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Schnelle Läufer laufen immer ohne Stütze?

Verfasst: 12.09.2010, 19:22
von JoggerBlogger
Hallo zusammen,

ich bin gestern bei einem 10 KM Wettlauf mitgelaufen und habe mir beim Start und im Ziel mal ein wenig die Schuhe bei der "Konkurrenz" angeschaut. Da das Teilnehmerfeld sehr überschaubar war, konnte ich beobachten, dass die vorderen Teilnehmer (Zieleinlauf unter 40 Minuten) eigentlich alle mit Neutralschuhen gelaufen sind, meistens mit Wettkampfschuhen, die besonders leicht sind.

Nun frage ich mich natürlich, ob es unter den schnellen Läufern keine Überpronation gibt. Ich selbst muss laut Laufbandanalyse mit dem Brooks Adrenaline GTS 10 laufen und hatte vorher auch den GTS 9. Zwischendurch habe ich mal den Nike Lunarglide probiert, mit dem ich Anfangs auch gut zurechtgekommen und vor allen Dingen wesentlich schneller gelaufen bin. Allerdings habe ich dann nach knapp zwei Wochen Schmerzen im Knie bekommen, was entweder mit dem Schuh oder dem schnellen Tempo zu tun hat.

Nach meiner Beobachtung gestern frage ich mich erneut, ob ich es nicht wieder mit einem Neutralschuh probieren soll, der wesentlich leichter als ein GTS 10 ist. Wieso haben die vorderen Teilnehmer keine Stütze? Ist die Stütze überhaupt notwendig, kann man sie weg trainieren? Irgendwie stehe ich ihr momentan sehr kritisch gegenüber.

Was meint Ihr dazu? Muss ich mich damit abfinden immer ein Schuh mit Stütze zu laufen?

Verfasst: 12.09.2010, 20:37
von Charly
Der eine oder andere schnelle Läufer wird mit Sicherheit im Training mit Stützschuhen laufen.
Aber beim Wettkampf? So ein Pronationsschuh ist halt einfach schwerer, als ein Wettkampfschuh.
Aber ich find, es ist auch so, dass zuviel gestützt wird. Vorallem den Anfängern werden gern die Pronationsmonster um die Ohren gehauen, weil teuer und viel Umsatz.
War bei mir auch so, ich war auch mal Kayanoläufer. Mittlerweile lauf ich nur noch mit leichten Schuhen mit sehr wenig, wenn überhaupt Stütze.
Meine letzte Verletzung liegt schon ein paar Jahre zurück. War aber alles noch während der Stützschuhzeit. Obs da einen Zusammenhang gibt?

Verfasst: 12.09.2010, 20:52
von claud67
Hallo Kai,

das Beste ist mit mehreren Schuhen im Wechsel zu laufen. Ich brauche auch Schuhe mit Stütze. Trotzdem habe ich die Nike Luna Glide. Für Dauer- oder Tempoläufe bis zu 13 km finde ich sie auch ganz angenehm und hatte bisher noch nie Probleme. Würde ich nur damit laufen, hätte ich wahrscheinlich schon Probleme. Für lange Läufe nehme ich dann auch lieber die gut gestützten und gedämpften Asics Kayano 16 oder Asics GT 2150.
Bei Wettkämpfen nehme meist etwas leichtere Laufschuhe, z.B. Mizuno Inspire 5. Nur meinen ersten Marathon in zwei Wochen laufe ich mit den gut gestützten Asics GT 2150. Die Strecke ist mir zu lang, da mag ich nichts riskieren. Richtige Wettkampfschuhe habe ich noch nie probiert. Aber ich laufe auch nicht in solchen Tempobereichen.

