Das schönste Ziel der Welt...
Verfasst: 23.05.2011, 09:21
(Weil es ja doof ist, wenn Laufberichte nur in den Blogs stehen)
...heißt Schmiedefeld. Dies ist einer der Slogans des Rennsteiglaufes. Als ich am Kilometerschild 72 vorbeilief, wurde mir schlagartig klar, dass dies der passendste Titel für den Laufbericht war. Davorn hatte etliche Kilometer hinter mir, die mich daran erinnerten, wie hart Langstreckenlauf sein kann.
Nach den entspannten 100 km von Biel, war ich vor meinem dritten langen Kanten über den Rennsteig erstaunlich unaufgeregt. Selbst die festen Waden in der letzten Woche beunruhigten mich nur wenig. Wieder waren Wolfgang und Gudrun aus Wien gekommen, wir nahmen mein Blogzwilling Kerstinmit nach Eisenach und trafen dort am Vorabend viele Lauffreunde.
Am nächten Morgen kurz vor 6 Uhr auf dem Markt von Eisenach war es mild und ließ bestes Laufwetter erwarten. Zu den Klängen des Rennsteigliedes, das uns den Tag über begleiten würde, liefen wir durch das Starttor. Nach meinen von Krämpfen geplanten ersten Supermarathonvor zwei Jahren und dem bewusst vorsichtigen im vergangenen Jahr, wollten wir uns dieses Jahr nicht ganz so zurückhalten. Aber was heißt das schon bei 72,7 bergigen Kilometern. MichaelsVorschlag, gemeinsam eine Zeit unter 8 h anzupeilen, hatte ich als unrealistish für mich abgelehnt.
Die ersten 25 km bis zum Inselsberg liefen sich unspektakulär. Nach 2:46 h waren wir oben, hatten 800 Höhenmeter überwunden und fühlten uns noch gut. Nach dem steilen Abstieg kommt dann die Strecke, die am angenehmsten zu laufen ist, denn bis zur Ebertswiese geht es meist nur leicht wellig auf und ab. Wir schwatzten ein mit anderen Läufern und hatten dieses unbeschreibliche Rennsteiggefühl.
Es war wohl nur eine leichte Unachtsamkeit. Plötzlich lag ich in voller Länge auf dem Weg. Doch der Schreck war schlimmer als die leichten Abschürfungen. Nach ein paar Wanderschritten konnte ich gut weiterlaufen.
Irgendwann nach der Marathonmarke stellte Wolfgang fest, dass es ihm inzwischen schwer fällt. Ich ging in mich. Vor zwei Jahren, als wir zusammen liefen, fiel es mir an dieser Stelle schwerer, letztes Jahr noch etwas leichter, aber da waren wir auch etwas mehr an den Bergen gegangen. Nach dem Sperrhügel wurde es dann auch für mich etwas schleppend. Ein bisschen kannte ich es - noch sind es fast 30 km und die Kilometer ziehen sich wie Gummi bis Oberhof. Doch es waren fast immer die gleichen Läufer um uns, wir wurden also nicht langsamer. Im Vergleich zu 2009 waren wir in Oberhof sogar 3 Minuten eher, nachdem wir bis zur Marathonmarke auf die Minute die gleichen Zwischenzeiten hatten.
Nachdem wir am Grenzadler und an der Ausspanne schon meinen Vater getroffen hatten, warteten am Rondell unsere Frauen. Es ist immer ein richtigen Motivationsschub, wenn man seine Fans trifft. (Entsprechend niederschmetternd ist es, wenn Verabredungen einmal nicht aufgehen.) Hier am Rondell hatten mich vor zwei Jahren schlimmste Krämpfe zu einer langen Wanderung gezwungen. Zwar zuckte es auch jetzt gelegentlich in meinen Waden, aber ich hatte das Gefühl, die Kompressionsstrümpfe, die mir Jens geschenkt hatte, halfen. Hatte ich vor Oberhof eine Schwächephase, schwächelte nun Wolfgang etwas.
Die paar Regentropfen taten gut, das Gewitter erwischte nur die schnellern Läufer - das haben sie davon. Hinter dem Beerberg zwangen mich krampfartige Zuckungen im Oberschenkel zu einem Stück Wanderung. Vorsichtig anlaufen - ja es ging. Obwohl es jetzt immer bergab geht, fiel es mir einfach nur schwer. Die Knie begannen zu schmerzen, Oberschenkel und Waden zuckten - so ist es, wenn der Körper nicht mehr will. Immer mal wieder ein paar Gehschritte, um ihn zu besänftigen. Jetzt überholten uns auch Läufer, die wir vorher nicht in unserer Nähe gesehen haben - wir fielen zurück.
Kurz vor dem letzten Anstieg zum Bierfleck krampfte der Oberschenkel dann richtig. Mist, unter 8:30 ins Ziel zu kommen, wäre schön gewesen. Andererseits Erleichterung, dass es erst hier passiert. Ich überzeugte Wolfgang weiter zu laufen. Er hätte mir sowieso nicht helfen können. Dann begannen die vorsichtigen Versuche: Langsam anlaufen, gerade auftreten aber bloß nicht von anderern Läufern mitziehen lassen. Irgendwie war es eine rechte Quälerei, jedenfalls bis zu Kilometer 72. Dann waren es nur noch wenige Meter bis zum schönsten Ziel der Welt, wo die Uhr nach 8:35 für mich stehen blieb.
Bei der Party sang ich dann mit allen lauthals nicht nur das Rennsteiglied sondern auch den wichtigsten Vers der Rennsteiglaufhymne"Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr ,sind wir alle wieder da."
