Die Legende von Marathon - Athen 2010
Verfasst: 05.11.2010, 23:54
„...WHEN MARATHON BECAME A MAGIC WORD“
Diesen Schriftzug sah ich in der Ausstellung der Marahonmesse anlässlich des 2500. Jubiläums dieses Laufes auf der klassischsten aller Laufdisziplinen. Und er ist so passend zu meiner Laufgeschichte, denn noch vor 5 Jahren war ein Marathon für mich undenkbar. Erst der erstmalig vor meiner Haustüre stattfindende Schlaubetal-Marathon animierte mich dazu. Doch nicht nur das. Ich fand durch ihn viele neue Lauffreunde, trat einem Verein bei und hatte bisher viele schöne Lauferlebnisse. Und gerade in Athen wurde mir so richtig bewusst, dass ich ohne diesen ersten Marathon wohl bis heute noch keinen absolviert und erst recht nicht diese Reise angetreten hätte.
Nun stand ich an der Startlinie zu meinem mittlerweile 6. Marathon...
Zu Acht machten wir Schlaubetaler und unser Gast Binchen uns auf die weite Reise nach Athen. Pünktlich erreichten wir unser Hotel mitten im Stadtzentrum, so dass wir uns noch am ersten Abend zu Fuß auf den Weg zur Marathonmesse machten. Diese fand im Zappeion im Nationalgarten statt und als wir dieses wunderschöne Gebäude betraten, musste ich erst mal die Atmosphäre in mich aufnehmen. Es war stimmungsvoll beleuchtet und schon dort wurde mir bewusst, dass wir an einem ganz besonderen Lauf teilnehmen werden. Die Messe war noch spärlich besucht und so bummelten wir ausgiebig nach Erhalt der Startunterlagen und der reichlich bestückten Startertüte über die Messe.
Am nächsten Tag hatten wir eine Busfahrt nach Marathon gebucht. Das dortige Museum war mit vielen Originalutensilien bekannter Laufgrößen (wie Schuhe von Emil Zatopek...) bestückt und gab einen Überblick über die Geschichte der Olympischen Marathonläufe. Leider war die Zeit dafür zu knapp bemessen. Danach ging es mit dem Bus auf der Originalstrecke nach Athen zurück. Schon da konnten wir das schwere Profil der Strecke in etwa ermessen.
Am 31. Oktober wurden wir dann gegen 6 Uhr mit dem Bus abgeholt. Die Strecke war bereits abgesperrt, lediglich Unmengen von Bussen mit Läufern bewegten sich Richtung Marathon. Unterwegs konnten wir noch einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Meer bestaunen.
Am Startgelände ging ich mit Binchen zum Stadion, um unseren Startblock zu besichtigen und die Stimmung auf uns wirken zu lassen. Auf dem Weg dorthin erklang ein wunderschönes Lied und wir bekamen beide Gänsehaut und mussten uns erst mal in die Arme nehmen. Dann sichteten wir die Marathon-Flamme, vor der sich eine lange Läuferschlange gebildet hatte. Wir mussten nicht lange überlegen und taten es gleich. Eine lange Marmortreppe hinauf ging es und dann schossen wir jeder noch ein tolles Foto mit der Flamme. Doch danach mussten wir uns sputen, Sachen abgeben und uns alle zusammen in den Startblock begeben. Dort ging es sehr locker zu, alle waren guter Laune und es gab keinerlei Gedränge. Die Sonne schien mittlerweile schon ordentlich vom Himmel und das sollte den ganzen Tag so bleiben.
Ich hatte dieses Mal wieder die Kamera dabei, aber nur für Fotos unmittelbar vor und nach dem Lauf. Beim Lauf selbst wollte ich mich durch nichts ablenken lassen, ihn genießen und versuchen, so viel wie möglich an Erinnerungen zu speichern.
Dann ging es los. Die 5. Startwelle war unsere und zu Beginn war es arg eng. Die Startblöcke scheinen nicht nach Leistungsklassen sondern nach irgendwelchen anderen Kriterien sortiert zu sein, denn noch nach längerer Zeit überholte ich Walker. Aber das ist bei so einem Lauf auch völlig nebensächlich.
