Running San Antonio
Verfasst: 30.01.2011, 21:53
Dienstag, 25. Jänner, 14.00 Ortszeit, San Antonio, Texas: Was für ein Wahnsinnswetter. Während es zu Hause in Wien gerade einmal 0 Grad hat, scheint hier die Sonne und ich mache mich bei flockigen 16 Grad Plus auf meine erste Lauftour durch die siebentgrößte Stadt der USA.
San Antonio, das ist auf der einen Seite typisch Amerika: breite Straßen, zum Teil relativ gesichtslose Siedlungen, ein paar Hochäuser die dem Zentrum so was wie weltstädtisches Flair geben sollen, weit ausgedehnte Verkehrsflächen.
Das ist auf der anderen Seite aber auch unglaublich entspannt. Mit dem Riverwalk entlang des San Antonio River mit seinen tollen Lokalen und Bars, dem Tower of the Americas, the Alamo, dem Brackenridge Park, mit Häusern denen man den europäischen und den mexikanischen Einfluss ansieht; und vor allem mit unglaublich freundlichen Menschen.
Der Riverwalk am San Antonio River wurde in der 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet. In der Zeit der Weltwirtschaftkrise war die Arbeit am Fluss für viele Menschen die einzige Möglichkeit zum Broterwerb. Heute leben von der Attraktion inmitten der Millionenstadt viele - und das ziemlich gut.
Ich wähle eine Laufroute vom Marriott Rivercenter aus, in dem ich wohne, umrunde das Henry B. Gonzales Convention Center, in dem ich für ein paar Tage meiner Arbeit nachgehe und laufe am Tower of the Americas vorbei.
Der über 228 Meter hohe Turm wurde anlässlich der Weltausstellung HemisFair im Jahr 1968 gebaut. Die 184 Meter hohe Aussichtsplattform habe ich am Montag schon besucht. In 42 Sekunden gleitet der Aufzug lautlos an der Außenhaut des Turmes hinauf und hinunter und bringt einen ersten tollen Blick über die Stadt. Oben angekommen habe ich die Aussicht über San Antonio und einen kleinen Ausschnitt von Texas genossen.
Ich durchlaufe den Hemisfair Park, vorbei an einigen mexikanischen Schaustücken, wie einem so genannten Kolossalkopf aus der Zeit der Olmeken, der aus der Zeit irgendwann um 1.000 vor Christus stammt.
Ich überquere die Alamo Street, passiere La Villita, eine Ansammlung etwa 100 bis 150 Jahre alter Wohnhäuser, die heute als Herberge und Verkaufstätte für Kunsthandwerker dienen.
Von der West Nueva biegen ich in den südlichen Teil des Riverwalk ein. Der Fluss wird hier begleitet von schönen Grünflächen, wunderbaren Blumenbüschen und dem King William District. Diese Wohngegend lädt zum Schauen ein. Schöne alte Bürgerhäuser und gepflegte Gärten säumen die Straßen. Am Ende es Riverwalk (der übrigens in den nächsten Jahren sowohl in Nord- als auch in Südrichtung deutlich ausgebaut wird) quere ich die Guenther Street - benannt nach einem deutschen Einwanderer der in dieser Region die erste große Mühle errichtete.
Zurück geht es wieder den Fluß aufwärts, über die Nueva Street weiter gegen Norden, vorbei am Hauptplatz von San Antonio (ja, es gibt tatsächlich einen Hauptplatz hier). Die San Fernando Cathedral und ein architektonisch interessantes Gerichtsgebäude sind auf alle Fälle eine Besichtigung wert.
Ein Stück weiter biege ich in die Houston Street ein und stoße nach der Kreuzung mit der Alamo auf das "Alamo".
Am 6. März dieses Jahres feiern die Texaner den 175. Jahrestag eines ebenso denkwürdigen wie aussichtlosen Kampfes von 200 Männern, die das Alamo, eine frühere spanische Mission, gegen eine Übermacht von fast 6.000 mexikanischen Soldaten unter der Führung des Diktators Antonio López de Santa Anna vierzehn Tage lang verteidigten.
