CentralParker hat geschrieben:Wie Du den vielen Antworten in diesem Thread entnehmen kannst, bin ich nicht der einzige, der von Billigschuhen für Hobby-Läufer nix hält.
Das ist doch kein Wunder bei den Summen, die die Hersteller für Marketing ausgeben. Verkäufer werden ja gezielt geschult, um Kunden die teuren Schuhe zu verkaufen und als alternativlos erscheinen zu lassen. Dabei wird gezielt ein Geschäft mit der Angst der Kunden vor Verletzungen gemacht.
Die Verletzungen, vor denen die Schuhe schützen können, das sind Glasscherben und ander gefährliche Dinge, die auf der Straße liegen können. Sachen. Davor schützen die Discounterschuhe wohl ebenso gut.
Es gibt afaik keine einzige Studie, die belegt, dass Laufschuhe überhaupt vor irgendwelchen anderen Verletzungen schützen. Wenn es eine gäbe, würden die Markenhersteller sie mit Freuden präsentieren.
CentralParker hat geschrieben:
Dass es da qualitative Unterschiede gibt, ist offenbar von jedem außer Dir unbestritten. (Das kann auch kaum anders sein - natürlich sind Markenprodukte immer teurer als No-Names gleicher Qualität, aber mir fällt kein Produkt ein, wo sich dieser Unterschied auch nur annähernd um den Faktor 5 bewegt, geschweige denn 10...)
Ein großer Teil des höheren Preises für Markenprodukte resultiert aus
- dem Design
- der teuren Werbung und dem aufwändigen Marketing
- den höheren Mieten für die Läden
- dem höheren Gewinn
Der reine Herstellungspreis dürfte beim Discounter Schuh erstaunlich nah am Markenschuh liegen, sie kommen ja auch fast alle aus Fabriken in China, Vietnam oder Indonesien,
Natürlich gibt es qualitative Unterschiede, aber die sind bei Laufschuhen in den wenigsten Fällen relevant für erfolgreiches und verletzungsfreies Training, denn das hat eher wenig mit der Wahl der Laufschuhe zu tun.
Es ist im Wesentlichen
keine Sicherheitsfrage, sondern wenn überhaupt eine Haltbarkeitsfrage - und die Markenschuhe halten meist längst nicht lange genug um ihren regulären Preis zu rechtfertigen.
Nach meiner groben Schätzung hält jeder Laufschuh vom Discounter mindestens 500k, eher 800km. Und hier sind einige Läufer aus dem Forum die Lidl Racer erheblich weiter gelaufen. (Aber vielleicht waren die eine positive Ausnahme.)
Wenn der Discounter-Schuh Schuh 12,50 kostet, müsste ein Markenschuh für 100 Euro dann 4000 bis 6400km halten, um den Preis zu rechtfertigen.
Wenn der Discounter-Schuh wie das aktuelle Modell bei Aldi Süd gut 25 Euro kostet, müsste das Markenmodell für 100 Euro im Vergleich immer noch 2000 bis 3200k halten. Viele Markenhersteller raten aber dazu, die Modelle nach etwa 1000km abzulösen. Für mehr Umfang sind die scheinbar gar nicht ausgelegt? Die Empfehlung ist in erster Linie Mittel zum Zweck: Man will mehr Schuhe verkaufen. Je eher der Kunde die Schuhe aussortiert, desto eher kauft er wieder neue.
CentralParker hat geschrieben:
Ganz im Ernst und ohne Ironie: Ich hab' schon ein paar Mal Deine Ausführungen zu Schuhen gelesen und schwanke jedesmal zwischen Erstaunen und Begeisterung. Natürlich habe ich verstanden, dass Du gut in der Szene verwurzelt bist, und da kommt man immer günstiger an Produkte.
Das hat mehr mit der Zeit zu tun, die ich auf ebay verbringe, als mit der Verwurzelung in der Szene. Jeder andere kann die gleichen Preise bekommen, wenn er gut genug sucht und schnell genug zuschlägt.
Und es hat viel damit zu tun, dass ich nicht denke, ich bräuchte dieses oder jenes Modell um laufen zu können. Sondern damit dass ich weiß, ich kann in nahezu jedem Laufschuh auf dem Markt trainieren. Also muss ich nur noch die aussortieren, die mir zu dick und zu schwer sind (ich kann auch in denen laufen, aber es macht mir weniger Spaß).
CentralParker hat geschrieben:
Du hast vom Laufen vermutlich schon mehr vergessen als ich je lernen werde. Und ich gebe vor allen Dingen zu, dass Emil Zatopek und Paavo Nurmi Zeiten erreicht haben, an denen ich nicht mal kratzen kann, und deren Schuhe unterschieden sich nur marginal von holländischen Holzpantinen.
