Irre!!! Neue Super-Bestzeit: alte PB total pulverisiert!
Verfasst: 22.08.2010, 20:07
10 km, 34:44, in Worten: vierunddreißigvierundvierzig, Minuten! Wahnsinn! Dabei waren die Bedingungen heute nicht optimal, Sonne, ziemlich heiß! Und nun diese Zeit! Die alte PB stammt noch aus dem Jahr 1997, eine 36:23 war es damals. 39 oder auch 38 Minuten, das waren so die Ergebnisse der letzten Zehner. Und jetzt das! Was für ein Sprung! Mann, was bin ich doch für ein toller Hecht! Da gebe ich gern das Geld für ein neues Vereinstrikot aus, das unter dem Druck der vor Stolz geschwellten Brust zerrissen ist!
Ein ganz klitzekleiner Wermutstropfen mischt sich allerdings in die Euphorie über diesen Supercoup. Trotz dieser Wahnsinnszeit bin ich im Gesamtklassement nur Zweiter geworden. Das weist die Ergebnisliste, die ich wieder und wieder betrachte, eindeutig aus. Ein Läufer ist noch vor mir ins Ziel gelaufen. Ebenfalls eine Bombenzeit: 18:20 hat er gebraucht, muss schon sehr in der Nähe des Weltrekords liegen. Kein Wunder, dass ich den gar nicht vor mir gesehen hab.
Meine handgestoppte Zeit war zwar geringfügig höher, aber entscheidend ist nun mal die offizielle Ergebnisliste. Neben mir vernehme ich Stimmen, die die Zeit des Ersten anzweifeln. Wenn das wahr wäre… Dann wär ich ja vielleicht doch Gesamtsieger. Ich wag’s gar nicht zu glauben. Irgendwie meinte ich zwar während des Rennens, da noch einige vor mir gesehen zu haben, aber das waren wahrscheinlich gedopte Powerwalker.
Ein leiser Zweifel beginnt, in mir zu nagen. Ich frage mich, ob meine Auslegung von „geringfügig“ angemessen ist. Ich versuche, die Zweifel zu zerstreuen, denke an den Kölner Dom: dessen Bau begann 1248, fertig ist er immer noch nicht, und in diesen ganzen Jahrhunderten sind fünf Minuten ein Fliegenschiss. Ich frage einen Läuferkollegen, Bahnfahrer zudem, ob er fünf Minuten Verspätung viel findet. Er bekommt einen Lachkrampf, und zwischen den Lachsalven prustet er heraus: „Hahahahaha… fünf Minuten… hahahahaha… wär ja überpünktlich…. Hahahahaha… schaffen die nie… hahahaha“ Das beruhigt mich…
…zunächst. Doch wenn das gallige Gift des Zweifels erst einmal die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat, ist seinem Wirken kein Ende gesetzt, und so frage ich mich erneut, ob das Attribut „geringfügig“ für fünf Minuten Differenz zwischen handgestoppter und offizieller Zeit nicht doch zu großzügig ausgelegt ist.
Schließlich begebe ich mich zum Oberzeitnehmer und tue ihm meinen Zweifel kund. „Isch kan jez net wech. Hey, Jupp, jeh mal zu dä PC-Leut. Da stimm wat net met dä List. Nimm dä hier met. Dä kann dat erkläärän.“ Jupp geht also zu den PC-Leuten, und ich watschele wie ein Entenküken hinterher. – „Da stimm wat net met dä List. Dä hier, dä kan dat erkläärän.“ Und so erkläre ich halt.
Dann klärt sich alles auf: Aus der 9 haben sie beim Eintippen eine 4 gemacht, so profan ist das also. Aus ist’s mit der schönen neuen Bestzeit! Nix Powerwalker vor mir, nix Erster, nix Zweiter! Anscheinend habe ich wohl doch ein Abo – siehe zweimal Straberg – auf Gesamtplatz Sechs! Damit bin ich übrigens direkt nach caramba eingelaufen, den ich heute kennenlernen durfte und der nach Verletzungspause und Wiedereinstieg sein Wettkampf-Comeback feiern und mit dem AK-Sieg krönen konnte. Wie wir noch so am Reden sind, läuft dann auch stormbringer ein, der den etwas später gestarteten Halbmarathon im Rahmen seiner Marathonvorbereitung absolvierte.