In den Überresten des Gebäudes mit der markanten Front finden sich allerhand Utensilien aus der Zeit und eine sehenswerte Dokumentation über die Geschehnisse im Jahr 1836.
Nur 13 Männer überlebten letztlich das Gefecht. Interessant ist, dass fast alle Namen der Verteidiger auch heute noch bekannt sind und entsprechend gewürdigt werden.
Nur kurze Zeit später, am 21. April 1836 in der Schlacht von San Jacinto wurden die mexikanischen Truppen von den Texanern unter Sam Houston überraschend in einem angeblich nur 18 Minuten dauernden Gefecht geschlagen.
Nach so viel Geschichte bin ich wieder im Hotel angelangt und mache mich etwas später frisch geduscht auf die Socken zum Abendessen.
Am 26. März dehne ich meinen zweiten Trainingslauf durch San Antonio weiter gegen Süden aus. Ich will die Mission Concepción (der vollständige Name lautet: Nuestra Señora de la Purisima Concepción de Acuña) besichtigen.
Auf dem Weg dort hin vergaloppiere ich mich zuerst einmal kräftig und lande in einem wenig attraktiven Gewerbegebiet.
Also mache ich irgendwann kehrt, finde dann doch die richtige Abzweigung in die St. Mary`s Street und befinde mich bald darauf in der Mission Street.
Es hat übrigens wieder gute 16 bis 18 Grad und die Sonne scheint.
Das im Jahr 1755 fertiggestellte Gebäude enttäuscht mich nicht. Es liegt, wie zwei weitere Missionen, im San Antonio Missions National Historical Park. Concepción ist die älteste erhaltene Steinkirche in den USA. Rund 20 Jahre haben die Spanier seinerzeit daran gebaut.
In einigen Räumen hat man Reste von Fresken freigelegt. Eine Rarität in dieser Region, da die Dächer der anderen Missionen im Laufe der Jahrzehnte einstürzten. Besonders interessant ist eine Malerei an der Decke des Konvents, genannt "Das Auge Gottes", da es das Erscheinungsbild eines Mestizen zeigt.
Nach rund 30 Minuten Besichtigung mache ich mich auf den Rückweg, da ich noch etwas zu arbeiten habe. Die Zeit ist etwas lang geworden und ich gebe Gas.
Ich spüre meinen gewaltigen Trainingsrückstand in den Beinen, aber wie Grönemeyer sagt:"Was muss muss!", also lasse ich nicht nach. Zu spät kommen geht einfach nicht und die warme Sonne tut das Ihre dazu, mich bei guter Laune und ebensolchem Tempo zu halten.
Die Texaner nehmen übrigens den Autofahrerslogan "Drive friendly - the Texas way" ernst. Sobald ich mich nur einer ungeregelten Kreuzung nähere, stoppen sie und lassen mir den Vortritt. Überhaupt ist in San Antonio eine äußerst entspannte Fahrweise üblich. Sehr angenehm für Fußgänger.
Ich biege von der St. Mary's wieder in die Alamo Street ein und nehme den kurzen Knick in die Commerce Street zum Marriott Rivercenter.
Frisch machen und dann ab zur Arbeit geht in 15 Minuten.
Am Abend bin ich dann mit Kollegen in der Cowboys Dancehall wo neben Tex-Mex Essen und einer starken Band (LC Rocks) auch eine Bullriding-Show geboten wird.
Ich möchte jedenfalls mein Kreuz nicht mit dem der Cowboys eintauschen, die in der Show Kopf und Kragen riskieren.
Der Rückflug von San Antonio am Freitag wird allerdings auch zur Belastungsprobe: Die Maschine der Austrian Airlines auf der Verbindung Washington - Wien hat einen Triebwerksschaden (was die Idioten viel zu spät melden) und wir müssen Umbuchen. Nach einem Stop in München lande ich dann doch wohlbehalten in Wien.
