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Kaugummi und Kalorien
Verfasst: 19.10.2010, 16:54
von chuuido
Tach,
wenn ich mich recht entsinne ist es einem Menschen möglich, so über'n Daumen etwa 60 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde aufzunehmen. Kann auch mehr sein.
Frage: Kaugummi regt die Produktion von Magensäure an. Kann man dadurch die Aufnahme an Kalorien erhöhen?
Grüße,
Guido
Verfasst: 19.10.2010, 17:04
von chuuido
Ist schon krass, das dieses Thema hier schon bei Google gelistet wird - nach etwa 3 Minuten... Ich will gar nicht wissen, was Google noch so alles in Echtzeit erfährt

Verfasst: 19.10.2010, 20:27
von DonPhilippe
Ich bin absolut kein Fachmann auf diesem Gebiet, ich finde einfach nur so interessant;
Wie meinst du das mit dem Kaugummikauen, quasi VOR dem Essen?
So wie ich das sehe, regt ja nicht der Kaugummi selbst die MS(Magensäure)-Produktion dadurch an, dass er ein Kaugummi ist, sondern die Anregung zur MS-Produktion geschieht durch das Kauen an sich.
Von daher würde ich jetzt sagen, dass es ja keine Rolle spielt, ob du den Kaugummi kaust oder das tatsächliche Essen - die Kaubewegung hast du ja bei beidem.
Falls du meinst, dass MEHR Magensäure MEHR KH verarbeiten kann: Ich denke dass die Menge an pro Zeiteinheit verwertbaren / speicherbaren KH nicht durch die Magensäure-Menge limitiert ist, sondern durch die Verwertungs-, Abtransport- und Speicherfähigkeit des gesamten Körpers.
Quasi so wie eine USB Schnittstelle auch nur eine gewisse Menge an Daten pro Zeiteinheit transferieren kann...
Das ist aber alles NICHT durch Wissen meinerseits begründet, sondern nur eine dilettantische Einschätzung... :-)
Verfasst: 19.10.2010, 20:50
von chuuido
Genau da überlege ich eben auch - was genau das Limit darstellt. Ob es die Enzymmenge ist, oder die Säure, oder später irgendwas im Darm oder oder oder.
Konkret habe ich daran gedacht, dass ich in 2 Wochen die 100km beim Röntgenlauf laufen will. Da werde ich nicht so viel Aufnehmen können, wie ich verbrauchen werde. Ich dachte daran, dass ich vielleicht die Aufnahme-Menge erhöhen könnte, in dem ich zwischen den "Mahlzeiten" immer Kaugummi kaue. Und mir nun überlegt, ob das überhaupt einen physiologischen Sinn ergibt.
Verfasst: 19.10.2010, 21:22
von Elguapo
Kaugummi sollte man allgemein vermeiden, da es dauernd die Magensäfte anregt. Man sollte den Verdauungsapparat auch mal ne Pause gönnen.
Verfasst: 19.10.2010, 21:22
von LauerAlexander
Wenn ich dich richtig verstanden habe, vermutest du, das mehr Magensaft die Aufnahme von Kohlenhydraten ermöglicht. Leider habe ich absolut keine Ahnung, wo diese Biester aufgenommen werden. Ich vermute mal im Darm. Müsste man nicht dort ansetzen?
Ich erkläre mir die vermehrte Magensaftproduktion so: Kaugummi regt durch die Kaubewegung die Speichelproduktion an, Speichel wird verschluckt und gibt so das Signal zur vermehrten Magensaftproduktion. Ob mit mehr Magensaft auf mehr Kohlenhydrate aufgenommen werden könnten, weiß ich leider nicht.
Ich weiß, dass hilft nicht wirklich weiter, aber ich finde die Frage auch mal ganz interessant.
Verfasst: 19.10.2010, 21:27
von chuuido
@gelberWasserkopf
Meinst Du jetzt mit "allgemein" "im Normalfall" oder "immer"?
Ist es besser in Etappen zu essen oder für konstanten Nachschub zu sorgen? Aus Deiner Regel würde sich ja ableiten in Etappen zu essen. Aber trifft das auch auf einem langen Lauf zu?
Ich dachte mir das so: das die Verdauung der Hals vom Trichter ist und der Magen der Trichter selbst. Ich kann oben so viel reinschütten wie ich will, aber es passen immer nur so und so viel Joule durch. Mit dem Kaugummi würde ich den Hals weiten und somit mehr Energie reinlassen. Das war meine Überlegung.
