben:M.E. gibt es genau zwei Möglichkeiten:
- entweder man macht tatsächlich krasse Fortschritte. Dann braucht man wie du richtig sagst eh nicht groß einen Trainingsplan und wird auch nicht wegen eines Fahrtspiels in Panik geraten.
- oder man gehört eher zu den Talentfreien, sich nicht genug Anstrengern oder wasauchimmer und die Fortschritte passieren nicht von selbst. Nur dann kann man m.E. auf die Idee kommen, sich unbedingt und krampfhaft an einen (oder gar zwei ;) ) Pläne halten zu müssen.
Das ist irgendwie schwarz/weiß, oder nicht? Ein Trainingsplan aus einem Buch
kann nicht das liefern, was bei Ihm oben drüber steht. Ich will's auch erklären:
Nehmen wir an, es stünde "HM in 2:00h" drüber. Woher weiß der Plan denn, wo ich gerade stehe? Bin ich ein 2:10-Mensch, dann werde ich den Plan vielleicht schaffen (wobei man einen Plan nicht "schaffen müssen" sollte). Bin ich aber ein 2:30-Mensch, dann werde ich den Plan vielleicht gerade so eben schaffen, aber bestimmt beim Wettkampf abschmieren, denn ich habe mich die Wochen davor viel zu sehr verausgabt. Bin ich ein 2:05-Mensch, dann habe ich womöglich meinen Aufwärtstrend verschwendet und mich in eine Stagnation gelaufen.
Ich habe noch nie irgendwo einen Plan gesehen, bei dem Stand: "Wenn ihre Bestzeit aus dem letzten Jahr so und so ist, dann könnten sie mal das und das probieren." Geht ja auch nicht, denn der Plan weiß ja nicht, ob ich von diesem einen Jahr 10 Monate auf der faulen Haut gelegen habe, verletzt war oder Mutter geworden bin. Es wird ja eh immer nur aus dem Training heraus geraten "Jooah... das könnte ich mir zutrauen.", womit schon eine sehr große Ungenauigkeit in den Plan kommt., nämlich die subjektive Einschätzung. An einem Tag traue ich mir keine 40 Minuten auf 10 zu, an einem anderen unter 38.
Der "Trainingsplan" frei nach Schnauze (unter Beachtung einiger Grundregeln) ist auch ein Trainingsplan, wenn auch nicht ein so detailreich ausgearbeiteter. Der einfachste Plan fängt bei "one day hard, one day easy an" und der komplexeste hört bei exakten Pulswerten, angepasst an das Klima, und sekundengenauen Kilometerzeiten auf. Dazwischen ist alles ein Plan, so lange man sich Gedanken mach, was man da macht. Und wenn es schon mühselig ist, sich zum Training zu motivieren, dann sollte das Training doch wenigstens Spaß machen. Und wenn Fartlek keinen Spaß macht, dann mache ich eben was anderes, was mir Spaß macht. Es bringt ja nix das vor sich her zu schieben. Dann doch lieber etwas ungenauer und dafür lieber.
TinaS hat geschrieben:Und dann sollte der Plan auch zu den eigenen Möglichkeiten passen.
Also ich traue mir nicht zu, das zu beurteilen. Wenn ich so viel Wissen habe, um zu erkennen, ob ein Plan auf mich passt oder nicht - dann kann ich ihn doch gleich selbst machen.
TinaS hat geschrieben:tina, die einen Halbmarathon in zwei Stunden nicht für selbstverständlich hält (auch wenn ihr prophezeiht wurde, dass sie beim übernächsten Mal fallen)
Ein Trainingsplan zielt darauf ab (genau so wie Pacemaker), das Ziel so gerade eben zu erreichen. Wenn Du dann keinen guten Tag hast, dann wird's nicht funktionieren. Oder wenn Du halt den falschen Plan für Dich gewählt hast.
Meine Statur ist (d.h.
ich bin) nicht für schnelle, flache Läufe geeignet. Für Bergläufe eben so wenig. Aber wenn's leicht Hügelig ist, dann lande ich weit vorne. Einfach, weil es mein körperliches Heimspiel ist. Das kann auch kein Trainingsplan wissen, denn Trainingspläne haben selten Höhenmeter drin. Die sind nämlich furchtbar kompliziert zu berechnen.
Ich bleib dabei: laufe so, wie es Dir Spaß macht und mache Dir Gedanken darüber, was Dich in Deinen Stärken weiter bringt.
Wenn ich an einer Schwäche arbeite, hole ich vielleicht 5% Erfolg raus. Weil ich da eben weniger Talent habe oder (in anderen Worten) nicht gut geeignet für bin. Wenn ich aber die gleiche Energie und Motivation in den Ausbau meiner Stärken stecke, dann können da auch mal 15% Verbesserung raus kommen. Und das wiederum hält mich besser bei Laune als die popeligen 5%. Wenn's weniger Spaß macht, bringt's auch weniger Erfolg.
Grüße,
Guido