Es ist schweinekalt da und das erste was mir auffällt, sind die agressiven Autofahrer denen eine ordentliche Portion texanischer Gelassenheit gut täte.
Liebe Grüße
Wolfgang
San Antonio, das ist auf der einen Seite typisch Amerika: breite Straßen, zum Teil relativ gesichtslose Siedlungen, ein paar Hochäuser die dem Zentrum so was wie weltstädtisches Flair geben sollen, weit ausgedehnte Verkehrsflächen.
Das ist auf der anderen Seite aber auch unglaublich entspannt. Mit dem Riverwalk entlang des San Antonio River mit seinen tollen Lokalen und Bars, dem Tower of the Americas, the Alamo, dem Brackenridge Park, mit Häusern denen man den europäischen und den mexikanischen Einfluss ansieht; und vor allem mit unglaublich freundlichen Menschen.
Der Riverwalk am San Antonio River wurde in der 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet. In der Zeit der Weltwirtschaftkrise war die Arbeit am Fluss für viele Menschen die einzige Möglichkeit zum Broterwerb. Heute leben von der Attraktion inmitten der Millionenstadt viele - und das ziemlich gut.
Ich wähle eine Laufroute vom Marriott Rivercenter aus, in dem ich wohne, umrunde das Henry B. Gonzales Convention Center, in dem ich für ein paar Tage meiner Arbeit nachgehe und laufe am Tower of the Americas vorbei.
Der über 228 Meter hohe Turm wurde anlässlich der Weltausstellung HemisFair im Jahr 1968 gebaut. Die 184 Meter hohe Aussichtsplattform habe ich am Montag schon besucht. In 42 Sekunden gleitet der Aufzug lautlos an der Außenhaut des Turmes hinauf und hinunter und bringt einen ersten tollen Blick über die Stadt. Oben angekommen habe ich die Aussicht über San Antonio und einen kleinen Ausschnitt von Texas genossen.
Ich durchlaufe den Hemisfair Park, vorbei an einigen mexikanischen Schaustücken, wie einem so genannten Kolossalkopf aus der Zeit der Olmeken, der aus der Zeit irgendwann um 1.000 vor Christus stammt.
Ich überquere die Alamo Street, passiere La Villita, eine Ansammlung etwa 100 bis 150 Jahre alter Wohnhäuser, die heute als Herberge und Verkaufstätte für Kunsthandwerker dienen.
Von der West Nueva biegen ich in den südlichen Teil des Riverwalk ein. Der Fluss wird hier begleitet von schönen Grünflächen, wunderbaren Blumenbüschen und dem King William District. Diese Wohngegend lädt zum Schauen ein. Schöne alte Bürgerhäuser und gepflegte Gärten säumen die Straßen. Am Ende es Riverwalk (der übrigens in den nächsten Jahren sowohl in Nord- als auch in Südrichtung deutlich ausgebaut wird) quere ich die Guenther Street - benannt nach einem deutschen Einwanderer der in dieser Region die erste große Mühle errichtete.
Zurück geht es wieder den Fluß aufwärts, über die Nueva Street weiter gegen Norden, vorbei am Hauptplatz von San Antonio (ja, es gibt tatsächlich einen Hauptplatz hier). Die San Fernando Cathedral und ein architektonisch interessantes Gerichtsgebäude sind auf alle Fälle eine Besichtigung wert.
Ein Stück weiter biege ich in die Houston Street ein und stoße nach der Kreuzung mit der Alamo auf das "Alamo".
Am 6. März dieses Jahres feiern die Texaner den 175. Jahrestag eines ebenso denkwürdigen wie aussichtlosen Kampfes von 200 Männern, die das Alamo, eine frühere spanische Mission, gegen eine Übermacht von fast 6.000 mexikanischen Soldaten unter der Führung des Diktators Antonio López de Santa Anna vierzehn Tage lang verteidigten.
In den Überresten des Gebäudes mit der markanten Front finden sich allerhand Utensilien aus der Zeit und eine sehenswerte Dokumentation über die Geschehnisse im Jahr 1836.