Wer jetzt noch ein paar Bilder sehen will, muß doch in den Blog schauen
...heißt Schmiedefeld. Dies ist einer der Slogans des Rennsteiglaufes. Als ich am Kilometerschild 72 vorbeilief, wurde mir schlagartig klar, dass dies der passendste Titel für den Laufbericht war. Davorn hatte etliche Kilometer hinter mir, die mich daran erinnerten, wie hart Langstreckenlauf sein kann.
Nach den entspannten 100 km von Biel, war ich vor meinem dritten langen Kanten über den Rennsteig erstaunlich unaufgeregt. Selbst die festen Waden in der letzten Woche beunruhigten mich nur wenig. Wieder waren Wolfgang und Gudrun aus Wien gekommen, wir nahmen mein Blogzwilling Kerstinmit nach Eisenach und trafen dort am Vorabend viele Lauffreunde.
Am nächten Morgen kurz vor 6 Uhr auf dem Markt von Eisenach war es mild und ließ bestes Laufwetter erwarten. Zu den Klängen des Rennsteigliedes, das uns den Tag über begleiten würde, liefen wir durch das Starttor. Nach meinen von Krämpfen geplanten ersten Supermarathonvor zwei Jahren und dem bewusst vorsichtigen im vergangenen Jahr, wollten wir uns dieses Jahr nicht ganz so zurückhalten. Aber was heißt das schon bei 72,7 bergigen Kilometern. MichaelsVorschlag, gemeinsam eine Zeit unter 8 h anzupeilen, hatte ich als unrealistish für mich abgelehnt.
Die ersten 25 km bis zum Inselsberg liefen sich unspektakulär. Nach 2:46 h waren wir oben, hatten 800 Höhenmeter überwunden und fühlten uns noch gut. Nach dem steilen Abstieg kommt dann die Strecke, die am angenehmsten zu laufen ist, denn bis zur Ebertswiese geht es meist nur leicht wellig auf und ab. Wir schwatzten ein mit anderen Läufern und hatten dieses unbeschreibliche Rennsteiggefühl.
Es war wohl nur eine leichte Unachtsamkeit. Plötzlich lag ich in voller Länge auf dem Weg. Doch der Schreck war schlimmer als die leichten Abschürfungen. Nach ein paar Wanderschritten konnte ich gut weiterlaufen.
Irgendwann nach der Marathonmarke stellte Wolfgang fest, dass es ihm inzwischen schwer fällt. Ich ging in mich. Vor zwei Jahren, als wir zusammen liefen, fiel es mir an dieser Stelle schwerer, letztes Jahr noch etwas leichter, aber da waren wir auch etwas mehr an den Bergen gegangen. Nach dem Sperrhügel wurde es dann auch für mich etwas schleppend. Ein bisschen kannte ich es - noch sind es fast 30 km und die Kilometer ziehen sich wie Gummi bis Oberhof. Doch es waren fast immer die gleichen Läufer um uns, wir wurden also nicht langsamer. Im Vergleich zu 2009 waren wir in Oberhof sogar 3 Minuten eher, nachdem wir bis zur Marathonmarke auf die Minute die gleichen Zwischenzeiten hatten.
Nachdem wir am Grenzadler und an der Ausspanne schon meinen Vater getroffen hatten, warteten am Rondell unsere Frauen. Es ist immer ein richtigen Motivationsschub, wenn man seine Fans trifft. (Entsprechend niederschmetternd ist es, wenn Verabredungen einmal nicht aufgehen.) Hier am Rondell hatten mich vor zwei Jahren schlimmste Krämpfe zu einer langen Wanderung gezwungen. Zwar zuckte es auch jetzt gelegentlich in meinen Waden, aber ich hatte das Gefühl, die Kompressionsstrümpfe, die mir Jens geschenkt hatte, halfen. Hatte ich vor Oberhof eine Schwächephase, schwächelte nun Wolfgang etwas.
Die paar Regentropfen taten gut, das Gewitter erwischte nur die schnellern Läufer - das haben sie davon. Hinter dem Beerberg zwangen mich krampfartige Zuckungen im Oberschenkel zu einem Stück Wanderung. Vorsichtig anlaufen - ja es ging. Obwohl es jetzt immer bergab geht, fiel es mir einfach nur schwer. Die Knie begannen zu schmerzen, Oberschenkel und Waden zuckten - so ist es, wenn der Körper nicht mehr will. Immer mal wieder ein paar Gehschritte, um ihn zu besänftigen. Jetzt überholten uns auch Läufer, die wir vorher nicht in unserer Nähe gesehen haben - wir fielen zurück.
Kurz vor dem letzten Anstieg zum Bierfleck krampfte der Oberschenkel dann richtig. Mist, unter 8:30 ins Ziel zu kommen, wäre schön gewesen. Andererseits Erleichterung, dass es erst hier passiert. Ich überzeugte Wolfgang weiter zu laufen. Er hätte mir sowieso nicht helfen können. Dann begannen die vorsichtigen Versuche: Langsam anlaufen, gerade auftreten aber bloß nicht von anderern Läufern mitziehen lassen. Irgendwie war es eine rechte Quälerei, jedenfalls bis zu Kilometer 72. Dann waren es nur noch wenige Meter bis zum schönsten Ziel der Welt, wo die Uhr nach 8:35 für mich stehen blieb.
Bei der Party sang ich dann mit allen lauthals nicht nur das Rennsteiglied sondern auch den wichtigsten Vers der Rennsteiglaufhymne"Hei, hei, hei, ho, im nächsten Jahr ,sind wir alle wieder da."
Wer jetzt noch ein paar Bilder sehen will, muß doch in den Blog schauen