Ich ließ es erst mal laufen, es fühlte sich bei einer Pace um 5:50 min/km recht locker an. Nach 3 km huschte Bianka recht zügig an mir vorbei und wir wünschten uns gegenseitig noch mal viel Glück. Nach etwa 4 km ging es zu einer Schleife weg von der Hauptstraße und vorbei am Grabdenkmal zur Schlacht bei Marathon. Einige Läufer ließen sich dort auch ablichten. Doch ich lief weiter und erfrischte mich lieber am Verpflegungspunkt mit einer Flasche Wasser. Das war ein toller Service, denn man konnte ohne abstoppen einfach weiterlaufen. Mittlerweile war mir recht warm geworden und ich schwitzte stark, später hatte ich mich dann an die Wärme von über 20 °C im Schatten gewöhnt. Nur Schatten gab es recht spärlich.
An der Strecke standen von Beginn an immer Zuschauer, das hatte ich so nicht erwartet. Mal waren es mehr, mal weniger und mal auch nur eine Einzelne. Aber stets waren sie sehr freundlich und ermunterten uns Läufer mit „Bravo-Bravo“-Rufen. Auch viele Kinder ließen sich abklatschen. Die Stimmung war einfach phantastisch.
Nach etwa 7,5 km begann die Strecke langsam anzusteigen, doch ich konnte mein Tempo noch gut halten bzw. wurde sogar etwas schneller. Auch die ersten kleineren Steigungen kam ich gut hoch.
Etwa bei km 12 vernahm ich schon von weitem Musik. Überrascht war ich dann, dass sie von einem Kinderorchester in weinroten Uniformen gespielt wurde. Und als ich mich dann ganz auf die Musik konzentrierte, erkannte ich die Ode an die Freude. Das war Gänsehaut pur, so bei „Freude schöner Götterfunken“ vorbeizutraben und ich applaudierte den kleinen Künstlern.
Die ersten etwas heftigeren Anstiege gab es dann bis km 16, doch bei mir lief es immer noch relativ locker. Lediglich eine Blase am rechten Fußballen meldete sich. In diesem Abschnitt begegnete ich dann Bianka ein 2. Mal, sie hatte wohl etwas mehr zu kämpfen. Danach folgten 2 km erst steil und dann seichter bergab, bei denen ich es noch mal richtig rollen lies. Doch danach war Schluss mit lustig, für die nächsten über 10 km sollte es bergan gehen. Doch erst mal überquerte ich die HM-Marke bei 2:05 h. So in diesem Bereich durchliefen wir auch eine moderne Ortschaft, wo die Stimmung regelrecht tobte. Die Menschen standen dicht an dicht und feuerten die Läufer mit einer Herzlichkeit an, wie ich sie bisher selten so geballt erlebt habe. Das löste bei mir zum 2. Mal bei diesem Lauf Gänsehaut aus und mir wurde in diesem Moment so richtig bewusst, welche Strecke ich da unter die Füße nehme.
Die Anstiege versuchte ich vorsichtig anzugehen, die Pace ging ganz schön runter. Mental war es für mich aber gut, dass die Strecke recht kurvenreich war und man nie allzu weit schauen konnte. Man war nur immer wieder neu überrascht, dass es nach jeder Kurve immer noch bergauf geht. Der Verpflegungspunkt bei km 30 stand allerdings taktisch sehr ungünstig. Dort sollte es Cola geben, die ich mir auch genehmigte, dann gab es die Zeitmessmatten und unmittelbar dahinter begann ein heftiger längerer und weithin einsehbarer Anstieg. So bin ich gehend über die Matten, um noch einmal Kräfte zu sammeln, bevor ich wieder anlief. Und das sollte dann auch das heftigste Stück werden, welches sich bis nach km 31 hinzog. Am steilsten Stück habe ich noch mal ein paar Gehschritte eingelegt, die Laufenden waren aber nur unwesentlich schneller.
