alsterrunner hat geschrieben:Dann antworte ich mal als jemand, der auch schon bei der Ausrichtung (wenn auch 'nur' als einfacher Helfer beim Rundenzählen und Sprunghöhen aufschreiben) einer Senioren-NDM mitgeholfen hat: Mit *dem* Zeit- und Helferaufwand könnte man locker drei prima offene Sportfeste organisieren. Ich weiß, da gibt's keine Medallien - aber wenn man dann statt je eines M30, M35, M40, M45, M50, W.... usw. Laufs einen A, B und C-Lauf macht, kommt sich hinterher auch niemand doof vor.
In unserem Landesverband gibt es nicht mal Medaillen bei den Senioren. Das kann also nicht der Grund sein, warum die Leute da zu den Seniorenmeisterschaften gehen - auch wenn du nicht müde wirst, so etwas zu unterstellen. (Wenn es mir um Trophäen ginge, die könnte ich billiger bei Volksläufen abstauben, wird mit der Neuregelung auch nicht viel schwieriger, so schlecht wie HK und M30 hier oft besetzt sind.)
Drei offene Sportfeste mit demselben Programm kannst du mit dem selben Aufwand nicht organisieren, und wenn, dann wäre das dennoch nicht dasselbe - und das liegt nicht ursächlich an irgendwelchen Trophäen.
Ein großer Vorteil von den Seniorenmeisterschaften ist für mich, das es über 400 und 800 nahezu ideale Rennen für mich sind vom Leistungsniveau und diese lassen sich hier sonst viel schwieriger finden. Daneben wollen viele Sportler wollen eben gerne gegen gleichaltrige laufen, wollen dieselben Konkurrenten wieder treffen. Alte Freundschaften, alter Rivalitäten pflegen etc.
Und ja es kommt auch darauf an was die Sportler wollen. Der DLV ist keine reine Spitzensportorganisation und afaik sind über 70% der Mitglieder über 30. Im Moment sehe ich auch noch Chancen dafür, dass die Mitglieder so viel Macht haben, dass die Neuregelung gekippt wird.
Zumal es relativ idiotisch ist, dass jetzt auf der nationalen Ebene die Klasse m35 fehlen soll, während es sie auf Europaebene gibt.
alsterrunner hat geschrieben:
Don't get me wrong, ich will niemandem seinen WK wegnehmen, aber das nimmt bei uns wirklich groteske Züge an - da rennen Leute durch die Gegend und erzählen rum, sie seien norddeutscher Meister über 5000m und murmeln maximal im Nachklapp noch "in der M30". "Oho", sagen dann die Zuhörer, und wenn sie das "M30" gehört haben, "in der M30 also - naja, das wird ja wahrscheinlich fast genauso gut sein wie bei den Männer, weil M30 ist ja kaum älter als Männer".
Wieso stört dich das so? Lass die Leute doch reden, genauso wie die, die sagen "ja ich bin auch mal eine Marathon gelaufen, so 1,5 h habe ich dafür gebraucht." Und lass die Zuhörer doch denken was sie wollen. Du kannst diesen Leuten die Antwort doch auf dem Platz oder auf der Straße geben. Du weißt doch was du kannst und was deine Leistung wert ist, oder?
Dass dumme Geschwätz von solchen Leuten berührt mich fast ebenso wenig wie die Lobhudelei von anderen, die denken meine 2:58 im M. (meine schlechteste PB!) wären toll, nur weil sie halt Jogger mit begrenztem Horizont sind. Die Lubhudelei berührt mich aber fast mehr, sie ist mir nämlich peinlich.
Doch, du willst Leuten den WK wegnehmen, und zwar anscheinend u. a. deswegen, weil du alle in Sippenhaft nehmen willst für die zugegeben fragwürdige Prahlerei weniger.
Die klare Mehrheit der Sportler, die mir auf den (Senioren-) Meisterschaften begegnen, können ihre eigene Leistung wie Carsten oder auch ich sehr gut einschätzen und haben es nicht nötig, sich damit (am Ende noch missverständlich) noch zu produzieren. Auch wenn man weiß, wie wenig so ein B- oder C-Titel wert ist, freut man sich darüber mehr als über einen gewonnenen B-Lauf bei einem Sportfest. Meisterschaften sind eben etwas anderes als Sportfeste, es geht mehr um den Kampf als um die Zeit.
