So, jetzt will ich auch mal meine Erlebnisse verarbeiten und etwas dazu schreiben.
Unsere Staffel (Beate, Claudia und ich) waren in der zweiten Startgruppe der Staffeln und damit in der letzten Startgruppe einsortiert, beide Staffelstartgruppen bestanden aus 300 Schwimmern.
Gemeinsam mit Beate habe ich mich in die Wechselzone I zu meinem Wüstenfalken begeben. Dort bereitete sich Beate auf ihren Einsatz als Startschwimmerin vor, während ich den Wüstenfalken vom Regenschutz befreite und die gefüllten Trinkflaschen anbrachte. Bei den Vorbereitungen trafen wir dann noch andere Teilnehmer, die Beate vom Bocholter Triathlon kannte. Wie klein doch die Welt der Triathleten ist.
Um 8:45 Uhr erfolgte dann der Start unserer Staffel und Beate machte sich auf den Weg. Ihre Ankunft war so in 1:30h geplant. In der Zwischenzeit machte ich mich fertig und unterhielt mich mit meinen Nachbarn am Rad. Nach einer Weile liefen dann die ersten Schwimmer in die Wechselzone ein und es kam Hektik bei den Radfahrern auf.
Nicht weit von mir wartete Andreas Niedrig auf sein Staffelmitglied, umlagert von einem Fernsehteam. In der Nacht hatte jemand einen Radschuh vom Rad geklaut und Andreas und andere versuchten Ersatzschuhe aufzutreiben. Als diese endlich gefunden waren, musste er auch sofort los.
Dann plötzlich, die Wechselzone war noch richtig voll, kam bereits Beate angelaufen, viel früher als erwartet. 1:18h, eine Super-Schwimmzeit, die für mich eine Verpflichtung sein sollte.
![Biggrin :D](./images/smilies/biggrin.gif)
Nach Übernahme des Chips lief ich mit dem Wüstenfalken los in Richtung Radstrecke. Schnell war die Asphaltstrecke erreicht, aber noch nicht der Ausgang aus der Wechselzone und ich lief weiter. Von Zuschauern wurde mir zugerufen, ich dürfe schon fahren, also rauf aufs Rad und los.
Karotte stand wohl auf der Kanalbrücke, gesehen habe ich sie nicht. Ich war einfach zu schnell.
War das ein geiles Gefühl, auf dem Aerolenker zu liegen und die Zuschauer als bunte, verwischte Masse an sich vorbei rauschen zu sehen. Da kamen Emotionen hoch, die mich befürchten ließen, dass ich gleich am Anfang überziehen würde.
Schnell war die Biermeile erreicht, hier durfte ich erst beim 3. Mal nach rechts in Richtung Wechselzone in Roth abbiegen. Also nach links in die Kurve und wieder Tempo aufnehmen. Die Strecke führte jetzt oftmals leicht ansteigend über Wallesau und Laffenau zum "Karotten"-Berg, dort hatte Heinrich im letzten Jahr für Karotte eine selbige auf die Straße gesprüht. Jetzt befand sich an dieser 10%igen Steigung nur noch ein Flickenteppich, eine Karotte war nicht mehr erkennbar. Es folgte eine schöne Abfahrt nach Heideck und von dort ging es den Seligenstädter Berg hinauf. Ich war so schnell unterwegs, dass mich die Essener Schlachtenbummler erst bemerkten, als ich bereits an ihnen vorbeigerauscht war, wohlgemerkt bergauf.
![Hihi :hihi:](./images/smilies/lolaway.gif)
Von Seligenstadt aus ging es dann für eine lange Zeit bergab und leicht wellig in Richtung des südlichsten Punktes der Radstrecke. Und dieser Punkt hat es in sich, schließlich befindet sich hier der Kalvarienberg bei Greding, ca. 2km lang und eine 10%ige Steigung.