Und plötzlich war es vorbei und es begann die Bergabpassage. Doch irgendwie wollte ich nicht so recht ins Rollen kommen. Meine Füße, die fast nie auf Asphalt laufen, taten weh und ich musste mich ordentlich anstrengen. Und das bergab. Aber nützt ja nix, ins Ziel muss ich. Und so ging es die letzten 11 km in einem Schnitt von ca. 6:12 in Richtung Stadion. Zum ersten Mal bei einem Marathon wurde mir bewusst, dass ich doch nicht die ganz langen Läufe trainiert habe und lediglich 2 Läufe über 30 und 31 km gelaufen bin. Mir fehlte einfach auf dem Schlussstück, wo man hätte rollen können, die Kraft. Doch anderen ging es noch schlechter, viele mussten gehen oder das zahlreich vorhandene medizinische Personal in Anspruch nehmen. Davon blieb ich zum Glück verschont und konnte auch relativ gleichmäßig laufen. Nur halt nicht in dem erwarteten Tempo.
Der letzte kleinere Anstieg bei km 38 war dagegen keine Hürde und bei km 41 stand mein Vereinskamerad Jürgen, der leider nicht mitlaufen konnte und uns dort anfeuerte.
Der letzte km ging dann bergab am Nationalgarten vorbei. Dabei war die Strecke etwas eingeengt und von unglaublich vielen Zuschauern gesäumt, die einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalteten. Jeder einzelne Läufer wurde dort bejubelt und es war ein unbeschreibliches Gefühl, dort entlang zu laufen. Danach kam eine Linkskurve und schon lag es unmittelbar vor mir: das Panathenaikon-Stadion. Noch unter eine Fußgängerbrücke durch, eine Rampe hoch, ging es auf die anthrazitfarbene Laufbahn. Die Zuschauerränge waren an der Zielgeraden gut gefüllt. Doch deren Lärm nahm ich gar nicht wahr, weil gerade der Sirtaki in den Lautsprechern erklang. Das Timing war einfach unglaublich und ich schwebte förmlich ins Ziel. Kurz nach dem Zielstrich stoppte ich bei 4:19:44 h ab, drehte mich um und musste die ganze Atmosphäre erst mal auf mich einwirken lassen. Sogar ein paar Tränchen musste ich verdrücken.
Dieses Stadion ist so riesig, wenn man unten steht und gleichzeitig wunderschön anzusehen mit seinen weißen Marmorsitzen, die in der Sonne noch weißer wirkten. Ich schoss ein paar Fotos und ging dann ganz langsam die halbe Runde herum bis zur Medaillenausgabe. Auf dem Weg dorthin gratulierte mir noch ein Läufer vom 100-Marathon-Club, dem wohl mein Verein ein Begriff war. Dann bekam ich die Medaille, die wirklich wunderschön in der Form des Stadions gehalten ist. Anschließend ließ ich mich mit meinem Verpflegungsbeutel nieder, ich brauchte dringend etwas zuckerhaltiges, und kam mit den nächsten Läufern ins Gespräch. Alle sind eben eine sehr große Familie. An der Gepäckausgabe traf ich dann Bianka und zusammen sind wir dann nach einer weiteren Verschnaufpause auf den Rang des Stadions gegangen, wo wir die anderen Läufer der gesamten Reisegruppe trafen und haben uns die Zieleinläufe angeschaut. Es war so toll, gemeinsam in der Sonne zu sitzen, alle waren zufrieden und damit die Stimmung bestens.
Am Abend haben wir alle noch würdig gefeiert, bevor wir am nächsten Tag noch so einige Besichtigungskilometer unter die müden Füße genommen haben. Dem Muskelkater hat das gut getan, ich hatte schon wesentlich schlimmeren.
Insgesamt war es ein wunderschönes Erlebnis, die gesamte Reise (wir haben in der kurzen Zeit sehr viel gesehen) und auch der Lauf von Marathon nach Athen selbst.
Die Organisation war perfekt, das Wetter kaisermäßig und ich hatte das Glück, wohl an einem ganz besonderen Lauf teilnehmen zu können.