Viele Grüße
claud67

Verfasst: 12.09.2010, 23:13
von Gueng
claud67 hat geschrieben:Ich brauche auch Schuhe mit Stütze. Trotzdem habe ich die Nike Luna Glide. Für Dauer- oder Tempoläufe bis zu 13 km finde ich sie auch ganz angenehm und hatte bisher noch nie Probleme. Würde ich nur damit laufen, hätte ich wahrscheinlich schon Probleme.
Dann gehörst Du aber zu einem verschwindend kleinen Anteil der Läuferschaft. Den meisten wurde nämlich lediglich lange genug eingeredet, daß sie solche Stützen, Einlagen etc. brauchen.
Ich bilde momentan gerade eine junge Dame im Aktivlaufen aus, der die einlagenproduzierende und laufschuhverkaufende Zunft jahrelag erzählt hat, mit ihren Füßen (Knick-, Senk, Spreiz, ...) könne sie auf keinen Fall barfuß oder mit einfachen Schuhen laufen. Und dann hat sie es einfach mal gewagt, die Schuhe auszuziehen und loszulaufen. Mittlerweile sind wir gemeinsam innerhalb von 2,5 Wochen 33 km barfuß auf Kunstrasen gelaufen - abgesehen von anfänglichem Muskelkater ohne Probleme!
Da haben sich wohl ein paar selbsternannte "Laufexperten" gehörig geirrt...
Für lange Läufe nehme ich dann auch lieber die gut gestützten und gedämpften Asics Kayano 16 oder Asics GT 2150.
Dämpfung bedeutet "Umwandlung wertvoller mechanischer Energie in nutzlose Wärme" und hat nichts Erstrebenswertes an sich.
Die Strecke ist mir zu lang, da mag ich nichts riskieren.
Warum läufst Du eine Strecke, von der Du weißt, daß sie Dir zu lang ist :confused: .
Richtige Wettkampfschuhe habe ich noch nie probiert. Aber ich laufe auch nicht in solchen Tempobereichen.
Das hat doch nichts mit dem Tempo zu tun! In jedem Geschwindigkeitsbereich lohnt es sich, technisch sauber und aktiv zu laufen.

Sportlich grüßt
Martin

Verfasst: 13.09.2010, 00:49
von conrad
Auch der eine oder andere "schnelle" Läufer ist natürlich Überpronierer, Supinierer oder sonstwas. Da viele die "leichten" Neutralschuhe aber nicht täglich laufen, sondern nur bei Tempo Training/WK, führt es selten zu Problemen (Ausnahmen...).

Mal so nebenbei: Mit leichteren Schuhen läuft man nicht automatisch schneller! Der physische Vorteil ist verschwindend gering. Beim psychologischen Vorteil schaut es ggf. schon anders aus. :wink:

Verfasst: 13.09.2010, 03:42
von chuuido
Dann gehörst Du aber zu einem verschwindend kleinen Anteil der Läuferschaft. Den meisten wurde nämlich lediglich lange genug eingeredet, daß sie solche Stützen, Einlagen etc. brauchen.
Und ein anderer, kleiner Teil, ist vielleicht auf dem Weg über die Einlagen oder Stützen überhaupt erst in der Lage gewesen, seinen Laufapparat so auszubilden, dass er "wieder" ohne alles funktioniert. Und alles ohne Einreden.
Dämpfung bedeutet "Umwandlung wertvoller mechanischer Energie in nutzlose Wärme" und hat nichts Erstrebenswertes an sich.
Aha. Da ist aber auch jemand Experte, wie ich sehe.
Das hat doch nichts mit dem Tempo zu tun! In jedem Geschwindigkeitsbereich lohnt es sich, technisch sauber und aktiv zu laufen.
Aha, und noch mehr Experte.

Zu 1: wenn ich flach laufe, brauche ich weniger Dämpfung, als wenn ich bergig laufe. Denn bergab komme ich nicht so weit mit der Fußspitze herunter, dass ich den Aufprall aus der Ferse abdämpfen könnte. Das geht schon bei geringem Gefälle los. Und je schneller ich bin, desto länger werden meine Schritte und desto schlechter bekomme ich die Fußspitze runter um mit dem Mittelfuß noch was abzufangen. Mir ist jedenfalls lieber, dass sich diese "wertvolle, mechanische Energie" im Schuh entlädt und nicht in meinem Knie oder in meiner Hüfte. In der Abdruckphase (da, wo man die Energie verschwenden könnte), bin ich selten mit der Ferse auf dem Boden. Kann natürlich auch ein Geheimtipp des Aktivlaufens sein, will ich dann aber gar nicht können.