Die Übertreibung bringt uns nicht immer weiter. Die Schuhe waren damals aus Volleder, was sie etwas schwerer machte, allerdings auch von der Haltbarkeit des Obermaterials den allermeisten heutigen Laufschuhen weit überlegen. Man hat sich auch damals schon Gedanken gemacht und für die Rennschuhe z, B. dünneres und weicheres Leder benutzt. Manche haben die Schuhe modifiziert oder modifizieren lassen.
Die meisten Läufer wissen leider nicht, wie es zum heutigen Laufschuh kam.
In den meisten Sport. und Laufschuhen bis in die 60er waren Stabilität und seitliche Führung durch 2 Dinge garantiert:
- das Obermaterial aus festem Leder
- die relativ dünne und harte Sohle
Es gab aber auch damals schon Läufer, die lieber in Segeltuchschuhen (chucks und ähnliches) liefen. Die boten etwas weniger halt bei etwas weniger Gewicht, womit aber viele offensichtlich wunderbar zu recht kamen. Die Sohle war in jedem Fall recht flach und wenig gedämpft.
Dann begann man Nylon im Obermaterial einzusetzen, meist kombiniert mit Verstärkungen aus Kunst- Glatt- oder Wildleder. Bei frühen Modellen, bei denen die Sohle noch nicht besonders weich und noch ziemlich flach war, spielte das für die Stabilität kaum eine Rolle, aber die Gewichtsersparnis war signifikant.
Aber dann wurden die Sohlen dicker und weicher. Und gerade in Kombination mit einem Schaft, der weniger Halt bot als der traditionelle Volllederschaft, wurde ein instabiles Konstrukt geschaffen. Bei den ersten halbwegs ernsthaften Laufschuhtest wurden diese Schuhe dann mit schlechten Noten abgestraft und die Modelle gelobt, die straffer gedämpft waren und mehr Stabilität boten.
Kein Wunder: Versucht mal auf einem Plateauschuh zu laufen, der eine 5 cm dicke Sohle aus weichem Schaumstoff hat. Da sieht man dann im Extrem, was bei zu viel Dämpfung und zu dicker Sohle passiert. Das Risiko von Einknicken, Umknicken und schief laufen ist viel höher als mit flachen Schuhen. Nur etwas überspitzt:
Die Stützen sind ein Versuch, eine Fehlkonstruktion zu korrigieren.
Ab dem Zeitpunkt wurde dann der Markt dann mit allen möglichen angeblichen Innovationen überschwemmt, die die
eigene Fehlkonstruktion verbessern sollten. Man hätte auch zurückkehren können zu einfachen und bewährten Konzepten, deren Funktionalität recht eindeutige Indizien gab:
Einfache, relativ leichte Laufschuhe mit einem nicht zu instabilem Schaft aus Nylon mit (Kunst-)Lederverstärkungen und einer flexiblen, nicht zu weichen oder zu dicken Zwischensohle aus EVA.
Keine Mittelfußbrücke, kein Luftkissen, kein Gel, kein Pumpsystem, kein Computer, kein auswechselbares Dämpfungselement, keine Stütze. Mach die Außensohle aus einer Sorte des haltbarsten Gummis und sorg für eine gute Qualitätskontrolle und anständige Arbeitsbedingungen, und der Schuh wird nebenbei noch (mit) das Haltbarste auf dem Markt sein.
Im Prinzip ist das das Standardmodell der 70er und frühen 80er, und prinzipiell sehen neutrale Wettkampfschuhe und "Lightweights" heute immer noch sehr ähnlich aus, es gab diese Art Schuhe
immer. Und funktionieren natürlich auch immer noch, imo sogar für den Großteil der LäuferInnen, wenn sie sich Zeit genug geben, sich daran zu gewöhnen.
Man
hätte. Wenn es in erster Linie um Funktion gegangen wäre. Aber der Markt war zu groß geworden und voll von willigen Anfängern, die keine Ahnung hatten und leicht über den Tisch gezogen werden konnten. Außerdem ist das aufregende Neue ja immer besser als das langweilige Alte.
Es ging jetzt also mehr denn je um Mode, Marketing und Moneten. Mit komplizierteren Konstruktionen konnte man höhere Preise rechtfertigen - fast völlig unabhängig davon, ob die eingebauten Stützen, Dämpfungssysteme und sonstigen Gadgets notwendig, wirksam und hilfreich waren oder nicht.