Viele Grüße
Anett
Diesen Schriftzug sah ich in der Ausstellung der Marahonmesse anlässlich des 2500. Jubiläums dieses Laufes auf der klassischsten aller Laufdisziplinen. Und er ist so passend zu meiner Laufgeschichte, denn noch vor 5 Jahren war ein Marathon für mich undenkbar. Erst der erstmalig vor meiner Haustüre stattfindende Schlaubetal-Marathon animierte mich dazu. Doch nicht nur das. Ich fand durch ihn viele neue Lauffreunde, trat einem Verein bei und hatte bisher viele schöne Lauferlebnisse. Und gerade in Athen wurde mir so richtig bewusst, dass ich ohne diesen ersten Marathon wohl bis heute noch keinen absolviert und erst recht nicht diese Reise angetreten hätte.
Nun stand ich an der Startlinie zu meinem mittlerweile 6. Marathon...
Zu Acht machten wir Schlaubetaler und unser Gast Binchen uns auf die weite Reise nach Athen. Pünktlich erreichten wir unser Hotel mitten im Stadtzentrum, so dass wir uns noch am ersten Abend zu Fuß auf den Weg zur Marathonmesse machten. Diese fand im Zappeion im Nationalgarten statt und als wir dieses wunderschöne Gebäude betraten, musste ich erst mal die Atmosphäre in mich aufnehmen. Es war stimmungsvoll beleuchtet und schon dort wurde mir bewusst, dass wir an einem ganz besonderen Lauf teilnehmen werden. Die Messe war noch spärlich besucht und so bummelten wir ausgiebig nach Erhalt der Startunterlagen und der reichlich bestückten Startertüte über die Messe.
Am nächsten Tag hatten wir eine Busfahrt nach Marathon gebucht. Das dortige Museum war mit vielen Originalutensilien bekannter Laufgrößen (wie Schuhe von Emil Zatopek...) bestückt und gab einen Überblick über die Geschichte der Olympischen Marathonläufe. Leider war die Zeit dafür zu knapp bemessen. Danach ging es mit dem Bus auf der Originalstrecke nach Athen zurück. Schon da konnten wir das schwere Profil der Strecke in etwa ermessen.
Am 31. Oktober wurden wir dann gegen 6 Uhr mit dem Bus abgeholt. Die Strecke war bereits abgesperrt, lediglich Unmengen von Bussen mit Läufern bewegten sich Richtung Marathon. Unterwegs konnten wir noch einen herrlichen Sonnenaufgang über dem Meer bestaunen.
Am Startgelände ging ich mit Binchen zum Stadion, um unseren Startblock zu besichtigen und die Stimmung auf uns wirken zu lassen. Auf dem Weg dorthin erklang ein wunderschönes Lied und wir bekamen beide Gänsehaut und mussten uns erst mal in die Arme nehmen. Dann sichteten wir die Marathon-Flamme, vor der sich eine lange Läuferschlange gebildet hatte. Wir mussten nicht lange überlegen und taten es gleich. Eine lange Marmortreppe hinauf ging es und dann schossen wir jeder noch ein tolles Foto mit der Flamme. Doch danach mussten wir uns sputen, Sachen abgeben und uns alle zusammen in den Startblock begeben. Dort ging es sehr locker zu, alle waren guter Laune und es gab keinerlei Gedränge. Die Sonne schien mittlerweile schon ordentlich vom Himmel und das sollte den ganzen Tag so bleiben.
Ich hatte dieses Mal wieder die Kamera dabei, aber nur für Fotos unmittelbar vor und nach dem Lauf. Beim Lauf selbst wollte ich mich durch nichts ablenken lassen, ihn genießen und versuchen, so viel wie möglich an Erinnerungen zu speichern.
Dann ging es los. Die 5. Startwelle war unsere und zu Beginn war es arg eng. Die Startblöcke scheinen nicht nach Leistungsklassen sondern nach irgendwelchen anderen Kriterien sortiert zu sein, denn noch nach längerer Zeit überholte ich Walker. Aber das ist bei so einem Lauf auch völlig nebensächlich.