Zu 2: Wenn man schnell läuft, verlagert sich automatisch die Zone, in der der Fuß aufsetzt, nach vorne. Der Fuß greift schon mal den Asphalt, obwohl er noch gar nicht richtig aufgesetzt hat.
YouTube - Slow motion of foot landing in marathon
YouTube - Elite Male Runners in Slow-Motion from the 2010 Boston Marathon
In jedem Geschwindigkeitsbereich gibt es (bestimmt durch die Beinlänge und den Winkel, in dem mal seine Beine auseinander bekommt) eine gewisse Schrittlänge. Und mit der Schrittlänge bestimmt sich auch der Winkel, in dem man mit dem Fuß wieder Richtung Boden gelangt. Je länger der Schritt, desto flacher auch der Winkel. Zum einen Bedingt durch den größeren Anteil an Vorschub im Verhältnis zum Hüpfen, zum anderen durch generell weniger Hüpfen wegen ökonomischem Laufstil (zu erwarten bei Läufern, die ein hohes Tempo laufen können).

Und deshalb brauchen die schnelleren Läufer auch weniger Dämpfung hinten.

Eine Stütze wirst Du vorne im Feld selten finden weil sich erstens die Bewegung des Läufers mit den Jahren verbessert und es einem irgendwann egal ist, was man läuft. Hauptsache fühlt sich gut und natürlich an. Und das ist meist ohne Stütze. Die Stütze mach ja auch die Sohle starrer und eine starre Sohle ist eher für Schwere Läufer gedacht. Und vorne im Feld findest Du selten Leute über 70 Kilo. Eher um die 60.

Grüße,

Guido

Verfasst: 13.09.2010, 13:39
von murakami3kyu
Dies ist eine echte Frage und kein Angriff oder Ironie: Ich habe das mit der Energieumwandlung in Wärme nicht verstanden. Dass durch Dämpfung etwas von meiner Energie für den "Vortrieb" genommen wird, kann ich mir vorstellen, aber wieso Wärme dabei herauskommt und wo die dann bleibt nicht. Kann mir das jmd erklären. Interessiert mich einfach aber ich bin in diesen Dingen etwas schwer von Begriff, also bitte möglichst einfach erklären. Danke!

Gruß M.

Verfasst: 13.09.2010, 13:59
von chuuido
Wärme ist die "geringste" Form der Energie. Du kannst theoretisch jede Energie in eine andere Form überführen.

Du kannst z.B. etwas beschleunigen. Dann wird die Chemische Energie in deinem Muskel in Bewegungsenergie überführt. Als "Abfallprodukt" entsteht dabei immer Wärme zu einem gewissen Teil. Aus Wärme wieder etwas anderes zu machen, ist verhältnismäßig schwierig.

Beim Schuh ist das in etwa so, als würdest Du ein Fahrrad aufpumpen. Da wird die Pumpe auch heiß. Weil das Gas (die Luft) in der Pumpe vor dem Ventil des Schlauchs komprimiert wird. Beim Schuh wird die Sohle verformt und daher eine mechanische Spannung erzeugt, die dann Wärme abgibt. Ist aber sehr komplex bei Verformung. Ich habe auch noch nie heiße Schuhe gehabt :)

Verfasst: 13.09.2010, 18:20
von dukatobello
Im Training laufe ich auch Adrenaline, Trance etc. bis 10km liebe ich meinen Lidl Racer. 5000m laufe ich auch schon mal in Spikes.

Verfasst: 14.09.2010, 09:51
von murakami3kyu
chuuido hat geschrieben:Wärme ist die "geringste" Form der Energie. Du kannst theoretisch jede Energie in eine andere Form überführen.

Du kannst z.B. etwas beschleunigen. Dann wird die Chemische Energie in deinem Muskel in Bewegungsenergie überführt. Als "Abfallprodukt" entsteht dabei immer Wärme zu einem gewissen Teil. Aus Wärme wieder etwas anderes zu machen, ist verhältnismäßig schwierig.

Beim Schuh ist das in etwa so, als würdest Du ein Fahrrad aufpumpen. Da wird die Pumpe auch heiß. Weil das Gas (die Luft) in der Pumpe vor dem Ventil des Schlauchs komprimiert wird. Beim Schuh wird die Sohle verformt und daher eine mechanische Spannung erzeugt, die dann Wärme abgibt. Ist aber sehr komplex bei Verformung. Ich habe auch noch nie heiße Schuhe gehabt :)
Ernstmodus: Danke, das habe ich jetzt verstanden.

