Mein Lauf durch den Schwarzwald
Verfasst: 18.08.2010, 12:19
09.08.-14.08.2010
Schon lange reizte mich der Gedanke über mehrere Tage mit einem Rucksack eine Strecke von A nach B zu laufen. Also alleine einen Etappenlauf zu machen, ohne Wettkampfcharakter. Meine erste Überlegung war, den Bodensee zu umrunden, wie es ja viele Radfahrer machen. Ich habe mich dann aber für den Schwarzwald Westweg entschieden, aufgrund der abwechslungsreicheren und nicht so überlaufenen Strecke. Also von Pforzheim nach Basel, 280 km mit ca. 10.000 Höhenmetern. Meine Planung sah vor, dies in einer Woche zu bewältigen. Da ich noch nie zuvor mehrerer Tage hintereinander eine längere Strecke gelaufen bin, hatte ich meine Befürchtungen, dies zu schaffen. Das größte Problem war natürlich das Gepäck für eine Woche. Es sollte ja noch möglich sein, damit laufen zu können. Einen Rucksack mit 30 Liter hatte ich mir bereits besorgt. Ich kam dann nach langer Planung auf knapp 7 Kilo (inkl. 1,5 l Wasser in der Trinkblase). Mit dem befüllten Rucksack habe ich dann 5 Mal trainiert und musste feststellen, dass das gar nicht so einfach war. Ich hatte den Eindruck nicht vorwärts zu kommen. Aber auf die Zeit kam es mir auch nicht an. Ich hatte eh vor, einige Gehpausen einzulegen, besonders bei den größeren Anstiegen. Jetzt hoffte ich nur noch, dass das Wetter einigermaßen mit macht.
Tag 1: Pforzheim-Forbach (51 km)
Mein Start war beim Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim, wo der Westweg beginnt. Das Wetter meinte es mit Sonne und 22 Grad gut mit mir. Ich hatte mir vorgenommen 2 Wander-Tagesetappen zu laufen, also bis nach Forbach. Mein Zwischenziel war die Ortschaft Dobel. Hier wollte ich mich verpflegen und kurz rasten. Irgendwie hatte hier aber gerade alles Ruhetag oder Mittagspause. So ging in zu Schlecker und holte mir ein paar Energieriegel und Getränke, da es leider keine Isoquellen im Schwarzwald gibt
Nach einer Pause ging es weiter. Mit müden Beiden erreichte in dann mein Tagesziel Forbach.
Tag 2: Forbach-Ruhestein (32 km)
Nach dem Frühstück in meiner Pension lief ich noch ziemlich geschafft vom Vortag los. Am Nachmittag legte ich dann einen beeindruckenden Sturz hin. Es war aber nicht auf einem der steinigen und wurzligen Pfade, sondern auf einer normalen Forststraße
, die allerdings etwas steil bergab ging. Peinlich war nur, dass ich gerade eine größere Gruppe Wanderer überholt hatte
Ohne mich umzudrehen konnte ich das hämische Grinsen auf den Gesichtern der Wanderer sehen. Unbeeindruckt stand ich auf und lief weiter. Zum Glück kam nach einem halben Kilometer der Mummelsee, wo ich meine Schürfwunden etwas abwaschen konnte. Mein heutiges Etappenziel sollte das Wanderheim Alexanderschanze sein. Als ich mittags dort anrief, erhielt ich von einem Anrufbeantworter die Nachricht, dass sie gerade Betriebsferien hätten. Toll!
Auf diesem Streckenabschnitt gab es nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Teure Hotels kamen für mich nicht in Frage. Deshalb entschied ich mich, meine Etappe heute kürzer zu machen und fand in meinem Wanderführer einen Hof mit Übernachtungsmöglichkeit ca. 6 km von der Strecke entfernt. Ich wurde an der Strecke abgeholt und am nächsten Tag wieder dort hingebracht.