Und viele ältere Sportler können ihre Zeiten nicht mehr verbessern, und dann geht es eben um (Meisterschafts)-Plätze, und wieso soll dass bei älteren die falsche Motivation sein, bei jüngeren aber die richtige?
Wenn es nicht um Medaillen und Podiumsplätze gehen darf, können wir ja die Medaillen bei den Spielen und überhaupt alle Meisterschaften abschaffen, wir machen einfach nur noch offene Sportfeste.
alsterrunner hat geschrieben:
Ich finde einfach, und das ist nur meine persönliche Ansicht, dass es für jene, die dazu körperlich in der Lage sind, die ganz normalen, offiziellen Landesmeisterschaften ohne irgendwelchen Sonderwertungsschnickschnack geben sollte.
Diese Meisterschaften gibt es ja bereits. Übrigens in manchem kleinen Landesverband mit Qualileistungen, die im Vergleich zu den hiesigen pillepalle sind - in diesem Fall ist es auch nicht verwunderlich, das man die Seniorenmeisterschaften einschränken will.
alsterrunner hat geschrieben:
Wenn ich dafür die Quali nicht schaffe oder es keine gibt und ich dann im Rennen blöd aussehe, dann ist das die harte Realität, sonst nichts.
Ich bewundere immer wieder, was für ein tough guy du doch bist, der sich im Gegensatz zur andren, die ihre rosa Brillen aufsetzen, ständig mit der harten Realität auseinandersetzt, ihr quasi furchtlos in die Augen sieht, im Angesicht der Qualinormen nur kurz lacht und dann den Trainingseifer verdoppelt.

Hast du diese "tough guy-Attitüde" nötig? Wenn ja warum? Recht es nicht, in der "harten Realität" "tough" zu sein?
alsterrunner hat geschrieben:
Dafür gibt es doch die Vereinswettkämpfe. Und dass die häufig mies besetzt sind - dafür kann ich nun auch nichts. Das wäre Sache vom Verband und von den Vereinen, sich Konzepte auszudenken, die dem entgegenwirken (wir machen z.B. in Hamburg schon einiges in die Richtung).
Das Wettkampfprogramm bei Euch ist afaik fast so enttäuschend wie das in meiner Gegend - nur dass bei euch wohl knapp 2 Millionen Leute in unmittelbarem Einzugsgebiet leben und hier vielleicht ein paar hunderttausend.
Das Engagement in Ehren, aber Selbstlob scheint da aktuell noch völlig fehl am Platz. Ich freue mich, wenn ihr was zum positiven verändert, aber da muss die Latte doch um einiges höher gelegt werden, bis man die eigene Arbeit als positives Beispiel hinstellen kann.
alsterrunner hat geschrieben:
Es ist doch auch begrifflich schon hart, Leute mit 30 in eine Seniorenklasse zu stecken. Und mag sein, dass die 30jährigen weniger Weltrekorde laufen - sie gewinnen bisweilen aber sehr wohl auch Männermeisterschaften.
Der Begriff Senioren ist natürlich schlecht und irreführend, weil man hierzulande außerhalb des Sports eigentlich erst ab 60 oder noch älter als Senior gilt. Bei vielen anderen weniger sinnvollen Gelegenheiten benutzt man englische Begriffe, aber hier wie international das Wort Master zu verwenden, darauf kommt scheinbar keiner. Dabei wäre es der Sache möglicherweise durchaus dienlich.
alsterrunner hat geschrieben: Spätestens, wenn ein Jonas Hamm mit "Wertungsalter 31" (Jahrgang 80) die DM der Männer über 3000m holt, kann ich es mir doch wirklich verkneifen, mir etwas auf die M30-DM einzubilden.
Und ein Jonas Hamm darf sich was auf seine 8'05 in der Halle einbilden, obwohl ein Jugendlicher Isiah Koech ne 7'37 hinknallt ... und der deutlich ältere Bernard Lagat Hamm in jedem 3000er wirklich alt aussehen lassen würde, genau wie Haile den über 30jährignen Fitschen in jedem Straßenlauf?
Man muss nicht alles vergleichen.
Und kaum ein ernsthafter Sportler setzt die Wertigkeit eines Seniorentitels mit dem bei den aktiven gleich. Das bedeutet aber nicht, dass die Seniorenmeisterschaften keine Berechtigung haben.
Gruß
C.