Und die Turnschuhgeneration hatte einen Bedarf und das Geld, denn Turnschuhe wurden vermehrt im Alltag getragen, weshalb auch ein Teil des bisherigen Budgets für Straßenschuhe jetzt in die bequemen und lässigen Turnschuhe investiert wurde. Und wenn die Herstellungspreise für die "Hightech Wunderwerke" zu hoch wurden, verlagerte man eben die Produktion ins Ausland. Fabriken verwandelten sich oft gar in Aufträge an andere Unternehmen, was den Vorteil hatte, das man sich nicht mehr direkt selbst verantwortlich war für die schlechten Arbeitsbedingungen vor Ort.
(Nebenbei: Hat Aldi eine eigene Laufschuhfabrik für 3-4 Produktionen pro Jahr?

)
CentralParker hat geschrieben:
Meine Erklärung ist, dass deren (und höchstwahrscheinlich Dein) Bewegungsapparat dermaßen gut trainiert waren bzw. sind, dass er eine enorme Stabilität gewährleistet. Ihr braucht keine guten Schuhe, um gut zu laufen. Das ist aber bei mir und den meisten anderen Hobbyläufern leider nicht so, und darum müssen wir diese Performance mit den Schuhen faken.
Und weil das mit den teuren guten Schuhen so gut gelingt, kam bei einer Studie auch heraus, dass die Läufer mit den teureren Schuhen öfter verletzt waren?
Du verwechselst vielleicht. "gute Schuhe" und "teure Schuhe". Gute Schuhe sidn für mich Schuhe, in denen ich gern laufe und die für den Preis lange genug halte und mich optisch nicht abschrecken. Die müssen nicht teuer sein.
Du kannst mit Hilfe von Schuhen keine Performance faken. Alles, was der Leistung wirklich helfen würde, darf man nicht einbauen, das ist verboten. Du musst selbst Laufen, der Schuh kann dir das nicht abnehmen.
Bis auf ein paar orthopädische Problemfälle, denen möglicherweise am besten mit gezielten gymnastischen und läuferischen Übungen (und evtl. mit wirklich guten Einlagen ) geholfen ist, kann wohl fast jeder sofort mit einfachen Schuhen laufen lernen. Warum auch nicht?
Früher ging es doch auch. Ja, ich vergaß, seitdem haben nur noch orthopädische Problemfälle, extrem Adipöse und andere Kranke mit dem Laufsport begonnen. In 40 oder 50 Jahren ist nahezu die komplette westliche Welt so degeneriert und verkommen, das sie das Laufen ohne "megagedämpfte Hi-Tech-Schlappen" nicht mehr lernen kann. Gesunde gibst kaum noch, wofür auch? An denen kann man ja nicht so gut mittels Krankheitsvermarktung verdienen.
Die meisten Discountmodelle sind ja auch "megagedämpfte Hi-Tech-Schlappen" - nur billiger. (mal abgesehen vom LiDl Race, der etwas flacher und härter als der Durchschnittlich war)
Es ist fast egal, wenn du laufen kannst und vernünftig trainierst.
Die Verletzungen werden meist nicht durch Schuhe verursacht, sondern von Überlastungen. Vor Überlastungen schützt, das Laufen zu lernen und vernünftig zu trainieren. Schuhe können nur sehr bedingt helfen, eben vor heißem Asphalt und Scherben schützen und den Einstieg etwas erleichtern.
CentralParker hat geschrieben:
Michael Schumacher fährt mit einem Taxi auch schneller über den Nürburgring als ich mit einem Porsche. Aber deswegen würde ich trotzdem nicht für ein Rennen mit einem Taxi antreten wollen.
Wieder ein lausiger völlig unpassender Vergleich. So etwas bringt die Diskussion nicht weiter.
NordicNeuling hat geschrieben:Die Schuhe aber, die in den letzten Wochen bei LIDL und ALDI auf dem Tisch lagen, waren sicht- und fühlbar schlechter als alle Schuhe, die ich bisher hatte. Da sind dann 15 oder 19 Euro deutlich zuviel und mehr als die 40 Euro, für die man schon gute (Auslauf-)Markenmodelle bekommen kann.
Du lässt dich zu sehr vom fehlenden Markenlogo und dem billigen aAussehen beeindrucken. Du musst die Schuhe schon laufen, um herauszufinden, ob sie was taugen. Und wann lagen denn die Schuhe bei aldi auf dem Tisch in den letzten Wochen? Sag doch mal so grob das Datum ...
NordicNeuling hat geschrieben:
Und selbst wenn es 100 wären: Ich kaufe ja auch keine chinesischen Billigreifen für mein Auto. Sicherheit ist nicht in Kosten aufzuwiegen.
Schon wieder ein extrem schlechter Vergleich. Wie oft läufst du denn mit 100km/h durch kurven?

Gruß
C.