Später frage ich mich, ob ich nicht voreilig gehandelt habe. So eine tolle Bestzeit, durch ein quasi amtliches Formular wie eine Urkunde dokumentiert, würde bestimmt schwer Eindruck machen. Andererseits: Ich weiß schon, warum es mich nicht in die Politik gezogen hat. Auf der Rückfahrt komme ich so ins Grübeln, wie das wohl wäre, würde man altgediente Parteikonkurrenten statt in öffentliche Institutionen ins Laufgeschehen abschieben.
Der SPD-Mann würde wohl den Unter-40-min-Läufern 3 Minuten Gerechtigkeitsausgleich draufpacken, im Gegenzug würden alle Nicht-Läufer mit 60 min Endzeit gewertet. Die Linkspartei würde Ernst machen und die Auswertung radikal beschleunigen, indem es eine Einheitswertung von 50 min für alle gäbe, nur ihr Vorsitzender erhielte stets 49 min. Bei den Grünen würde der Kursverlauf wesentlich kurviger, da Ameisenstraßen bei Strafandrohung der sofortigen Disqualifikation zu umlaufen wären. Unterm Strich bliebe unter CDU-Leuten alles beim altem, denn käme jemand mit einem Änderungsvorschlag, würde der durch mindestens 3 garantierte Gegenpositionen konterkariert. Naja, und das eine oder andere Mal würde der Oberorganisator einfach die Brocken hinschmeißen. Gefährlich wär’s wiederum bei ’ner großen Koalition: Die würden in der Ausschreibung eine für Topzeiten optimale, permanent leicht fallende Strecke versprechen, die sich nach Start als 5%-Steigungsstrecke entpuppte.
Is’ also wohl doch – trotz der einen oder anderen Unzulänglichkeit – besser so, wie es ist.
Kleiner Nachtrag: Eigentlich will ich ja nicht über jeden Pipi-Lauf schreiben, den ich irgendwo laufe, und hoffe, nun nicht den gegenteiligen Eindruck erweckt zu haben. Aber diese anekdotenhafte Episode mit der Super-PB für einige Minuten schien es mir wert, festgehalten zu werden, und sie gab mir die Gelegenheit zu zeigen: Ich kann auch kurz (naja, so einigermaßen jedenfalls)!
Bernd
Ein ganz klitzekleiner Wermutstropfen mischt sich allerdings in die Euphorie über diesen Supercoup. Trotz dieser Wahnsinnszeit bin ich im Gesamtklassement nur Zweiter geworden. Das weist die Ergebnisliste, die ich wieder und wieder betrachte, eindeutig aus. Ein Läufer ist noch vor mir ins Ziel gelaufen. Ebenfalls eine Bombenzeit: 18:20 hat er gebraucht, muss schon sehr in der Nähe des Weltrekords liegen. Kein Wunder, dass ich den gar nicht vor mir gesehen hab.
Meine handgestoppte Zeit war zwar geringfügig höher, aber entscheidend ist nun mal die offizielle Ergebnisliste. Neben mir vernehme ich Stimmen, die die Zeit des Ersten anzweifeln. Wenn das wahr wäre… Dann wär ich ja vielleicht doch Gesamtsieger. Ich wag’s gar nicht zu glauben. Irgendwie meinte ich zwar während des Rennens, da noch einige vor mir gesehen zu haben, aber das waren wahrscheinlich gedopte Powerwalker.
Ein leiser Zweifel beginnt, in mir zu nagen. Ich frage mich, ob meine Auslegung von „geringfügig“ angemessen ist. Ich versuche, die Zweifel zu zerstreuen, denke an den Kölner Dom: dessen Bau begann 1248, fertig ist er immer noch nicht, und in diesen ganzen Jahrhunderten sind fünf Minuten ein Fliegenschiss. Ich frage einen Läuferkollegen, Bahnfahrer zudem, ob er fünf Minuten Verspätung viel findet. Er bekommt einen Lachkrampf, und zwischen den Lachsalven prustet er heraus: „Hahahahaha… fünf Minuten… hahahahaha… wär ja überpünktlich…. Hahahahaha… schaffen die nie… hahahaha“ Das beruhigt mich…
…zunächst. Doch wenn das gallige Gift des Zweifels erst einmal die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat, ist seinem Wirken kein Ende gesetzt, und so frage ich mich erneut, ob das Attribut „geringfügig“ für fünf Minuten Differenz zwischen handgestoppter und offizieller Zeit nicht doch zu großzügig ausgelegt ist.