Tag 3: Ruhestein-Hausach (45 Km)
Das Wetter war heute wieder ideal zum Laufen. Bewölkt und knapp 20 Grad. Bis zum Nachmittag lief es ganz gut. Dann verspürte ich in meinem rechten Fuß einen Schmerz, der mir nicht unbekannt war. Die Plantarsehne ärgerte mich mal wieder
Der Schmerz wurde zunehmend stärker und ich zählte jeden Kilometer bis nach Hausach. Ich rechnete schon damit, dass das jetzt das Ende meines Laufs ist. Aber so schnell wollte ich natürlich nicht aufgeben. In Hausach angekommen fand ich einen kleinen Bach, in dem ich meine Füße kühlen konnte. Dort blieb ich etwa 20 Minuten drin stehen und das tat auch sehr gut. Meine Bedenken waren groß, ob ich am nächsten Tag weiterlaufen könnte. Schließlich hat mich die Plantarsehne schon öfters zu einer 1-wöchigen Laufpause verdonnert.
Tag 4: Hausach-Neueck bei Furtwangen (36 km)
Nach dem Aufstehen prüfte ich gleich bei den ersten Schritten, wie es meinem Fuß ging. Glücklicherweise spürte ich kaum noch etwas von den Schmerzen. Aber ich traute der Sache noch nicht und vermutete, dass später beim Laufen die Schmerzen wieder zurückkommen. Die heutige Etappe begann mit einem steilen Anstieg auf den Farrenkopf. Das schöne Wetter war nun vorbei und aus dem anfangs leichten Regen wurde ein Starkregen. Das Wasser lief sturzbachartig den Pfad herunter. Da ich nicht mehr nasser werden konnte, wich ich dem Wasserlauf und den Pfützen nicht mehr aus. Ich weiss nicht, ob es an den nassen kalten Füssen lag, aber die Plantarsehne meldete sich nicht mehr
Der nicht mehr aufhörende Regen wurde langsam unangenehm und ich hielt Ausschau nach einer Einkehrmöglichkeit. An einem Hof sah ich ein Schild „Vesperstube / Kaffee und selbstgemachter Kuchen“
Genau das brauchte ich jetzt. Ich musste an der Eingangstür klingeln und die Hausherrin bat mich in eine kleine gemütliche Stube. Ich stärkte mich mit einer Kanne Kaffee und 2 Stück Heidelbeerkuchen. Da ich es aufgrund der Schmerzen vom Vortag nicht herausfordern wollte, beendete ich die Etappe heute etwas früher und übernachtete im Gasthaus Hirschen bei Furtwangen
Tag 5: Neueck-Rinken (42 km)
Heute sah es wieder trocken aus. Meine Schuhe waren natürlich noch nicht ganz trocken, aber es blieb mir ja nichts anderes übrig als wieder da reinzusteigen
Es ging jetzt Richtung Titisee, wo es nur so von Touristen wuselte. Die sahen mich teilweise an, als wäre ich ein Alien
Wahrscheinlich hatten sie noch nie einen Läufer mit großem Rucksack gesehen. Ich war mir noch unsicher, wo ich heute meine Etappe beenden sollte. Hinterzarten war mir noch zu früh und danach kommt der Feldberg, wo die Übernachtungsmöglichkeiten auf ein paar Hütten beschränkt sind. Ich versuchte es zunächst beim Raimartihof in der Nähe des Feldsees. „Alle Zimmer sind belegt“ bekam ich zu hören
Die Dame am Telefon meinte, ich solle es mal beim Gasthaus Jägerheim auf dem Rinken versuchen und gab mir die Telefonnummer. Dort erhielt ich die glückliche Nachricht, dass noch Zimmer frei sind
Nach kurzer Rast am Titisee mit Fußbad machte ich auf den Weg zum Rinken. Dieser liegt eigentlich nicht auf direkt auf meiner Route, aber der Umweg hielt sich in Grenzen. Nach etwas längerer Suche fand ich das Gasthaus Jägerheim und wurde dort von einem holländischen Ehepaar empfangen, die das Gasthaus betreiben. Der Chef versorgte mich mit einer Kraftbrühe und einem ordentlichen Vesper.