Verfasst: 19.10.2010, 21:32
von chuuido
@Saftschubse
Ja, so ungefähr. Ich habe da auch zu wenig Ahnung von. Aber Unfug fällt mir immer viel ein

Ist es nicht das Ptyalin im Speichel, was die Zucker schon mal vorspaltet? Und dann im Magen die Salzsäure, die alles an Kohlenstoffketten noch mal weiter zerlegt, bis die Ketten klein genug sind, um ->irgendwo<- durch eine Zellwand aufgenommen zu werden. Ich denke nicht, dass es der Magen ist, der hat doch seine Wände dicht gemacht, um sie vor der Magensäure zu schützen, oder?
Edit: klar, hast Du ja auch schon geschrieben

Verfasst: 20.10.2010, 00:18
von DonPhilippe
chuuido hat geschrieben: Ich denke nicht, dass es der Magen ist, der hat doch seine Wände dicht gemacht, um sie vor der Magensäure zu schützen, oder?
Richtig, im Magen wird die Nahrung nur weiter zerkleinert und zersetzt.
Die Aufnahme der Nährstoffe passiert größtenteils im Dünndarm.
Im Dickdarm wird dem Rest dann nur noch weiter Wasser entzogen...
Verfasst: 20.10.2010, 15:57
von Heiler
Hallo Guido,
(komisch, ich hatte schon geantwortet, ist aber irgendwie verschwunden..)
Nein, auf die Kalorienaufnahme erhöhst du nur durch erhöhte Zufuhr. Die Magensäureproduktion hat darauf keinen direkten Einfluß.
Die Magensäure desinfiziert den Speisebrei und beginnt die Eiweißverdauung. Die Kohlehydrate werden durch Magensäure nicht beeinflußt.
Allerdings hat eine zu hohe Aufnahme sehr wohl Einfluß auf die Magensäureproduktion..
Für deinen Zweck, die Aufnahme / Resorption von KH zu steigern würde ich auf das Zusammenspiel mit Vit B1 hinweisen.
Das ist das Schlüsselvitamin (zusammen mit dem B-Komplex) für die KH-Verdauung, für die KH -Resorption und Verstoffwechselung:
- starke Muskelarbeit steigert den B 1-Verbrauch
- wichtig für den Energiehaushalt des Muskels, zur Aufrechterhaltung der normalen Muskelfunktion
- Es verstärkt die Muskelkontraktion und verzögert die Ermüdung des Muskels
- B-Komplex reduziert die Bildung muskelverkrampfender Nebenprodukte (zB
Laktat) sportlicher Betätigung
- leistungssteigernde Wirkung auf den Muskel( Aneurin + Phosphat = 200facher
Effekt)
Ich würde daher eine sehr Vit-B-reiche Ernährung ab einige Wochen vor dem Lauf empfehlen.
Gruß Rolf
Verfasst: 23.10.2010, 20:02
von chuuido
Hey Rolf,
vielen, vielen Dank für Deinen fachmännischen Einblick! Ich habe mir mal Vitamin-B Kapseln besorgt, einfach nur wegen sicher ist sicher. Sonst ernähre ich mich eigentlich ziemlich vollwertig und ausgewogen.
Ich habe noch ein paar Fragen dazu:
- Wenn es wiklich die Muskelkontraktion verstärkt - treten dann nicht auch mehr Zellschäden auf?
- Wenn der Komplex die Laktat-Bildung verringert, bedeutet das nicht, dass auch weniger Energie anaerob gewonnen werden kann?
Grüße,
Guido
Verfasst: 24.10.2010, 00:20
von Heiler
Hallo Guido,
du denkst zu "chemisch", der Körper ist kein Reagenzglas.
All diese Vorgänge sind sehr Vit-B abhängig.
Manche Faktoren führen zu erhöhtem Bedarf:
- starke körperliche Anstrengung, auch eine KH-reiche Ernährung tut das, ebenso starker Flüssigkeitsverlust und andere.
Andererseits können diese Abläufe besser und fehlerfreier funktionieren wenn der Körper
mit B-Vit.
gesättigt ist. (Nur dann kann zB Traubenzucker den man im Wettkampf zu sich nimmt überhaupt eine ausreichende Wirkung erzielen).
Auch die Einlagerung von Speicherglucose in die Muskeln benötigt Vit-B1.
Schon allein daher macht es Sinn, in der Zeit vor dem großen Lauf sehr Vit-B-reich zu essen (Vit-Tabletten sind nur die 2. Wahl..)
Ein Mangel bzw relativer Mangel würde ggf zu schnellerer Muskelermüdung, oder auch zu vermehrtem Anfall von Laktat führen. (Ein Frühzeichen von Vit-B-Mangel ist übrigens die Schwäche der Wadenmuskulatur.)
Mit einer ausreichenden vorherigen Zufuhr optimierst du einfach die Gesamt- Stoffwechsellage .
Persönlich halte ich den Vit-B-Bestandteil für weitaus wichtiger im Laufsport als zB Magnesiumsubstitution oder andere fragwürdige Ergänzungen.