Nur 13 Männer überlebten letztlich das Gefecht. Interessant ist, dass fast alle Namen der Verteidiger auch heute noch bekannt sind und entsprechend gewürdigt werden.
Nur kurze Zeit später, am 21. April 1836 in der Schlacht von San Jacinto wurden die mexikanischen Truppen von den Texanern unter Sam Houston überraschend in einem angeblich nur 18 Minuten dauernden Gefecht geschlagen.
Nach so viel Geschichte bin ich wieder im Hotel angelangt und mache mich etwas später frisch geduscht auf die Socken zum Abendessen.
Am 26. März dehne ich meinen zweiten Trainingslauf durch San Antonio weiter gegen Süden aus. Ich will die Mission Concepción (der vollständige Name lautet: Nuestra Señora de la Purisima Concepción de Acuña) besichtigen.
Auf dem Weg dort hin vergaloppiere ich mich zuerst einmal kräftig und lande in einem wenig attraktiven Gewerbegebiet.
Also mache ich irgendwann kehrt, finde dann doch die richtige Abzweigung in die St. Mary`s Street und befinde mich bald darauf in der Mission Street.
Es hat übrigens wieder gute 16 bis 18 Grad und die Sonne scheint.
Das im Jahr 1755 fertiggestellte Gebäude enttäuscht mich nicht. Es liegt, wie zwei weitere Missionen, im San Antonio Missions National Historical Park. Concepción ist die älteste erhaltene Steinkirche in den USA. Rund 20 Jahre haben die Spanier seinerzeit daran gebaut.
In einigen Räumen hat man Reste von Fresken freigelegt. Eine Rarität in dieser Region, da die Dächer der anderen Missionen im Laufe der Jahrzehnte einstürzten. Besonders interessant ist eine Malerei an der Decke des Konvents, genannt "Das Auge Gottes", da es das Erscheinungsbild eines Mestizen zeigt.
Nach rund 30 Minuten Besichtigung mache ich mich auf den Rückweg, da ich noch etwas zu arbeiten habe. Die Zeit ist etwas lang geworden und ich gebe Gas.
Ich spüre meinen gewaltigen Trainingsrückstand in den Beinen, aber wie Grönemeyer sagt:"Was muss muss!", also lasse ich nicht nach. Zu spät kommen geht einfach nicht und die warme Sonne tut das Ihre dazu, mich bei guter Laune und ebensolchem Tempo zu halten.
Die Texaner nehmen übrigens den Autofahrerslogan "Drive friendly - the Texas way" ernst. Sobald ich mich nur einer ungeregelten Kreuzung nähere, stoppen sie und lassen mir den Vortritt. Überhaupt ist in San Antonio eine äußerst entspannte Fahrweise üblich. Sehr angenehm für Fußgänger.
Ich biege von der St. Mary's wieder in die Alamo Street ein und nehme den kurzen Knick in die Commerce Street zum Marriott Rivercenter.
Frisch machen und dann ab zur Arbeit geht in 15 Minuten.
Am Abend bin ich dann mit Kollegen in der Cowboys Dancehall wo neben Tex-Mex Essen und einer starken Band (LC Rocks) auch eine Bullriding-Show geboten wird.
Ich möchte jedenfalls mein Kreuz nicht mit dem der Cowboys eintauschen, die in der Show Kopf und Kragen riskieren.
Der Rückflug von San Antonio am Freitag wird allerdings auch zur Belastungsprobe: Die Maschine der Austrian Airlines auf der Verbindung Washington - Wien hat einen Triebwerksschaden (was die Idioten viel zu spät melden) und wir müssen Umbuchen. Nach einem Stop in München lande ich dann doch wohlbehalten in Wien.
Es ist schweinekalt da und das erste was mir auffällt, sind die agressiven Autofahrer denen eine ordentliche Portion texanischer Gelassenheit gut täte.
Liebe Grüße
Wolfgang