Tag 6: Rinken – Kandern (51 km)
Nach einem guten Frühstück begann heute wohl die anstrengendste Etappe meiner Reise. Es ging zunächst auf den Feldberg. Der Anstieg hielt sich in Grenzen, da ich auf dem Rinken bereits auf einer gewissen Höhe war. Den Feldberg ließ ich schnell hinter mir. Nun ging es auf den Belchen zu. Hier war der Anstieg schon etwas anstrengender. Ein schöner Ausblick ins Tal blieb mir leider verwehrt, da es zunehmend nebliger wurde. Ich machte auf dem Belchen, wo das höchste gelegene Gasthaus in Baden-Württemberg steht, Rast. Frisch gestärkt ging es auf den nächsten Berg zu, den Blauen. Der Nebel wurde jetzt immer stärker und es sah wieder nach Regen aus. Am Blauen vorbei ging es jetzt talwärts nach Kandern. Die 800 Höhenmeter nach unten gingen noch mal kräftig in die Beine. Dazu kam noch mal ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. In Kandern angekommen, war für mich der Lauf durch den Schwarzwald beendet. Der Westweg geht zwar noch 24 km weiter bis nach Basel, aber die restliche Strecke war für mich mehr so interessant, um noch einen Tag dranzuhängen. Nach ungewohnten 257 km in 6 Tagen war ich nun ziemlich geschafft, aber glücklich mein Ziel erreicht zu haben
Ein paar Sprüche von Wanderern:
„Hast du es etwa eilig?“
„Ist das nicht anstrengend?“
„Du brauchst nicht so zu rennen, Junge. Die Darmstädter Hütte hat heute zu!“
„So bin ich früher auch mal gelaufen“ (ein etwas älterer Herr)
Heiko
Schon lange reizte mich der Gedanke über mehrere Tage mit einem Rucksack eine Strecke von A nach B zu laufen. Also alleine einen Etappenlauf zu machen, ohne Wettkampfcharakter. Meine erste Überlegung war, den Bodensee zu umrunden, wie es ja viele Radfahrer machen. Ich habe mich dann aber für den Schwarzwald Westweg entschieden, aufgrund der abwechslungsreicheren und nicht so überlaufenen Strecke. Also von Pforzheim nach Basel, 280 km mit ca. 10.000 Höhenmetern. Meine Planung sah vor, dies in einer Woche zu bewältigen. Da ich noch nie zuvor mehrerer Tage hintereinander eine längere Strecke gelaufen bin, hatte ich meine Befürchtungen, dies zu schaffen. Das größte Problem war natürlich das Gepäck für eine Woche. Es sollte ja noch möglich sein, damit laufen zu können. Einen Rucksack mit 30 Liter hatte ich mir bereits besorgt. Ich kam dann nach langer Planung auf knapp 7 Kilo (inkl. 1,5 l Wasser in der Trinkblase). Mit dem befüllten Rucksack habe ich dann 5 Mal trainiert und musste feststellen, dass das gar nicht so einfach war. Ich hatte den Eindruck nicht vorwärts zu kommen. Aber auf die Zeit kam es mir auch nicht an. Ich hatte eh vor, einige Gehpausen einzulegen, besonders bei den größeren Anstiegen. Jetzt hoffte ich nur noch, dass das Wetter einigermaßen mit macht.