Einfach weil viel mehr wichtige physiologische Abläufe davon abhängen.
Aber um noch abschließend auf deine Fragen einzugehen:
- Wenn es wiklich die Muskelkontraktion verstärkt - treten dann nicht auch mehr Zellschäden auf?
- Wenn der Komplex die Laktat-Bildung verringert, bedeutet das nicht, dass auch weniger Energie anaerob gewonnen werden kann?
Nein, es verstärkt die Fähigkeit zur Muskelkontraktion, es führt nicht zu einem Zuviel im Sinne von Krämpfen oder so.
Nein, es optimiert die Stoffwechselabläufe, so daß einfach weniger Laktat anfallen muß (bzw dies länger dauert).
Gruß Rolf
Verfasst: 24.10.2010, 15:07
von sasso
Ich lese im Forum schon lange mit und häng mich hier mal ein.
Ich kann Rolf nur zustimmen mit der verbesserten Stoffwechsellage. Nach Ultras habe ich immer mit starken Gewichtsverlust (~2-3kg) zu kämpfen (182kg,69kg,52J). Brauche immer elend lange um wieder auf Gewicht zu kommen und habe nach Möglichkeiten gesucht. Nach dem Lavaredoultra fiel mir wieder die guten alten Bierhefetabletten ein.
Ich habe jetzt keine schlagenden wissentschaftliche Beweise, aber es hat meiner Regeneration und Gewichtaufnahme gut getan. Nach etlichen Versuchen habe ich aber nichts gefunden während des Laufs mehr KH aufzunehmen.
Gruß Andreas
Verfasst: 24.10.2010, 15:13
von Son Goten
hm, wenn so etwas positive Auswirkungen hätte, würde ich mich fragen, waum die Elitesportler bisher nicht drauf gekommen sind. (natürlich machen sie auch nicht alles richtig, aber da das so ein wichtiges Thema ist...)
Verfasst: 24.10.2010, 17:12
von sasso
Kann ich auch nicht sagen. Kenianische Läufer sollen überwiegend Maismehl und dazu Kohl essen und irgendwo habe ich von einem Trainer gelesen der sagt Läufer sollten wie arme Leute essen.
Ich habe nach dem Lavaredo (Juni) jeden Tag 2x5Tabl Bierhefe genommen (einfach aus dem Supermarkt). Nach dem TAR (Sept.) hatte ich nicht mit Gewichtverlust zu kämpfen. Lag viellleicht auch daran weil es ein Etappenlauf war. Ich kann es an nichts genauem festmachen, aber meine Regeneration lief besser. Vielleicht war mein Körper nicht Vit-B gesättigt wie Rolf erwähnt. Viel interessanter ist für mich die Frage wie ich weniger Gewicht während des Laufs verliere, also mehr KH aufnehme. Bei der Brockenchallenge hatte ich Schmalzstullen mit viel Salz dabei, die haben mir nach der M-Distanz deutlich Schub gegeben.
Für die Vorbereitung zum nächsten Ultra werde ich 50km Nachtläufe machen und mit meinen Stullen und der Bierhefeaufnahme während des Laufs experementieren. Beim klettern kann ich auch nicht für konstanten Nachschub sorgen und habe fetten Käse,Wurst und Brot dabei.
Verfasst: 24.10.2010, 18:56
von Heiler
Son Goten hat geschrieben:hm, wenn so etwas positive Auswirkungen hätte, würde ich mich fragen, waum die Elitesportler bisher nicht drauf gekommen sind. (natürlich machen sie auch nicht alles richtig, aber da das so ein wichtiges Thema ist...)
Vielleicht weil man mit teuren Präparaten mehr Geld verdienen kann als mit einer guten Ernährung ? (selbst Guido hat sich sofort Tabletten besorgt ..)
Und auch Elite-Läufer wissen nur, was sie sich aneignen oder ein Trainer Ihnen erzählt.
Außerdem gibt es (wie überall) Eliteläufer die sich sehr wohl gut ernähren als auch solche die es nicht tun.
Die Fragestellung ist nicht logisch und geht am Wesentlichen vorbei.
Gruß Rolf
Verfasst: 24.10.2010, 18:58
von Heiler
sasso hat geschrieben:Ich habe nach dem Lavaredo (Juni) jeden Tag 2x5Tabl Bierhefe genommen (einfach aus dem Supermarkt).
War gut abgemessen, für den durchschnittlichen Tagesbedarf benötigt man 12-13 Bierhefetabletten
Rolf
Verfasst: 24.10.2010, 20:33
von chuuido
Hey Rolf,
ich weiß - die Pillen-Packung war ein Schnellschuss

Also die Magensäure hat nix mit Kohlenhydraten zu tun, ok. Kommt mir aber komisch vor, weil HCl ja löcher in den Kittel frisst. Aber ich glaubs Dir mal, Du scheinst Dich da auszukennen. Bisher habe ich nie mit Krämpfen oder so zu tun gehabt. Wenn sich das so äußern müsste, dann habe ich wohl keinen Mangel, was B angeht.