Nach einer gefühlt ewig langen Kurbelei war ich schließlich oben und kämpfte anschließend gegen den Gegenwind. Ich wurde zwar ständig von Fahrern, die bereits auf der zweiten Runde waren, überholt, andererseits sammelte ich auch immer mehr Einzelfahrer und Staffelfahrer (erkennbar an dem großen "S" auf der Wade und der grünen Startnummer) ein.
Hier meldete sich zum ersten Mal meine rechte Wade und wollte Zicken machen.
![Sauer :sauer:](./images/smilies/sauer.gif)
Tempo rausnehmen kam nicht in Frage, also die Ferse beim Treten nach unten drücken und hoffen, dass die Zickerei aufhört.
Dann kam endlich die Belohnung für die Kurbelei am Kalvarienberg, die Abfahrt über die Serpentinen nach Obermässing hinunter, diesmal auf abgesperrter Strecke und Leitplanken, die in den Kurvenbereichen mit Strohballen gesichert waren.
Auf dieser waghalsigen Abfahrt hat mich niemand überholt!
![Teufel :teufel:](./images/smilies/teufel.gif)
Das Tempo konnte ich erwartungsgemäß auf den nächsten Kilometern nicht halten, da es immer mal wieder leicht bergan ging.
Und dann kam meine Lieblingsstelle, die ich bei den Trainingsrunden am Pfingstwochenende aufgrund eines schleichenden Plattens leider nicht voll fahren konnte. Aber jetzt wollte ich es wissen, Doro hatte hier die 60km/h geknackt. Also die enge rechts/links-Kombination im Oberlenkergriff angefahren und in der anschließenden Gefällstrecke im Aerolenker voll durchgetreten. Jaawolll, 62km/h, einfach nur geil!!!
![Geil :geil:](./images/smilies/geil.gif)
Mit dem Schwung ging es dann Richtung Hilpoltstein und dem absoluten Highlight der Strecke, der Solarer Berg! In Wirklichkeit ist es kein richtiger Berg, es geht zwar über ca. 800m schön aufwärts aber längst nicht so steil wie an anderen Stellen. Aber hier gibt es die meisten Zuschauer und die beste Stimmung. Also mit Schwung um die letzte Kurve und dann zwischen den Menschenmassen hindurch. Am Anfang werden die Zuschauer noch durch Absperrgitter zurückgehalten, aber wenn die Steigung richtig beginnt, gibt es keine Gitter mehr. Wie bei den Bergetappen der Tour de France stehen die Zuschauer eng zusammen und lassen nur eine schmale Gasse für die Radfahrer. Man wird regelrecht hochgetrieben von den Anfeuerungsrufen und ich hatte mir vorgenommen, dort nicht alles zu geben. Aber der Stimmung konnte ich mich nicht entziehen und erwischte mich dabei, wie ich in den Wiegetritt ging und die vor mir fahrenden Teilnehmer überholte. Das brachte mir die Sympathie des Publikums ein und ich hörte aus vielen Kehlen meinen Namen rufen, schließlich stand der ja auf meiner Startnummer.
![Daumen :daumen:](./images/smilies/daumen.gif)
Oben angekommen ging es dann wieder in hohem Tempo weiter, am Schwimmstart vorbei und wieder zur Biermeile nach Eckersmühlen, wo dann die zweite Runde begann. Die erste Runde hatte ich in 2:50h geschafft, jetzt noch eine komplette Runde und dann der Abzweig nach Roth zur Wechselzone. Eigentlich müsste da doch diese 6h-Marke zu knacken sein. Verrückt, hatte ich doch eine Zeit von 6:15h als realistisch angesehen.
![verwirrt :confused:](./images/smilies/fragezeichen2.gif)
Das musste doch eigentlich schief gehen! Zu meinem Glück waren noch viele Staffelfahrer und Einzelfahrer vor mir, so dass ich immer jemanden im Blickfeld hatte, an den ich mich ansaugen konnte. Die Strecke kannte ich ja jetzt zur Genüge, die drei Runden am Pfingstwochenende und die erste Runde bei der Challenge hatten sich bei mir eingebrannt und ich wusste genau, wie der Streckenverlauf war.