Tag 1: Pforzheim-Forbach (51 km)
Mein Start war beim Gasthaus Kupferhammer in Pforzheim, wo der Westweg beginnt. Das Wetter meinte es mit Sonne und 22 Grad gut mit mir. Ich hatte mir vorgenommen 2 Wander-Tagesetappen zu laufen, also bis nach Forbach. Mein Zwischenziel war die Ortschaft Dobel. Hier wollte ich mich verpflegen und kurz rasten. Irgendwie hatte hier aber gerade alles Ruhetag oder Mittagspause. So ging in zu Schlecker und holte mir ein paar Energieriegel und Getränke, da es leider keine Isoquellen im Schwarzwald gibt

Tag 2: Forbach-Ruhestein (32 km)
Nach dem Frühstück in meiner Pension lief ich noch ziemlich geschafft vom Vortag los. Am Nachmittag legte ich dann einen beeindruckenden Sturz hin. Es war aber nicht auf einem der steinigen und wurzligen Pfade, sondern auf einer normalen Forststraße



Tag 3: Ruhestein-Hausach (45 Km)
Das Wetter war heute wieder ideal zum Laufen. Bewölkt und knapp 20 Grad. Bis zum Nachmittag lief es ganz gut. Dann verspürte ich in meinem rechten Fuß einen Schmerz, der mir nicht unbekannt war. Die Plantarsehne ärgerte mich mal wieder

Tag 4: Hausach-Neueck bei Furtwangen (36 km)
Nach dem Aufstehen prüfte ich gleich bei den ersten Schritten, wie es meinem Fuß ging. Glücklicherweise spürte ich kaum noch etwas von den Schmerzen. Aber ich traute der Sache noch nicht und vermutete, dass später beim Laufen die Schmerzen wieder zurückkommen. Die heutige Etappe begann mit einem steilen Anstieg auf den Farrenkopf. Das schöne Wetter war nun vorbei und aus dem anfangs leichten Regen wurde ein Starkregen. Das Wasser lief sturzbachartig den Pfad herunter. Da ich nicht mehr nasser werden konnte, wich ich dem Wasserlauf und den Pfützen nicht mehr aus. Ich weiss nicht, ob es an den nassen kalten Füssen lag, aber die Plantarsehne meldete sich nicht mehr


Tag 5: Neueck-Rinken (42 km)
Heute sah es wieder trocken aus. Meine Schuhe waren natürlich noch nicht ganz trocken, aber es blieb mir ja nichts anderes übrig als wieder da reinzusteigen




Tag 6: Rinken – Kandern (51 km)
Nach einem guten Frühstück begann heute wohl die anstrengendste Etappe meiner Reise. Es ging zunächst auf den Feldberg. Der Anstieg hielt sich in Grenzen, da ich auf dem Rinken bereits auf einer gewissen Höhe war. Den Feldberg ließ ich schnell hinter mir. Nun ging es auf den Belchen zu. Hier war der Anstieg schon etwas anstrengender. Ein schöner Ausblick ins Tal blieb mir leider verwehrt, da es zunehmend nebliger wurde. Ich machte auf dem Belchen, wo das höchste gelegene Gasthaus in Baden-Württemberg steht, Rast. Frisch gestärkt ging es auf den nächsten Berg zu, den Blauen. Der Nebel wurde jetzt immer stärker und es sah wieder nach Regen aus. Am Blauen vorbei ging es jetzt talwärts nach Kandern. Die 800 Höhenmeter nach unten gingen noch mal kräftig in die Beine. Dazu kam noch mal ein kurzer, aber kräftiger Regenschauer. In Kandern angekommen, war für mich der Lauf durch den Schwarzwald beendet. Der Westweg geht zwar noch 24 km weiter bis nach Basel, aber die restliche Strecke war für mich mehr so interessant, um noch einen Tag dranzuhängen. Nach ungewohnten 257 km in 6 Tagen war ich nun ziemlich geschafft, aber glücklich mein Ziel erreicht zu haben

Ein paar Sprüche von Wanderern:
„Hast du es etwa eilig?“
„Ist das nicht anstrengend?“
„Du brauchst nicht so zu rennen, Junge. Die Darmstädter Hütte hat heute zu!“
„So bin ich früher auch mal gelaufen“ (ein etwas älterer Herr)
Heiko