Spassmodus: Das erklärt aber nicht die Schweißfüße meines Sohnes?? oder könnte ich mit seinem Basketballschuh unser Haus heizen?

Verfasst: 14.09.2010, 11:15
von Maratonni
Ich denke auch, dass zu viel und zu schnell von den Verkäufern zu Schuhen mit zum Teil starker Stütze geraten wird.

Eine Laufanalyse macht sicher am Anfang Sinn und dann auch ein gestützter Schuh, wenn solch einen braucht. Aber dabei sollte nicht vergessen werden, dass es halt auch wichtig ist die Fussmuskulatur und die restliche Muskulatur gut auszubilden und an seinem Laufstil zu arbeiten.

Auf diese Punkte sollte ein guter Verkäufer auch mal hinweisen und nicht frei nach dem Motto: Kaufen sie einen gut gestützten Schuh und alle ihre Probleme beim Laufen sind fort...

Ich habe vor Jahren auch mal mit einem gestützen Schuh angefangen zu laufen... und laufe jetzt nur noch Neutralschuhe, da bei mir durch das Training das ganze sogar auf die andere Seite gekippt ist.
(Supinierer).

Denke die schnellen Läufer, vor allem die Profis, laufen halt auch technisch viel perfekter und sind deshalb nicht gross auf "gestützte" angewiesen. :winken:

Verfasst: 14.09.2010, 15:59
von murakami3kyu
Hat jmd einen Link oder Traininshinweise oder Literaturtipp für Übungen, um die Fussmuskulatur so hinzukriegen, dass ich ohne "Stütze" laufen lerne?

Danke M.

Verfasst: 14.09.2010, 16:08
von Quintana
Gemäß Deiner Definition gehöre ich zu en "schnellen" Läufern (sub40; so bei 37min) :hihi:

Ich laufe im Wettkampf auch immer einen asics DS Racer. Der hat zwar eine Duomax-Stütze, die ist aber schon eher ein Alibi als eine wirkliche Stütze. Im Training laufe ich diesen Schuh aber nie. Und zwar wirklich NIE! Auch nicht auf der Bahn oer so. Im Wettkampf hab ich dazu eine angepaßte Einlage drin (die hab ich auch in den Trainingsschuhen).
Ob ich mit dem DS-Racer schneller bin als mit einem Kayano, oder so kann ich nicht definitiv sagen. Es fühlt sich aber gut an, und ich glaub ein bißl dran. Sieht schon irgendwie schneller aus :daumen: .

Fazit: Auch unter etwas flotten Läufern ist Pronation nicht unbekannt.

Verfasst: 14.09.2010, 22:48
von Gueng
murakami3kyu hat geschrieben:Literaturtipp für Übungen
Ich mag immer noch Matthias Marquardts Erstlingswerk "Natürlich Laufen" sehr gern.

Eine Übung, die genau die Muskeln anspricht, welche in der Stützphase beim Laufen/Gehen die Fußgewölbe versteifen sollen, ist der "kurze Fuß nach Janda" (am besten mal in Google eingeben).

Ansonsten gilt: Möglichst regelmäßig barfuß laufen, und zwar am Anfang schön langsam und vorsichtig!

Sportlich grüßt
Martin

Verfasst: 15.09.2010, 10:45
von mmikel
murakami3kyu hat geschrieben:Hat jmd einen Link oder Traininshinweise oder Literaturtipp für Übungen, um die Fussmuskulatur so hinzukriegen, dass ich ohne "Stütze" laufen lerne?

Danke M.

Hi,

einmal umsonst:
http://www.gyminterlaken.ch/Files/Fussgymnastik.pdf

und einmal ein Buch welches ich selbst habe und für gut befinde
http://www.amazon.de/s/?ie=UTF8&keywords=fu%C3%9Fgymnastik&tag=googhydr08-21&index=aps&hvadid=5318469865&ref=pd_sl_3zfb4kgq4g_b
Gut zu Fuß ein Leben lang: Fehlbelastungen erkennen und beheben / Trainieren statt operieren: die Erfolgsmethode Spiraldynamik ® / 50 Übungen bei Hallux, Fersensporn, Spreizfuß & Co von Christian Larsen (Broschiert - 22. August 2007)

Verfasst: 15.09.2010, 11:26
von murakami3kyu
Vielen Dank Euch beiden! Das hilft mir schon gut weiter. Gruß M.