Es war das pure Vergnügen, an den geeigneten Stellen großen Druck auf die Pedale zu bringen und an den anderen Fahrern mit den teuren Zeitfahrmaschinen förmlich vorbei zu fliegen.
![Biggrin :D](./images/smilies/biggrin.gif)
Teilweise lieferte ich mir mit anderen Fahrern über mehrere Kilometer Duelle, insbesondere Olivier, ein Franzose, blieb mir da im Gedächtnis. Wir duellierten uns zwischen Seligenstädter Berg und Tiefenbach ständig, überholten uns gegenseitig und keiner von uns schaffte es, dauerhaft die Führung zu übernehmen. Aber in Tiefenbach, meiner Lieblingsstelle, wollte ich es wissen, also mit vollem Speed im Aerolenker in die rechts/links-Kombination, knapp an einer Hauswand vorbei und dann in die Abfahrt.
Jiipieeh, 75km/h und der Franzose blieb hinter mir zurück und ward nicht mehr gesehen.
Nach dem Solarer Berg ging es dann endlich wieder Richtung Schwimmstart und Eckersmühlen und damit in Richtung Wechselzone II. Das beflügelte mich erneut und ich legte nochmals an Tempo zu, ich fuhr fast ausschließlich im größten Gang und überholte und überholte. Dann der Abzweig nach Roth, die Glücksgefühle kamen hoch, die 6h-Marke konnte fallen. Also nicht nachlassen und einfach nur Druck, Druck auf die Pedale, mehr Druck, das Tempo hoch halten. Und dann sah ich die Stelle, an der Claudia und ich im letzten Jahr gestanden hatten, auf Karotte gewartet hatten. Jetzt war es nicht mehr weit, höchstens noch zwei Kilometer, also weiter Druck, gleich war es geschafft. Da vorne war die letzte Kuppe, dann ging es nur noch leicht abwärts in Richtung der letzten Rechtskurve zur Wechselzone. Und genau hier, auf der letzten Kuppe, kam er dann, der Krampf an der Innenseite des rechten Oberschenkels. Ein Weitertreten der Pedale war nicht mehr möglich, aber ich kam noch mit Schwung über die Kuppe und konnte es einfach nur rollen lassen. Kurz vor der Kurve standen Beate und Karotte, ein tolles Gefühl, die beiden kurz zu sehen und vor allem zu hören.
An der Einfahrt zur Wechselzone dann runter vom Rad, das Rad wurde von den vielen Helfern entgegen genommen und dann noch ein paar Meter im Laufschritt zur Wechselstelle, an der Claudia wartete. Na ja, so richtiges Laufen möchte ich das nicht nennen, ich bemühte mich nur, nicht zu stürzen und taumelte dabei in die richtige Richtung.
![Zwinker2 :zwinker2:](./images/smilies/zwinker2.gif)
Claudia griff sich den Chip und machte sich dann auf ihren Marathon, an dessen Ende eine Bestzeit für sie stehen sollte.
Diese traumhafte Fahrt werde ich niemals vergessen, es war einfach unfassbar!
Und das Beste daran ist, ich war nach einer Massage wieder absolut fit, hatte keine Beschwerden.
Und am Montag habe ich mich dann gleich für das nächste Jahr als Staffelfahrer wieder eingetragen! Auf eine Wiederholung im nächsten Jahr, bei der 10. Challenge-Roth am 10.07.2011!
Und wer jetzt meint, das wäre jetzt aber ein langer Bericht, der irrt, ich hatte verdammt viel Mühe mich kurz zu fassen!
Bis bald vom 1/3-Triathleten
![Winken :winken:](./images/smilies/winken.gif)
Michael