Schließlich begebe ich mich zum Oberzeitnehmer und tue ihm meinen Zweifel kund. „Isch kan jez net wech. Hey, Jupp, jeh mal zu dä PC-Leut. Da stimm wat net met dä List. Nimm dä hier met. Dä kann dat erkläärän.“ Jupp geht also zu den PC-Leuten, und ich watschele wie ein Entenküken hinterher. – „Da stimm wat net met dä List. Dä hier, dä kan dat erkläärän.“ Und so erkläre ich halt.
Dann klärt sich alles auf: Aus der 9 haben sie beim Eintippen eine 4 gemacht, so profan ist das also. Aus ist’s mit der schönen neuen Bestzeit! Nix Powerwalker vor mir, nix Erster, nix Zweiter! Anscheinend habe ich wohl doch ein Abo – siehe zweimal Straberg – auf Gesamtplatz Sechs! Damit bin ich übrigens direkt nach caramba eingelaufen, den ich heute kennenlernen durfte und der nach Verletzungspause und Wiedereinstieg sein Wettkampf-Comeback feiern und mit dem AK-Sieg krönen konnte. Wie wir noch so am Reden sind, läuft dann auch stormbringer ein, der den etwas später gestarteten Halbmarathon im Rahmen seiner Marathonvorbereitung absolvierte.
Später frage ich mich, ob ich nicht voreilig gehandelt habe. So eine tolle Bestzeit, durch ein quasi amtliches Formular wie eine Urkunde dokumentiert, würde bestimmt schwer Eindruck machen. Andererseits: Ich weiß schon, warum es mich nicht in die Politik gezogen hat. Auf der Rückfahrt komme ich so ins Grübeln, wie das wohl wäre, würde man altgediente Parteikonkurrenten statt in öffentliche Institutionen ins Laufgeschehen abschieben.
Der SPD-Mann würde wohl den Unter-40-min-Läufern 3 Minuten Gerechtigkeitsausgleich draufpacken, im Gegenzug würden alle Nicht-Läufer mit 60 min Endzeit gewertet. Die Linkspartei würde Ernst machen und die Auswertung radikal beschleunigen, indem es eine Einheitswertung von 50 min für alle gäbe, nur ihr Vorsitzender erhielte stets 49 min. Bei den Grünen würde der Kursverlauf wesentlich kurviger, da Ameisenstraßen bei Strafandrohung der sofortigen Disqualifikation zu umlaufen wären. Unterm Strich bliebe unter CDU-Leuten alles beim altem, denn käme jemand mit einem Änderungsvorschlag, würde der durch mindestens 3 garantierte Gegenpositionen konterkariert. Naja, und das eine oder andere Mal würde der Oberorganisator einfach die Brocken hinschmeißen. Gefährlich wär’s wiederum bei ’ner großen Koalition: Die würden in der Ausschreibung eine für Topzeiten optimale, permanent leicht fallende Strecke versprechen, die sich nach Start als 5%-Steigungsstrecke entpuppte.
Is’ also wohl doch – trotz der einen oder anderen Unzulänglichkeit – besser so, wie es ist.
Kleiner Nachtrag: Eigentlich will ich ja nicht über jeden Pipi-Lauf schreiben, den ich irgendwo laufe, und hoffe, nun nicht den gegenteiligen Eindruck erweckt zu haben. Aber diese anekdotenhafte Episode mit der Super-PB für einige Minuten schien es mir wert, festgehalten zu werden, und sie gab mir die Gelegenheit zu zeigen: Ich kann auch kurz (naja, so einigermaßen jedenfalls)!
Bernd