Ich ließ es erst mal laufen, es fühlte sich bei einer Pace um 5:50 min/km recht locker an. Nach 3 km huschte Bianka recht zügig an mir vorbei und wir wünschten uns gegenseitig noch mal viel Glück. Nach etwa 4 km ging es zu einer Schleife weg von der Hauptstraße und vorbei am Grabdenkmal zur Schlacht bei Marathon. Einige Läufer ließen sich dort auch ablichten. Doch ich lief weiter und erfrischte mich lieber am Verpflegungspunkt mit einer Flasche Wasser. Das war ein toller Service, denn man konnte ohne abstoppen einfach weiterlaufen. Mittlerweile war mir recht warm geworden und ich schwitzte stark, später hatte ich mich dann an die Wärme von über 20 °C im Schatten gewöhnt. Nur Schatten gab es recht spärlich.
An der Strecke standen von Beginn an immer Zuschauer, das hatte ich so nicht erwartet. Mal waren es mehr, mal weniger und mal auch nur eine Einzelne. Aber stets waren sie sehr freundlich und ermunterten uns Läufer mit „Bravo-Bravo“-Rufen. Auch viele Kinder ließen sich abklatschen. Die Stimmung war einfach phantastisch.
Nach etwa 7,5 km begann die Strecke langsam anzusteigen, doch ich konnte mein Tempo noch gut halten bzw. wurde sogar etwas schneller. Auch die ersten kleineren Steigungen kam ich gut hoch.
Etwa bei km 12 vernahm ich schon von weitem Musik. Überrascht war ich dann, dass sie von einem Kinderorchester in weinroten Uniformen gespielt wurde. Und als ich mich dann ganz auf die Musik konzentrierte, erkannte ich die Ode an die Freude. Das war Gänsehaut pur, so bei „Freude schöner Götterfunken“ vorbeizutraben und ich applaudierte den kleinen Künstlern.
Die ersten etwas heftigeren Anstiege gab es dann bis km 16, doch bei mir lief es immer noch relativ locker. Lediglich eine Blase am rechten Fußballen meldete sich. In diesem Abschnitt begegnete ich dann Bianka ein 2. Mal, sie hatte wohl etwas mehr zu kämpfen. Danach folgten 2 km erst steil und dann seichter bergab, bei denen ich es noch mal richtig rollen lies. Doch danach war Schluss mit lustig, für die nächsten über 10 km sollte es bergan gehen. Doch erst mal überquerte ich die HM-Marke bei 2:05 h. So in diesem Bereich durchliefen wir auch eine moderne Ortschaft, wo die Stimmung regelrecht tobte. Die Menschen standen dicht an dicht und feuerten die Läufer mit einer Herzlichkeit an, wie ich sie bisher selten so geballt erlebt habe. Das löste bei mir zum 2. Mal bei diesem Lauf Gänsehaut aus und mir wurde in diesem Moment so richtig bewusst, welche Strecke ich da unter die Füße nehme.
Die Anstiege versuchte ich vorsichtig anzugehen, die Pace ging ganz schön runter. Mental war es für mich aber gut, dass die Strecke recht kurvenreich war und man nie allzu weit schauen konnte. Man war nur immer wieder neu überrascht, dass es nach jeder Kurve immer noch bergauf geht. Der Verpflegungspunkt bei km 30 stand allerdings taktisch sehr ungünstig. Dort sollte es Cola geben, die ich mir auch genehmigte, dann gab es die Zeitmessmatten und unmittelbar dahinter begann ein heftiger längerer und weithin einsehbarer Anstieg. So bin ich gehend über die Matten, um noch einmal Kräfte zu sammeln, bevor ich wieder anlief. Und das sollte dann auch das heftigste Stück werden, welches sich bis nach km 31 hinzog. Am steilsten Stück habe ich noch mal ein paar Gehschritte eingelegt, die Laufenden waren aber nur unwesentlich schneller.