@sasso
Genau um diesen Gewichtsverlust geht es ja (indirekt). Da ist ja einerseits Wasser, was ich verliere, als auch Energie, die ich umsetze. Wenn ich mehr nachfüllen könnte, dann würde ich weniger verlieren. Also auch "hinten raus" weniger abbauen.
Wurst und Käse halte ich jetzt mal für suboptimal, wenn man Gas geben will. Für ne Lange Wanderung stimme ich Dir allerdings zu.
Mit Bierhefe werde ich erst mal nicht experimentieren, da ich das eher für eine vorbereitende Ernährung / Regenerationsernährung halte, so wie die Wirkung beschrieben wird.
@Son Goten
Elitesportler machen auch bestimmt keine Gehpausen bei Laufen. Dennoch sind sie für manche Läufer das momentan geeignetste Trainingsmittel.
Grüße & Danke,
Guido
Verfasst: 25.10.2010, 02:37
von Son Goten
@ chuuido: seit wann nehmen Elitesportler auch an Ultras teil, wenn´s da nichts zu holen gibt...
Und bei mir trifft das wohl leider auf jeden Fall zu, zumindest wenn man sich die letzten drei WK anschaut...
Verfasst: 25.10.2010, 10:37
von Elguapo
sasso hat geschrieben:Kenianische Läufer sollen überwiegend Maismehl und dazu Kohl essen
Also nicht Low Carb?

Verfasst: 25.10.2010, 17:34
von Heiler
chuuido hat geschrieben:Also die Magensäure hat nix mit Kohlenhydraten zu tun, ok. Kommt mir aber komisch vor, weil HCl ja löcher in den Kittel frisst.
Hallo !
Die Verknüpfung erschließt sich mir nicht ...!?
Die Magensäure ist nicht an der Verdauung der KH beteiligt, aber zuviel KH (besonders
in Form von Fabrikzucker zB in Süßigkeiten) können eine Steigerung der Magensäure-
produktion bewirken. Das führt dann aber zu Sodbrennen oder Gastritis, nicht zu
mehr Aufnahme von KH...
Oder wie war der Satz gemeint ?
Gruß Rolf
Verfasst: 25.10.2010, 17:57
von chuuido
Ich dachte, die Magensäure zersetze Kohlenstoffketten in kürzere Ketten. Habe ich mir aber noch nie im Detail angesehen oder genauere Gedanken drüber gemacht. Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass der Kittel zu Zucker gekürzt wird.
Durch das Kaugummi wird also lediglich die Magensäureproduktion angeregt und nicht die KH-Aufnahme verstärkt. Das ist eigentlich dann das entscheidende Ergebnis dieses Threads
@Son Goten
Wenn man die Aufnahme von Energie während der Belastung erhöhen könnte, würde sich das nicht nur positiv auf mehr als 42km auswirken. Ich denke, dass damit im Marathon auch noch was rauszuholen wäre.
Verfasst: 25.10.2010, 19:36
von triath
sasso hat geschrieben:Nach Ultras habe ich immer mit starken Gewichtsverlust (~2-3kg) zu kämpfen
Finde ich nicht viel, bezogen auf dein Körpergewicht.
Verfasst: 25.10.2010, 19:41
von Heiler
chuuido hat geschrieben:
1. Ich dachte, die Magensäure zersetze Kohlenstoffketten in kürzere Ketten.
2. Durch das Kaugummi wird also lediglich die Magensäureproduktion angeregt und nicht die KH-Aufnahme verstärkt. Das ist eigentlich dann das entscheidende Ergebnis dieses Threads
N`Abend Guido,
zu 1: nein. Das tun der Speichel und die Pankreasenzyme.
zu 2. Richtig
Gruß Rolf
Verfasst: 25.10.2010, 20:32
von barefooter
Heiler hat geschrieben:...zu 1: nein. Das tun der Speichel und die Pankreasenzyme.
zu 2. Richtig...Gruß Rolf
3. vielleicht lässt sich durch blindes Kauen und damit vermehrten Speichelfluss das Durstgefühl mindern/hinauszögern?
Verfasst: 26.10.2010, 23:26
von chuuido
barefooter hat geschrieben:3. vielleicht lässt sich durch blindes Kauen und damit vermehrten Speichelfluss das Durstgefühl mindern/hinauszögern?
Puh - das würde ich dann aber unter sportmedizinischen Aspekten dann eher als eine Gefahr ansehen.