Und plötzlich war es vorbei und es begann die Bergabpassage. Doch irgendwie wollte ich nicht so recht ins Rollen kommen. Meine Füße, die fast nie auf Asphalt laufen, taten weh und ich musste mich ordentlich anstrengen. Und das bergab. Aber nützt ja nix, ins Ziel muss ich. Und so ging es die letzten 11 km in einem Schnitt von ca. 6:12 in Richtung Stadion. Zum ersten Mal bei einem Marathon wurde mir bewusst, dass ich doch nicht die ganz langen Läufe trainiert habe und lediglich 2 Läufe über 30 und 31 km gelaufen bin. Mir fehlte einfach auf dem Schlussstück, wo man hätte rollen können, die Kraft. Doch anderen ging es noch schlechter, viele mussten gehen oder das zahlreich vorhandene medizinische Personal in Anspruch nehmen. Davon blieb ich zum Glück verschont und konnte auch relativ gleichmäßig laufen. Nur halt nicht in dem erwarteten Tempo.
Der letzte kleinere Anstieg bei km 38 war dagegen keine Hürde und bei km 41 stand mein Vereinskamerad Jürgen, der leider nicht mitlaufen konnte und uns dort anfeuerte.
Der letzte km ging dann bergab am Nationalgarten vorbei. Dabei war die Strecke etwas eingeengt und von unglaublich vielen Zuschauern gesäumt, die einen ohrenbetäubenden Lärm veranstalteten. Jeder einzelne Läufer wurde dort bejubelt und es war ein unbeschreibliches Gefühl, dort entlang zu laufen. Danach kam eine Linkskurve und schon lag es unmittelbar vor mir: das Panathenaikon-Stadion. Noch unter eine Fußgängerbrücke durch, eine Rampe hoch, ging es auf die anthrazitfarbene Laufbahn. Die Zuschauerränge waren an der Zielgeraden gut gefüllt. Doch deren Lärm nahm ich gar nicht wahr, weil gerade der Sirtaki in den Lautsprechern erklang. Das Timing war einfach unglaublich und ich schwebte förmlich ins Ziel. Kurz nach dem Zielstrich stoppte ich bei 4:19:44 h ab, drehte mich um und musste die ganze Atmosphäre erst mal auf mich einwirken lassen. Sogar ein paar Tränchen musste ich verdrücken.
Dieses Stadion ist so riesig, wenn man unten steht und gleichzeitig wunderschön anzusehen mit seinen weißen Marmorsitzen, die in der Sonne noch weißer wirkten. Ich schoss ein paar Fotos und ging dann ganz langsam die halbe Runde herum bis zur Medaillenausgabe. Auf dem Weg dorthin gratulierte mir noch ein Läufer vom 100-Marathon-Club, dem wohl mein Verein ein Begriff war. Dann bekam ich die Medaille, die wirklich wunderschön in der Form des Stadions gehalten ist. Anschließend ließ ich mich mit meinem Verpflegungsbeutel nieder, ich brauchte dringend etwas zuckerhaltiges, und kam mit den nächsten Läufern ins Gespräch. Alle sind eben eine sehr große Familie. An der Gepäckausgabe traf ich dann Bianka und zusammen sind wir dann nach einer weiteren Verschnaufpause auf den Rang des Stadions gegangen, wo wir die anderen Läufer der gesamten Reisegruppe trafen und haben uns die Zieleinläufe angeschaut. Es war so toll, gemeinsam in der Sonne zu sitzen, alle waren zufrieden und damit die Stimmung bestens.
Am Abend haben wir alle noch würdig gefeiert, bevor wir am nächsten Tag noch so einige Besichtigungskilometer unter die müden Füße genommen haben. Dem Muskelkater hat das gut getan, ich hatte schon wesentlich schlimmeren.
Insgesamt war es ein wunderschönes Erlebnis, die gesamte Reise (wir haben in der kurzen Zeit sehr viel gesehen) und auch der Lauf von Marathon nach Athen selbst.
Die Organisation war perfekt, das Wetter kaisermäßig und ich hatte das Glück, wohl an einem ganz besonderen Lauf teilnehmen zu können.
Viele Grüße
Anett